@Adam_Smith
Du unterscheidest zwischen Einwanderern und Flüchtlingen, was auch vernünftig ist. Daran will ich nicht rütteln. Meine Überlegung zielt darauf ab, bei Ausländern einen Unterschied zu machen zwischen denen, die als Ausländer eingewandert sind und denen, die als Ausländer in Deutschland geboren wurden.
In den USA kennt man dieses Problem nicht: Wer in den USA geboren wird, erhält die amerikanische Staatsbürgerschaft und fertig. Wenn also ein Chinese mit seiner Frau dort einwandert, dann bleiben beide zunächst Chinesen. Aber ihre Kinder, die in den USA zur Welt kommen, werden automatisch Amerikaner. Das fördert natürlich die Identifikation mit dem Land und der Gesellschaft in höherem Maß als bei der deutschen Regelung.
Nehmen wir an, die USA hätten unsere Regelungen übernommen. Dann könnte man die Nachfahren von Kunta Kinte (
http://de.wikipedia.org/wiki/Kunta_Kinte) noch immer ausweisen, wenn sie keine Amerikaner wären. Aber das wäre doch hirnrissig.
Auch bei uns gäbe es ganz praktische Probleme: Da kam jemand aus der alten UdSSR nach Deutschland, der heute ausgewiesen werden soll. Wohin willst Du ihn abschieben? Die Russen wollen ihn nicht haben und verweisen auf Weißrussland. Die Weißrussen sträuben sich aber genauso. - Oder Du hast jemanden, der damals aus Jugoslawien nach Albanien ausgewandert und von dort aus nach Deutschland gekommen ist. Schiebst Du ihn nach Albanien ab? Die wollen ihn nicht nehmen, weil er Jugoslawe ist. Und der staatliche Flickenteppich auf dem Boden Ex-Jugoslawiens wird sich auch nicht einigen können, wer ihn aufnehmen soll.
Also bleiben wieder nur die eindeutigen Fälle übrig: Der Türke muss zurück in die Türkei. Bei den Libanesen wird es schon schwieriger, bei Afghanen ebenso. EU-Bürger nicht ohnehin nicht betroffen. Unter dem Strich bleibt der Eindruck bei den Betroffenen, dass man die Muslime gerne loswerden würde. Ein idealer Nährboden für die Argumente der Islamisten, selbst wenn diese keiner logischen Prüfung standhalten.
Die unterschiedlichen moralischen und kulturellen Vorstellungen sind immer ein Konfliktherd. Aber ich denke, dass es sehr viel einfacher wird, wenn die Muslime erst einmal "in der Mitte der Gesellschaft" angekommen sind. Denn dann findet eine Anpassung fast automatisch statt und man ist eher bereit, fundamentalistische Positionen aufzugeben oder gar nicht erst anzunehmen.
Im Moment erleben wir die Folgen einer bereits vollzogenen Ausgrenzung, die wiederum zu einer Abschottung seitens der Betroffenen führte. In der Sendung "hart aber fair" wurde das Beispiel von Schülern in der 9. Klasse gebracht: Unter gleichen Voraussetzungen (keine häusliche Gewalt, keine Armut) gab es keine Auffälligkeiten hinsichtlich der Kriminalität zwischen deutschen und türkischen Schülern. Da müssen wir hin.
Das gelingt nicht mit Menschen, die in (sprachlich-kulturellen) Ghettos leben und dort von Scharfmachern (z. B. in Moscheen) dazu aufgerufen werden, nur noch dem Islam zu folgen und sich nicht weiter um die Deutschen, die deutsche Sprache oder um die Demokratie zu scheren. Wie soll denn unter solchen Bedingungen eine Integration vorankommen, frage ich mich.
Aber wir beschweren uns nur darüber, dass die Kinder unsere Sprache kaum beherrschen, dass sie in der Schule versagen, keinen Job finden, auf der Straße abhängen und Mist bauen. Und nebenbei weisen wir alle Verantwortung von uns. Da ist zu einfach.