Kausu schrieb:
Ich will keine Zukunftsvisionen von Philosophen hören, sondern rationale knallharte Berechnungen und zwar von Mathematikern, Wirtschaftswissenschaftlern usw.
Als MINT-Akademiker mache ich das auch meist. Ich habe hier schon viele "harte Fakten" gepostet, Studien zitiert usw. Nichtsdestoweniger halte ich es für wichtig, neben Dystopien und harten Zahlen auch Utopien anzubieten. Konstruktive Vorschläge, wie man einen
soziale Zukunft organisieren kann. Sonst läuft das eher auf ein Modell USA hinaus, wo man die unteren Teile der Gesellschaft de facto "ghettoisiert". Und am besten zusätzlich noch Mauern um die gehobenen Wohngebiete zieht. Mit kontrollierten Eingängen und bewaffneten Wachen.
Kausu schrieb:
Automation lässt indirekt auch solches Vermögen steigern. Gerade die Techkonzernaktionen oder auch Automobil werden steigern.
Ja genau, das schrieb ich ja. Wenn man in Ressourcen (eventuell z.B. seltene Erden, Kupfer, Gold, ...), Aktien (die richtigen Konzerne) oder Dergleichen investiert, dann kann es dort durch die Automation auch massive Gewinne geben.
Aber wie risikofreudig sind die Deutschen? Sehr gering. Es "vergammeln" doch jetzt schon Milliarden auf deutschen Konten. Dann noch Sparbücher und Dergleichen.
Risikoinvestitionen sind hierzulande nicht sehr beliebt.
Kausu schrieb:
Und wieder ging keiner auf meine Fragen zu z.B. der Rente oder anderer erworbener Ansprüche ein. Immer irgendwelche Ausflüchte.
Indirekt schon. Denn die Konsequenz aus technologischem Wandel, Nullzinspolitik, weniger Arbeitsplätzen, ... ist, dass diese bisherigen, sicheren Konzepte, wie Sparbücher, private Vorsorge, Rente, u.v.m. sukzessive
entwertet werden.
Wir wollen beim Thema BGE bleiben und vor allem Rente nicht zu sehr intensivieren. Mit Riester & Co. hat man da viel auch absichtlich zerstört, aber mit den zukünftigen Veränderungen halten traditionelle Sicherheitskonzepte eben ohnehin nicht mehr lange durch.
Schon heute muss man mit mittlerem Einkommen oder weniger ja sehr alt werden, um etwa von einer Riesterrente überhaupt unterm Strich ein Plus zu erhalten. Und seit Jahrzehnten waren noch nie so viele Bürger von Altersarmut bedroht, wie heute.
Kausu schrieb:
Was ein BGE für die unterer Gesellschaft aber genau bedeuten würde. "Hier 1000€- hört auf zu nerven"
Exakt. Deshalb der Verweis auf Precht, der zu der harten, rein wirtschaftlichen Betrachtung (die eben z.B. Google & Co. aus offensichtlichen Gründen beim BGE anstreben) soziale Ansätze hinzugibt.
Kausu schrieb:
Ascer zu deinem Post. Ich gehe grob bei der Einteilung der Gesellschaft mit aber jeder hat die Möglichkeit, wenn er denn will, auch hochqualifizierte Arbeiten auszuführen.
Kausu schrieb:
Habe ich oben bereits erwähnt. Es ist möglich. Ich halte dieses "wir weden alle Arbeitslos" für eine faule Ausrede, um sich nicht selbst weiterzubilden.
Einer der größten Irrtümer - primär der Konservativen und Sozis - ist es, dass es
für jeden Arbeit gäbe.
Einer der größten Irrtümer - häufig von Liberalen - ist es, dass man jeden nahezu
beliebig weiterqualifizieren könne. Mit Hinblick auf Konstruktivität und Produktivität, also eine (Wieder-)Einsetzbarkeit in der Wirtschaft.
Nur um einen von vielen Aspekten davon zu beleuchten:
Es gibt sehr umfangreiche IQ-Studien, unter anderem von dem US-Militär. Diese Institution ist logischerweise daran interessiert, so viele wie möglich zu rekrutieren. Besonders in Kriegszeiten. Trotzdem kommen viele Studien auf dem Gebiet zu dem Schluss, dass man ungefähr bei einem IQ von 83 die Grenze zwischen "verwendbar" und "nicht verwendbar" ziehen sollte. In relativen Zahlen trifft das je nach Gesellschaft um und bei die unteren 10%. Man geht davon aus, dass das in etwa der Prozentsatz ist, der in keinster Weise und in keiner Profession positiv einsetzbar ist. Egal was die also machen, unterm Strich richten sie mehr Schaden als Nutzen an.
Das ist auch mit einem einfachen Gedankenexperiment feststellbar. In einer automatisierten Welt erlischt die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit von z.B. Fließbandarbeiten in Behindertenwerken vollends. Da ist es nicht schwer vorstellbar, dass geistig nicht signifikant leistungsfähigere Menschen im Vergleich zu geistig Behinderten, auch sehr schwer vermittelbar für jegliche Art von Arbeit sind.
Bei immer komplexeren Tätigkeiten (Stichwort: neue Arbeitsplätze im quartären Sektor) bedeutet das folgerichtig, dass immer
weniger Menschen dazu in der Lage sein werden, in diesen Feldern einen produktiven Beitrag zu leisten.
Kleines Beispiel: ich unterrichte unter anderem Bachelorstudenten, die kurz vor ihrem Abschluss stehen oder parallel gerade an ihrer BA schreiben. An einer großen Unis in Deutschland, der Top-Adressen. Wenn ich das mit meinem erweiterten Bekanntenkreis vergleiche, dann ist das Niveau hier schon deutlich höher als an der "Durschnitts-FH".
Unter anderem leite ich da wissenschaftliche Projekte zu KI-Themen. "Selbst" bei uns ist etwa die Hälfte derer, die dort partizipieren, einfach schlicht nicht intelligent genug um einen wirklich produktiven Beitrag zu leisten. Die bekommen ihren Abschluss hin, sie können auch Tätigkeiten in Teams übernehmen, aber keiner von denen wird je eigenständig was in dem Bereich konstruktiv leisten.
Und auch von der fähigeren Hälfte gibt es selten Leute, denen ich jenseits von typischen Analysen oder "Code-Monkey-Tätigkeiten" was zutrauen würde.
Das traurige dabei ist, dass es bei uns zig Leute gibt, die besser sind als ich. I.d.R. reichen meine Beiträge gerade so, um sich im obersten Drittel zu positionieren. Was weit entfernt von den Spitzenkräften ist.
Grundsätzlich gibt es sehr viele Menschen, die zwei linke Hände haben, nicht kreativ veranlagt sind und höchstens durchschnittlich intelligent. Und da ist ein Transfer in anspruchsvolles Handwerk oder den quartären Sektor
ausgeschlossen.
Wirtschaftlich gesehen kann man diese Menschen nur abschreiben.
Ein Bekannter von mir z.B. hat seine Ausbildung als Tischler gemacht, sehr zeitig danach seinen Meister. Einen eigenen Betrieb gegründet und ist sehr erfolgreich mit individuellen, anspruchsvollen Tätigkeiten. Also nicht Massen-, sondern Qualitätsdienstleistung.
Vergleiche das mit dem typischen Handwerker. Es ist ja nichtmal
jeder dazu in der Lage, seinen Meister (oder in anderen Feldern Techniker o.Ä.) zu machen. Und auch bei denen, die das schaffen, gibt es doch erhebliche Qualitätsunterschiede - und das nicht nur wegen Fleiß, sondern schlicht wegen Potential / Können.
Für Handwerk & Co. wird im tertiären Sektor - Dienstleistungsgewerbe - in Zukunft sehr qualifiziert sein müssen. Massenarbeit kann automatisiert werden. Und da werden viele schlicht nicht gut genug sein, um mitzuhalten.
Bei Kreativen sieht das auch nicht anders aus. Man kann sein ganzes Leben lang versuchen künstlerisch tätig zu sein, die Wenigstens werden das Potential haben dort produktiv und langfristig erfolgreich tätig zu sein.
Und bei geistig anspruchsvollen Tätigkeiten ist das genauso. Für ordentliche Akademiker, die realistisch gesehen produktiv im quartären Sektor eingesetzt werden können, kann man mal grob pauschalisiert alles unter ungefähr IQ 120 vergessen. Das sind - je nach Gesellschaft - fast 95% der Bevölkerung, die da rausfallen.
Die Zahlen sind auch realistisch; denke etwa an meine frühere Ausführung zu unseren Studenten. Denn IQ unter 120 fällt nur in den Bereich (leicht) überdurchschnittlich intelligent. Davon gibt es bei uns nicht viele.