Schrammler schrieb:
Merkel vertritt hingegen primär die deutsche Wirtschaft, wozu dann auch Konzerne gehören, die längst in der Hand von internationalen Investoren sind.
Genau genommen sind es wohl eher die Banken.
![Zwinkern ;) ;)](/forum/styles/smilies/wink.gif)
Die Eurokrise ist in vielen Länder nämlich keine fiskalische Krise, sondern eine Bankenkrise.
gaunt schrieb:
@Simon
Kann man so sehen. Stellt allerdings auch irgendwie Wunschdenken und ein best case Szenario da, oder?
America first mag zunächst mal OK sein. Nur lebten die USA das bis dato i.d.R. auf dem Rücken anderer aus!
Das liegt in der Normalität der Sache. Übrigens nichts anderes hierzulande. Was Deutschland ökonomisch in der EU angerichtet hat, sucht seinesgleichen. Man hat zugesehen oder sogar aktiv befördert, dass das Ungleichgewicht zwischen Nord- und Süd immer größer wird, weil man bisher immer auf der Gewinnerseite stand. Frag mal einen Griechen oder Spanier, wie blutig deren Rücken mittlerweile ist.
gaunt schrieb:
Ablehnung von Freihandelsabkommen hört sich auch erstmal gut an, gell? Nur hat Trump keineswegs vor den Internationalen Handel zu stoppen. Er will nur statt multilateralen bilaterale Verträge. Und das bringt die Verhandlungspartner in eine deutlich schlechtere Position. TTIP musste über die EU verhandelt werden. Denkst du allenernstes die USA würden bilateral überhaupt verhandeln? Dann heißt es friss oder stirb und außerdem kann man gezielt einzelne abstrafen. Trump hat nie eine hehl draus gemacht weniger vor Russland oder China Angst zu haben sondern viel mehr vor den wirtschaftlich starken Ländern wie Japan oder explizit Deutschland. Das ist eine der wenigen Konstanten bei ihm.
Wenn die multilateralen Abkommen so toll sind, warum wurde dann hier massiv gegen TTIP gewettert, sodass selbst die Pro-TTIP-Regierung aus CDU/SPD am Ende das ganze faktisch auf Eis gelegt haben?
Keine Angst vor China, aber vor Deutschland & Japan? Nur mal so als kurzer Abriss, wie es um die Länder so bestellt ist:
- China --> Seit > 20 Jahren stetiges und kräftiges Wirtschaftswachstum, BIP liegt bei ~11 Bio. (Platz 2 weltweit). Bevölkerungszahl steigt, viel Luft nach oben
- Deutschland --> Seit einigen Jahren sehr mäßiges Wirtschaftswachstum, BIP liegt bei ~ 3,3 Bio. (Platz 4 weltweit). Bevölkerungszahl eher rückläufig, Vergreisung der Nation, Markt ist gesättigt
- Japan --> Nur mit viel Mühe und Not konnte man dank Vollpumpen des Landes mit Geld von der Zentralbank überhaupt kleine Gewinne erzielen, BIP liegt bei ~ 4 Bio. (aktuell Platz 3). Bevölkerung völlig überaltert, niedrigste Geburtenrate weltweit. Die Wirtschaft ist faktisch am Ende.
Wenn die Freihandelsabkommen so geil sind, wo sind dann unsere Abkommen mit China/Indien (Asien)? USA = 320 Mio. Einwohner und ein durch den Kapitalismus gesättigten Markt; Asien = > 3 Mrd. Einwohner und noch Schwellenländer.
Wovor haben wir denn Angst?
gaunt schrieb:
Zur Nato. OK, den alten Bündnisfall mags nichtmehr geben. Aber im übertragenden Sinne sagt Trump einfach nur, dass ihm das zu teuer ist und den USA nix bringt. Wenn Trump ernst macht, kann er im Militärbudget dermaßen viele Ressourcen freischaufeln, dass auch hier America First seine eigene Bedeutung bekommen kann.
Wenn es den alten Bündnisfall nicht mehr gibt, ist die NATO wirklich obsolet...
In der NATO gibt es die Absprache, dass jedes Mitgliedsland 2% seines BIP für die Verteidung aufwenden soll. Die USA haben die letzten Jahre etwa 3,4% aufgewendet, der Rest im Schnitt deutlich unter 2%. Wenn er auf zwei Prozent runterkürzt, haben die anderen nachzuziehen. Vereinbarungen gelten für alle, Punkt. Auch wenn das in Deutschland halt unpopulär ist...
gaunt schrieb:
Man arrangiert sich mit China und Russland und teilt die Welt in Einflusszonen auf. Findest du das gut? Und wenn ein Land keinen Bock hat zu einer dieser Zonen zu gehören?
Gut oder schlecht kann man an dieser Stelle nicht sagen. Aber lt. unseren Medien könnte man aktuell manchmal Glauben, wir stehen wieder kurz vor einem Atomkrieg. Ist es dir wirklich lieber, die Großmächte stehen sich permanent und wie derzeit mit mehreren Hundert scharfen Atomraketen gegenüber? Ist beides Kacke, ich weiß.
Und wenn ein Land darauf kein Bock hat, nimmt es eine neutrale Position ein. Kennst du die Schweiz? Wer hat dort aktuell einen Einfluss? USA, Frankreich oder Russland?
gaunt schrieb:
Trump hat nicht gesagt das er keine Kriege mehr führen will. Sie müssen nur direkt den Interessen der USA dienen.
Gibt es wirklich gute und schlechte Kriege? Ob ein Land nun aus Eigen- oder Fremdinteresse ein anderes Land in Schutt und Asche legt, mag bestenfalls moralisch einen Unterschied machen - das Leid der Menschen ist doch am Ende das gleiche.
Russland hat gerade aus Syriens Assads Interesse einen ganzen Landstrich verwüstet. War das jetzt ein guter Krieg?
gaunt schrieb:
Über das "überall Einmischen" der USA lässt sich trefflich streiten. Ich denke Trump wird schlicht die Kräfte konzentrieren.
Sofern er das Versprechen halten kann, ist mir eine konzentrierte Operation gegen den Islamischen Staat deutlich lieber, als ein unkontrolliertes Rumballern in X-verschiedenen Ländern.
gaunt schrieb:
Zu: "Unsere Lebensweise soll ein Vorbild sein, kein Zwang"
Hört sich toll an, oder? Aber stell dir vor da ist ein großer der sagt, ich mach was ich will, und drum herum viele kleine. Theoretisch dürfen die auch machen was sie wollen. Solange sie dem großen nicht in die Quere kommen. Normal bei der Stark/Schwach Konstellation. Der starke nimmt und für die schwachen bleiben die Krümel.
Ich erinnere gerne daran, dass wir Menschen letztlich auch nur Säugetiere sind. In einem Wolfsrudel gibt es auch einen Kampf um den Platz des Alphamännchen, welches sich mit den Weibchen paaren und als erstes an der erlegten Beute knabbern darf. Der Unterlegene bleibt auch hier auf der Strecke. Findest du das dort etwa auch verwerflich? Gleiches Prinzip, nur etwas kompakter verfasst. Und kommt mir ja keiner auf die Idee zu sagen: Der Mensch ist doch was besseres und intelligenteres Lebewesen. Nein, sind wir nicht.
gaunt schrieb:
Und der Rest? Er lobt z.B. die Nationalistischen Kräfte in Europa. Aber warum? Weil er genau weiß, dass wenn ähnlich starke Nationalisten aufeinander treffen es Konflikte geben wird. Natürlich stärkt Trump (ebenso wie Putin) die Nationalen Kräfte. Denn ein zerstrittenes Europa (und damit Deutschland) hat keine Macht. Eine einige und starke EU als Weltgrößter Wirtschaftsraum könnte die USA in die Schranken weisen.
Mach dich drauf gefasst, dass die EU in den kommenden Jahren sowohl aus den USA wie auch aus Russland sturmreif geschossen wird.
Auch Unkraut braucht fruchtbaren Boden, um zu wachsen.
Wäre hier alles tutti, gäbe es keine populistischen Strömungen. Die EU hat es schon zu besseren Zeiten versäumt, stärker zusammen zu rücken und die Verträge sind aufgrund des Einstimmigkeitsprinzips halt auch so beschissen geschrieben, dass heute eine Änderung praktisch unmöglich ist. Im übrigen waren es gerne auch die Deutschen, die sich gegen eine stärkere Verzahnung (inbesondere der Fiskalpolitik) gewehrt haben. Kompetenzen abgeben war auch innerhalb der Bundesrepublik selten in Mode. Funktioniert ja noch nicht mal auf Länder- und Kommunen-Ebene.
![Augen rollen :rolleyes: :rolleyes:](/forum/styles/smilies/rolleyes.gif)