Dr. McCoy
Fleet Admiral
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Es geht nicht um Panik. Es geht um verschiedene Fakten, wenn wir von Grippe im Sinne einer Influenza-Infektion sprechen, und sie mit Covid-19 bzw. dem Erreger SARS-CoV-2 vergleichen:Damien White schrieb:Wo ist denn eure Panik und Forderung nach Schulschließung bei normaler Grippe?
- Gegen Influenza gibt es seit Jahrzehnten Impfungen, die zwar nicht zu 100% schützen (u.a. aufgrund der Wandelbarkeit der Erreger), dafür jedoch jedem Einzelnen die Möglichkeit geben, zu entscheiden, nicht nur sich selbst soweit als möglich zu schützen, sondern auch einen Teil zur sogenannten Herdenimmunität beizutragen.
- Unsere Immunsysteme sind mehr oder weniger an Influenza-Virenstämme gewöhnt, sodass hier im Gegensatz zum neuen SARS-CoV-2 ein Vorteil besteht.
- Im Gegensatz zum Influenza-Virus ist der kursierende Corona noch sehr wenig erforscht. Das heißt, etwaige Risiken sind weniger bekannt oder erforscht, und weniger sicher abschätzbar. Man muss sie vielmehr "abwarten" und daraus lernen.
- Im Zuge der aktuellen SARS-CoV-2-Verbreitung kommunizierte Schutzmaßnahmen (Niesen in die Ellenbeuge, Verzichten auf Händeschütteln bei Infektion, regelmäßiges und gründliches Händewachen, etc.) gehören ohnehin und unabhängig von SARS-CoV-2 zur "Hygine-Etikette", auch bei Influenza -- nur wurden und werden sie von vielen bisher nicht beachtet oder umgesetzt.
- Die Bevorratung u.a. mit Lebensmitteln in gewissem Umfang wird, ebenfalls völlig unabhängig von SARS-CoV-2 schon jahrelang empfohlen. Diese (Website des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) oder beispielsweise jene Website zu diesem Thema gibt es auch schon längere Zeit. Dass sich nun plötzlich Menschen bevorraten, sodass teilweise Regale in den Supermärkten leerer sind als sonst, zeigt, dass auch solche generellen Vorsorgeempfehlungen (auch unabhängig von Viren, auf der ersten verlinkten Seite werden z.B. Ausfälle der Strom- oder Wasserversorgung genannt) bisher von vielen nicht umgesetzt worden waren.
- Jeder trägt in seinem Verhalten der Vorsicht auch eine Verantwortung den Schwächeren bzw. Schwächsten gegenüber (z.B. schwer Kranken, die u.a. Immunsuppressiva nehmen müssen, die Vorerkrankungen wie Krebs haben, aber auch Erkrankungen der koronaren Herzgefäße haben, Diabetes, Lungenerkrankungen wie COPD, sehr alte Menschen mit genannten Vorerkrankungen oder generell geschwächtem Immunsystem, usw.)
- Schulen, KITAs und Kindergärten werden und würden auch nicht unbedingt (nur) vorrangig der Kinder wegen geschlossen, weil ihre Immunsysteme nach bisherigen Erfahrungen den Erreger sehr gut bekämpfen können, sondern um
- a) eine weitere Ausbreitung in der Geschwindigkeit zu verlangsamen,
- b) durch a) Zeit zu gewinnen in Richtung wärmerer Jahreszeit, denn unter wärmeren Umgebungsbedingungen und bei mehr UV-Einstrahlung überleben Viren nicht so gut wie in den kühleren und dunklen Jahreszeiten,
- c) durch a) Zeit zu gewinnen, um in ein paar Wochen ggf. einigermaßen hilfreiche Medikamente zur Verfügung zu haben, die sich gegen andere Krankheiten bereits auf dem Markt befinden, jedoch auch gegen SARS-CoV-2, zumindest partiell, hilfreich sein können,
- d) durch a), b) und c) letztlich auch wieder Schwächere zu schützen, denen dieses Virus mehr zusetzen würde (siehe 6.)
- Eine Parallelinfektion mit einem Influenza-Virus und dem SARS-CoV-2 ist möglich und aufgrund der aktuell noch nicht abflauenden Influenza-Zahlen(siehe u.a. Grafiken zu Positivenrate und Meldedaten gemäß Infektionsschutzgesetz) auch als Thema immer noch aktuell. Durch die in 7. geschilderte Eindämmung erreicht man also vor allem auch einen Zeitgewinn, das ist entscheidend.
- Erstens, weil man das Zusammentreffen eines "Influenza-Höhepunktes" mit einer gleichzeitig stark ansteigenden Zahl SARS-CoV-2 vermeiden möchte, um eine sehr hohe Auslastung der Krankenhäuser sowie des gesamten Pflege-Personals und der Ärzte zu vermeiden. Diese Kräfte sind ohnehin schon personell oft knapp besetzt, das gleiche gilt übrigens nicht selten auch für Altenpflege-Einrichtungen).
- Zweitens, weil das benötigte Schutzmaterial für Ärzte und Pflegekräfte derzeit nicht gerade üppig vorhanden ist, und dieser Umstand bei deutlich stärker ansteigenden Fallzahlen zu Problemen führen kann (vielen regionalen "allgemeinen" Arztpraxen, aber z.B. auch Zahnmedizinern, fehlen Mundschutz & Co bereits jetzt schon, sodass die auf SARS-CoV-2 prüfenden Ärzte oder Arzthelferinnen gar nicht tätig werden könnten). Außerdem würden viele Ärtze, Krankenschwestern bzw. allg. Pflegekräfte ausfallen, wenn sie sich mangels passender Schutzkleidung selbst verstärkt infizieren, was wiederum den (ohnehin bestehenden, s.o.) Pflegekräftemangel deutlich verschärfen würde.
- Es geht dabei aus also auch, um es nochmal ganz deutlich heraus zu stellen, nicht nur um "Was ist schlimmer, Influenza oder SARS-CoV-2?", sondern um den Umstand, dass beide parallel auftreten!
- Eine weitere Ursache für die fehlende Grund-Bevorratung der Bevölkerung, wie sie eigentlich generell empfohlen ist (siehe 5.), aber auch für die aktuelle Knappheit an medizinischen Basisartikeln wie Mundschutz, Schutzkleidung, Schutzbrillen im professionellen Medizin-Bereich, u.a. betreffend Ärzte und Krankenhäuser, ist dem Umstand geschuldet, dass wir
- uns "alle" mehr oder weniger an das "Just-In-Time-Prinzip" gewöhnt haben. Es wird dann gekauft, wenn es benötigt wird, all zu große Vorräte gibt es nicht.
- Verschärfend kommt bezüglich der Medizin-Artikel auch noch der Umstand hinzu, dass viele Produkte nur in wenigen Ländern, und dort teils sogar nur in wenigen Fabriken, hergestellt werden (u.a. aus Kostengründen).
- Daraus resultiert eine sehr hohe Abhängigkeit, verbunden mit einer sehr hohen Ausfallrate, sollte gerade die Fertigungsregion durch Brände, Naturkatastrophen, Unruhen im Land, usw. beeinträchtigt sein oder gar ganz ausfallen. Diese Auswirkungen kennt man auch bei Hardware, wenn man mal eine Akku- oder Festplatten-Fabrik in Fernost gebrannt hat, und später die Preise steigen. Nur geht es da eben nicht um die Gesundheit, und man ordnet es ganz anders ein.
- Wir kennen die Auswirkungen dessen aber auch schon aus den letzten Monaten dadurch, dass viele Medikamente knapp geworden sind und durch andere Präparate bei Patienten ersetzt werden mussten.
- Letztlich geht es, zusammenfassend, also nicht um Panik, sondern es geht um (gegenseitige) Rücksichtnahme. Zum Schutz der (gesundheitlich) Schwächeren und Schwächsten in der Gesellschaft.
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