Morgoth
Captain
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Seelenpflücker schrieb:die höchstwahrscheinlich durch mehr Eigenverantwortung und Staats- und Mittelstandsentlastung Arbeit und somit hoffentlich Wohlstand und sozialen frieden schaffen
Die höchstwahrscheinlich nicht zu mehr Arbeit führen, sondern mit ziemlicher Sicherheit zu weiterer Massenarbeitslosigkeit und Armut.
Was bringt es Dir, wenn Du mehr Eigenverantwortung zeigst? Hast Du damit einen Job sicher? Und was soll die Staats- und Mittelstandsentlastung? Der Mittelstand wurde in den letzten Jahren zunehmend entlastet, es hat bloß nichts genutzt. Weil der Binnenmarkt zusammengebrochen ist.
Ich halte die sogenannte Linkspartei für sehr gefährlich und ordne diese auf der linken Seite genauso zu den radikalen, wie die NPD auf der rechten.
Das ist ja wohl wirklich Schwachsinn.
Es leben immer noch zuviele auf Sozialkosten, weil sich Arbeit nicht lohnt und es zuwenig davon gibt. Aber Arbeit lohnt sich nicht automatisch dann, wenn wenn jeder so wenig wie möglich arbeitet und dafür ein Maximum an Gehalt bekommt. Das kann NICHT funktionieren! Daneben sind die Lohnnebenkosten viel zu hoch!
Da kommt sie wieder, die Schmarotzerdebatte. Typisch neoliberales Geschwätz. Sicher gibt es diese Schmarotzer, ich kenne sogar einen. Aber ich behaupte, die meisten würden lieber arbeiten als einfach herumzusitzen.
Warum wird eigentlich mit "Arbeit muss sich wieder lohnen" immer "Arbeitslosengeld kürzen" gemeint? Wie wäre es denn umgekehrt, Löhne hoch? Oder Arbeitszeit herunter bei gleichem Monatslohn?
Aber Deutschland steckt ja in der Krise. Uns (der Wirtschaft) geht es ja so schlecht, wir sind überhaupt nicht konkurrenzfähig.
Blödsinn! Warum sind wir denn immer noch, seit Jahren, Exportweltmeister? Das bedeutet soch, dass unsere Waren im Ausland konkurrenzfähig sind, sogar besser als die Konkurrenz. Wir haben genügend Reichtum in Deutschland, er muss nur richtig verteilt werden. Das wird weder durch die Politik von Rot-Grün noch durch die von Schwarz-Gelb erreicht, sondern nur durch die der Linkspartei.
Es gibt auch genug Arbeit für alle. Die Lösung ist einfach: Arbeitszeit herunter, 30h/Woche => 6h/Tag. Bei vollem Lohn. Die Folgen sind
- weniger Arbeitslose, da Unternehmen gezwungen sind mehr Leute einzustellen
- mehr Kaufkraft, dadurch zieht der Binnenmarkt an
- die Produktivität steigt (Kellogs hatte Anfang des letzten Jahrhunderts die Arbeitszeiten gekürzt, prompt stieg die Produktion und auch der Gewinn)
Es schadet zwar dem Export, aber da sind wir doch Weltspitze. Und unsere Arbeitsplätze liegen im Mittelstand, der profitiert davon.
Aber nein, stattdessen werden die Arbeitszeiten immer weiter verlängert. Öffnungszeiten bis dorthinaus, aber ohne neue Kräfte einzustellen. Die Motivation geht den Bach herunter, und das merkt man. Seitdem mein Stamm-EDEKA bis 20Uhr geöffnet hat sind die Angestellten nicht mehr ganz so freundlich, und ab und zu stolpert man mal über Waren, die sich im Gang stapeln. Das war vorher nicht so.
Gleichzeitig sinken die Reallöhne. Damit sind wir in der OECD einzigartig. Wenn der Reallohn sinkt, wird natürlich auch immer weniger konsumiert. Wie soll da unsere Wirtschaft in Gang kommen? Bzw. brummt sie ja, aber durch diesen Scheiß wird sie gnadenlos abgewürgt (und durch die Hochzinspolitik der EZB sowie wegen dem Euro-Stabilitätspakt wird das noch potenziert).
Bei "Berlin Mitte" oder "Sabine Christiansen" schwelgte neulich ein Arbeitgeber wieder in seinen faschistischen Fantasien. Sein Lieblingsspruch war "flexibilisierung der Arbeit". Ein Gewerkschaftsvertreter fragte dann nach, was er denn damit meine. Antwort: "Flexibilisierung... blabla... flexibilisieren... blablubb... flexibel sein..." Also nichts handfestes.
Ich weiß aber, was er damit meint: Lockerung des Kündigungsschutzes, lange Anfahrtswege, Zwangsumzug, Überstunden wann immer der Chef es anordnet, Schichtarbeit ohne Ausgleich. Auf deutsch: "Was die Amis mit den Nigg... konnten, können wir mit unseren Arbeitern schon lange!"
Wobei die Lockerung des Kündigungsschutzes gar nicht mal schlecht ist. Da wird ja immer gerne das Beispiel Dänemark angeführt, wo sich der Arbeitgeber wirklich schnell seiner Angestellten entledigen kann. Dummerweise wird dabei immer vergessen, dass
a) Dänemark ein ganzes Stück kleiner als Deutschland ist, niemand muss dort von Hamburg nach München reisen um zu arbeiten (oder umziehen)
und, was viel wichtiger ist,
b) die sozialen Sicherungssysteme sehr ausgereift sind. Dort wird bei Arbeitsverlust 4 Jahre lang 90% des letzten Nettolohnes als Arbeitslosengeld bezahlt. 4 Jahre! Natürlich gibt es auch Zwänge. Man muss eine angebotene Stelle annehmen, sonst wird das Arbeitslosengeld gekürzt. Die Stelle muss aber auch das Anforderungsprofil erfüllen, ein Fliesenleger muss da nicht als Taxifahrer arbeiten - auch wenn es möglich ist.
Sozial ist: Arbeit.
Das führt mich zu dem/einem Wahlslogan der Union: "Sozial ist, was Arbeit schafft."
Das erinnert mich an einen Wahlkampfspruch Alfred Hugenbergs, es war 1933, für die NSDAP: "Sozial ist, wer Arbeit schafft."
Nunja, seitdem haben wir viele Autobahnen...
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Die Tage habe ich etwas interessantes über ein alternatives Steuerkonzept gelesen, entwickelt von einem linken Unternehmer. Einkommens- und Unternehmenssteuer weg, dafür Mehrwertsteuer hoch, sehr hoch. Dazu ein Bürgergeld von 1300-1500€.
Was bringt das?
1.) Die Mehrwertsteuer ist die einzig gerechte Steuer, denn jeder muss sie zahlen, sie verzerrt nicht den Wettbewerb zwischen inländischen und ausländischen Waren
2.) Die Unternehmenssteuer ist eh nur ein Kostenfaktor für das Unternehmen und wird dementsprechend in die Preise mit einkalkuliert, der Konsument zahlt also auch die. Da kann man auch gleich die Mehrwertsteuer dazu heranziehen. Das Steuersystem wird so transparenter
3.) Der vom Arbeitgeber zu entrichtende Lohn ist nur die Differenz zum Bürgergeld, die Belastung für die Unternehmen sinkt also.
4.) Wir bräuchten keine sozialen Sicherungssysteme mehr, denn jeder, also auch die Rentner, bekämen dieses Bürgergeld (wie das jetzt mit Kindern ist weiß ich nicht)
Die Mehrwertsteuer würde, so hat er errechnet, bei 48% liegen. Das liegt in der Größenordnung der jetzigen realen Steuerbelastung, ist also kein Problem.
Gruß
Morgoth