Blutschlumpf schrieb:
Wobei man dann auch andersrum argumentieren kann, dass sich das Leben außerhalb der Stadt dann viel mehr lohnt.
85m² 50 km außerhalb von $deutsche_großstadt sind idR sogar deutlich günstiger als 70m² in $deutsche_großstadt, das Leben drumrum in vielen Punkten auch.
Würde ich so pauschal auch bestreiten. Erstmal bräuchte ich aufm Land dann auch noch ein Auto (nochmal locker 200€ / Monat, wenn man alle Kosten rechnet), und würde dann zu diversen Aktivitäten deutlich mehr Fahrzeit haben als aktuell. Aktuell wohne ich in einer kleinen Großstadt am Rand der Innenstadt, ruhig, direkt an einem Wald auf 50m² für 450€ (inkl. allem - Strom, Gas, Internet usw.)
Ist natürlich auch eine Ausnahme & ich hatte Glück mit der Wohnung. Aber solange ich nicht > 40 Minuten Fahrzeit pro Richtung wegziehe, wird es einfach kaum billiger, habe ich schon gesucht. In dem Radius, in dem man halbwegs schnell mit ÖPNV oder Auto in die Stadt kommt, fällt der Preis fast gar nicht. Erst wenn man deutlich weiter rauszieht, fällt es spürbar.
Milchmädchenrechnung, ein brauchbares ebike kostet sicher seine 2k Euro und hält bei 20km pro Tag auch nicht das ganze Leben.
Aber ja, günstiger als Auto oder ÖPNV bleibst du sicherlich.
Da war die Unterscheidung in meinem Post vielleicht nicht perfekt deutlich. Ich habe bewusst geschrieben, dass ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre - nicht E-Bike. Beim E-Bike sind die Kosten natürlich nicht nur Bremsbeläge & Reifen, sondern auch durch den Akku, und auch der Antriebsstrang wird durch den Motor stärker belastet als beim "manuellen" Treten.
Auch beim normalen Rad muss man natürlich alle Jubeljahre mal die Kette wechseln, und vielleicht auch mal ein Zahnrad. Aber die Kosten liegen wohl auch bei < 5€ / Monat, meinen Antrieb hab ich glaube ich das letzte Mal vor 3 Jahren erneuern lassen, und bisher läuft weiter alles so gut, dass es keinen Grund gibt, es bald wieder zu tun. Beim Fahren in der Stadt mit wenig Staub ist da die Abnutzung auch nicht so stark.
Die Argumentation funktioniert nicht.
Dass du die Zeit, die du als Freizeit dazugewinnst, fürs Fahrradfahren nutzt ändert nichts dran, dass du nun die Wahl hast, vorher aber nicht hattest.
Aber halten wir fest: HO macht sicherlich im Schnitt auf Dauer dicker.
Ziel der Argumentation war nur zu zeigen, dass die Zeitersparniss schnell eben keine ist, außer man gibt eben z.B. den so gewonnenen Sport auf. Es ist aber eben kein "plötzlich mehr Zeit, sonst hat sich nix geändert".
Und ob HO dicker macht liegt eben auch an einem selbst. Ich hab eher etwas abgenommen, weil man nicht dauernd Kekse, Buffets und mehrfach große Mahlzeiten am Tag hat, wenn man Kunden zu Gast hat / bei Kunden ist.
Da bist du vermutlich aber ein Ausnahmefall, die meisten werden die Fahrt zur Arbeit eher als Belastung/Stress aufnehmen und dadurch schlechter arbeiten.
Das mag insgesamt sein, dass ich keine Mehrheit stelle. Ich habe halt nur bemerkt, dass viele Leute quasi davon ausgehen, dass man durch Home-Office nur gewinnt und deshalb eben z.B. keinen Ausgleich durch Gehaltserhöhung bekommen sollte. Und wollte zeigen, dass das halt nicht für alle so ist.
Khaotik schrieb:
100% Homeoffice finde ich persönlich schrecklich. Und ich habe keine Kinder o.Ä. die mir während der Arbeit auf die Nerven gehen könnten.
Für mich ist das einfach ein Punkt von sozialem Miteinander, der mir auch wichtig ist. Wie oft habe ich/wir schon Probleme an der Kaffeemaschine, zwischen Tür und Angel oder beim Mittagessen auf kürzestem Weg geklärt. Wenn jetzt jeder im HO rumeiert, fällt das komplett weg. Ich muss jeden Kollegen wegen jeder Frage erst einmal anrufen/anschreiben und auf eine Antwort warten. Auch das Schwätzchen über sonstige (private) Themen fällt größtenteils weg. Neue Kollegen lernt man erst garnicht mehr kennen. Für mich nichts, was ich für erstrebenswert halte.
Naja, wie schon geschrieben, muss man eben dann darauf umstellen, dass sowas weiter stattfindet. Also z.B. Kaffepausen in die Videokonferenz verlegen. Wissen muss eher schriftlich festgehalten werden.
Das "klären zwischen Tür und Angel" z.B. ist in dem Moment immer schön, aber sobald ein neuer MA in das Projekt kommt, eher hinderlich, weil dann Entscheidungen oder Prozesse nicht dokumentiert sind und der Neue es nicht nachverfolgen kann.
Da kann ich mir vorstellen, dass es sogar einen Gewinn für Dokumentation & Prozesse bringt, wenn man einfach etwas mehr gezwungen ist, sich an den offiziellen Weg zu halten, stattt dran vorbei zu arbeiten.
https://about.gitlab.com/company/culture/all-remote/
Hier stehen eben genau so Sachen wie
"Writing down and recording knowledge
over verbal explanations."
"Written down processes
over on-the-job training."
usw.
Aus Sicht der Firma in Sachen Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement etc. durchaus ein Vorteil.
Aber wie ich auch schon geschrieben hatte, es ist sicher nicht für jeden was, weil manche einfach wirklich direkten sozialen Kontakt auch mit den Kollegen brauchen. Ohne Video oder sonstiges. Aber die Anforderung sollte man dann eben auch identifizieren und nicht so Sachen wie "Anrufen ist zu aufwändig" vorschieben. Anrufen ist häufig aus Arbeits / Produktivitätssicht wahrscheinlich schneller, weil man nicht zum Büro laufen muss, weniger wahrscheinlich für Smalltalk hängen bleibt usw. Und bei nicht dringenden Sachen ist asynchrone Kommunikation sowieso sinnvoller, weil damit das Gegenüber nicht hart in ihrer aktuellen Aufgabe unterbrochen wird, sondern sich nach Abschluss eines Arbeitsschrittes der neuen Anfrage annehmen kann.
Dafür muss natürlich im Team die Disziplin vorhanden sein, schon zügig zu antworten und das nicht 2 Tage liegen zu lassen oder so.