Lohnt sich eine Creative X-Fi?
Um dieser Frage differenziert genug Rechnung zu tragen möchte ich zwischen den beiden Betriebssystemen Windows XP und Windows Vista unterscheiden, weiterhin werde ich mich auch mit Linux auseinandersetzen. Daneben will ich versuchen, die Vor- und Nachteile der X-Fi für verschiedene Anwendungsgebiete herauszuarbeiten. Vorweg jedoch:
Im Audiosektor gibt es fast nichts, was nicht umstritten ist. Klingt es wirklich besser? Macht das wirklich Sinn?
Diese Frage ist auch bei der X-Fi häufiger zu finden. Klangpuristen verschreien die X-Fi eher, da Features wie der Crystalizer nicht, wie versprochen, den Dynamikumfang auf 24Bit erhöhen, sondern eher noch absenken.
Es ist daher ein relativer Artikel, den ich mit meinen Erfahrungen im Audiosektor geschrieben habe. Ich persönlich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass die X-Fi mir ein sehr viel besseres Klangerlebnis bietet als der Onboardsound. Denn auch wenn die Features der X-Fi vielleicht nicht genau das machen, was man ihrer Bezeichnung nach vermuten könnte, so habe ich sie dennoch kennen und schätzen gelernt; dass gilt sowohl für den Crystalizer als auch "CMSS3D", ein Feature, dass ermöglicht, Surroundinhalte verblüffend gut auf Stereolautsprechern (insbesondere Kopfhörern) wiederzugeben, sowie einen guten Upmix von Stereoinhalten auf Surround ermöglicht.
Während man diesen Artikel liest, bitte ich im Hinterkopf zu haben, dass die X-Fi nicht der Weißheit letzter Schluss ist. Es kann immer sein, dass ein Feature gebraucht wird, welches die X-Fi nicht in der Weise bietet, wie gefordert. Auch ein Vergleich zu wirklichem High-End ist unangebracht, da wir von High-End erst bei Summen im fünfstelligen Bereich reden. Die X-Fi ist eine Soundkarte für den Einsatz im PC und soll dem Anwender in allen Lebenslagen beiseite stehen, also zum Beispiel Musik, Film und Audiobearbeitung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Onboard-Soundkarten sind genausogut wie die X-Fis!
Im PC-Multimediabereich ist wohl keine Frage häufiger und kontroverser diskutiert worden, was insbesondere auch mit den Fortschritten der Onboardsoundkarten zusammenhängt. Letztendlich muss jeder für sich diese Entscheidung selbst treffen und persönlich entscheiden ob ihm eine X-Fi nützt oder sinnlos herausgeworfenes Geld ist. Ich hoffe im folgenden eine halbwegs objektive Darstellung der Vorteile der X-Fi niedergeschrieben zu haben:
Wie eingangs erwähnt kann man der X-Fi eine sehr gute Soundqualität zusprechen, die Dank der vielen Einstellungsmöglichkeiten selbst aus Lautsprechern geringerer Qualität etwas ordentliches machen kann, vorausgesetzt man weiß mit den Einstellungen umzugehen (ein bisschen probieren kann auch schon Wunder bewirken). Auch die pure Soundqualität ist den Onboardsoundkarten überlegen.
Weiterhin muss man bedenken, dass Soundkarten anderer Hersteller maximal EAX 2.0 unterstützen, da Creative nur diese Version von EAX an andere Firmen lizensiert hat. Das macht die X-Fi insbesondere für Gamer interessant.
Als letzten Punkt kann man anfügen, dass eine externe Soundkarte generell einen kleinen Performance-Bonus hat, da die Berechnungen des Sound nicht mehr vom Prozessor übernommen werden muss. Ich möchte jedoch ausdrücklich auf die Strittigkeit dieses Punktes hinweisen und anfügen, dass der Gewinn an Perfomance 1. minimal ist (1-5%) und 2. im Zeitalter von Dual- und Quad-Core-Prozessoren weiter an Bedeutung verliert. Bei Spielen wie Crysis limitieren meistens nur die Grafikkarten, weswegen es kaum einen Unterschied macht, ob der Sound nun vom Prozessor oder eine externen Soundkarte berechnet wird.
Es ändert allerdings auch nichts an der Tatsache, das wohl nur Creative derzeit soviele Einstellungen bietet. Besonders in diesem Punkt haben Onboardsoundkarten das Nachsehen.
Nachfolgend einige praktische Beispiele, die zeigen wann die X-Fi überlegen ist:
Das erste ist vor allem ein grundsätzlicher Unterschied: im Vergleich zu meinem Laptop viel mir auf, dass Aufnahmen, die mit einer Onboard-Soundkarte aufgenommen wurden, eine signifikant schlechtere Qualität aufwiesen - bei absolut identischen Einstellungen. Aus diesem Grund ist eine dedizierte Soundkarte immer vorzuziehen. Dies gilt auch für alle, die schon einmal mit dem PC als DJ gearbeitet haben. Jeder IPod, der nicht gerade für seine Qualität im Klang bekannt ist, hängt eine Onboardsoundkarte ab. Gerade bei Laptops ist eine Externe Soundkarte deshalb nicht Kür sondern Pflicht.
Desweiteren waren einige Unterschiede am Klang des Logitech X-230 auszumachen. Hing das System an einer integrierten Soundkarte, so spielte das System mit einem Dröhnen auf und Klang einfach unsauber und verwaschen. An der X-Fi hingegen spielt das System für seine Verhältnisse gut auf: der Bass ist wie "geglättet", er dröhnt nun nicht mehr und ist einigermaßen tief. Auch der Rest klingt schlichtweg sauberer. Die grundsätzlichen Schwächen des Systems (Mittenloch, Übersteuerung bei höheren Pegeln) kann natürlich auch eine X-Fi nicht wegzaubern.
Allem in allen habe ich den Kauf aus diesen Gründen nie bereut. Sich eine dedizierte Soundkarte zu kaufen kann ich jedem also nur ans Herz legen. Ob es eine X-Fi sein muss und wenn ja welche, dass ist jedem selbst überlassen. Näheres dazu im Abschnitt "Welche X-Fi soll ich mir kaufen".
Digitaler Einsatz der X-Fi
Für die analoge Ausgabe kann ich die X-Fi bedenkenlos empfehlen. Die digitale Weiterleitung ist etwas komplexer.
Die Weiterleitung von Zweikanalton, z.B. Musik ist allgemein problemlos möglich.
Allerdings kann das S/PDIF-(digital-)Interface generell keine Surroundinhalte weiterleiten, es sei denn, sie liegen in einem komprimierten Datenformat vor, z.B. in Dolby Digital oder DTS.
Liegt dieser komprimierte Bitstream schon vor, z.B. beim Abspielen einer DVD, muss die die X-Fi diesen also nur durchschleifen (S/PDIF-Passthrough) - der digitale Einsatz der X-Fi ist hier also problemlos möglich.
Im Gegensatz zu Filmen geben Computerspiele ihre Audioinhalte jedoch nicht als komprimierten Bitstream aus, d.h. diese Audioinhalte müssen zunächst komprimiert werden.
Diese Komprimierung wird mit Programmen wie Dolby Digital Live! oder DTS Interactive erreicht - allerdings haben nicht alle X-Fis diese Programme von Haus aus an Bord:
- Die Titanium-Serie bietet volle Unterstützung von DDL und DTS Interactive
- Mit Hilfe einer kostenpflichtigen Lizenz von Creative kann Dolby Digital Live! auf allen X-Fi-Soundkarten freischaltet werden
- Statt die Lizenz zu kaufen kann die Lizenz auch durch die Verwendung von den alternativen Treibern von YouP-Pax und Daniel K. freigeschaltet werden
Des Weiteren muss angemerkt werden, dass die HD-Tonformate DTS HD sowie Dolby True HD nur über HDMI gesendet werden können. Da keine aktuelle X-Fi (mit Ausnahme der Auzentech HomeTheater HD) einen HDMI-Anschluss besitzt, wird der Ton jeweils auf "normales" DTS bzw. Dolby Digital heruntergerechnet.
Allgemeines zu den Treibern
Leider hat sich Creative in Sachen Treibern einen sehr schlechten Ruf erarbeitet. Zeitweise musste man fast davon ausgehen, dass Creative bewusst auf eine Weiterentwicklung der Treiber verzichtet, um einem möglichen Nachfolgeprodukt nicht die Kundschaft abzugraben. Anders ist kaum zu erklären, warum es Daniel K. möglich war Funktionen zu implementieren, die Creative nicht implementieren konnte/wollte (DolbyDigital Encoding). Die desolate Treibersituation unter Linux trägt zum negativen Gesamtbild bei.
Ein kleinen Lichtblick gab es jedoch,
da Creative nun ankündigte, die ALchemy-Software zur Emulierung von EAX-Effekten unter Vista auch für die ältere Audigy-Soundkarten kostenfrei zu gestalten. Kunden, die schon bezahlt hätten bekommen das Geld wieder auf ihrem Konto gutgeschrieben. Kommende Versionen werden kostenfrei bleiben.
Windows XP:
Windows XP kann als das Betriebssystem angesehen werden, für welches die X-Fi geschaffen worden ist. Dies hängt insbesondere mit der Soundarchitektur von Windows XP zusammen, da die X-Fi hier den direkten Weg über DirectSound gehen kann und, anders wie bei Windows Vista, keinen Umweg nehmen muss. EAX in der aktuellsten Version ist mit der X-Fi ohne Probleme möglich. Treiberprobleme sind mir weitesgehend unter Windows XP nicht bekannt, vorrausgesetzt man benutzt die aktuellen Treiber. Es sei an dieser Stelle auf die verwirrende und zum Teil schlechte Treiberpolitik von Creative hingewiesen. Dazu später mehr, wenn es um das Betriebssystem Linux geht.
Als Problem soll erwähnt werden, dass alle, die noch einen PC besitzen, der auf dem Nforce4 Chipsatz basiert, unter Umständen nicht viel von einer X-Fi haben, da es in Verbindung mit dem Chipsatz immer wieder zu Problemen wie Knacksern, stottern usw kommt. Eine Möglichkeit zur Behebung des Fehlers gibt es leider nicht.
Windows Vista:
Mit Windows Vista führte Microsoft ein neues Soundmodell ein, dass weder unter DirectX 9 noch 10 den Hardware-Abstraction-Layer von
DirectSound zur Verfügung stellt, welcher allerdings für EAX benötigt wird. Um nicht eines der Hauptargumente der X-Fi-Serie zu verlieren, entwickelte man bei Creative eine Software mit dem Namen "ALchemy",
die EAX-Effekte über einen Umweg, die OpenAL-Schnittstelle, ermöglicht. So ist EAX auch unter Vista nutzbar, die Software muss man meist jedoch noch separat herunterladen.
Der Performancevorteil geht unter Vista generell flöten, da der Umweg über OpenAL etwas Performance kostet (Rechenaufwand ist aber vergleichsweise gering). Was bleibt ist dennoch eine gute Soundkarte, die Dank der vielen Einstellungsmöglichkeiten einen sehr guten Sound hervorbringen kann. EAX kann auch weiterhin für Spiele verwendet werden, wenn auch das ALchemy-Programm einige Einrschränkungen mit sich bringt (nicht alle Spiele werden unterstützt etc). Daraus kann man wohl ableiten, dass sich im Soundbereich noch einiges tun wird. Meiner Meinung nach sollte man sich dadurch aber nicht vom Kauf einer X-Fi abbringen lassen, da wohl noch mindestens ein Jahr vergehen wird, bis Creative eine Nachfolgegeneration vorstellen wird.
Eventuell muss man aber mit Treiberproblemen rechnen. Eine Regel, ob eine X-Fi laufen wird oder nicht kann ich nicht sagen, jedoch scheint es gerade bei den 64bit-Versionen von Windows Vista desöfteren zu Problemen zu kommen (Hardware wird nicht erkannt, Treiber lassen sich nicht installieren usw). Auch hier kommt es zu Problemen wenn man einen Computer auf Basis des Nforce4 Chipsatzes besitzt.
Linux
Mit Creative ist es ein bisschen so wie bei AMD/ATI im Grafikkartenmarkt. Zugegeben, bei Amd/ATI gibt es mittlerweile funktionierende Treiber für Linux, vor gut einem Jahr sah das allerdings ebenso mau aus, wie bei Creative derzeit bei den X-Fi Soundkarten.
De facto gibt es für Linux keinen funktionierenden Treiber, was vor allem an der schleppenden Informationspolitik seitens Creative liegt, denen man fast schon eine Weigerung vorwerfen muss. Man geht bei Creative sicherlich richtig davon aus, dass nur ein sehr geringer Prozentsatz der User die X-Fi unter Linux nutzen möchte, in Zeiten von OpenSource ist es jedoch schade, dass diesen wenigen User eine Nutzung unter Linux komplett verbaut wird, zumal nicht viel seitens Creative getan werden müsste. Linuxusern ist deswegen ausdrücklich vom Kauf einer X-Fi abzuraten, da es wohl auch nie einen wirklichen Linuxtreiber für die X-Fi geben wird.
Update:
Unser Forenmitglied
FreddyMercury hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es seit neuestem von
ALSA einen frühen Treiber gibt. Bei weiteren Fragen könnt Ihr euch an Ihn wenden.