BKA will Festplatten online untersuchen

In die gesetzlichen Regelungen gehört mener Meinung unbedingt, dass ein richterlicher Beschluss eingeholt werden muss. Der öffentlich von Schäuble geäußerte Gedanke, darauf zu verzichten, überschreitet nicht nur eine rote LInie, sondern würde uns geradewegs in einen waschechten Polizeistaat katapultieren.

Frage an die Moderatoren:
Was ist eigentlich mit dem Thread "Schäuble hält an Online-Durchsuchung fest"? Der ist momemtan im Unterforum "Webseiten und Hoster" untergebracht.
 
Das war mir gar nicht bekannt. Hat Schäuble denn gesagt, was die Alternative zu einem richterlichen Beschluss sein sollte?

Schließlich ist das Recht, dass derartige Maßnahmen von einer unabhängigen Instanz überprüft werden müssen ja schon in der Verfassung verankert. Denk mal ein solcher Vorstoß würde wohl eine Verfassungsklage nicht überleben.
 
Um so mehr bin ich gespannt auf den eigentlichen Gesetzentwurf. Das Problem mit dem Thema Schäuble ist leider, dass er mittlerweile zum "Buhmann" der Presse geworden ist. Er wird dort nur all zu oft zum personifizierten "Polizeistaat" stilisiert.

Wenn man dann aber die wirklichen Hintergründe hinter Schlagzeilen wie "Schäuble beharrt auf Nutzung von Folter-Geständnissen" (Quelle: Spiegel Online) sieht (ein Interview in dem er quasi gezwungen wurde eine solche Aussage zu treffen), dann merkt man wie übertrieben so manche Schlagzeile doch ist.

Also abwarten und Tee trinken. So lange kein Gesetzentwurf vorliegt ist alle Diskussion über die angeblichen Pläne von Schäuble reine Spekulation.
 
In einem Artikel der Berliner Zeitung steht etwas von einer dreitägigen Dauer und von Gefahr im Verzug. Wenn Du mich fragst, stinkt das zum Himmel. Denn wenn es tatsächlich um die Rettung von Menschenleben geht, dann marschiert man mit der Polizei in die Wohnung und beschlagnahmt kurzerhand den ganzen Rechner, womöglich zuzüglich der Verhaftung der Person, die davor sitzt.

Denn bisher wurde doch immer so getan als sei diese Online-Durchsuchung so unheimlich aufwendig und teuer. Man müsse die Wohnobjekte tagelang observieren, dann einmal die Hardware vor Ort checken, anschließend den Trojaner anpassen (gähn!), noch einmal in die Wohnung herein für die Installation des Programms, dann abwarten, bis Daten übertragen werden und diese auswerten usw.

Das passt doch nicht zusammen mit "Gefahr im Verzug".

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/politik/682669.html
 
Keshkau hat schon sehr schön die Farce an der "Gefahr im Verzuge" Regelung für diesen staatlichen Eingriff herausgearbeitet.

Ich bin dabei in bester Hoffnung, dass dies höchstrichterlich ebenso gesehen wird.

Gruß

olly
 
Ein Schelm wer böses dabei denkt das dieses "Gesetz" nach den gestrigen Festnahmen nur noch stärker forciert werden wird, gerade rechtzeitig wo es doch schon etwas ins Wanken geraten war. Dank der großartigen Medienpräsentation wissen wir es nun genau: Al Quaida ist in Deutschland angekommen - und Schäuble hatte immer Recht. Nun gibt es kaum noch einen Grund, seinen Überwachungs- und Kontrollwahn zu rügen. Auch Frau Merkel kann sich bestätigt sehen. :freak:
 
Wobei er aus den Reihen der Politik gleich das Gegenargument geerntet hat, dass dieser Fahndungserfolg ohne Onlinedurchsuchung möglich war. Und diese auch nicht mehr gebracht hätte.
 
Im heutigen ZDF-Interview mit Claus Kleber hatte ich eher den Eindruck, dass Schäuble ein klein wenig zurückrudert. Er betonte mehrfach, dass die Online-Durchsuchungen nur in ganz wenigen und begründeten Ausnahmefällen zum Zuge kommen sollten. Er widersprach ausdrücklich der Befürchtung eines flächendeckenden Einsatzes. Außerdem schob er den Hinweis nach, dass die Maßnahmen aufgrund einer richterlichen Anordnung eingeleitet werden sollten und dass sie auch im Nachhinein gerechtfertigt werden müssten.

Derart wichtige Einschränkungen habe ich in dieser Klarheit in letzter Zeit schmerzlich vermisst. Claus Kleber fragte z. B. konkret danach, wie man mit Deutschen umgehen solle, die zum Islam konvertiert sind. Dazu meinte Schäuble, dass es keinen Generalverdacht geben dürfe. Aber wenn so jemand nach Pakistan reist (Stichwort Trainingslager), dann wäre das etwas anderes.

Hier ist wohl auch die Zusammenarbeit mit ausländischen Behörden von großer Bedeutung. Ich gehe mal davon aus, dass man „potenzielle Gefährder“ häufiger unter die Lupe nimmt, um erst gar nichts anbrennen zu lassen.

Wenn sich das in dem hier skizzierten Rahmen abspielt – und der Verfassungsschutz praktiziert das ohnehin schon –, dann wäre das meiner Meinung nach zu verschmerzen. Aber dann soll Herr Schäuble auch entsprechende Gesetzesentwürfe vorlegen, die den Rahmen entsprechend eng abstecken.

Dass der Erfolg dieses Mal ohne Online-Durchsuchung kam, lag wohl an den Hinweisen von anderen Geheimdiensten. Außerdem waren die Verdächtigen selbst ein bisschen blöd. Sie schrieben sich Nachrichten über ein GMX-Postfach und beachteten nicht, dass auch Testentwürfe erst einmal hochgeladen werden müssen. So gesehen macht es keinen Unterschied, ob ich die E-Mail zustelle oder nur auf GMX abspeichere. sie geht so oder so über die Leitungen.
 
@keshkau
Schäuble rudert in einem Interview (nach langanhaltender öffentl. Empörung und Kritik) mal ein klein wenig zurück und Du siehst es gleich mit anderen Augen, ja fast schon völlig gerechtfertigt und harmlos? Na holla. Der Mann ist berechnend und medienerfahren.
Gibt es erstmal eine gesetzliche Grundlage und Rückendeckung für derartige Vorhaben, dann ist der Rest nur Makulatur. Die Erfahrung zeigt doch, dass die meisten Gesetze am Ende doch viel zu schwammig und unausgegoren formuliert wurden, für genügend Spielraum der Interpretation. Sie zeigt zudem auch, wie einfach die Justiz als dienlicher Erfüllungsgehilfe missbraucht werden kann. Da wär mir der aktuelle Grauzonen-Zustand allemal noch lieber.
Ich bleibe weiterhin dem abgeneigt und äusserst skeptisch.
 
Schon vor ein paar Tagen war auf Grund der Erfahrungen der vergangenen Jahre nur noch die Rede von rund 20 Überwachungen im Jahr. Hier nach wird es sich vermutlich um solche Fälle handeln, deren Verdachtssituationen auch richterliche Anordnungen wahrscheinlich erscheinen lassen. Zumindest ist durch diese Quantifizierung das Gespenst des Überwachungsstaates kaum noch am Leben zu halten. So könnte man nunmehr sachlich und nüchtern daran gehen, die rechtlichen Voraussetzungen zu diskutieren, ob und unter welchen Umständen ein richterlicher Beschluß erst innerhalb eines bestimmten Zeitraumes nachträglich beigebracht werden kann.

Das Zurückrudern des Schäuble ist sicherlich insofern ein gutes Zeichen, da dadurch der Druck auf das Justizministerium abnehmen wird und dort die Prüfungen nach ausschließlich sachgerechten und verfassungsrechtlich einwandfreien Gesichtpunkten durchgeführt werden kann. Insofern teile ich keshkaus Ansicht und sehe im Verhalten Schäubles - wenn es denn dabei bleibt - eine Chance auf Versachlichung der Diskussion.
 
Das ist doch naiv wie will man den nachprüfen das da wirklich nur ne bestimmte Zahl von Überwachungen läuft? Nur weil die Politiker das so sagen um das Gesetz durchzubringen muss es noch lange nicht stimmen. Das Gesetz wird ja jetzt schon bis zum gehtnichtmehr gestreckt was die Überwachung angeht wie z.B. beim §129a.

PS: Kann nicht mal endlich jemand den Schäuble die Treppe runterschubsen? ;)
 
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Meine Kritik gegen die Pläne aus dem Hause Schäuble richtet sich in erster Linie nicht gegen die Online-Durchsuchung als solche. Aber ich sage auch, dass dies ein heftiger Eingriff ist, zumal auch Kontaktpersonen - ein Begriff, der weit gefasst werden kann -, hineingezogen werden.

Wenn das Gesetz später so angewendet werden würde, wie es gestern dargestellt worden ist, dann könnte ich das verschmerzen. Ich habe jedoch auch das Beispiel mit der Autobahngebühr im Kopf. Erst sollte es nur auf Autobahnen und nur für Lkw gelten. Jetzt kommt aufgrund der Umgehungsstrtegien der Fahrer die Erweiterung auf einige Bundesstraßen. Und der nächste Schritt ist die Maut für Pkw mit all ihren Kontrollmöglichkeiten. Außerdem gebe ich zu bedenken, dass die Mautdaten schon für Fahndungszwecke ausgewertet wurden. ("So ein schweres Verbrechen! Und wenn die Daten doch ohnehin schon vorliegen ...")

Und was die Online-Durchsuchungen angeht, so gibt es aus den letzten Tagen auch schon den gedanklichen Vorstoß der bayerischen Ministerin, die sich sehr gut vorstellen kann, den Anwendungsbereich der Online-Durchsuchung auf weitere Straftatbestände zu erweitern. Und das will ich nicht.


@smacked
Wenn ein richterlicher Beschluss eingeholt werden muss und wenn die Betroffenen im Nachhinein informiert werden, dann wäre das kein Problem. Ich würde allerdings auch einen jährlichen Bericht über den Umfang der Maßnahmen voraussetzen.
 
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@smaked:

Wer, so wie du, immer das Böse suchen will, der findet es auch. Der schreckt dann nicht einmal davor zurück von platzierten Verhaftungen zu sprechen ...

Wer sagt mir, dass ein Polizist sich nicht einen Dietrich nimmt und heimlich und leise, während ich bei der Arbeit bin, meine Wohnung durchsucht?

Würde ich deiner Argumentation folgen, so dürfte es keinerlei staatliche Sicherheitsorgane geben.

@Topic:

Ich muss noch einmal herausstellen, dass ich kein einziges Interview gesehen habe in dem Schäuble eine Online-Durchsuchung auch ohne richterliche Anordnungen forderte. Alles was ich las, waren ein paar Zeitungsartikel und wir wissen alle, wie die Medien doch die Wahrheiten verdrehen können. Hält man sich an die Aussagen die man direkt von Schäuble gehört hat, dann hat er keinesfalls zurück gerudert sondern ist recht strickt seiner Linie gefolgt.

Zum Thema Online Durchsuchung gibt es ein Interessantes Interview in der FAZ (Klick) dort verwendet der BKA Chef Ziercke die richtigen Worte!
Auch wenn es vielen Menschen (auch hier soll es Menschen dieser Gattung geben) nicht passt: "Das Internet kann und darf kein rechtsfreier Raum bleiben!"

Das Internet ist längst mehr als ein virtueller Zufluchtsort für "Freaks". Das Internet ist heute Teil unser aller Leben! Und wenn man sieht wie viele Straftaten und Verbrechen über das Internet geplant oder gar durchgeführt werden, dann ist es erschreckend zu sehen, dass auf der anderen Seite die Institutionen die zum Schutz unserer Rechte gegründet wurden schlichtweg machtlos sind!

Kaum jemand würde es sich einfallen lassen in den nächsten Laden zu gehen und ein PC-Spiel aus dem Regal zu klauen. Aber wenn jemand ins Internet geht und genau die selbe Handlung dort vollzieht, dann ist es auf einmal "in einer rechtlichen Grauzone" und ja quasi schon in! Gewissensbisse hat kaum jemand, denn die Gefahr für diesen Diebstahl bestraft zu werden tendiert gegen Null!

Die Liste ließe sich weiterführen, aber darum geht es hier nicht.

Die "Online-Durchsuchung" von Festplatten und Kommunikation ist nichts, was es nicht vorher schon in der ein oder anderen Art und Weise gegeben hätte. Verfassungsrechtlich gesehen wird hier kein Neuland betreten und es werden auch die Rechte der Bürger nicht weiter eingeschränkt.
Es gibt schon seid langer Zeit die Überwachung der Telekommunikation. Eine rechtliche Grundlage dafür bietet die Verfassung. Diese geschieht heimlich.
Schon seid den Anfängen der Bundesrepublik gibt es Hausdurchsuchungen. Auch hier gedeckt durch die Verfassung.
Das Internet bietet nun einmal einen Verbrecher die Möglichkeit "Wohnung" (Lagerstätte von Medien und Daten) und die "Kommunikation" zusammen zu fahren. Es ist in meinen Augen nur Angemessen dann auch den Behörden die zu unserem Schutz gegründet wurden die entsprechenden Mittel zu geben um mit dem Verbrechen mit halten zu können.

Und nun geht es darum das ganze in einen rechtlichen Rahmen zu bringen!
- Es ist natürlich klar, dass es Kontrollen geben muss!
- Es ist auch jedem klar (selbst Herrn Schäuble), dass der Eingriff in die Privatsphäre durch die schwere des Verbrechens gerechtfertigt werden muss! (Keine Onlinedurchsuchungen wegen ein paar Mp3's auf der Platte.)

- Aber ist zum Beispiel die Verschleppung, Vergewaltigung und Ermordung von Kindern nicht auch ein Verbrechen, welches einen massiven Eingriff in die Privatsphäre der an dem Verbrechen beteiligten Personen (und wer die aus dem Verbrechen resultierenden Medien konsumiert ist nun mal ein Beteiligter) rechtfertigt?

- Ist zum Beispiel der Bandenmäßig organisierte Drogenhandel ein Verbrechen welches einen Massiven Eingriff in die Privatsphäre der Verbrecher rechtfertigt?

- ...

Und genau hier soll die Politik endlich Handeln! Herr Schäuble würde lieber heute als morgen einen entsprechenden Gesetzesentwurf auf den Weg bringen. Doch warum kann er es nicht?
Nicht weil er unfähig wäre, sondern weil das Koalitionsinterne Gezerre von allen Seiten es schlichtweg unmöglich macht ernsthafte Gesetzesentwürfe auf den Weg zu bringen. Wenn eine Frau Justizministerin meint, dass man ja keine Online-Durchsuchungen brauche, weil die jüngsten Anschlagsversuche ja auch ohne sie vereitelt worden sind, dabei aber übersieht, dass viele der Informationen von anderen Geheimdiensten Resultat einer solchen Durchsuchung waren, dann merkt man erst wie unfähig doch diese Koalition ist.
Schäuble trifft da kaum eine Schuld!

Unsere Freiheit muss verteidigt werden! Sei es gegen islamistische Terroristen oder auch gegenüber dem Kinderschänder vor unserer eigenen Haustür.
Wer hier den Sicherheitsorganen ständig aufs neue Machtmissbrauch vorwerfen will und in allem den zukünftigen Überwachungsstaat sieht, der wird sich irgendwann wundern wie weit es mit der Freiheit ist, wenn wir nicht bereit sind auch Opfer für sie zu bringen.

Und ich bin sehr gerne bereit das Risiko einzugehen mit einer verschwindend geringen Wahrscheinlichkeit Opfer einer unberechtigten Online Durchsuchung zu werden wenn ich dafür die Gewissheit habe, dass unsere Sicherheitsorgane auch zukünftig effektiv gegen die wahren Gefahren für unsere Freiheit vorgehen können!
 
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Z.b wenn jemand seinen Glauben wechselt? Schon ist er potentiell verdächtig und sollte überwacht werden. Religionsfreiheit, was ist das? Scheinbar keines der Freiheiten die wir als schützenswert bezeichnen? Tut mir leid, aber Schäuble ist keineswegs der missverstandene Retter der Demokratie. Im Gegenteil, seine Forderungen sind plakativ platziert und werden zunächst im Nebensatz fallen gelassen. Dann wenn die Aufregung groß genug ist, sich alle anderen zuständigen Minister (und ja das ist die Justizministerin) geäußert haben, wird die Sache "klargestellt". Das kann man nicht intern erstmal abklären, nein, das wird wohl wissend wie es in den Medien ankommt, erstmal in Interviews erwähnt und dann geklärt (siehe auch Schusswaffengesetz in der letzten Woche). Gut es besteht die Möglichkeit, daß er auch das gar nicht mehr merkt und vergessen hat, wie eine Regierung zu arbeiten hat, aber eher denke ich es ist Kalkül.

Nun und es gibt ja gravierende Unterschiede zwischen der normalen und der Online- Durchsuchung, welche auch nur auf richterlichen Beschluß erfolgt und trotzdem auch bei kopierten MP3s angewandt wird. Online findet weder die Kontrolle der Beamten statt, weder durch Zeugen noch den Beschuldigten. Auch wird offiziell suggeriert man könne zwischen Liebesbriefen und Terrorplanung unterscheiden und nur letzteres würde auch konfisziert. Das dies natürlich Unsinn ist, dürfte klar sein. Es wird jetzt schon mit Tricks gearbeitet. Dazu kommt, das die Beschränkung auf Terrorabwehr auch schon bei der zentralen Datenbank beschlossen wurde und was ist draus geworden? Und keinesfalls sollten die Mautbrücken zur Verfolgung und Archivierung von Fahrzeugbewegungen genutzt werden dürfen, da sollten sich die Leute mal nicht so aufregen. Und nun hat man doch schonmal sowas praktisches da stehen, also warum nicht nutzen? Hier ist doch ganz klar zu befürchten, das die Online-Durchsuchung ähnlich aufgeweicht wird.

Und es ist ja mitnichten das Internet, was das Ziel ist, also Dinge die zur Kommunikation dienen, sondern der PC an sich ist das Ziel. Auch wenn schon fabuliert wurde, das ja jeder ans Internet angeschlossene Pc schon Teil des Netzes wäre, so ist es doch Unsinn, wenn man ihn erst infiltrieren muß. Das geht weit über die bloße "Überwachung des Internets" hinaus. Nur sagen möchte man das nicht, denn noch taugt noch "Internet" als Schlagwort um Konspiration anzudeuten. Natürlich ist das Internet kein rechtsfreier Raum, nur wozu überwacht man zusätzlich zur ohnehin nicht mehr zu verhindernden Vorratsdatenspeicherung und Kontrolle der Seiten selber, auch noch die Computer wenn es doch angeblich um die Taten und Vorbereitungen im Netz geht? Das Netz ist verdammt nochmal kein rechtsfreier Raum, so wie es die offene Straße auch keiner ist. Und trotzdem ist dort eine allgemeine Überwachung und Profilbildung schlicht verboten, auch wenn es auf offener Straße zu Raub, Mord und Vergewaltigung kommt. Was aber BKA, Schäuble und du daedalus befürworten sind schlicht die vollständige automatisierte Überwachung aller Bewegungen im und außerhalb des Internets. Das Material wird vielleicht nicht gesichtet aber es wird gesammelt. Nur hier sollte sich alle Beteiligten mal an die Nase fassen und dreimal sagen " Das Internet ist kein rechtsfreier Raum" wo ich die Bürgerrecht vergessen darf und ich sollte mich auch da soweit möglich frei bewegen dürfen. Ohne bespitzelt zu werden.

Also geht es schlicht und ergreifend darum heimlich etwas Privates zu durchsuchen. Was das deutsche Recht so ohne weiteres nicht vorsieht. Gefahr im Vollzug ist was anderes, aber dafür ist, wie schon erwähnt, die Online-Durchsuchung auch nicht geeignet. Genauso wie an die Wohnraumüberwachung mehr Ansprüche gestellt werden, als an die bloße Durchsuchung, so muß das auch bei den Trojanerattacken gelten. Eine Vollzugsbehörde die heimlich Daten sammelt ist ein Geheimdienst mit mehr Macht. Es müßten keine Daten mehr angefordert werden, alles könnte gleich zentral gespeichert und immer auf Abruf bereit liegen. Das ist schlimmer als Anti-Terror-Datenbank und Mautdaten. Denn alle bisherigen Planungen laufen darauf hinaus sowas jahrelang nach der Überwachung zu speichern. Es ist unglaublich offen für Mißbrauch, so wie es Schäuble und BKA-Chef präsentieren und wie es in den Stellungnahmen erklärt wird. Es kann und darf nicht so sein, das Durchsuchungen gemacht werden, von denen der Durchsuchte niemals oder nur Jahre später erfährt. Das zusätzlich gesammelte Daten privater Natur gespeichert werden und bei Verdachtsmomenten erst Jahre später wieder gelöscht werden sollen. Und die Technik die im Haus vorhanden ist, wird missbraucht. Wie auch wohl beim BND geschehen: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/tagesthema/682376.html

Es kann nicht sein, daß eine Technik die derart tief ins Private eindringt, derart anfällig für Missbrauch sein kann. Denn richterlicher Beschluß hin oder her. Die Technik, wenn sie so unauffällig ist, wie versprochen, hinterläßt keine Spuren. Die ist das ideale Mittel um auch illegal Informationen zu beschaffen. Und dann darfst du nachweisen, daß der Anfangsverdacht auf illegalem Wege beschafft wurde, wenn du einmal im System drin bist (wenn du es denn erfährst). Und dieser Euphemismus Online-"Durchsuchung" ist ja leider auch schon die Standardbezeichnung. Nein, es ist eine zeitlich ausgedehnte (zur Not unbegrenzte) Überwachung und keine Durchsuchung und schon daran müßten sehr viel höhere Anforderungen an Missbrauchsvermeidung und Einsatzkontrolle gestellt werden. Das wollen BKA und Innenminister aber offenbar nicht, sonst würden sie nicht die Harmlosigkeit für den schuldlos Verdächtigten immer wieder herausstellen, obwohl es sie laut Experteneinschätzung so nicht gibt. Es gibt keinerlei konkrete Äußerung wie Daten und Zugriff geregelt werden sollen, wenn man denn nunmal drin ist. Und werden Daten die zur Terrorabwehr gesammelt wurden auch zur Verfolgung harmloserer Verbrechen genutzt wenn man sie mal hat?

Und wenn du schon forderst das Drogenbanden und andere schwere Verbrechen mit der Online-Durchsuchung behelligt werden dürfen, dann solltest du nicht mit der Abwehr von Gefahren für unsere Freiheit argumentieren. Denn sorry, zwar sind das alles schlimme Verbrechen, aber sie fallen eben nicht in das Schema "Verteidigung der Demokratie" was von allen Seiten und gerade auch von dir propagiert wird. Man sieht aber sehr deutlich wie leicht die Versuchung ist, diese Mittel auf andere Bereiche auszuweiten.
 
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Ich halte von dem ganzen Projekt auch nicht viel. Die Durchsuchung des PCs einer bereits verdächtigen Person finde ich nicht verkehrt, aber davon auszugehen, dass jeder potentiell verdächtig ist halte ich für mehr als nur grenzwertig.

Ich sehe da aber schwere Denkfehler in der technischen Umsetzung:
Wenn man sich jedoch einmal den Fragenkatalog dazu durchgelesen hat (http://netzpolitik.org/2007/bundesinnenministerium-beantwortet-fragen-zur-online-durchsuchung/) muss man sich ernsthaft fragen, wie durchdacht die ganze Sache ist.
Man geht dabei ja davon aus, dass der (un)Verdächtige immer an dem selben PC arbeitet, so dass man den Trojaner an sein System anpasst. Und genau hier ist das Problem: Jeder, der nicht vollends auf den Kopf gefallen ist, wird entweder verschiedene, ständig wechselnde und öffentliche Systeme benutzen, oder mindestens dafür sorgen, dass er sein Betriebssystem nicht von der HDD, sondern von einer CD/DVD startet - einfach eine Linuxlive-CD drauf. Dann nur verschlüsselten Datenverkehr, und schon ist man gegen den Trojaner gesichert (mit dem Ausschalten des Systems sind auch alle Daten weg). Jetzt sollte man nur noch darauf achten, dass man seinen Datenspeicher, z.B. einen USB-Stick sauber hält. Wechselnde Live-Distributionen sollte da behilflich sein. Oder die Einwahl ins Internet mittels Mobilfunk (Prepaid-)Karte. etc...

Ich glaube kaum, dass man mit einem solchen Trojaner irgendwen überführen kann.
 
ich finds auch langsam das es verdächtig nach medien manipulation stinkt. erst will er es unbedingt, und stellte quasi jeden damit unter generalverdacht, dann rudert er im gespräch wieder zurück (als wenn er mitbekommen hat "oh das kommt doch nich so gut an"), aber zeitgleich werden "zufällig" terroristen hochgenommen und darauf ne extra sitzung angesagt um das vorhaben zu besprechen.. ey.. mal ganz im ernst..
da is doch irgendwas nich ganz koscher in diesem land. und solche dinge fallen mir immer öfter auf wenn ich nachrichten seh.
und das halbe land schreit stammtischparolen mäßig mit. ganz im ernst jungs und mädels, ich krieg das gefühl, wenn wir nicht wirklich aufpassen in zukunft, werden wir uns noch ganz schön umgucken, wie sich das thema "sicherheit" in diesem land entwickelt. ich will nich schwarzmalen, aber wenn ich mir die entwicklung der letzten jahre anseh, was alles durchgesetzt werden sollte und wurde, und das weiter auf die zukunft projezier, dann sieht mein bild ziemlich düster aus und dann war die stasi der ddr n scheissdreck dagegen.
 
@KL0k
Ist doch immer dasselbe Spiel in der Politik. Erst mit Extremvorschlägen die Heftigkeit der Reaktion unter Politikern und Volk ausloten und dann das Gesetz entsprechend in der ein oder anderen Form mit neuem Namen und Vorwand hinten herum doch noch dingfest machen. Das Erschreckende ist neuerlich allerdings, dass diese "Drecksarbeit" bisher eher drittklassigen Politikern vorbehalten war, das scheint sich ja inzwischen etwas geändert zu haben. ;)
 
"etwas geändert" is gut. den muss ich mir merken. ;)
aber mal ganz im ernst, ich find die entwicklung sehr bedenklich. da kommen mir so bilder in den kopf wie film-like; hackers, 23, 1984 usw.
alles sehr berechnend, überwachungen immer weiter ausgedehnt, medien manipulieren die meinungen statt "nur" zu informieren, bürger wird immer gläserner unter dem vorwandt der gesundheit, sicherheit oder zu marketingzwecken... und so weiter halt.
es würde mich nicht wundern wenn wir in schätzungsweise 5-10 jahren einen zustand erreicht haben in dem ich nicht mehr leben will und mir n anderes örtchen oder land suche.

PS: ich hab mir mal versucht vorzustellen wie ich mich fühlen würde, wenn ich mitm mal n schreiben im postfach finde mit etwa den worten "ihr computer wurde online durchsucht".. da wird mir etwas mulmig zumute. wie "mein körper durchleuchtet", oder mein zimmer auf den kopf gestellt als wärs ne razzia. vergleichbar damit halt. gefällt mir gar nich.
 
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