Lost_Byte schrieb:
Wieso krude? Wenn wir uns keine nicht wertschöpfenden Leute in der Gesellschaft leisten könnten, dann müssten wir diese ausgrenzen. Mit ausgrenzen meine ich jetzt nicht sozial oder so, sondern wortwörtlich. Also so, wie es im alten Griechenland mit zu schwach wirkenden Kindern getan wurde: In der Wildnis aussetzen.
Dass wir dies NICHT tun, hat nicht nur soziale Gründe ... schau dir mal das allgemeine Lohnniveau (Wieviel Währungseinheiten wurden durchschnittlich gezahlt, und wie hoch war die "Kaufkraft" der einzelnen Währungseinheit?) zu Zeiten MIT Vollbeschäftigung an (Vollbeschäftigung meint dabei, dass jeder, der arbeiten wollte und konnte auch einen Job bekam).
Auch wenn es jetzt wieder linksextrem genannt werden wird, weil ich ja Marx anführe:
Die Arbeitslosen (bei Marx die 5. Kolonne des Kapitals" genannt) sind die auf dem Markt frei erhältliche Ware Arbeitskraft. Der Überschuss an dieser Ware zwingt den Arbeitgeber zu einer Auswahl, die bei einem Mangel an Arbeitskraft der Arbeiter treffen müsste.
Damit der Unterschied (Überschuss an Arbeit vs. Überschuss an Arbeitskraft) etwas klarer wird:
Wenn ich der einzige freie Diplom-Pädagoge wäre, könnte ich den Unternehmen, die einen Dipl.Päd. einstellen wollen oder müssen die Konditionen innerhalb eines vernünftigen Rahmens diktieren ... geht der eine AG nicht drauf ein, dann gehe ich halt zum nächsten - in dem Fall gäbe es ja genug davon (Überschuss an Arbeit).
Wenn ich das einzige Unternehmen führe, welches überhaupt Verwendung für Dipl.Päd.'s hat, dann ist die Situation eben genau anders herum. Denn ich kann die hunderte Bewerber in aller Ruhe nach geeignetem Material scannen, diesem Personenkreis die Konditionen diktieren und wenn DIE dann keine Lust drauf haben, dann bleiben sie eben arbeitslos - in dem Fall gäbe es ja genug Bewerber (Überschuss an Arbeitskraft aka Arbeitslosigkeit).
Noch ein bisschen Gewinnmaximierung und du bekommst eine Tendenz zu schlechteren Bedingungen in Arbeitsverträgen und Lohnsenkungen - die einzige Vorrausetzung dafür sind genug Arbeitslose.
Ich glaube, dass die sozialen Netze in DE nicht nur dafür sorgen, dass die Leute nicht verhungernd auf der Strasse sitzen, wenn sie keine Arbeit haben ... sie tragen auch ihren Teil zum Gewinn bei, der in DE erziehlt wird - etwas drastisch ausgedrückt: Tote sind schließlich kene Jobkonkurenz, und Arbeitslose werten als Nachfrageüberschuss jeden freien Arbeitsplatz auf.
Vollbeschäftigung (Angebotsüberschuss) käme hier einer Entwertung gleich - die Wirtschaft wäre schön blöd, sowas tatsächlich anzustreben.