@Helios:
Hast du entsprechende Beispiele für rassistische Äußerungen? Heutzutage ist ja schon jemand rassistisch, wenn er anstatt
mit Schokolade überzogene Schaumwaffel Negerkuss sagt.
Es gibt da auch einen sehr interessanten Film mit Anthony Hopkins, "Der menschliche Makel", in dem er einen angesehenen Professor und Dekan spielt, welcher einer rassistischen Äußerung gegenüber zwei Studenten bezichtigt und deswegen entlassen wird.
Dem hysterischen Kampf gegen Rassismus ist aktuell der ehemalige ETH-Assistenzprofessor Martin Stricker zum Opfer gefallen. Sein
Vergehen: Er platzierte auf seiner Homepage einen Link zu einer
antirassistischen, amerikanischen Homepage, von der aus man mit weiteren Links zu Dutzenden von hetzerischen Seiten gelangen konnte. Müssten dieser Logik zufolge nicht auch die Betreiber jener Sites wegen Rassismus verklagt werden?
Ich weiß ja nicht, was du für Erfahrungen gesammelt hast, aber ich habe nicht den Eindruck, dass Ausländer/Migranten ganz generell verarscht oder gar benachteiligt werden.
Wenn jemand nicht richtig deutsch kann, habe ich noch nie erlebt, dass er deswegen dumm angemacht wurde.
Was deine Behauptung betrifft, dass es aus deinem Bekanntenkreis mehrere Ausländer gibt, die deutlich weniger verdienen für dieselbe Arbeit als ihre deutschen Kollegen, kann ich mir nicht vorstellen. Eher ist es so, dass sie für ein Arbeitsvermittlungs-Unternehmen arbeiten und der Arbeitgeber diesen Arbeitern weniger zahlt - das hat aber nichts mit der Herkunft zu tun.
Im Callcenter wird ganz generell nicht der richtige Name und Aufenthaltsort gesagt. Vor kurzem gab es eine sehr interessante Reportage darüber mit dem Journalisten und Schriftsteller Günter Wallraff undercover.
Ein Callcenter unterdrückt in der Regel auch die eigene Rufnummer, damit man nicht zurückrufen kann.
Möchtest du aus dem Umstand, dass ich evtl. mit weniger Ausländern als du Kontakt hatte, die Folgerung schließen, dass du im Recht bist, obwohl die von dir dargelegten Behauptungen nicht ohne weiteres zu erschließen sind?
Die Taliban sind für dich Friedenskämpfer? Oder wie kommst du darauf, dass Soldaten, die jene von dir zitierte Liedzeile aufsagen, rechtsextrem denken? Das erinnert mich spontan an den Ministerpräsident der SPD, Kurt Beck, der mal von "gemäßigten Taliban" sprach... Demnach gibt es dann wohl auch "gemäßigte Nazis".
Gibt es für dich eigentlich nur Rassismus von Deutschen?
Was meinst du mit "Sondersprachkursen"? Inwiefern werden Migranten mit "normalen" Sprachkursen benachteiligt? Und bist du der Ansicht, dass
alle Migranten Probleme mit der deutschen Sprache haben? Wenn ja, wie kommt es dann, dass viele Migranten hierzulande sehr gut deutsch können und andere wiederum nicht?
Ich bin mit 3 Jahren von Oberschlesien nach Deutschland gekommen und habe ohne Probleme deutsch gelernt.
Gibt es eine Quelle, die belegt, dass die meisten Studenten mit Migrationshintergrund die Hauptschule besuchten?
Sorry, aber überzeugt hast du mich ganz und gar nicht, dass Migranten benachteiligt werden. Das glaube ich erst dann, wenn mir ein entsprechendes Zeugnis eines Migranten vorgelegt wird, der nicht eingestellt wurde, obwohl es besser war als das seines deutschen Konkurrenten.
Was ist eigentlich verkehrt daran, zu sagen, Deutschland ist kein Einwandererland? Warum muss Deutschland alle Migranten aufnehmen? Man stelle sich vor, die Türkei würde dazu gezwungen. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass sie sich mit Händen und Füßen wehren würde.
@keshkau:
Was machen denn die von dir genannten "Problembezirke" zu Problembezirken?
Der heutige Artikel
"Das Reflex-Problem" von Heribert Seifert ist sehr interessant. U. a. heißt es darin:
So gehört es seit den neunziger Jahren zum journalistischen Anstand, rechtsextremistischen Ungeist in all seinen Erscheinungsformen und auch in entlegenen Nischen der deutschen Provinz aufzuspüren. Einschlägige Gewalttaten sind in Texten und Bildern immer wieder präsent. Der Wille zu einer Aufklärung, die schon aus Solidarität mit den Opfern keine Rücksichten nimmt, beherrscht die Berichterstattung. Es gilt die Devise, lieber einmal zuviel oder zu schnell Alarm zu schlagen als eine Untat zu übersehen.
Jetzt, da nicht deutsche Skins und Neonazis unter Verdacht stehen, sondern türkisch- und arabischstämmige Jugendliche, tönt es anders. In einem Kulturmagazin des Fernsehens bekennt ein eingeladener Experte zur Begeisterung der Moderatorin, dass er die Bilder vom vorweihnachtlichen Überfall auf einen Münchner Rentner nicht mehr sehen könne. Die Kommentatorin einer bedeutenden Hauptstadtzeitung erklärt die wiederholt ausgestrahlte Videoaufzeichnung dieses Verbrechens gar zu einem Hindernis für das, was sie sich unter einer "differenzierten, sachlichen Debatte" vorstellt.
Und weiter:
Im Gegensatz dazu herrscht bei der Suche nach Erklärungen in Einwanderergemeinschaften eher Zurückhaltung und Einfalt. Den Blick überhaupt auf ethnokulturelle Einflussfaktoren zu richten, gilt als anstößig und tendenziell rassistisch. Hier gibt es immer nur bedauerliche Einzelfälle. Das musste selbst die türkischstämmige Soziologin Necla Kelek erleben, als sie auf unerfreuliche Sozialisationspraktiken in bestimmten türkischen Milieus hinwies. Bereits die schlichte Beschreibung solcher ethnokultureller Eigenarten gilt als Rückfall in reaktionäres Denken. Erlaubt ist dagegen, als Erklärungsmuster die soziale "Unterprivilegierung" türkischer und arabischer Einwanderer ins Feld zu führen. Dieses Argument ermöglicht, im rhetorischen Sauseschritt die prügelnden Täter in Opfer deutscher Vernachlässigung zu verwandeln. An den kriminellen Karrieren dieser Täter unbeteiligt zu sein, das will sich deutscher Sündenstolz nicht nachsagen lassen.