http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,504454,00.html
In der Spiegel-Story stehen Hinweise darauf, was für Informationen den deutschen Behörden zugespielt wurden (u. a. Handy-Ortung).
Ich finde, dass man sich in Deutschland sehr wohl berechtigte Sorgen machen darf, was die geplanten Maßnahmen anbelangt. Unter dem Primat der Gefahrenabwehr scheint nämlich mittlerweile alles erlaubt zu sein. Das wohl krasseste Beispiel ist die anhaltende Übermittlung von Fluggastdaten an das US-Heimatschutz-Ministerium, obwohl der Europäische Gerichtshof entschieden hat, dass es keine Rechtsgrundlage dafür gibt.
Ich weiß auch nicht, ob das von mir an Bord bestellte Essen, meine Reiseroute, die Namen und Anschriften der gebuchten Hotels, meine Kreditkarten-Nr. usw. unbedingt zur Terrorabwehr übermittelt werden sollen. Fakt ist doch, dass die Amerikaner mit meinen Daten machen können, was sie wollen (Profile erstellen, Rasterfahndungen).
Das ist leider die aktuelle Politik der EU. Und da soll ich noch jemandem vertrauen, der mir versichert, meine Grundrechte blieben im Rahmen der Verfassung geschützt?
Ich sehe das so: Die unterschiedlichsten, personenbezogenen Daten fallen nun einmal irgendwo an, sei es im Reisebüro, bei der Kfz-Zulassungsstelle, beim Provider usw. Da wird es immer eine Falken-Fraktion geben, die am liebsten auf alles Zugriff hätte, um letzten Endes noch jeden Falschparker zu erwischen. Und es wird immer die anderen geben, die auf Datenschutz pochen und die der Meinung sind, dass es auch weiterhin Bereiche geben muss, aus denen der Staat sich herauszuhalten hat. – Um in diesem Zusammenhang auf die Fluggastdaten zurückzukommen: Was ich an Bord esse, geht niemanden in den USA etwas an und ist auch unter dem Gesichtspunkt der Terrorabwehr kein Kriterium, das man dort drei Jahre oder bei Bedarf länger speichern dürfte.
Und was ist mit der Vorratsdatenspeicherung? Wenn das BKA einen Verdächtigen ausfindig gemacht hat, dann soll es bei einem ausreichenden Verdacht meinetwegen seine Telefongespräche (Handy, Festnetz) abhören. Aber was passiert wirklich? Alle Verbindungsdaten von allen Bürgern werden erst einmal gespeichert. Das soll verhältnismäßig sein?
Es gibt mittlerweile doch schon die Black Boxes bei den Internet-Providern, wo der Staat ungehindert lauscht, was eigentlich ein starkes Stück ist. Und jetzt möchte man am liebsten noch einen Freibrief für den Komplett-Zugriff auf meinen Computer? Das ist ungefähr so, als ob man seinem Chef morgens erst einmal sein privates Tagebuch zur Durchsicht vorlegen müsste.
Deshalb müssen Maßnahmen wie die Online-Durchsuchung die absolute Ausnahme bleiben. Man weiß ja nicht einmal, was mit den erschnüffelten Daten geschieht. Landen die in der Terrordatenbank, wo auch schon alle Infos rund um den G8-Gipfel gelandet sind? Schickt man sie an Behörden im Ausland? Das hätte ich alles gern einmal geklärt.
Es ist ja nicht so, dass irgendein Streifenbeamter aus lauter Jux mal eben eine Rundum-Überwachung starten könnte. Insofern sehe ich da schon allein wegen der aufzuwendenden Ressourcen (Personal, Material) eine gewisse Kontrolle. Und die halte ich auch für absolut notwendig, gerade weil man tief in die Privatsphäre der Verdächtigen eindringt.
Und was die Medien angeht: Jeder Journalist sucht nach interessanten Storys. Eine Geschichte wie der sechsfache Mord in Duisburg oder ein geplanter Anschlag sind da willkommen. Dann muss man nicht über das neue Paar Schuhe von Prinzessin xy schreiben.