micha2 schrieb:
stell dir einfach mal vor, dein nachbar hat 10000€ in die entwicklung seines spatens gesteckt. ich würde wetten, so einfach gibt er seine idee dann nicht mehr weiter.
Albert Einstein hat mal einen klugen Satz gesagt. Nicht nur einen, aber dieser hier ist besonders klug:
"Ein Problem löst man nie mit derselben Denkweise, durch die es entstand."
Auf die Situation übertragen: Patente sind nichts anderes, als ein Instrument, geistige Arbeit in das System der Geldwirtschaft zu übertragen. Da aber das System der Geldwirtschaft - in der also alle menschlichen Handlungen irgendwie in Kapital(bewegungen) ausgedrückt werden müssen, das Problem schlechthin ist, sind die Probleme geistiger Entwicklung auch nur ungenügend dadurch zu bewältigen, daß man ein Vehikel findet, sie in dieses, eigentlich unmenschliche System einzupressen.
Auf deine Antwort bezogen: Es ist nicht sinnvoll, ausgerechnet mit finanziellen Argumenten ein Problem erklären/lösen zu wollen, das erst durch die Finanzialisierung des (Wirtschafts-)Lebens entstanden ist.
Mal ganz abgesehen davon, daß du der entscheidenden Frage ausgewichen bist: Welches System wäre dir das lebenswertere? Das mit dem freundlichen Nachbarn, der sein Wissen und Können mit dir teilt - oder das mit dem Nachbarn, der dir aus Eigennutz die Luft zum Atmen nimmt?
Die Gedanken sind frei! Man kann sie nicht in Kosetts zwängen. Auch nicht in die von Geld und Geldgewinn. Und manchmal liegt eine Idee einfach in der Luft - oft genug dadurch, daß eine Vor-Entwicklung sie erst möglich machte, oder den Denkanstoß lieferte. Wenn dann aber Patente die Weiterentwicklung verhindern, ist das Ergebnis einfach nur
fehlender Fortschritt.
Und um nochmal Einstein uins Spiel zu bringen: die Entwickler einer (patentierten) Idee sind oft genug blind für deren Fehler, die wiederum Außenstehende beim Einarbeiten in die Idee leichter erkennen - und die korrigieren könnten, wenn sie denn dürften. Aber das dürfen sie nicht, weil sie dabei das Patent verletzen würden. Im Gegenzug dazu werden dann oft Neuentwicklungen statt Weiterentwicklungen patentiert - die wiederum dem ursprünglichen Entwickler nicht zur Verfügiung stehen... Es ist ein Krampf! Und wofür das alles? Sicher nicht wegen der Entwicklung. Es geht allein ums Geld!
Cool Master schrieb:
Eben das Patentsystem ist super - nicht Optimal aber super. Wenn man etwas nach Schema X nicht umsetzen darf oder kann (kann sich die Lizenz nicht leisten) muss man etwas anderes erfinden und somit hat man einen sauberen Wettbewerb.
Es ist wie in der Softwareentwicklung es führen viele wege zum Ziel und so ist es praktisch überall. Man kann es leicht haben = Lizenzen kaufen oder schwer = Eigenentwicklug. Man muss halt abwägen was besser und auf lange sicht günstiger ist.
Im Ergebnis dieses "sauberen Wettbewerbes" haben wir dann aber auch einen ganzen Haufen inkompatibler Systeme, weil sich aufgrund fehlenden Austausches und des allgegenwärtigen Verbotes, fremde, bessere Entwicklungen einzubeziehen, keine sinnvollen Standards etablieren können. Letzten Endes werden die Entwicklungen des marktstärksten "Wettbewerbers" zu Quasi-Standards. Ob sie nun gut sind oder nicht. Und daß sich in den meisten Fällen eine der schlechtesten Lösungen durchsetzt, muß ich in einem IT-Forum doch wohl hoffentlich nicht noch extra betonen?
Man denke nur mal an die Verhinderung des Siegeszuges von Firewire durch Steve Jobs!
Zudem: Ein wirklich gesunder Wettbewerb der Ideen kann auch ohne Geldgesetze stattfinden, ja eigentlich wird er dadurch erst möglich. Was du dagegen beschreibst, ist ein höchst ungesunder, ja schädlicher Wettbewerb. Da erfindet jemand das Rad - und alle anderen sind nun entweder gezwungen, für diesen Typen zu arbeiten, damit sie seine Erfindung mitbenutzen dürfen - oder aber jeder für sich das Rad neuzuerfinden, ohne daß am Ende ein Rad dabei herauskommen darf.
Das ist doch gaga!
ThomasK_7 schrieb:
Am Beispiel Klassikfan kann man sehr schön erkennen, was die "ich-kopier-mir-alles-für-umsonst-Generation" vom Schutz am geistigen Eigentum hält, nämlich gar nichts. Zudem hat er von Patentrecht überhaupt gar keine Ahnung, vertritt seine Meinung aber sehr vehement.
Patentschutz macht erst teure wissenschaftlich technische Entwicklung möglich!
Seine Beispiele mit Primitivgütern (Spaten, Sprache) sind irreführend, weil gar nicht patentfähig!
Ein ausgesprochen dummer Einwand - tschuldigung. Denn warum sollte ein Spaten nicht patentfahig sein? Es war natürlich nur ein plakatives Beispiel, um das Prinzip zu erklären. Und sicher wäre ein Spaten
heute nicht patentfähig - aber nur weil es ihn schon gibt. Wenn es das heutige Patentsystem zur Zeit der Erfindung des Spatens schon gegeben hätte, wäre er auch patentiert worden, weil er
damals eine entsprechend patentwürdige Entwicklung dargestellt hätte. Die "Gartenkralle" wurde ja auch patentiert!
Und was das "ich kopier mir alles" angeht: Die Entwicklung eines jeden Menschen beginnt mit einem simplen Kopiervorgang! Die DNA von Vater und Mutter wird kopiert und in eine neue Zelle übertragen, die anschleßend milliardenfach kopiert wird. Und heraus kommt ein neues Wesen, das - obwohl das Ergebnis von Kopiervorgängen - etwas eigenständiges ist, weil es die Kombination dieser Kopien so nur einmal gibt. In den Folgejahren erwirbt es Fähigkeiten und Fertiggkeiten, indem es hauptsächlich kopiert - das Verhalten seines Umfeldes nämlich, das dieses Wissen (über Bewegung, Sprache, Essen etc.) auch bereitwillig mit dem Nachwuchs teilt. In der Schule wird hauptsächlich vorhandenes Wissen in Kinderhirne kopiert, ja, das geht weiter bis ins Erwachsenenleben, das Studium, die Berufsbildung. Die Kopie ist DIE Triebfeder menschlichen Daseins, menschlicher Entwicklung!!! Ohne Kopie gäbe es keinen Fortschritt, weil jedes Wesen sich sein eigenes Wissen von Grund auf selbst schwer erarbeiten müßte, statt auf Vorhandenem aufzubauen, und im Verstehen des Vorhandenen dann Weiterentwicklung zu betreiben.
Und dann kommt man ins Wirtschaftsleben, und plötzlich soll genau das, wonach man bisher gelebt und gehandelt hat, falsch sein?
++++
Ganz nebenbei: um mal das Wettbewerbsargument grundsätzlich zu entkräften: Was ist denn der Hauptfeind des Wettbewerbes in der kapitalistischen Wirtschaft?: Das Monopol! Da könnt ihr jeden Wirtschaftswissenschaftler fragen!
Jeodch: Was strebt jeder Wettbewerber an?: Ein Monopol!
Entweder ein absolutes, indem er seine Konkurrenten ausschaltet oder aufkauft - oder ein temporäres, indem er eine Neuentwicklung gegen Nachahmer schützt, um sie zumindest zeitweise allein nutzen, also Phantasiepreis vermarkten zu können.
Der Monopolist hat in der Welt des "Wettbewerbes" den größten wirtschaftlichen Erfolg. Denn er steht außerhalb des Wettbewerbes, der den anderen so zu schaffen macht. Mit "im Wetbewerb bestehen" ist also in Wirklichkeit nichts anderes gemeint, als sich diesem so gut wie nur möglich zu entziehen. Entweder, indem man den Markt an sich beherrscht, oder "eine Marktnische findet", in der keien Konkurrenz existiert. Gemeint sind immer Formen eines Monopols.
Schlußfolgerung: Wer sich am wenigsten an die Regeln des Wettbewerbes hält, gewinnt ihn. Alles in allem keine überzeugende Werbung für den Wettbewerb, oder?