Zur Höhe des Grundeinkommens:
Das Ziel soll doch wohl sein, dass die Leute am Ende zufriedener mit ihrem Leben sind. Daher muss man von einem Grundeinkommen leben können, ohne dass man notwendigerweise arbeitet. Meiner Einschätzung nach landet man da bei etwa 1.000 bis 1.100 Euro netto für einen Erwachsenen. Diese Summe gilt jedoch nur unter den gegenwärtigen Zustand und dort insbesondere unter der Voraussetzung der aktuellen Mehrwertsteuersätze. Auch wenn andere Steuerarten noch wegfallen, wäre die Heraufsetzung von 7 bzw. 19 Prozent auf 100 Prozent ein herber Schlag. Wenn man es ernst meint mit dem Grundeinkommen, dann darf die Kaufkraft nicht ins Bodenlose fallen. Ein Grundeinkommen, das irgendwo unterhalb der aktuellen Sozialhilfesätze liegt, können wir uns sparen. Denn dann bleibt der Verwaltungsapparat erhalten und der Gang zum Sozialamt unumgänglich. – Ist unter diesen Bedingungen immer noch die Finanzierung gesichert?
Zur Automatisierung:
Bevor man 30 Kassierer in einem Supermarkt entlässt, muss sich die Investition in die automatischen Kassen lohnen. Und da sind wir in sehr vielen Bereichen noch längst nicht so weit. Warum werden die verglasten Hochhäuser immer noch von Menschen geputzt und nicht von Robotern? Weil es sich nicht rechnet.
In sehr vielen Bereichen sind wir gar nicht in der Lage, eine sinnvolle oder bezahlbare Automatisierung herbeizuführen. Der Büroangestellte zum Beispiel telefoniert, er berät Kunden und verhandelt mit Lieferanten. Er macht die Ablage, prüft gelieferte Ware auf Richtigkeit und Vollständigkeit, nimmt an Besprechungen teil, bereitet Messeauftritte vor oder entwirft das Layout für einen Flyer. Da wird so schnell überhaupt nichts automatisiert oder wegrationalisiert.
Es gibt so viele Bereiche, wo wir weit davon entfernt sind, menschliche Arbeit zu ersetzen, etwa auf dem Bau und allgemein in der Montage, bei der Reparatur von Waschmaschinen beim Kunden, in der Beratung, im Verkauf und im Service allgemein, aber auch in der Pflege und im medizinischen Bereich. Auch die Lehrer werden weiterhin Menschen bleiben, ebenso die Kindergärtner usw. – Der gesamte Dienstleistungssektor ist doch gerade deshalb so gewachsen, weil dort Maschinen und Computer keine ernste Konkurrenz sind.
Außerdem führt die zunehmende Ersetzung von Menschen durch Maschinen, sofern sie überhaupt möglich und bezahlbar ist, dazu, dass der Energieverbrauch steigt. Ein Mensch als Fensterputzer funktioniert auch ohne Steckdose.
Zu den Berufen unter 1.000 Euro:
Wie viel verdient ein Student, der nebenher jobben geht? Wie viel verdient eine Klofrau, die freitags und samstags in der Disco arbeitet? Wie viel verdient eine allein erziehende Angestellte, die von 8-12 Uhr arbeiten geht? Wie viel verdienen die 100.000 Schüler, die jährlich ohne einen Schulabschluss auf den Arbeitsmarkt strömen und keine Berufsausbildung haben?
Warum sollten diese Menschen weiterhin arbeiten gehen, wenn sie ohne Arbeit, die oft kein Zuckerschlecken ist, in etwa so viel in der Tasche haben wie mit Arbeit? Und wer bezahlt am Ende die Zeche, wenn diese Arbeit einfach nur besser bezahlt werden soll, damit sie überhaupt jemand macht?