pedder59 schrieb:
Genau genommen stirbt kein Mensch im Straßenverkehr durch Unfälle.
"Speed has never killed anybody ... suddenly becoming stationary - thats what gets you".
Das ist das gleiche wie mit den Schadstoffen in der Luft ... die töten auch niemanden "direkt", sondern erhöhen lediglich die Wahrscheinlichkeit für schwerere Atemwegserkrankungen. "Wellness-Gase" sind das aber trotzdem nicht.
Um die Übersterblichkeit für ein ganzes Jahr zu berechnen, muss man natürlich erstmal Daten aus dem ganzen Jahr haben ... das Jahr 2020 ist noch nicht vorbei, also liegen diese benötigten Daten noch nicht vor.
Jetzt schon darüber zu reden, ob mehr oder weniger oder genausoviele gestorben sein werden (wenn man die Daten dann endlich zur Verfügung hat) ist nur eines ... krude Spekulation.
Es gibt die Hochrisikopatienten, bei denen eine Vorerkrankng wahrscheinlich schon dieses Jahr auch ohne Corona zum Tode geführt hätte. Darauf, dass es diese Patienten gibt, beruht die Annahme, es käme durch Corona am ende zu keiner nennenswerten Übersterblichkeit in 2020.
Es existiert neben der Wahrscheinlichkeit, dass diese Patienten schon dieses Jahr gestorben wären, allerdings auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie 2020 ohne Corona hätten überleben können.
Ein bisschen Wahrscheinlichkeitstheorie:
Beide Wahrscheinlichkeiten (also die an Vorerkrankungen 2020 zu sterben, UND die, 2020 trotz Vorerkrankung zu überleben) ergeben in Summe ein "sicheres Ereignis" (P=1 bzw. 100% Eintrittswahrscheinlichkeit).
Mit 100%iger Sicherheit kann man also nur eines aussagen::"Der Patient wäre gestorben, oder eben auch nicht".
Alles andere ist zunächst Spekulation.
Durch Corona könnte sich die Parität hier etwas verschoben haben (es ist durch die Krankheit also weniger wahrscheinlich, dass ein stark Vorbelasteter 2020 überlebt).
Ebenfalls gesichert ist, dass Menschen nur einmal sterben können ... wer im März gestorben ist, wird im August nicht ein zweites mal sterben. Darauf basiert die Annahme einer Kompensation der Übersterblichkeit durch Corona durch eine "Untersterblichkeit" im restlichen jahresverlauf - weil ja eben all die, die eh 2020 gestorben wären (ungesicherte Annahme) durch Corona recht früh im Jahr gestorben sind.
Der Vergleich einzelner Monate kann hier durchaus einen Hinweis geben ... allerdings nicht, so lange die Krankheit noch grassiert.
Wenn im März 2020 10% mehr gestorben sind als im März 2019 (nur ein Beispiel), dann sollte es im weiteren Jahresverlauf eben zu weniger Toden kommen, welche kummuliert in etwa 10% im Vergleich zu anderen Jahren ausmachen sollten.
Dann wäre die Sterblichkeit in 2020 in etwa so hoch, wie die in 2019.
Hier wird das behandelt (zumindest von einem), als wäre das eine sichere Angelegenheit ... was es leider nicht ist, da schon die mathematischen Grundlagen absolut nicht zu sicheren Aussagen berechtigen.
Das ganze ist momentan und bis zum Vorliegen der tatsächlichen Todeszahlen für 2020 (01. Januar bis 31. Dezember) eher eine Glaubensfrage und daher nicht der DIskussion wert. Nicht zuletzt, weil Corona eben lange nicht die einzige Todesart darstellt, welche in die Statistiken eingehen wird und weil eben nicht ausschließlich schwer Vorbelastete daran sterben.
Abgesehen davon, könnte der Lockdown auch zu weniger Verkehrstoten, Arbeitssunfällen usw. geführt haben (wenn auf dem Bau nicht gearbeitet wird, fällt auch keiner vom Gerüst). Kehrseite der Medaille: Eventuell wird auch das im weiteren Jahresverlauf kompensiert. Aber auch hier kann man momentan nur spekulieren.
Die ganze Kompensationstheorie steht auf wackeligen Füßen.
Zu der Frage, wie zuverlässig unsere Mediziner einen Todeszeitpunkt vorraussagen können, fällt mir immer meine Mutter ein.
Diagnose COPD ... Prognose: "Wenn sie glück haben, haben sie noch 2 Jahre" ... tatsächlich wurden es fast 10.
Und meine Mutter ist nicht das einzige Beispiel in meinem Bekanntenkreis ... scheinbar geben Mediziner ganz gerne "zu frühe" Prognosen für Todeszeitpunkte ab ... ist ja auch angenehmer, wenn der Patient wider Erwarten länger lebt, als anders rum.