Sehe ich das richtig? Du als Kunde befürwortest es, daß eine neu entwickelte Technik für dich erst in einem Vierteljahrhundert verfügbar sein wird, wenn du zufällig das "falsche" System besitzt?
Es ist ja nicht so, daß Canon seine USM-Technik allen Kunden angeboten hätte - denn wie es der Zufall will, baut Canon nunmal keine Objektive für Pentax, Minolta, Nikon etc., sondern nur für Canon-Bajonette!
Man muß sich nur mal begreiflich machen, wie groß der Aufwand ist, eine nützliche Erfindung nachzuentwickeln, ohne die Patente des Ersterfinders zu verletzen, um zu erkennen, wie ineffizient dieses Wirtschaftssystem ist!
###
Mal eine kleine Geschichte:
Stell dir vor, du arbeitest in deinem Garten. Du wühlst die Erde mit einem langen Stock um - weil diese Technik von deinen Altvorderen kommt. Da siehst du den Nachbarn mit einem Spaten arbeiten. Du gehst zum Zaun und staunst. Dein Nachbar kommt zu dir, erklärt dir, wie er auf die Idee kam, wie es funktioniert, und ermuntert dich, es ihm nachzutun. Und wenige Tage später arbeitet ihr beide mit einem Spaten. Die Arbeit geht jetzt viel schneller und abends sitzt ihr zusammen, trinkt einen Gerstensaft und freut euch über die gewonnene Freizeit. Und dein NAchbar ist stolz wie Bolle, daß ihm etwas Nützliches eingefallen ist, das bei anderen soviel Anklang findet.
Einige Monate später kommt dir beim Unterhalten eine Idee. Der Spaten ist ja recht nützlich, aber für vieles zu grob. Um den Boden aufzulockern, würde es reichen, wenn nur ein paar stabile Zinken an dem Stiel wären, statt mit dem Blatt immmer ganze Ballen umzudrehen. Gedacht, getan - du entwickelst den Spaten weiter zur Grabegabel! Und so weiter, und so fort...
Aber das muß ja nicht so laufen. Du könntest auch einen Nachbarn haben, der egoistisch ist. Und der verbietet dir einfach, den Spaten nachzubauen. Und als du es versuchst, schickt er dir die Polizei auf den Hals, denn der Spaten ist SEINE Erfindung! Erst deine Kinder werden ihn nachbauen dürfen. So steht es im Patent, das der Großfürst unterschrieben hat. Aber er macht dir einen Vorschlag: Du darfst den Spaten benutzen. Aber nur eine Stunde täglich nach Sonnenuntergang. Als Gegenleistung arbeitest du von Sonnenauf- bis Untergang im Garten deines Nachbarn für sein Wohl. Und das die nächsten 25 Jahre lang...
Na? Wäre das ein verlockendes Angebot? Oder kämst du in Versuchung, statt eine Grabegabel zu entwickeln, die dann auch deinem Nachbarn gehören würde, auszuprobieren, ob so ein Spaten nicht auch ganz anders verwandt werden könnte....?
Und jetzt die alles entscheidenden Fragen: Welches dieser beiden Systeme wäre eines, das dir lebenswert erscheint?
Und in welchem der beiden Systeme leben wir tatsächlich?