Obwohl ich mir seit bald 10 Jahren regelmässig schwöre, nie wieder ein EA Game zu kaufen (und Gründe gibts dafür wahrlich genug), habe ich auch diesmal wieder (einen doch fast unverschämt hohen) Geldbetrag in das neue C&C investiert. Hat bei C&C quasi Tradition, da ich auch alle Vorgänger besitze.
Inzwischen habe ich Red Alert 3 gut 50 Stunden im Single- und Multiplayer getestet und kann demnach hier meinen Senf dazu abgeben:
1. Singleplayer
Nachdem der Wechsel von einer halben Ernsthaftigkeit hin zum abstrusen Wahnsinn in Sachen Story ja bereits in RA2 sehr deutlich wurde, hat man diese Linie in RA3 konsequent weiterverfolgt: Die Story ist ziemlich durchgeknallt und mitanter auch recht amüsant und witzig. Ich mag auch die Videosequenzen, obwohl wir bei C&C inhaltlich und technisch auch schon besseres gesehen haben.
Die Missionen an sich sind jetzt nicht gerade der Burner, aber auch nicht total miserabel. Würde sagen eher mittelmässig... aber das Ganze ist sowieso sehr schnell durchgespielt, da muss mans nicht allzulange ertragen
Was man noch zur Story sagen muss ist, dass sie irgendwie ziemlich gekürzt und nicht ganz fertig wirkt... da wär mehr drinngelegen und irgendwie beschleicht einen auch das Gefühl, dass da ursprünglich mehr geplant war (es werden quasi verschiedene Storylines angefangen, die nur halbherzig beendet werden).
2. Multiplayer
Wichtiger als der Singleplayermodus ist bei einem Startegiespiel natürlich der Multiplayermodus. Schliesslich ist es strategisch nicht gerade langzeitmotivierend, gegen immergleiche KI-Gegner zu kämpfen, die ihre Doofheit durch Cheating auszugleichen versuchen (wobei es zumindest damals in C&C 3 Tiberium Wars ein ziemlicher Thrill war, in der Demo endlich die 'Brutal-KI' besiegen zu können nach vielen Versuchen).
Nun ist der Multiplayermodus in RA3 ein zwiespältiges Vergnügen. Als wirklich gelungen kann man ihn nicht bezeichnen (d.h. er fällt spürbar hinter denjenigen von C&C3 Tiberium Wars zurück und ist der dahingehenden Referenz AoE2 natürlich um Lichtjahre unterlegen).
Einer der Gründe dafür ist sicherlich die Tatsache, dass der Wirtschaftliche Part stark trivialisiert wurde... man hat keine Erz- oder Tiberiumfelder mehr, sondern so genannte 'Erzraffinerien', die in stark begrenzter Zahl vorhanden sind, wenig abwerfen und im Normalfall nur mit einem Sammler bedient werden. Somit ist auch der Einheitenproduktionsoutput eher gering, was aber zumindest dazu führt, dass man sich einigermassen gut überlegen muss, was man baut.
Dadurch, dass sowieso eher wenige Einheiten auf dem Feld sein werden und kaum Ressourcen vorhanden sind (zumindest für einen typischen Ressourcenhoheitsspieler wie mich), dauern die Spiele auch meist nicht besonders lang, was ich schade finde.
Somit ist natürlich auch der strategische und taktische Anspruch eher gering, aber soweit ich die RA3 Online Community bisher überblicken konnte, besteht sie sowieso zu einem nicht geringen Teil aus eher Minderbemittelten (sorry), denen der mangelnde Anspruch des Spiels wohl gelegen kommt.
3. Der "EA Faktor" / Technik
Als "EA Faktor" bezeichne ich hier mal die üblichen Frechheiten und Katatsrophen,d ie bei so gut wie allen EA Releases auftreten. Da der geplagte Computerspieler sich dahingehend von EA ja schon einiges gewohnt ist, muss man sagen, dass das RA3 Release vergelichsweise harmlos abgelaufen ist (wenn auch an normalen Verhältnissen gemessen immer noch eine Lachnummer). Wie gewohnt wurde zu Beginn gleich etwa täglich ein Patch released, um den kaputten Multiplayermodus zu fixen. Allerdings funktioniert dieser eigentlich recht gut (natürlich immer: verglichen mit den üblichen EA Katstrophen).. im Gegensatz zu C&C3 hatte man beispielsweise nicht die ersten paar Wochen Dauercrashes in der Lobby. Das einzig Doofe ist, dass die Patches an anderen Stellen schädlich waren: So brachte ein Patch Minutenlange Blackscreens (inwzischen wieder rausgepatched) und seit einem Patch dauert bei mir das Aufstarten des Games etwa drei Minuten (wenn es dann startet, meist erst etwa beim vierten Versuch). Aber eben... verglichen mit anderen EA Releases ist das heilig.
Technisch ist es okay... der Comicstil der Grafik ist zwar nicht gerade mein Geschmack, aber irgendwie passts ja zur absurden Story. Der Sound gefällt mir (wie bei C&C gewohnt) sehr gut.
Zur deutschen Sprachausgabe kann ich nichts sagen, da ich die englische Version habe. Der Kopierschutz hat mich in dem Sinne nicht gestört (owbohl ich natürlich auch kein Anhänger von solchem DRM-Scheiss bin), hab nämlich gar nix davon gemerkt, da ich das Spiel zwecks Multiplayer eh fürs Internet freigeben muss.
FAZIT: Da man von EA nur Katastrophen erwartet, war RA3 keine grosse Enttäuschung.
Singleplayer und Technik sind ok, Multiplayer zwar eher dümmlich aber man kann sich dennoch ein bisschen die Zeit damit vertrieben. Releasekatastrophen & Bugs zwar durchaus vorhanden, für EA-Verhältnisse aber fast schon gering.
Also nicht wirklich ein gutes Spiel, aber auch nicht wirklich schlecht... selbstverständlich kein würdiger Nachfolger für die guten alten Westwood Produktionen, aber auch hier: das hat nun wirklich keine erwarten dürfen.