Fahrradhelm Diskussion - extended Version, uncut
@GrambleX
Ja, wie oben schon gesagt, so weit würde ich nie gehen, zu behaupten, dass der Helm schadet
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Aber dass er so wenig bringt, hätte ich vorher auch nie gedacht. In unserem Betrieb gab es vor Kurzem eine riesige Fahrradhelm Aktion, den soll jetzt jeder tragen. Da wurde immer wieder ein Mitarbeiter genannt, der in einem Jahr drei Radunfälle hatte (er ist gestürzt) und jedes Mal war der Helm wohl vermackt oder kaputt. "Ohne Helm hätte es sicherlich anders ausgesehen!" wurde immer wieder deutlich betont
Wintermute schrieb:
Fahrradhelme waren nie darauf ausgelegt, dass man mit 50 km/h+ gegen einen Baum knallt, mit dem Gesicht voran. Genausowenig wie ein Gurt dir bei 200+ im der Karre noch hilft, den Airbag kannst dir da auch schenken. Es geht eher um die ganzen Alltagsgeschichten bei "normalen" Menschen, welche wohl den Großteil der Fahrradfahrer stellen, die in gediegenem Tempo zum Geschäft gondeln.
Ja, das habe ich ja auch nicht behauptet (sorry, wenn das so rüberkam). Und dass der Helm nicht nur den Kopf oben bedeckt, sondern auch ein wenig die Seite, ist auch klar
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Aber wenn er auf "langsame" Geschwindigkeiten ausgelegt ist, checke ich das einfach nicht.
Ich habe mich schon oft langgemacht mit dem Fahrrad, aber nie, kein einziges Mal, war es mir nicht möglich, die Arme hochzureißen, auf dem Füßen aufzukommen oder sonstwas zu machen. Knie, Hose, Arme, Hände, Ellenbogen, alles war schonmal irgendwie aufgeratscht, aber noch nie mein Kopf. Wenn ich älter werde und die Reflexe nachlassen, sollte ich allerdings drüber nachdenken
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Ich hab mich schon mit nem Skateboard langgelegt, als ich steil bergab gefahren bin, bisher mein schwerster Unfall auf nichtmotorisiertem Gefährt. Wollte abspringen, ich war aber schon zu schnell und habe mich so feste langgelegt, dass einfach alles kaputt war. Hose, Schuhe, Socken, Boxershorts(!) und T-Shirt, alles mit Löchern oder gerissen, Brille weggeflogen und verbogen, etliche Schürfwunden, aber kein bisschen am Kopf.
Wintermute schrieb:
250g mit mehr Löchern als Material schützt gut, da an den richtigen Stellen gepuffert wird. Wenn du (seltsamerweise) immer noch auf dem Punkt "Viel hilft viel" hängengeblieben bist, kann man aber leider auch nicht helfen. Nach diesem Prinzip würde ein Formel 1 Cockpit nicht schützen und ein Kissen nichts dämpfen. Kannst ja auch mal testen wie oft du ein Blatt Papier falten kannst, das wiegt ja auch nichts und kann von daher keine Dämpfwirkung aufbauen.
Nein, viel hilft viel ist nicht meine Meinung
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Der Kommentar oben war eigentlich ein bisschen provozierend. Aber die allermeisten Fahrradhelme, die ich nunmal gesehen habe, sind einfach aus Styropor oder einem anderen Schaum, der mir persönlich nicht sehr stabil aussieht. Und die richtig guten Helme kosten mir persönlich einfach viel zu viel.
Es geht mir hier jetzt auch sicher nicht daraum, Helme um jeden Preis zu verteufeln
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Ich glaube schon, dass sie (unter gewissen Umständen) bestimmt schützen können, nur eben deutlich weniger als einem immer weis gemacht werden möchte. Natürlich ist die "nützt alles nix" Mentalität hier irgendwie doof, aber für mich persönlich sind für dieses kleine Plus an Sicherheit die negativen Aspekte (man muss den Helm dauernd mit rum schleppen, er ist unbequem etc.) einfach viel zu überwiegend.
Wintermute schrieb:
Der TÜV kann nix, Ärzte und Krankenhäuser wissen nix und keiner wichtigen Prüfstelle in D und sogar nicht mal der Boulevardpresse fällts auf, dass Radhelme Müll sind und nur als Integral was taugen. Schwarz oder Weiß. Gaspedal oben oder unten, ganz oder gar nicht, ... klingt nicht sehr reflektiert, oder? Das ist doch keine Argumentation, sondern Glaube ... der gehört in die Bibel, aber nicht in den Bereich des Objektiven.
So habe ich das ja nicht gesagt (nochmal sorry, wenn das so rüberkam). Irgendwie fuchst mich das jetzt, mit in diesen Topf geworfen zu werden
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Wie oben gesagt, ich denke nicht, dass Radhelme Müll sind, sondern (für mich) der Kosten-Nutzen Faktor einfach nicht ausgewogen genug ist. Zu dem Thema "Radhelme schaden" habe ich mich ja auch schon geäußert, das halte ich für Blödsinn.
Aber dass Integralhelme meistens selbst bei Vollcrashs mit dem Motorrad in der Regel eine Bestattung im halboffenen Sarg ermöglichen, auch wenn der Rest des Körpers hin ist, war das erste, was unser Fahrlehrer uns bei Anfang des Motorradunterrichts gesagt hat
Wintermute schrieb:
Andersrum wäre es erschreckend. Helmtragend 6%, 85% Traume = Helm = Erschreckend.
Die Gleichung am Ende verstehe ich nicht
Odium schrieb:
Toxic: Falls die Zahlen korrekt sind, wissen wir dadurch nur eines: Helmträger sind überdurchschnittlich häufig von einem S-H-T betroffen. Das hängt nicht damit zusammen, dass der Helm nicht schützt, sondern das sie meistens von jenen Fahrern getragen werden, die durch ihre Fahrweise ein höheres Risiko eingehen und den Unfall antizipieren.
Ja, das ist doch genau das, was ich gesagt habe. Und eben, dass ich mir das nur mit dem psychologischen Effekt erklären kann, den du im letzten Satz auch erwähnst.
Trotzdem sind diese Zahlen nur möglich, wenn der Helm nicht schützt und man risikobereiter fährt, oder ein wenig schützt und man sehr viel risikobereiter fährt. Was von beidem zutrifft, weiß ich nicht; In jedem Fall überwiegt die Risikobereitschaft aber das Schutzvermögen des Helms, weil sonst wäre der Prozentsatz der S-H-T-erleidenden Fahrer mit Helm ja geringer als 15%.
Wenn jemand eine andere Erklärung für diese Zahlen hat, wäre ich dankbar, weil wirklich glauben kann ich das so nicht. Ich hätte gedacht, dass die Verteilung gleich ist, es also mehr oder weniger egal ist ob mit oder ohne Helm. Aber schlechter mit?
Vielleicht, weil Profi-Radfahrer immer Helme tragen und vermehrt diese schwere Kopfverletzungen (SHT) davontragen, weil sie so schnell fahren?
Odium schrieb:
Die meisten Helmträger, die ich kenne, hatten zumindest einen größeren Unfall in ihrer Geschichte und fahren deshalb mit dem Ding rum. Dieses bewährte Prinzip gibt es häufig; Menschen ändern ihre Gewohnheiten nur dann, wenn etwas schlimmes passiert ist. Der Helm wird dann solange getragen, wie der Unfall in angsterfüllender Erinnerung verbleibt - und sobald er verblasst ist, gammelt das Ding wieder im Schrank herum.
Ja, richtig, das ist gängige Praxis. Nur, dass die meisten denken "mir passiert schon nichts, ich pass ja auf" und ihnen mit dem ersten Unfall bewusst wird, dass sie falsch lagen. Statistisch gesehen ist es unwahrscheinlich, dass ich nie einen Unfall haben werde. Aber ein Leben lang (in der Stadt; Landstraße ist - wie Mountwalker schon meinte - was anderes) mit Helm herumfahren, nur um bei den ein oder zwei schwereren Unfällen, die ich statistisch in meinem Leben haben werde, eventuell einen leicht besseren Schutz habe, ist für mich nicht wirklich eine Option.
Vielleicht ändere ich meine Meinung, falls mir mal wirklich was passiert - schlau reden kann jeder vorher. Aber falls dem so sein wird, heule ich nicht rum, weil das eben ein Risiko war, das ich bewusst eingegangen bin
Danke für eure Aufmerksamkeit (ob den post überhaupt jemand komplett liest?)
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