Airbag schrieb:
dass der IT Markt aktuell eher bewerberseitig ist und man in der IT nicht die Strategie fahren kann, dass der Bewerber sich einem beweisen muss, sondern dass es bei guten Leuten gerade anders herum ist.
Ein Bewerbungsverfahren geht immer in beide Richtungen, nicht nur im IT Bereich. Ich habe den Eindruck, dass du gute Leute sehr stark auf das fachliche reduzierst. Es kann zum Beispiel jemand ein besserer Mitarbeiter sein, obwohl er fachliche Defizite hat, wenn er sehr gut in das vorhandene Team passt. Zum Beispiel können menschliche Defizite ein Team so belasten und in der Arbeitsmoral beeinflussen, dass das selbst der größte "Starmitarbeiter" nicht aufwiegen kann. Auch ein Lionel Messi gewinnt nicht alleine die Meisterschaft, auch wenn er (theoretisch) seine Rolle in jedem Spiel perfekt ausübt.
@hallo7
Natürlich sind nicht alle Richtlinien sinnvoll und nicht alle werden immer eingehalten. Mit der Arbeitszeit und potentiellen Verstößen gegen das Arbeitszeitgesetz und/oder tarifliche Bestimmungen hast du aber ein schlechtes Beispiel gewählt. Das kann sowohl dem Arbeitnehmer aber auch Arbeitgeber sehr schnell böse auf die Füße fallen (spreche da aus Erfahrung...).
Formale Regeln und das Entsprechen von Erwartungshaltungen ist jedoch nichts typisch deutsches. Wir sind eine globale Funktion mit Mitarbeitern in verschiedenen Kontinenten. Gerade in Asien aber auch der USA sollte man sehr viel Fingerspitzengefühl walten lassen bzw. passt sich entsprechend der Regelungen bzw. auch den Normen so weit es geht und so weit man sie kennt an.
Natürlich ist es die Aufgabe des Vorgesetzten, jeden Mitarbeiter des Teams bestmöglich einzusetzen. Das gilt sowohl für den von dir angesprochenen hervorragend ausgebildeten Einzelkämpfer wie auch z.B. den durch Fusion von Abteilungen geerbten Mitarbeiter mit suboptimaler Expertise und Motivation. Jedoch gelingt das nur bis zu einem gewissen Grad. Irgendwann sind jedem Vorgesetzten die Hände gebunden. Ich vermeide es zum Beispiel solche Charaktere im Team zu haben. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass wir immer Teil von größeren Projekten sind. Ein Arbeitspaket ist bei uns niemals isoliert und bedarf für eine effiziente und qualitativ hochwertige Bearbeitung immer der Unterstützung des eigenen Teams/der direkten Kollegen und des Projektteams.
Um nochmals auf das Anschreiben zurückzukommen: Es hilft mir durchaus einen ersten Eindruck bezüglich der Persönlichkeit Bewerbers zu bekommen, was für die Einschätzung ob er in das Team passt, wichtig ist. Wenn es fehlt, hat dieser Bewerber im Vergleich zu ähnlich qualifizierten und mit gutem Anschreiben bereits einen Nachteil.