@TenDance
Ganz stark! Endlich mal wieder eine News zu E
, und du machst gleich eine Diskussion "Elite gegen Star Citizen" daraus. Okay, wenn du es so willst:
1 - Welches "Chris Roberts"-Syndrom? In den 90ern war es noch ganz normal, das gerade ambitionierte Titel oft Monate wenn nicht weit mehr als ein Jahr am angedachten Release-Termin vorbei geschossen sind. Wenig wunderlich, denn damals haben die Entwickler noch regelmäßig Neuland betreten und die Publisher auch die Eier gehabt, den Spaß zu finanzieren. Heute wird im Zwei-Jahres-Rhythmus eine neue Iteration des gleichen alten Spielprinzips aufgetischt, und Ambitionen werden mit den Worten "Ja, das geht nicht weil wegen Weihnachtsgeschäft! Und im Februar veröffentlichen wir "Superspiel XY", also werdet fertig!" abgewürgt. Warum Chris Roberts heute als Inbegriff für verspätete Releases gilt, ist mir im Grunde schleierhaft, denn er war mit dieser Marotte bei Leibe nicht alleine.
2 - David Braben versucht seit zehn Jahren "Elite 4" auf die Beine zu stellen. Als ich gehört habe, dass Braben nun über Kickstarter einen neuen Versuch startet, war meine erste Reaktion "Ach? Mal wieder?". Mal abgesehen davon, dass Braben anfangs außer viel BlaBla und dünnen Konzepten nicht viel zu bieten hatte. Aber durch den Erfolg von "Star Citizen" habe ich mich dann doch zu einer Spende hinreißen lassen und es glücklicherweise nicht bereut. Wie dem auch sei, David Braben hatte mit den Publishern ähnlich wenig Glück wie Chris Roberts. Vielleicht sogar noch weniger, denn ihm wollten sie nicht einmal Geld für "Elite 4". Chris Roberts durfte mit Freelancer wenigstens versuchen, das erste wirklich große MMO auf die Beine zu stellen, zu einem Zeitpunkt, da das Internet erst wenige Jahre alt war. Daran ist er leider gescheitert, weil er damals zu viele Technologien von Grund auf entwickeln musste und Microsoft irgendwann die Geduld verloren hat. Fünfzehn Jahre später sind wir da glücklicherweise bedeutend weiter.
3 - Wenn E
erscheint, wird es mindestens neun Monate am versprochenen Release vorbei geschrammt sein. Eigentlich sollte ich schon in meiner Cobra sitzen. Und doch gilt David Braben plötzlich als der geborene Macher, während Chris Roberts auf "Freelancer" reduziert wird (dabei war zu dem Zeitpunkt bereits seit 15 Jahren ein erfolgreicher Entwickler).
4 - Wenn David Braben zehn Jahre lang an "Elite 4" herum konzipiert, kann man auch erwarten, dass er zumindest einen guten Plan, vielleicht sogar ein grobes Fundament für E
gelegt. Darüber hinaus musste er weder ein Studio aufbauen (sicherlich wurde das Studio für E
aufgestockt, aber die Strukturen waren schon da), noch musste er eine Engine entwickeln, denn Frontier verwendet seit den 80ern eine proprietäre Engine. Außerdem hat Frontier die Implementierung von FPS-Content gleich mal auf einen unbestimmten Zeitpunkt nach Release verlegt. Kein Wunder, dass bei Frontier die Raumschiffe eher fliegen als bei CIG.
5 - David Braben muss seine Investoren auszahlen. Natürlich braucht er da schnelle Resultate und einen raschen Release. Gib David Braben 50 Million Dollar zur freien Verfügung, und er verschwindet bis mindestens 2015, um sein Spiel mit all den Inhalten auszustatten, die er aufgrund der Umstände erst einmal auf die lange Bank geschoben hat.
6 - Wenn CIG erst einmal beweisen sollen, dass sie all das stemmen können, was sie vorgenommen haben, dann soll auch Frontier erst einmal beweisen, dass sie ein überwiegend prozedural generiertes Universum schaffen können, das auch wirklich interessant. Das ist nämlich auch eine gewaltige Herausforderung und im Erfolgsfalle nicht weniger als eine Revolution des Mediums. Bislang wirkt E
aber so steril auf mich, wie ich es von Anfang an befürchtet habe, was aber zu einem großen Teil auf die fehlenden FPS-Inhalte zurück zu führen ist, die für mich persönlich sehr wichtig sind. Solange Raumstationen nicht mehr als Tabellen sind, in denen ich meine Ware auswähle, bin ich nur leidlich beeindruckt.
7 - Star Citizen ist ein Projekt für die nächsten zehn Jahre. Viele der Features und Inhalte, über die CIG spricht, sind gar nicht für einen Release innerhalb der nächsten 18 Monate angedacht.
Langer Rede kurzer Sinn: Die beiden Spiele miteinander vergleichen zu wollen ist wenig zielführend, da sich Frontier und CIG gänzlich unterschiedlichen Umständen ausgesetzt sehen. Auch setzen beide Spiele unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte, die sich gravierend auf den Produktionszyklus auswirken. Am Ende werden beide Spiele irgendwann veröffentlicht werden, und beide Spiele werden großartig sein und ihr Publikum finden.