incurable schrieb:
sinnvolle Investitionen mit positiven Effekten auf Jahrzehnte hinaus in Frage zu stellen.
das ist eben die frage. was bringen uns in deutschland massiv subventionierte fabriken von intel und TSMC? die verkaufen deshalb ja nicht primär an deutsche unternehmen und wir haben in deutschland überhaupt keine vertikale infrastruktur dafür - wer soll den hierzulande überhaupt 2nm/3nm prozessoren kaufen und weiterverwerten? wir produzieren nichts wofür man eine bleeding edge fab für high performance prozessoren brauchen würde. wir haben ein paar alte fabs von glofo in dresden die auf veralteten nodes irgendeinen low-end kram produzieren und dann gibts noch ein paar halbleiterwerke für einfacheres silizium von siemens/bosch. abseits von ein bisschen forschung haben wir in dem gebiet garnichts. wir haben kein apple, kein google, kein amazon, kein nvidia, kein amd, kein intel, kein qualcomm, kein samsung, sk hynix, micron, microsoft etc..
unsere größten elektronikkonzerne haben oftmals nicht mal eine deutsche produktion - und von den elektronikkonzernen (osram, bosch, telekom, siemens) verkauft keiner primär computer. das meiste sind entweder spezialisierte industrieteile (bspw. turbinenteile von siemens) oder irgendein consumerkrempel (werkzeug, glühbirnen) aus china. wir können ja nichtmals ohne china-technik den internetausbau stemmen.
der strom in deutschland ist so teuer, dass da wahrscheinlich im laufenden betrieb nachsubventioniert werden muss.
im hintergrund schwingt der automobilschock aus dem coronajahr nach, aber die wollen hauptsächlich alte nodes fürs entertainmentsystem und für die gerätesteuerung. high end autos haben nvidia automobil lösungen, die man fertig einkauft. aber da verteilt nvidia die produkte, und nicht die TSMC fab in deutschland. das ist eine völlig irrationale reaktion auf die coronakrise. abgesehen davon, weiß die deutsche automobilindustrie auch nicht, wo sie hin will, wenn "weiter so" irgendwann nicht mehr funktioniert. e-mobilität funktioniert in deutschen autos nur irgendwie in total absurden preisregionen. wasserstoff dümpelt seit jahrzehnten auf dem abstellgleis herum, sonstige innovationen kommen in die schublade, bis "weiter so" auf granit beißt. stattdessen passieren hier so geschichten wie der dieselskandal.
klar wärs toll, wenn deutschland nicht das IT somalia auf dem europäischen festland wäre, aber einfach nur für ausländische firmen eine fabrik kaufen ändert auch nix daran. flächendeckend glasfaser, wie vor 40 jahren vorgesehen, wäre mal ein bescheidener anfang. und vielleicht sollte man sich mal ein paar lösungen einfallen lassen, die firmen davon abhalten aus deutschland abzuwandern. miele war einer der letzten großen "made in germany" und auch die haben kürzlich die produktion ins ausland verlagert.
mit der schuldenbremse sparen wir uns hier kaputt, wir brauchen dringend große investitionen in die infrastruktur und verwaltung, aber die fabs sehe ich da ehrlich gesagt nicht. und man sollte auch mal schauen, wo das geld hinfließt. die bundesregierung hat angekündigt, dass zum jahreswechsel die mwst für gastronomie wieder auf 19% angehoben wird - das wird der branche noch mal ordentlich nachsetzen, die kommen so schon kaum rum. aber das sind genau die entscheidungen, die totales gift sind. das bisschen steuer aus der gastro könnte man wo anders locker reinholen, aber da killt man lieber die gastro.
das war mit der solarbranche um 2006-2010 genau das gleiche. mit der EEG ist die branche richtig durchgestartet, und wurde nur ein paar jahre später von der politik wieder beerdigt. politisches totalversagen. wir hätten ein vorreiter bei der photovoltaiktechnik sein können, jetzt ist wieder mal alles in china gelandet.