MalWiederIch schrieb:
Schadet aber auch nicht, sofern der Admin die entsprechend einrichtet.
Mangelnde Rechtschreibung und Satzbildung ist garantiert nicht auf die Tablets zurückzuführen, sondern eher auf die Lehrkraft.
Autorität der Lehrer ist auch so ein Thema, vor allem in Zeiten wo man von Grundschulkindern nach „Kippen“ gefragt wird dank mangelnder Erziehung …
Genau auf solche Kommentare wartet man als Lehrer...
Die mangelnde Rechtschreibung ist auf genau drei Dinge zurückzuführen: 1. zu wenig Lesen, 2. dass an vielen Grundschulen jahrelang hirnlos Schreiben nach Gehör praktiziert wurde und tlw. noch wird und 3. dass viele weiterführende Schulen bis zur Oberstufe die Rechtschreibung zwar korrigieren, aber nicht wirklich in die Benotung mit einfließen lassen.
1. Ist ganz gravierend, Kinder, die regelmäßig Bücher lesen, haben eine ganz andere Sprache und Rechtschreibung als diejenigen, die nur Whatsapp-Sprache konsumieren. Leider sind die Lesenden deutlich in der Unterzahl, viele wachsen mit dem Tablett oder Smartphone auf. Da ist der Deutschunterricht, der nur 4-5 Stunden die Woche ausmacht und sich nur zu einem kleinen Teil mit Rechtschreibung befassen kann, leider recht machtlos gegen, zumal die ganzen Regeln der deutschen Rechtschreibung sowieso nicht gut als solche zu lernen sind, sondern mehr durch Praxis.
2. War ein Verbrechen an unseren Kindern, wie so oft irgendein Mumpitz mit toller pädagogischer Begründen (die Kinder zum Schreiben motivieren, statt sie durch Korrekturen abzuschrecken), aber ohne genügend langfristige praktische Studien einfach flächendeckend umgesetzt wird. Man kann kaum verstehen, was die in der 5. und 6. schreiben, die Rechtschreibung ist wirklich komplett ausgedacht, weil sie das aber vier Jahre so machen durften, ist es unheimlich schwer rauszukriegen und die Kinder fühlen sich dann nachträglich umso stärker angegriffen, weil sie Korrekturen überhaupt nicht gewohnt sind. Vor allem in Verbindung mit 3.
3. Die Bestimmungen zur Benotung der Rechtschreibung außerhalb von speziell darauf ausgerichteten Deutscharbeiten sind mehr als schwammig, weshalb die meisten Kollegen komplett darauf verzichten, solange man noch halbwegs versteht, was gemeint ist. Nach reiner Kosten-Nutzen-Rechnung machen sich die allermeisten Kinder daher lange keine Mühe, Rechtschreibung zu lernen.
Zum Punkt Erziehung: Die findet zu 95% zuhause statt, ist zwar auch offiziell unsere Aufgabe, aber gegen Elternhaus und soziales Umfeld sind wir recht machtlos. Es ist inzwischen eine Frechheit, wie wenig davon tatsächlich noch zuhause geschieht und wieviel als Aufgabe der Lehrkräfte gesehen wird. Hatte letztens einen Elternabend, wo u.a. Hinweise zum Benehmen während einer Berlinfahrt gegeb wurden und am Ende fragt einer, warum wir das den Eltern und nicht den Kindern erzählen.
SIR_Thomas_TMC schrieb:
Könnte aber anders sein, nämlich dass mehr Zeit für förderbedürftige Kinder ist und die, die es sowieso hinbekommen, leicht alleine weiteren Unterrichtsstoff inhalieren.
Könnte, ist es aber laut vielen Studien nicht. Die förderbedürftigen sind oft deshalb förderbedürftig, weil sie sich nicht selbst organisieren können und zuhause zu wenig dabei unterstützt werden. Wenn man denen jetzt ganz viel Freiraum beim Arbeiten mit dem Tablett lässt, profitieren die davon weniger als von viel Anleitung und sind eher abgelenkt, während die leistungstarken sich gut organisieren können und davon mehr profitieren. Jedwede gewonnene Zeit geht dann erstmal dafür drauf, die schwächeren so zu "unterstützen", dass sie das Minimum hinkriegen, was aber bei so offenen Arbeitsformen zeitaufwändiger ist.
Es mag sein, dass ich jetzt Digitalisierung zu sehr mit offenen Arbeitsformen gleichsetze, aber das scheint auch die allgemeine Vorstellung zu sein. Bestimmt gibt es auch Möglichkeiten, die einzelnen SuS über Apps viel konkreter zur lenken, aber diese hab ich noch nicht kennengelernt.
Am Ende meine ich immer noch, fürderbedürftige Kinder brauchen Bücher, nicht Tablets.