Ich habe bereits mit Begeisterung Hellfire (mein erstes PC-Spiel) und vor allem D2 gespielt - letzteres über mehrere Jahre.
D3 finde ich leider sehr enttäuschend und ist in meinen Augen mit Sicherheit keine 60 Euro wert.
- Online-Zwang: Ich kann zwar die Argumentation dafür verstehen, aber für mich ist es trotzdem schade, dass man nicht auch mal bei Wartezeiten oder an Regentagen im Urlaub kurz spielen kann und ich bezahle mit Sicherheit nicht die horrenden Preise fürs Internet im Ausland, nur um ein Spiel zu spielen.
- sehr, sehr kurze Spielzeit - ich habe nur 11 Stunden gebraucht um auf "normal" durch zu sein, obwohl ich alle Cinematics angeschaut habe, Handwerker geleveled habe und sämtliche Karten und Dungeons komplett aufgedeckt habe. Klar kann man das Ganze dann auf den anderen Schwierigkeitsstufen wiederholen, aber bei D2 habe ich deutlich länger für einen Durchgang gebraucht - das ist schon sehr wenig und wird dadurch sehr schnell langweilig.
- Sehr lieblose Story und Design (SPOILER): Dass die Geschichte wieder in Tristram anfängt ist ja schön, aber dann wieder ein Friedhof und wieder eine brennende Stadt? Akt 2 wieder die Wüste und diese Art geheime Enklave und den Palast? Akt 3 dann auch gleich nochmal Arreat und Akt 4 die gewohnte Engels-Kulisse. Das finde ich dann doch sehr einfallslos - ein wenig Wiedererkennungswert ist ja schön, aber das wirkt lieblos und billig. Vor allem, da es fast keine neuen Mobs gibt - die meisten haben einfach nur eine überarbeitete Optik bekommen, höchstens ein paar neue Fähigkeiten. Da habe ich mich doch verarscht gefühlt.
- das AH macht die Spielmotivation kaputt. Klar, man kann es natürlich nicht benutzen, aber das kann ja wohl auch nicht der Sinn der Sache sein, dass man etwas einbaut und die Spieler es nicht nutzen dürfen, um den Spaß nicht zu verlieren? Jedenfalls konnte ich für gerade mal 30k meinen Schaden verdoppeln und habe seither kein einziges besseres Item mehr gefunden. Wozu denn dann bitte noch spielen?
- die Items die Droppen haben ein viel zu niedriges Level, solange das AH im Spiel ist. Die Items liegen meistens so zwischen 5-10 Level unter dem eigenen, während man im AH für wenig Gold Items der eigenen Stufe kaufen kann - mit etwas dreifach so hohen Stats (und dabei nichtmals die Besten).
- das Skillsystem ist extrem öde. Ich habe es in D2 geliebt die verrücktesten Builds auszuprobieren und dann zu sehen, wie weit ich damit komme. Das war für mich der Hauptspielspaß (Raben-Druide, Skelett-Necro ...) - in D3 kann man natürlich alles ausprobieren, was man hat, aber da man jederzeit umskillen kann, bietet es keine vergleichbare Langzeitmotivation.
- durch das Fehlen von Runen, Runenwörtern, Charms ... ist die Vorfreude auf den nächsten Drop deutlich geringer und das "Rumbasteln" sehr eingeschränkt. Selbst wenn man früher lange kein goldenes oder grünes Item gefunden hat, war da immer noch die Freude und Spannung bei den Runen und Charms.
- Die Legendaries sind sehr sinnlos. Ich hatte in D2 den Ehrgeiz jede Setitem und jedes Legendary zu finden und die Items waren für ihr Level jeweils richtig gut und vor allem hatten sie auch einzigartige Fähigkeiten. Sie hatten zwar auch eine gewisse Variation in den Stats und konnten zum Teil gesockelt oder nicht droppen, aber dennoch hatte man mit einem Legendary normalerweise ein richtig gutes Item - ob optimal oder nicht. In D3 ist es leider nicht so - in meinem Freundeskreis sind bisher zwei Stück gedroppt und wurden wegen der unsinnigen Stat-Kombi gleich wieder zerstört. Das kann doch nicht sein?
- Die Drop-Chance von Legendaries und Sets ist viel zu gering, wenn man bedenkt, dass viele von ihnen dann auch gar nichht zu gebrauchen sind. Vor allem finde ich es schade, dass die Highend auch wirklich erst auf Inferno droppen. In D2 habe ich bevorzugt Normal und Alptraum gespielt und hatte trotzdem die Truhen voll Sets und Legendaries (ok, nie die Ultimativen, aber ich hatte dennoch das Gefühl zu sammeln und tolle Sachen zu finden).
- das Levelcap ist mit 60 viel zu niedrig. Für mich lag der Anreiz bei D2 nie so sehr beim Sammeln von Items (war natürlich aich ein Faktor), sondern das Erreichen von Level 99. Jetzt hat man das Maxlevel, wenn man Inferno erreicht. Wozu denn dann noch Items sammeln? Man hat doch schon alles erreicht? Nur um einen Schwierigkeitsgrad zu spielen, der gar nicht für die Mehrheit der Spieler gedacht ist? Der momentan nur aus kiten besteht? Vielleicht braucht man sie später fürs PVP, aber das macht mir keinen Spaß und ich bin auch in D2 ohne ausgekommen.
- Das Spielgefühl hat für mich ab einem bestimmten Schwierigkeitsgrad nicht mehr viel mit Diablo zu tun. Sterben ist normal, klar. Auch, dass man mal kiten muss, aber wenn ich mit einem Barbaren nahezu jeden Blauen und Goldenen kiten muss, hat es doch wenig mit Hack and Slay zu tun. Und wenn ich mit der Zauberin zwei mal um die Karte rennen muss, bis die Mobs sterben, auch nicht.
Mir fehlt da ein wenig die (nicht sehr anspruchsvolle) Taktik von früher, dass man überlegte, wo man sein TP setzt, wieviele Tränke / Charms man mitnimmt, wo man in Vorbereitung ein paar Tränke zurücklässt, um seinen Vorrat aufzufüllen... Jetzt gibt es nur zwei Varianten: Entweder es ist extrem einfach oder man kitet.
- Die Handwerker sind extrem nutzlos: Ich level sie zwar, da ich Berufe in Spielen mag, aber dank AH und dem zufälligen Ergebnis der Items (bei extrem hohen Preisen, wenn man mal an Normal vorbei ist), macht es wenig Sinn. Und vor allem: Warum kann ich beim Schmied nicht reparieren?
In ihrem momentanen Zustand wurde für sie einfach nur Entwicklungszeit verschwendet. Vor allem der Schmied macht sehr wenig Sinn. Beim ersten Char ist er zu teuer, um craften zu können (man leveled ja auch den Juwelier und kauft Truhenplätze) und für jeden weiteren Char hat man ja normalerweise Items gefunden, die man ihm gibt.
- Das Spiel ist sehr unpersönlich geworden. Es fühlt sich wie ein Singleplayer an, solange man nicht mit Freunden spielt. Kein Chat, keine Spiele, die man sich aussuchen kann - selbst der Handel ist unpersönlich - finde ich schade.
- Gruppengröße von maximal 4 Spielern? Was soll denn das? Gerade das herumrennen in großen Gruppen war doch der Spaß an D2 und wenn man einen größeren Freundeskreis hat, ist die Einschränkung wirklich lahm. Momentan müssen in unserem Freundeskreis immer einige alleine spielen oder eigene Gruppen aufmachen, während wir in D2 noch zusammen gespielt haben.
- Mir fehlen die Bossruns und vor allem die Freiheit von D2. Wenn ich nach Mephisto noch Lust hatte Baal zu legen oder Diablo (habe den Kampf geliebt), bin ich zum Wegpunkt und los gings. Oder ich konnte mich einfach zu einem Gebiet porten und mich da vergnügen. Nun muss ich mich vorher immer entscheiden und muss dann jedes Mal die elendigen Quests machen. Das reduziert für mich auch den Wiederspielfaktor für die anderen Chars, da man sich bis dahin manchen Abschnitt schon unzählige Male angehört hat und sorgt dafür, dass mich die Cinematics nur noch nerven, während ich sie in D2 mit jedem neuen Char gerne angeschaut habe.
- Die Karten und Dungeons sind nicht zufällig genug vom Aufbau. Wenn man sie ein paar Mal gemacht hat, sind sehr viele von ihnen im Grundprinzip gleich oder enthalten zumindest immer dieselben Elemente. Das fand ich in D2 abwechslungsreicher.
Fazit: Insgesamt frage ich mich, was Blizzard die ganzen Jahre gemacht hat. Die Mobs und Gebiete sind nicht neu. Viele der gewohnten Features wie Runen, Runenwörter, Charms ... gibt es nicht. Die Klassen und Kämpfe wirken zum Teil sehr unausgewogen. Viele Dinge (wie PVP) sind noch gar nicht im Spiel. Das Skillsystem ist sehr einfach und langweilig. Die Itemization ist vollkommen daneben - wozu bitte verschiedenen Abstufungen, wenn dann doch die minderwertigeren besser sind? "Coole" Items fehlen - Legendaries bieten auch nur die langweiligen Standard-Attribute. Die Handwerker sind überflüssig.
Ich finde es sehr schade, da viele gute Ansätze erkennbar sind, doch leider reizt es mich nach nichtmals einer Woche (und das trotz Job, Freunden, Hunden - also kein Dauerzocken) kaum noch einzuloggen. Das gab es bei mir noch nie bei einem Spiel - normalerweise bin ich anfangs viel zu leicht zu begeistern. Deshalb ist es meiner Meinung nach ein Flop und ich kann es für den Preis niemanden empfehlen.
Nachtrag: Am 1.6.2012 habe ich mich entschieden meine urspüngliche Wertung von 2 Sternen auf 1 Stern zu ändern.
Die Gründe:
1. Die Serverinstabilität - in der ersten Woche hatte ich nicht anders erwartet (was es bei einem Konzern wie Blizzard mit so viel Erfahrung in Online-Spielen trotzdem nicht akzeptabel macht) und deshalb in meiner ursprünglichen Bewertung nicht berücksichtigt, aber mittlerweile sind wir in der dritten Woche und ich konnte in den letzten sieben Tagen entweder gar nicht oder nur mit Lag spielen.
2. Die gewohnt schlechte Kommunikation von Blizzard.
3. Das ständige Aufspielen von Hotfixes, die Fähigkeiten verändern. Das mag seltam klingen, da man ja in den Augen vieler dankbar sein sollte, dass Blizzard überhaupt etwas macht. Lesen Sie weiter... ›