Ich möchte hier die Disskussion über Kriegsverbrecher oder nicht, nicht nochmal aufwärmen, sondern meine persönliche Meinung dazu äussern:
Ich würde weder Rommel noch Stauffenberg auf einen Schild heben und mit der Benennung von Einrichtungen wie Kasernen zu ehren. Sie waren Menschen ihrer Zeit. Es ist nicht einfach so etwas, mit dem was wir heute wissen und wie wir Dinge heute beurteilen, einzuordnen. Sie waren begeisterte Berufssoldaten in preussischer Militärtradition. Der Nationalsozialismus war für diese Personen ein willkommenes Vehikel, ihre militärischen Karrieren voranzutreiben.
Aus heutiger Sicht haben sie sich beide Kriegsverbrechen schuldig gemacht. Sie habe sich in führenden Positionen an Angriffskriegen beteiligt. Der gesamte Krieg war ein Verbrechen andem sie kritiklos und begeistert teilgenommen haben, in der ersten Reihe und vom ersten Tag an, in Polen in Frankreich und später in Nordafrika oder beim Oberkommando des Heeres.
Was heute als Verbrechen beurteilt wird - der Angriffskrieg - war damals keines. Ob sie 'gute' Soldaten, 'ideale' Anführer oder später im Widerstand engagiert waren ist das eine, aber dennoch verkörpern sie eine Soldatentyp, der heute kaum mehr zu Vorbild taugt. Heldentum, Eroberung, die Vernichtung des Feindes mit allen Mitteln und jedem Opfer.
Den Kriegsausbruch war für Stauffenberg eine „Erlösung“ die er herbeisehnte:
Zitat: In einem Brief an seine Frau schilderte Stauffenberg seine Fronterfahrungen und Eindrücke aus Polen:
„Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu brauchen, arbeitsam, willig und genügsam.“
– Claus Schenk Graf von Stauffenberg –
Im Hof des Bendlerblockes in Berlin steht für den Mann ein Denkmal, der an der an Eroberung Warschaus beteiligt war, bei der weit mehr als zehntausend Zivilisten den Tod fanden. Ihn auf seine zentrale Beteiligung auf das Attentat auf Hitler zu reduzieren würdigt ihn in beschämend unvollkommener Weise.
Rommel liebte den Militärapparat den die Nazis aufgebaut hatte und sehnte die Revision des Versailler Vertrages mit militärischen Mitteln herbei. Er brannte darauf eine Panzer-Division im Frankreichfeldzug zu leiten.
Aus heutiger Sicht sind heute beide zweifellos Kriegsverbrecher. Sie verköperten einen Soldatentypus der wohl kaum als Vorbild für 'den Staatsbürger in Uniform' taugt. Ihre 'Tugenden', bei Rommel das Soldatische, bei Stauffenberg der Widerstand, reichen mMn bei weitem nicht aus sie 'reinzuwaschen'. Wir sollten die beiden vom Sockel holen und in eine Ecke aus Kontext stellen, wo jeder sie nach seiner persönlichen Vorstellung erinnern mag. Als Vorbilder taugen sie nicht. Sie sind Geschichte und ihre ist zu Ende erzählt.
Sie können für die heutige BW ein Leerstück sein, wie man es nicht machen sollte. Wie man nicht kämpfen, wie man nicht mit Zivilisten umgehen und wie man nicht anderen Ländern gegenüber auftreten sollte.
Die BW benötigt dringend viele neue Vorbilder.
„Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ Theodor W. Adorno