Fetter Fettsack schrieb:
Nunja, so eindeutig würde ich das nicht sehen. Denn sowohl in der Sowjetunion als auch in der Zeit nach ihrem Zusammenbruch war Russland bzw. die russische SSR tonangebend. Das Interesse war davor und danach, die NATO nicht vor der Haustür zu haben. Das ändert sich nicht, "nur" weil halb Osteuropa aus deren Einflussbereich wegbricht. Auf das für diesen Konflikt Wesentlichste reduziert hat sich im Grunde nur die Schwelle der Haustüre nach Osten verschoben, nicht mehr.
Weiter unten sagst du ja selbst, dass wir uns bei der Diskussion möglicherweise zu formell nach Verträgen und schriftlichen Vereinbarungen richten. Gerade unter dem Aspekt sehe ich einen riesigen Unterschied in einer post-UDSSR Ära. Es gab faktisch keine souveränen Nationalstaaten in der Sowjetunion. Die Marschrichtung kam vom Obersten Sowjet aus dem Kreml und die Parlamente in den sozialistischen Brüderstaaten nickten eifrig ab. Fall erledigt.
Mit dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes strebten jene Staaten - jetzt im Vollbesitz ihrer Souveränität - allesamt zur NATO. Durfte man jenen Ländern jetzt mit dem Hinweis russische Sicherheitsinteressen zu wahren, einen Beitritt dauerhaft verwehren? Die Menschen wollten eine Perspektive von Freiheit und Unabhängigkeit, vor allem aber Schutz gegen eine russische Intervention.
Letztendlich dauerte es Jahre bis Jahrzehnte bis die NATO Osterweiterung abgeschlossen war und Russland hatte genügend Möglichkeiten andere Offerten zu unterbreiten um die ehemaligen Mitglieder des Wahrschauer Paktes weiterhin an den Kreml zu binden.
Fetter Fettsack schrieb:
(Dementsprechend passt es auch, dass - mWn - die Probleme erst anfingen, als man begann, die unmittelbar an die RF angrenzenden Staaten rethorisch in die Nähe der NATO zu bringen. )
Soweit ich weiß, wurden die Beitrittsgespräche auf Antrieb der angrenzenden Staaten begonnen. Man kann also sagen, dass die Probleme schon weit in der Vergangenheit anfingen, als es die UDSSR versäumte, sorgsam und gleichberechtigt mit ihren Mitgliedsstaaten umzugehen.
Fetter Fettsack schrieb:
Insofern würde ich das zumindest als offensichtliche Absicht qualifizieren, dass man so ein im Grunde hauptsächlich formelles Argument vorbringt, um ein Versprechen nicht halten zu müssen. Generell kann man sich selbst nicht wirklich als Partner bezeichnen, wenn man die erstbeste Situation ausnutzt, um dem anderen ans Bein zu pinkeln. Sicherlich mag ein Aufnahmeprozess eines Staates rein zwischen der NATO und dem betreffenden Staat liegen. Aber wenn es mir wirklich um Vertrauen geht und ich keine Bedrohungsfantasien bei den Russen lostreten will, dann kann man die da auch einbinden, sie anhören und auf _vernünftige_ Bedenken auch einmal eingehen. Das tut keinem wirklich weh und bringt mehr als einfach zu sagen "Friss, besoffener Tanzbär oder cry me a river". Es ist schließlich nicht so, dass es nur entweder osteuropäische Staaten oder Russland gibt. Man kann auch bis zu einem gewissen Grad auf die Interessen beider Seiten Rücksicht nehmen.
Ich glaube schon, dass Russlands Bedenken bei den Beitrittsverhandlungen gehört wurden. Letztendlich war aber der Wunsch nach Beitritt in die NATO größer, als das russischer Sicherheitsbedenken. Und wenn ich schaue, dass es vom Zusammenbruch der UDSSR bis zum Beitritt der Bulgaren, Esten, Letten, Litauer, Rumänen, Slowaken und Slowenen rund 13 Jahre gedauert hat, dann komme ich schon zu dem Schluss, dass sehr viel miteinander gesprochen wurde.
Ajtopper schrieb:
Paar Beispiele?
Zu deinen sogenannten "Kenntnissen":
1)Bei der 9А310М1 ist der Leitstrahl 1.3°x2.65° groß, kannst selbst ausrechnen wieviel Raum damit angestrahlt wird.
Ich wußte nicht, dass wir Fachbeiträge für die Science schreiben. Ich gehe einfach davon aus, dass auch Unbedarfte und mit der Materie nicht vertraute mit dem Begriff des Radarstrahl - auch wenn er ihm wissenschaftlichen Kontext nicht korrekt ist - etwas anzufangen wissen. Tatsächlich hast du ja auch verstanden, was ich auszudrücken versuche. Anstatt dich also auf die Semantik zurück zu ziehen, bleib doch einfach dabei die Inhalte zu analysieren und zu kommentieren.
Achja, zur Zielverfolgung besitzt die Antenne eine Hauptkeule von 2,5° Breite in Azimuth und 1,3° in der Elevation. Und zur CW "Beleuchtung" des Ziels 1,4° Breite im Azimuth und 2,65° Elevation. Um
genau zu sein, aber ok, passt schon. Wir wollen uns nicht über Nachkommastellen streiten.
Ajtopper schrieb:
2)Die Rakete fliegt nach einem Algorithmus zu einem Punkt in dem sich die Flugbahn des Ziels mit der (energetisch günstigsten) Flugbahn der Rakete trifft.
Dieser Algorithmus nennt sich Proportionalnavigation und beruht in erster Linie auf dem Prinzip, dass eine Rakete dann ihr Ziel trifft, wenn sich ihre Position zum Ziel in der direkten Sichtlinie während dem Flug nicht verändert. Wikipedia erklärt das recht anschaulich.
Ajtopper schrieb:
3)Wenn mann die Abschussfreigabe vorher erteilt, dann startet die Rakete automatisch nach der Zielauswahl. Geht jedoch nur beim vollständigen System.
Bei der BUK1M OHNE Feuerleitradar-Fahrzeug (NATO Code: Snow Drift) besitzen die einzelnen Fahrzeuge mit Abschussrampen ebenfalls über einen autonomen provisorischen Feuerleitstand, der von kaum oder wenig erfahrenen Besatzungen als "Notrettung" genutzt werden kann. Dieser Modus stellt Ziele innerhalb der Reichweite der BUK dar. Der Bediener kann daraufhin ein Ziel auswählen, fixieren und den Abschussbefehl geben, woraufhin die Rakete das Ziel zerstört. Und im Falle von MH17 ohne Möglichkeiten für Gegenmaßnahmen mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von 99%.
Ajtopper schrieb:
Beide Systeme funktionieren nachm gleichen Prinzip (halbautomatische radargestützte Zielerfassung, Annäherungszünder), S-200 und 2K12 (von der die 2K37 (Buk) all ihre Teile hat) wurden exakt zur gleichen Zeit entwickelt...
Die S200 (NATO Code: SA5-Gammon) wurde Mitte der 50er Jahre entwickelt und Anfang der 60er in Dienst gestellt. Die BUK hingegen basiert auf der SA6-Gainful bzw. sollte diese ersetzen und die Entwicklung wurde 1972 gestartet.
Die S200 (High to Medium Altitude, long range, strategic), wurde zu einem völlig anderen Zweck konzipiert als die SA11 Gadfly (Medium Range) und hatte einige Nachteile, im Bezug auf Navigation und Zielführung (erste ihrer Art mit halbaktiver Zielsuchlenkung) als die viel weiter entwickelte Buk.
Die S200 hat die Siberian deswegen aus dem Himmel gestanzt, weil das eigentliche Ziel - eine Drohne - vorher erfolgreich von einer anderen Rakete zerstört wurde. Eine Buk wäre im Anschluss nicht einfach weiter geflogen und hätte sich das nächst verfügbare Ziel gesucht, während die S200 im wahrsten Sinne "verwirrt" war (mein Ziel ist weg, aber ich habe es noch nicht getroffen) und daraufhin nach einem anderen Flugzeug in der Nähe gesucht hat.
Anstatt also darauf zu beharren, dass beide ein halbaktive Zielsuchlenkung besitzen (was richtig ist), wäre es zielführender beide Systeme im Ganzen zu vergleichen anstatt unsinnige Vergleiche zu erstellen um krampfhaft zu versuchen, irgendetwas zu beweisen.
Also bei näherer Betrachtung nicht haltbar!
Ajtopper schrieb:
Da meine Meinung als "Putinversteher" nichts Wert ist, hab ich dir die Meinung eines Experten, der u.A. für US-Regierung und Militär arbeitet, gepostet. und wenn dir "has changed his facts every time new technical information has challenged his conclusion" nicht genug ist dann weiss ich auch nicht weiter.
Kann mich nicht erinnern, dich jemals so genannt zu haben.
Ich habe einige Interviews und Berichte, die sich zum Thema Postol vs. Higgins auslassen, gelesen und muß abermals anmerken, dass dir ein wahllos heraus gepicktes Zitat lieber ist als Zusammenhänge wiederzugeben und einen offenen Diskurs zu starten.
Mintpress
http://www.mintpressnews.com/the-fa...ns-mit-professors-on-sarin-gas-attack/188597/
Das Higgins bei einigen Schlussfolgerungen im Fall Sarin wohl falsch lag, in Gänze kann ich das nicht beurteilen, weil ich mir "Who's Sarin" und "The Red Line and the Rat Line" nicht vollständig durchgelesen habe, scheint jedoch offenkundig. Allein die Frage zur Herstellung von Sarin ist mir zu komplex, die Frage von welcher Position die Raketen abgeschossen wurden und damit wohlmöglich von syrischer Seite, dass scheint mir noch nicht widerlegt.
https://www.bellingcat.com/resource...e-details-about-the-august-21st-sarin-attack/