"Meinungsmache" - natürlich gibt es das. Das ist doch auch vollkommen in Ordnung, wir sind alle denkende und fühlende Menschen, wir können uns einer oder mehreren der vielen Meinungen anschließen, ablehnen, eine neue bekommen, aneignen, verteidigen, kombineren ... man muss sich das Denken halt erlauben. Die Basis unseres gesellschaftlichen Systems ist aufgeklärtes Denken, und das kennt kein "die da oben" und "die da unten". Beschwerden über "xyz hält uns dumm" oder "die verarschen uns alle" usw. sind letztlich nur die Vorlage davon, dass man schlicht kein Interesse daran hat, sich mit einem Thema zu beschäftigen und eine Meinung zu bilden.
Das Problem an "Social Bots" ist, dass sie dieses Denken eben nicht haben, und eine Meinung verbreiten und damit eine Gruppendynamik steuern oder anfachen, die sonst schlicht untergehen würde. Die Meinung von wenigen sieht aus wie die Meinung von vielen. Man könnte behaupten, dass Medien genauso wirken - aber vergisst, dass diese mit offenen Karten spielen. Wenn ich eine BILD-Schlagzeile lese, kann ich als Autor die BILD-Redaktion etc. identifizieren und entsprechend einordnen. Wenn ein Politiker Forderungen in einer Talkshow verbreitet, dann kann ich die Forderung einem Gesicht, einer Partei zuordnen. Das geht mit einem "Social Bot" eben nicht. Social Bots wird man nicht verbieten können, aber man sollte die verpflichtend kennzeichnen.
Dass sowas wie Fakenews überhaupt Glauben oder Vertrauen geschenkt wird, hat was mit der Glaubwürdigkeitskrise der Mainstreammedien zu tun. Wenn alle nur bei Agenturen abschreiben und das mit den selben Werten anreichern fehlt die Diversität der Berichte. Und damit leidet die Glaubwürdigkeit der Branche insgesamt und der Ausgleich kommt dann durch zweifelhafte Quellen, die eigentlich ihre Glaubwürdigkeit nur erhalten, weil sie abweichende Berichte bringen. Dazu kommt, dass Vertrauen und Glaubwürdigkeit steigen, wenn der "Sender" die Botschaft vermittelt, im Besitz von verbotenem oder geheimem Wissen zu sein. Das sind seit Jahrzehnten bekannte psychologische Prinzipien. Die einzige Methode dagegen wirkungsvoll vorzugehen ist maximale Transparenz der Prozesse, dass die Existenz von "geheimem" Wissen schlicht unmöglich erscheint. Dazu müsste man aber auch TTIP und TISA überdenken und sofort über Bord werfen und Datenschutz nicht nur auf zweifelhafte NSA-Selektoren anwenden.