Die Ursache dafür ist die subjektiv erfahrene Zwei-Klassen-Gesellschaft, die sich auf verschiedenen Ebenen zeigt: Dort diejenigen mit Schulabschluss, hier die ohne. Dort die Leute mit Job und Einkommen, hier die ohne.
Dieses Argument greift in meinen Augen erheblich zu kurz!
Es gibt ebenso deutsche ohne Schulabschluss wie es Einwanderer ohne Schulabschluss gibt. Warum also schreit der Libanese der den deutschen Bussfahrer zusammen schlägt nicht: "Alles scheiß Arbeitnehmer hier?".
Ferner ist diese, wie du ja treffend formulierst, bestenfalls subjektive Empfindung keinesfalls Legitimation sich von der Gesellschaft auszugrenzen und / oder in ihr Gewaltätig zu werden.
Objektive Aspekte die zeigen, dass eben doch genügend dieser "scheiß Deutschen" bereit sind sozial schlechter gestellten Menschen zu helfen gibt es genug.
Zur Hölle ich zahle 45% Abgaben auf mein Einkommen fürs Gemeinwohl und zur direkten Unterstützung sozial schlechter gestellter Menschen.
Es gibt genügend helfende Hände die jedem in diesem Land etwas gutes tun wollen.
Alles objektive Aspekte derer man nur gewahr werden muss. In meinen Augen also kein Argument und schon gar keine Legitimation!
Und warum wollen die Libanesen hier leben, wenn es ihnen hier doch soo schlecht geht und sie ja viel weniger Chancen haben als im Libanon?
Um die subjektiv empfundene Benachteiligung (gegenüber den Deutschen) zu kompensieren, konzentiert man sich auf Eigenschaften, die man herausstellen kann, z. T. das "Türke sein".
Auch das greift in meinen Augen viel zu kurz! Es gibt objektiv keine Benachteiligung von Einwanderern. Natürlich gibt es Grundvorraussetzungen für Erfolg in unserem Land (diese gelten sowohl für Einwanderer als auch für Deutsche). Der hiesigen Landessprache mächtig zu sein ist wohl eine davon.
Ich kann subjektiv empfinden, dass es mich ankotzt, dass ich Unsummen an Sozialabgaben bezahle. Ein Grund um Sozialhilfeempfänger zusammen zu schlagen ist dies noch lange nicht.
Es geht auch nicht darum Ausländer an den Pranger zu stellen!
Wenn du die FAZ Artikel so verstanden hast, dann hast du sie in jedem Fall missverstanden.
Natürlich haben wir in Sachen Integration in den letzten Jahren versagt. Und natürlich resultieren daraus die Probleme die wir heute haben. Doch wie gehen wir damit um?
Ducken wir uns als Gesellschaft immer wieder weg, wenn wir denken wir könnten durch unser Handeln dem einen oder anderen auf den Schlips treten?
Oder gehen wir offensiv an die Sache? Das würde bedeuten, dass wir auf der einen Seite Flüchtlinge und Einwanderer mit offenen Armen empfangen, ihnen anbieten Teil unserer Gesellschaft zu werden aber auf der anderen Seite auch ganz klare Forderungen definieren.
Eben jene Forderungen die sich zwangsweise ergeben wenn man Teil der Gesellschaft werden will.
Diese Forderungen beinhalten dann aber auch, dass der, der hier einwandert den Willen zeigt sich zu integrieren. Und wenn er diesen Willen nicht zeigt und unsere Gesetze Regelmäßig bewusst missachtet, dann kann er wieder dahin gehen wo er her kommt.
Auch die Vertreter der großen Einwanderergruppen (z.B. die Vertreter der türkischen Gemeinden) sind hier gefordert. Anstatt einen Roland Koch des Rassismus zu bezichtigen sollten sie viel lieber die Stimme gegen ihre eigenen "Gemeindemitglieder" erheben.
Sie sollten aufzeigen was die "deutsche Gesellschaft" leistet um jedem ein erträgliches Auskommen zu garantieren. Sie sollten von ihren eigenen Mitgliedern einfordern, dass sie Deutsch lernen und ihnen klar machen, dass dies die Grundvorraussetzung ist um Erfolgreich zu sein.
Und die, die all dies nicht annehmen, die immer noch die "subjektiv Empfundene" Ungleichgerechtigkeit als Anlass nehmen um Gewalt zu verüben denen sollen sie sagen: "Es tut mir leid, wir haben dir gezeigt, was für Chancen du hast und wie gut es dir im Grunde geht, aber wenn du das nicht nutzt, dann gehe lieber nach Hause."
Was jetzt passiert ist ein Teufelskreis.
Denn ebenso wie du zu erklären versuchst, dass der junge Türke ohne Perspektive zur Gewalt greift kann man nämlich auch erklären, dass auf einmal Deutsche eine Abneigung gegen jene Entwickeln die sich hier nicht integrieren wollen.
Und auf einmal wird aus der subjektiv empfundenen Ungleichgerechtigkeit (z.B. Hohe Abgabenlast) ein neuer Rassismus ...
Ich denke keiner hier will ernsthaft diese Entwicklung.