Blackout - Panikmache oder realistisches Szenario?

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Miuwa schrieb:
Wieso nur pollnische und rumänische Kraftwerke und nicht auch französische, italienische, österreichische, tschechische, schweizerische ... Kraftwerke und wieso nur Kohlekraftwerke?
Das waren nur Beispiele für Länder auf deren Kohlestrom zurückgreifen, wenn bei uns Dunkelflaute ist, z. B. am 07.10.21...

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Am Morgen des 07.10.21 schafften PV und Wind nicht mal mehr 400 MW, Abends war es dann kaum besser.

In der laufenden Woche gab es kaum Wind, zumindest hat die Sonne gescheint, was Anfang März auch schon mal anders sein kann...

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Miuwa schrieb:
Wann genau war das?
siehe oben
Miuwa schrieb:
Und eine generelle Frage: Redest du vom Defizit zwischen Verbraucht und dem was in Deutschland produziert wurde oder dem was hätte produziert werden können (kann ja z.B. sein, dass es schlicht billiger war den Strom aus einem Nachbarland einzukaufen, als ein eigenes Lraftwerk vorübergehend hochzufahren)?
Ich spreche über das Defizit zwischen Erzeugung und Verbrauch in den vier deutschen Regelzonen.

Gehst Du davon aus, dass uns bei Mangel an Kohle und Gas andere befreundete EU-Länder aushelfen, wenn diese der Mangel auch trifft?

co-pilot schrieb:
Es sollte aber natürlich noch dazu erwähnt werden, im Oktober 21, selbst in der dunkelsten und windärmsten Zeit noch 13-14 GW an Kohleverstromung möglich gewesen wären, ebenso hätten noch 20 GW an Stromerzeugen per Gas stattfinden können. Öl mit ca. 4 GW an Reserven wären auch noch zur Verfügung gestanden. Wahrscheinlich war es aber preisgünstiger und technisch möglich in dem Moment den Strom zu impotieren.(...)
Das ist die aktuelle Übersicht...

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wobei 4 GW Kernernergie am 31.12.21 weggefallen ist.

Bei der installierten Nettonennleistung ist zu beachten, dass Wind und PV keine gesicherte Erzeugungsleistung zur Verfügung stellen (wie bereits oben am 07.10.21 dargelegt).

Sieht man sich den Bestand an und berücksichtigt die geplanten Abschaltungen weiterer Kraftwerke, erkennt man sehr schnell wie das System auf Kante genäht ist und ohne Stromimporte bei Engpässen nicht auskommt.

Aus der Perspektive Verfügbarkeit und Versorgungssicherheit ist das in meinen Augen eine Abschaltgeisterbahnfahrt.
 
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Die Meldung bezieht sich auf die Jahresbilanz der Energie.

Es geht bei dem Thema Dunkelflaute aber nicht um Energie sondern um den Augenblickswert Leistung.

Wie konnte er nur ersticken, ihm Stand das ganze Jahr über die dreifache Menge an Luft zur Verfügung, die er benötigt, nur am an diesem einen Tag für eine Stunde war die Luft weg?
 
Ich glaube, Deine verlinkten Exportüberschüsse sind im übertragenen Sinn der im Durchschnitt 0,5m tiefe Teich, in dem trotzdem die Kuh ertrunken ist.

Andere Baustelle:
Weis jemand, wie groß die gesamte in Deutschland installierte Pumpwasserstaubecken-Leistung in MW/GW ist? Dann könnte man diese Leistung ins Verhältnis setzen zu den prognositizierten Spitzenlastfehlmengen.
 
Zahlen zur Leistung der Pumpspeicherkraftwerken in Deutschland kann ich nicht liefern. Prof. Sinn geht aber davon aus, dass wir wohl "ein paar tausend" benötigen würden in Deutschland (statt aktuell "einige Dutzend"), sollten wir auf 100% erneuerbare Quellen setzen (Quelle).
 
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ThomasK_7 schrieb:
Weis jemand, wie groß die gesamte in Deutschland installierte Pumpwasserstaubecken-Leistung in MW/GW ist?
https://web.archive.org/web/20111024201816/http://www.umweltrat.de/cae/servlet/contentblob/1001596/publicationFile/66394/2010_05_Stellung_15_erneuerbareStromversorgung.pdf ; 2010 schrieb:
Deutsche Pumpspeicherkraftwerke werden in die Speicherung fluktuierender Einspeisungen nur in geringem Umfang (ca. 1 GW) einbezogen, da unterstellt wird, dass der größte Teile der vorhandenen deutschen Kapazitäten von circa 7 GW für den Bereich der Netzdienstleistungen (wie Minutenreserve und Frequenzhaltung) genutzt wird.
 
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DerOlf schrieb:
https://www.boersennews.de/nachrich...weiterhin-deutscher-export-berschuss/2738644/
Hier wird über Zukäufe geredet ... wir verkaufen aber weit mehr Strom ins europäische Ausland, als wir zukaufen.

Ja aber im Durchschnitt reicht halt nicht - ohne Speicher braucht man immer eine Zeitpunktsbetrachtung.

Im Schnitt wird Deutschland November Dezember, Januar im Dunklen hocken und im Schnitt Juni, Juli, August viel viel mehr Strom haben als man braucht - gleicht sich im Jahresdurchschnitt aus xD

Dass Deutschland EE-Strom verkauft liegt doch vor allem daran dass die Deutschen den EE Hersteller ja bereits voll bezahlt haben BEVOR der Strom an die Börse oder in den Verkauf geht - denn in D wird in vielen Fällen die EE Erzeugung bezahlt nicht ob der Strom dann sinnvoll genutzt werden kann.

Für mich macht es - wie bei jedem anderen PV Besitzer - bei meiner PV Anlage auch keinen Unterschied wenn ich im Sommer Überschuss einspeise ob jemand "meinen" Strom brauchen kann oder ob man den "wegwerfen" muss - ich bekomme das gleiche bezahlt und das ist einfach ein Problem xD
 
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ThomasK_7 schrieb:
Ich glaube, Deine verlinkten Exportüberschüsse sind im übertragenen Sinn der im Durchschnitt 0,5m tiefe Teich, in dem trotzdem die Kuh ertrunken ist.

Andere Baustelle:
Weis jemand, wie groß die gesamte in Deutschland installierte Pumpwasserstaubecken-Leistung in MW/GW ist? Dann könnte man diese Leistung ins Verhältnis setzen zu den prognositizierten Spitzenlastfehlmengen.


Das bringt natürlich eh wenig - mit Pumpspeichern könnte man im Winter vielleicht 1x eine grössere Lücke ausgleichen, aber man wird danach im Winter oft kaum mehr die Möglichkeit haben, die wieder halbwegs zeitnah zu füllen, falls es ein paar Tage oder Wochen nochmal eine kleine Flaute gibt - so viel Überschuss wird es - vor allem mit der Umstellung auf Wärmepumpe und E-Autos - mit EE nicht geben.
 
fgordon schrieb:
Im Schnitt wird Deutschland November Dezember, Januar im Dunklen hocken und im Schnitt Juni, Juli, August viel viel mehr Strom haben als man braucht - gleicht sich im Jahresdurchschnitt aus xD
Sollte das eintreten, müssen wir mehr WKAs installieren:
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fgordon schrieb:
(...)Für mich macht es - wie bei jedem anderen PV Besitzer - bei meiner PV Anlage auch keinen Unterschied wenn ich im Sommer Überschuss einspeise ob jemand "meinen" Strom brauchen kann oder ob man den "wegwerfen" muss - ich bekomme das gleiche bezahlt und das ist einfach ein Problem xD
Es ist doch offensichtlich, dass so ein System auf Dauer nicht funktionieren kann. Aber wie sollen PV-Anlagenbetreiber ohne Subventionen dauerhaft(!) dazu gebracht werden die PV-Anlage + Speicher zu betreiben? Das heißt ist etwas kaputt, muss es repariert werden, hat etwas seine Nutzungsdauer erreicht, muss es erneuert werden. Ansonsten sind mit der Zeit immer mehr Phantom-PV-Anlagen auf den Dächern, die keinen Strom mehr erzeugen und Speicher im Keller, die keinen Strom mehr speichern.

Mit Fördergeldern eine neue Anlage zu errichten ist das eine, die Anlage dauerhaft ohne Fördergelder zu betreiben das andere. D. h. es wird auf eine gesetzliche Verpflichtung zur Errichtung einer PV-Anlage + Speicher, sowie ihren dauerhaften Betrieb hinauslaufen müssen. Zur Finanzierung des Backupsystems für Dunkeflaute und Schwarzstart wird es zu einem anteiligen Leistungspreis beim Strombezug kommen müssen. D. h. der höchste Viertelstundenwert im Laufe des Jahres wird eine wesentliche Komponente des Netzentgeltes darstellen. Das ist auch sinnvoll, weil das Backupsystem dafür ausgelegt werden muss.
 
Bei der Prüfung von Planung und Betrieb von technischen Anlagen gilt in der Regel folgende (priorisierte) Reihenfolge:

1. Technische (physikalische) Machbarkeit
2. Rechtliches
3. Wirtschaftlichkeit

Angesichts des im nächsten Winter drohenden Energiemangels ist die Stromversorgung mit allerhöchster Prio zu sichern. Dazu gehört alles technisch Mögliche in die Wege zu leiten um weitere Stilllegungen von AKWs und Kohlekraftwerken vorübergehend auszusetzen.

Lastabschaltungen wären eine Bankrotterklärung des Wirtschaftsstandorts Deutschland.

Der Notfall(!) für den nächsten Winter ist bereits jetzt eingetreten.

Verantwortliche, die jetzt trotz technischer Machbarkeit, den Weiterbetrieb thermischer Kraftwerke nicht zulassen, sollten sich m. E. im Falle von Lastabschaltungen wegen Unterlassung vor Gericht verantworten.
 
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Moin,

Bitte nicht gleich steinigen falls die Frage zu dumm sein sollte und sorry falls ich es hier überlesen haben sollte.

Ausgehend von diesem Artikel

https://www.spiegel.de/wirtschaft/u...en-a-18783f3a-8061-4175-8826-9732cc896b98-amp

kann die Kopplung des UA Netzes an unser Verbundnetz je nach Kriegsverlauf unser Netz in Gefahr bringen? Abkopplung, Zerstörung etc von Ukrainischen Kraftwerken.

Oder ist das nur eine gesponnene Hysterie und im Notfall wird deren Netz einfach wieder abgekoppelt? Mir fehlt in dem Bereich jegliche Expertise in dem Bereich, deswegen frage ich so unbeholfen.

Grüße
 
Nun die Frage ist eher ob das selbst dann machbar ist.

Gas und Kohlelieferungen fallen zum grossen Teil weg wegen der Russlandsaktionen und ob man überhaupt ausreichend(!) Ersatz findet, damit man die Kraftwerke betreiben kann ist fraglich - es gibt keinesfalls irgendwo auf der Welt Kohleminen und LPG Terminals die bisher ungenutzt waren.
 
lasst das sein Leute. Hamsterkäufe führen zu weiteren Preiserhöhungen

Falls es hart auf hart kommt sehen wir uns nachts auf dem Erdbeerfeld wieder
 
knoxxi schrieb:
Oder ist das nur eine gesponnene Hysterie und im Notfall wird deren Netz einfach wieder abgekoppelt? Mir fehlt in dem Bereich jegliche Expertise in dem Bereich, deswegen frage ich so unbeholfen.
Naja, wie ja in dem Artikel zitiert wurde:
»Selbstverständlich unterstützen wir, dass die Ukraine schneller mit Europa ein gemeinsames Stromnetz bekommt«, sagte Habeck. Das hieße aber auch, dass »die Robustheit gegen Cyberattacken wie gegen Black-outs« gewährleistet sein müsse.
Auch wenn den Politikern hier ja gerne komplette naivität unterstellt wird ist den Verantwortlichen (sowohl in der Politik, als auch Industrie) natürlich bewusst, dass die Stromerzeugung in der Ukraine derzeit sehr unsicher ist (deshalb will man die Netze ja gerade synchronisieren). Dementsprechend werden sie natürlich Vorbereitungen treffen um negative Rückwirkungen soweit wie möglich zu verhindern oder den Anschluss halt schlicht nicht durchführen.
Aber ich vermute es wäre naiv zu glauben, dass man das zusätzliche Risiko auf 0 reduzieren könnte.

Konkret zur Frage: Warum sollte man das Netz nicht wieder abkoppeln können, wenns selbst innerhalb von Europa Inselbetriebe geben kann.

Ist jetzt reine Spekulation, weil ich von den technischenDetails keine Ahnung habe, aber ich könnte mir vorstellen, dass ein Hauptproblem darin besteht in der momentan angespannten Lage die Notfallmaßnahmen einerseits rechtzeitig zu ergreifen, aber andererseits auch nicht dauernd in Panik zu verfallen und damit am Ende mehr Schaden als Nutzen anzurichten.
 
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Wir brauchen eine extrem starke Kapazitätserhöhung der Windkraft Offshore! Diese ist grundlastfähig (durchschnittlich nur 3 Tage im Jahresdurchschnitt kein Wind) und wurde die letzten 15 Jahre vernachlässigt.

Ich hoffe, dass die Regierung in diese Richtung steuert.

@Binalog mich würde deine detaillierte Einschätzung zur Offshore-Windenergie als Grundlastträger interessieren? Hat sie wirklich dieses Potenzial (wie bspw. das Fraunhofer-Institut behauptet)?
 
Arkada schrieb:
Wir brauchen eine extrem starke Kapazitätserhöhung der Windkraft Offshore! Diese ist grundlastfähig (durchschnittlich nur 3 Tage im Jahresdurchschnitt kein Wind) und wurde die letzten 15 Jahre vernachlässigt.

Ich hoffe, dass die Regierung in diese Richtung steuert.

@Binalog mich würde deine detaillierte Einschätzung zur Offshore-Windenergie als Grundlastträger interessieren? Hat sie wirklich dieses Potenzial (wie bspw. das Fraunhofer-Institut behauptet)?
Dies verstehe ich nicht: wenn es an drei Tagen keinen Strom gibt, wie kann dies dann grundlastfähig sein?

Hast du einen Link auf Studie vom Fraunhofer-Institut?
 
Interessant wäre da wohl, wann genau das ist. Wenn richtig, richtig gutes Wetter herrscht, und dementsprechend kein Wind weht? Dann könnte man ja annehmen, dass wir den Ausfall durch Photovoltaik ausgleichen könnten. Oder aber wenn es richtig, richtig stürmt, und die Anlagen zum Selbstschutz stillstehen. Dann wird es aber schwer mit Ausgleichsenergie.
Stromspeicher für 3 Tage wird in absehbarer Zeit auch nicht da sein. Hätten wir doch bloß noch alte Kohle- und Gaskraftwerke, die man nur in Schuss hält, für genau solche Flauten. Damit würde man trotzdem vermutlich 98% der Emissionen bei der Stromerzeugung einsparen, aber hätte einen Fallback, um möglichst viel abzufangen.
 
TeAraroa schrieb:
Dies verstehe ich nicht: wenn es an drei Tagen keinen Strom gibt, wie kann dies dann grundlastfähig sein?

Hast du einen Link auf Studie vom Fraunhofer-Institut?
Grundlastfähig heißt nicht, dass in 100% des Jahres die komplette Kapazität verfügbar ist.
Auch AKW oder KKW sind nicht fähig 24/7/365 100% Ihrer kompletten Kapazität auszuschöpfen

"Die hier simulierten Offshore-Windparks kommen im Mittel auf deutlich über 8700 Betriebsstunden jährlich; das entspricht einer Stromproduktion an rund 363 Tagen im Jahr. So wird fast über das ganze Jahr hindurch Energie bereitgestellt."

Quelle (Ab Seite 35): Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik - Energiewirtschaftliche Bedeutung der Offshore-Windenergie für die Energiewende
 
Aus dem link...

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Die Studie ist aus dem Jahr 2017, die Realität hat die darin enthaltene Simulation m. E. mittlerweile widerlegt.

Hier die Erzeugungsprofile der KW41 2021...

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Am 07.10.21 lag die Erzeugungsleistung der Windenergie über den halben Tag unter 1 GW, in den Morgenstunden fiel sie sogar auf unter 400 MW. Wäre es zusätzlich noch bewölkt gewesen, dann hätte auch die PV nichts mehr beigesteuert.

Das ist anhand realer Erzeugungsprofilen der Beleg dafür, dass PV und Wind keine gesicherte Leistung zur Verfügung stellen. Die derzeit als Backupsystem geplanten Gaskraftwerke hat die reale Weltpolitik (die es neben dem Klimwandel auch noch gibt) den Boden unter den Füßen weggerissen. Allein für den vorzeitigen Kohleausstieg in 2030 wären zusätzliche 23 GW an Gaskraftwerkskapazität notwendig.

Ungeachtet dieser Rahmenbedingungen ist es 6,5 Monate vor der nächsten Heizperiode ohnehin zu spät, um hier im großen Stil irgendwelche neuen Anlagen zu planen und zu errichten.

Sollte sich die weltpolitischen Rahmenbedingungen bis Herbst nicht radikal ändern, dann wird der nächste Winter insbesondere für die Gasversorgung eine große Herausforderung. Im Falle eines sehr kalten Winters besteht die Gefahr einer bisher nicht vorstellbaren Krise/Katastrophe. (Siehe auch #351)
 
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