Ich möchte hier ausschließlich, da ich endlich mal Zeit finde, auf Onkelhitmans Beitrag
# 98 antworten, eine Erwiderung auf meinen Beitrag
# 95
Onkelhitman schrieb:
Pauschalisierung der CDU/CSU-Wähler , der Betriebe, der "Anderswähler".
Nein, es ist eine volkswirtschaftliche Theorie.
Es gibt im Wesentlichen zwei davon:
1) Es muss den Betrieben gut gehen, damit es den Beschäftigten gut gehen kann (CDU / CSU / FDP)
2) Es muss den Beschäftigten gut gehen, damit es den Betrieben gut gehen kann (SPD / Grüne)
Argument für 1)
Nur wenn es den Betrieben gut geht, können diese ihren Beschäftigten auch gute Löhne bieten. Nur dann können sie Arbeitsplätze schaffen [nicht die Politik schafft Arbeitsplätze, sondern sie setzt nur die Rahmenbedingungen dafür; die Betriebe schaffen Arbeitsplätze]. Nur dann können sie sich erweitern, weitere Produktionsstätten oder Dienstleistungszentren bauen, nur dann haben sie den Bedarf an neuen Mitarbeitern.
Argument für 2)
Nur wenn die Beschäftigten ausreichend Geld zur Verfügung haben, können sie die Produkte oder Dienstleistungen des Betriebes auch in Anspruch nehmen. Um den Betrieben zu Umsatz zu verhelfen benötigen wir auch Arbeitnehmer, die sich diese Produkte leisten können. Ein guter Lohn für die Beschäftigten führt zu Rückführungen des Kapitals in die Betriebe.
[diese Theorien wurden von mir - beide - auf den Kernbereich heruntergebrochen. Sie sind eine vereinfachte Darstellung, um den Rahmen des Threads nicht zu sprengen. Sie geben aber prägnant ihr Wesen wider.]
Mein Standpunkt:
Beide Modelle sind an sich nicht falsch und haben ihre Vorzüge. Nur hat das Modell 2 (SPD / Grüne) eine signifikante Schwäche:
Es berücksichtigt nicht die Globalisierung. Die Globalisierung ist etwas, gegen das sich kein Betrieb, keine Privatperson und kein Staat verwehren kann:
Es nützt hier ansässigen Unternehmen nichts, wenn gut bezahlte Mitarbeiter bei Grundig sich Sony-Fernseher kaufen. Es nützt VW nichts, wenn gut bezahlte Mitarbeiter einen Kia oder Toyota erwerben. Das Geschäft findet dann nicht in Deutschland statt, sondern im Ausland. Das sind die Folgen der Globalisierung. Wir brauchen aber die Geschäfte hier in Deutschland. Wir brauchen sie zwingend.
Und genau deshalb kann Grundig nur soviel für die Beschäftigten ausgeben, wie es mit den Einnahmen in Korrelation steht. Deshalb kann VW nur soviel zahlen, wie es mit den Einnahmen in Korrelation steht.
Nun kommt ein weiterer Faktor hinzu (hier gehe ich auf die allseits diskutierte Kritik an der Befreiung energieintensiver Betriebe von der EEG-Umlage ein):
Was glaubt Ihr, was passiert, wenn energieintensive Unternehmen zugunsten der Privatverbraucher mehr an den Kosten der Energiewende (EEG) beteiligt würden? Wenn sie mehr für den Strom bezahlen müssten zugunsten der Verbraucher?
Der Verbraucher würde 10 € / Jahr weniger an Stromkosten bezahlen. Das entspricht 0.83 € / Monat. Dafür würde der BMW, der VW oder der Audi halt 2.000 € mehr kosten [die Unternehmen haben ihre Kosten-Nutzen-Rechnung, und diese wird niemals durchbrochen, da wirtschaftlich schlicht unmöglich].
Ja, dann kauft Ihr eben keinen BMW, VW, Audi mehr? Gut, wunderbar, dann brauchen die auch weniger Beschäftigte. Werden also einfach mal 10.000 Mitarbeiter entlassen. Pro Betrieb. Die haben vorher noch dazu beigetragen, dem Staat Steuereinnahmen zuzuführen, nun leben sie von Hartz-4 (mal ganz davon zu schweigen, was das für hunderttausende von Familien bedeutet). Sie leben voll und ganz auf Kosten des Staates und bescheren uns damit auch Kosten, die die Allgemeinheit, also Ihr, aufzufangen hat.
Merkt Ihr was? Dass die Rechnung nach hinten losgeht?
Wir können das gerne weitertreiben:
Hinter großen Aktiengesellschaften stehen Großinvestoren. Das können Banken (auch ausländische), Staaten und / oder private Investoren sein. Alle diese erwarten eine Rendite. Und sie ziehen ihr Kapital ab, wenn diese nicht gewährleistet ist. Man KANN diese nicht schröpfen. Der Schaden, den diese verursachen könnten, wäre viel zu hoch. Nicht für das Unternehmen. Sondern für den Steuerzahler. Denn dieser müsste für Ausfälle sorgen, da der Verlust an Arbeitsplätzen und damit an Steueraufkommen noch um ein vielfaches schlimmer wäre als alles, was uns solche Investoren zufügen könnten.
Hierin besteht auch meine Kritik an CDU / CSU / FDP; auch an vorangegangenen Bundesregierungen, sei es die große Koalition, sei es die rot-grüne Bundesregierung unter Schröder, sei es die Bundesregierung vor Kohls Herrschaft: Niemand hat den Wählern reinen Wein eingeschänkt; niemand hat auf die wirtschaftlichen Verknüpfungen und Bedeutungen auch nur ein wahres Wort verschwendet. Niemand hat den Bürgern je die Wahrheit gesagt bezüglich dessen, was uns unausweichlich wirklich erwartet. Jedoch war die CDU / CSU / FDP - Regierung noch am nähesten dran, auch wenn sie in vielem auch nur gelogen haben. Die Linke ist mit ihren Forderungen jedoch mit Abstand am verlogensten. Ja was glauben die denn? Dass die Unternehmen, denen sie schaden wollen zugunsten der kleinen Arbeiter, nicht reagieren werden? Das die ihre Gewinne zusammenstreichen werden? Das ist im internationalen Wettbewerb überhaupt nicht möglich. Das ist in Hinblick auf die Investoren überhaupt nicht möglich, da diese international agieren können. Und so werden sie mit ihrer Politik bewirken, dass diese Unternehmen Stellen streichen, ihr Kapital ins Ausland verlagern oder - wenn sie das nicht können - schlichtweg zugrunde gehen. Dass also alle Beschäftigten im Endeffekt arbeitslos sind. Wunderbare Politik zugunsten der kleinen Leute
.
Polemik feinster Natur, nur um Wählerstimmen zu erhaschen. Obwohl die durchaus intelligenten Leute an der Spitze der Linken durchaus wissen, dass ihre Forderungen mehr als nur wirklichkeitsfremd sind.
Pauschalisierung der Jobs und deren Wichtigkeit, Wertigkeit in der Welt reduziert auf das Unternehmen, nicht die Arbeitsleistung und Qualifikation.
Der Staat ist ein Wirtschaftsunternehmen. Für ihn gelten dieselben Gesetze und Grundprinzipien wie für ein Privatunternehmen. Jeder Job, der weniger Belastung bedeutet als das absolute Hartz-4 ist bedeutsam für diesen Staat. Und jeder in unserer Gesellschaft sollte jenen Personen dankbar sein, die bereit sind, Vollzeit zu arbeiten, nur um 200 € mehr im Monat zu erhalten als Hartz-4 bedeuten würde. Diese Leute tragen einen wesentlichen Teil zur Aufrechterhaltung unserer Gesellschaft bei. Wir sollten ihnen danken und unseren Respekt zollen.
Es nützt nichts, wenn wir 10 € Mindestlohn für jedermann verlangen. Was soll das Friseurunternehmen an der Grenze zu Polen denn machen? 3 km weiter gibt es einen Haarschnitt für 3,50 €. Jedermann kann ohne Beschränkung dorthin fahren. Soll der Friseur, der das Unternehmen betreibt, lieber alle Angestellten feuern? Und alleine selbst für 4 €/Stunde arbeiten, denn er als Unternehmer hat ja nicht anderes verdient? Wollen wir diese Leute lieber zu 100 % von Steuergeldern finanzieren?
Und diese Gemeinkosten hat nur ein Betrieb? Ein normaler Mensch der arbeiten geht hat diese nicht? Er zahlt keinen Strom? Kein Wasser? Kein Abwasser? Keine Müllabfuhr, keine Grundsteuern? Keine Versicherungen? Seine Besitztümer werden nicht mit der Zeit wertloser? Seine Räume müssen nicht instand gehalten werden? Er hat keine Verwaltungskosten? (Lohnsteuer?), er muss keine Heizung zahlen? Gemeinkosten hat JEDER.
Du verdrehst die Tatsachen. Mir ging es darum, aufzuzeigen, dass es eine Milchmädchenrechnung ist, dass der Bruttolohn die einzigen Kosten für ein Unternehmen sind. Es hängt ein ganzer Rattenschwanz von weiteren Zusatzkosten daran.
Und nein, der buchhalterische Gemeinkostenzuschlagssatz ist so fundamental unterschiedlich zu den Nebenkosten und der Berechnungsbewertung eines gewöhnlichen Haushaltes, dass dies zwei völlig unvergleichliche paar Schuhe sind. Bitte verzeihe mir die Aussage, aber Du hast wohl nie zuvor in das Thema Unternehmensführung eingeblickt. Ich hingegen tue dies tagtäglich. Dir ist schon bewusst, dass ein Mitarbeiter, der 10 € / Stunde brutto verdient, das Unternehmen durchaus 50 € und noch mehr pro Stunde kosten kann? Wohlgemerkt: kann, nicht muss.
Glaskugelbesitzer. Du pauschalisierst hier schon wieder und prophezeist. Der wahre Verfall findet im Wertesystem des Menschen statt, der sich durch so etwas blenden lässt, und nicht durch das Tragen der Allgemeinlast auf den Schultern der Verdiener und Steuerzahler.
Glaskugelbesitzer?
Du möchtest also allen Ernstes behaupten, dass diejenigen, die arbeiten, sich bereitwillig auf einen stetig ansteigenden Anteil an Personen einstellen werden, die sich bequem mit Hartz-4-Niveau einrichten können? Denen das genug ist? Also ich möchte nicht für eine einzige Person, die so denkt, auch nur eine Nanosekunde Arbeitszeit investieren wollen. Ich arbeite über 60 Stunden / Woche. Und ich unterstütze Bedürftige sogar gerne. Aber was Leute angeht, die gerne Hartz-4 kassieren, weil sie damit auskommen können und so nicht arbeiten müssen, würde ich freiwillig nicht einen Cent abdrücken. Das hat in meinen Augen auch nichts mit Solidarität zu tun. Wie gesagt, das hat nichts mit Leuten zu tun, die keinen Job finden und gerne arbeiten würden. Diese unterstütze ich durch meine Abgaben gerne und durchaus freiwillig.
Mit Pauschalisierung hat das rein gar nichts zu tun. Meiner Meinung nach muss ein Hartz-4-Einkommen jedoch in jedem Fall einen immensen Anreiz bieten, sich aus dieser Situation befreien zu wollen; also mehr zu bekommen. Es darf keinerlei Möglichkeit bieten, sich gemütlich darin einzurichten. Selbstverständlich bin ich daher auch der Meinung, dass Personen, die zur Befreiung aus dieser Situation bereit sind, auch die Möglichkeiten dazu bereitgestellt werden müssen: Kostenlose weitere Qualifikationen und weitere Ausbildungen, Schulungen, staatlich geförderte Stellenprogramme, kostenlose Bewerbungstrainigsprogramme, kostenlos nachholbare Schulabschlüsse ohne finanzielle Abstriche etc.
Unsere Arbeitslosenstatistik ist besser geworden, der Niedriglohnsektor wurde auf ca. 25% - 30% ausgeweitet.
Unser Hauptproblem hinsichtlich Arbeitslosigkeit besteht nun einmal im gar nicht oder geringqualifizierten Sektor. Natürlich gibt es auch arbeitslose Akademiker, aber das ist nicht die Masse. In diesem geringqualifizierten Sektor gibt es zu bemerken, dass diese Personen für ein Unternehmen nur dann gewinnbringend eingesetzt werden können, wenn der Lohn unterhalb der Produktivität liegt (das gilt logischerweise für jeden Job, ganz gleich ob gering- oder hochqualifiziert). Die Produktivität socher Personen ist aber nun mal sehr gering. Löhne oberhalb dessen, was sie einbringen, bedeutet nun mal logischerweise die Arbeitslosigkeit solcher Leute. Daher ist es vermessen, kontraproduktiv und dumm, Lohnuntergrenzen für solche Leute zu fordern. Besser, sie verdienen 6,80 / h als dass sie arbeitslos sind. Besser, hierzulande existieren Unternehmen, die maximal 6,80 € / h für entsprechende Arbeit bezahlen können, um noch wirtschaftlich zu arbeiten, als dass diese Jobs im Ausland erledigt werden.
Du weißt schon, was subtil bedeutet?
http://de.wiktionary.org/wiki/subtil
Du kaufst also im Computerladen umme Ecke ein, kaufst deinen Computer für 1500€ ansatt denselben Computer eine Straße weiter für 1200€ bei einer großen Kette zu kaufen?
JA. JA, genau das tue ich. Auch wenn ich zwei, drei Monate länger sparen muss. Früher habe ich auch online gekauft. Je mehr mir jedoch bewusst wurde, wie sehr der Onlinehandel den Einzelhandel bedroht, wieviele Arbeitsplätze und Einzelschicksale davon abhängen und nicht zuletzt um wieviel besser der Service dort ist, desto mehr war ich geneigt, auch teurer im Einzelhandel zu kaufen.
Stirbt der Einzelhandel, stirbt unsere Gesellschaft. Der Einzelhandel ist der größte Arbeitgeber Deutschlands. Daran hängen Jobs, von deren Gehalt die Menschen noch leben können. Fördere ich zB Amazon, fördere ich tausende 400 € Jobs und sonstige schlecht bezahlte Geringverdiener zugunsten ganz weniger Profiteure. Zugunsten einer völlig perfiden billigst-Preis-Hascherei. Gefördert auch noch von einer völlig falschen Gesetzgebung, die den Onlinehandel auch noch fördert (Stichwort: Widerrufsrecht). Wir brauchen den Einzelhandel. Wir brauchen die dortigen Arbeitsplätze. Das Unterstützen des online-Handels hat in meinen Augen rein gar nichts mit sozialem Denken zu tun. Es hat vielmehr mit dem Gedanken zu tun: Das beste für mich, egal um welchen Preis. Ich hasse solches Denken. Leben und leben lassen - das sollte die Devise aller sein.
Und bezüglich Deinem nachfolgenden Kommentar:
Keiner verlangt, dass Du Dir 200g, 500g oder 1 kg Steak kaufst. Leben und leben lassen bedeutet, dass Du bereit bist, auch zwei, drei Monate länger auf Deinen PC zu sparen, ohne selbst davon einen Profit zu haben. Einfach nur für das Bewusstsein, dass hiervon Familien überleben, die ohne Dich (und anderer) untergegangen wären. Weil Du mit Deinem Kauf Arbeitsplätze sicherst. Dass nicht das ICH, sondern das WIR im Vordergrund steht.
Die Belehrung ist folgend:
Hör auf zu Pauschalisieren. Hör auf mit deiner Meinung zu prahlen und sie als ethischen, moralisches Perfektum zu präsentieren.
Ich pauschalisiere nicht, prahle nicht mit meiner Meinung und gebe diese auch nicht als den Glanz allen Seins aus. Ich weise lediglich auf Gegensätzlichkeiten und Unvereinbarkeiten der Meinungen und Handlungsweisen anderer hin in der Hoffnung, diese würden bei selbstkritischer Reflexion selbst erkannt werden.
Du pauschalisierst jedoch so stark ins Extreme, dass sich hier Menschen Meinungen bilden, und es ist fatal dann in deine Überlegungen einzutauchen, denn sie erscheinen auch noch sinnig, geben dann aber Preis wofür dieser Thread hier eigentlich gemacht wurde. Nicht als Frage, was und wen man wählt und warum. Sondern einzig um all jene zu denunzieren, die nicht deiner Meinung sind. Da hilft die beste Argumentation nichts, das ist ganz einfach Fanatismus. Und gegen den kann man nicht ankämpfen.
Nochmal: Ich pauschalisiere nicht, sondern weise auf Unstimmigkeiten hin. Und wenn Du meine Einlassungen auch noch als sinnig empfindest, können sie so wirklichkeitsfern wohl nicht sein. Und denunzieren möchte ich niemanden, sondern, noch einmal, Widersprüche aufzeigen. Ich kann mir nicht den billigsten Onlinehändler aussuchen, der wenig und schlecht bezahlte Angestellte hat, nur um für mich selbst das beste Geschäft zu machen, und zugleich von allen Firmen verlangen, Mindestlöhne zu zahlen, für würdige Beschäftigungsverhältnisse zu sorgen, mich über Arbeitsbedingungen aufregen und mit meinem Kaufverhalten das Gegenteil fördern. Das ist verlogen. Und keinesfalls, nicht einmal im Ansatz mit dem eigenen geringen Einkommen zu rechtfertigen.
MfG,
Dominion.