Ich bin aktuell dabei das bei uns in der Wohnung groß aufzuziehen.
Grund
Kosten sparen
Eckdaten
3 Personenhaushalt (2 Erwachsene, 1 Kind)
Wohnung
77qm² Wohnung, alle Räume haben Fernwärme aus Hamburg (Leider nur Gas und Kohle an der Quelle).
Balkon Südseite gut nutzbar für Solar
Da wir bei der Fernwärme nicht viel sparen können, haben wir unsere Heizungen eigentlich immer aus. Die Wohnung ist sehr gut isoliert und gedämmt, wodurch die Abwärme der Geräte in unserem Haushalt im Regelfall mit einer kleinen Belüftung ausreicht. Wir hatten eine ganze Zeit lang Tado Heizthermostate, die in 2 Jahren Nutzung in allen Räumen insgesamt 1 Woche die Heizung aufgedreht hatten. Den Rest der Zeit waren sie nicht genutzt und die Heizungen aus. Daher haben wir sie wieder verkauft, da sie leider hier und da auch Fehlerhaft die Heizung aufdrehten, was einen Mehrverbrauch verursachte (obwohl seit Monaten auf aus gestellt ohne Zeitplan).
Wärmetechnisch können wir hier nicht mehr sparen, so haben wir uns den Stromverbrauch allgemein einmal angesehen.
Mobilität
Wir haben kein Auto, dafür aber 2 E-Lastenräder, die beide jeweils mit 1000wh (2x 500wh) Akkus ausgestattet sind. Damit sind auch Reisen über 70 km kein Problem.
Schritt 1: Verbrauch bewusst machen
Als erstes habe ich etliche Zwischenstecker mit Messmöglichkeiten gekauft, kalibriert und an alle Stecker in der Wand gehängt, um in den Räumen zu messen. Noch sind nicht alle Räume mit drin, habe 2 Zwischenstecker, die ich variabel an Geräten angebaut habe, die wir entweder sehr wenig nutzen oder die einen immer gleichen Verbrauch haben.
Hierbei haben wir auch direkt die Verbraucher gefunden, die im Regelfall am meisten ziehen.
Während die vermuteten Geräte wie Kühlschrank, Waschmaschine und Co. im Verhältnis sehr wenig ziehen, haben wir beim Geschirrspüler schon einmal das programm gewechselt. So konnten wir bei dem Gerät schon einmal mit Eco den Verbrauch pro Stunde halbieren.
Die Elefanten im Raum sind unsere Computer und mein 3D Drucker.
Mein Computer zieht im Leerlauf 260 Watt, beim Spielen zwischen 350 und 550 Watt.
Der Computer meiner Frau ist im Schnitt 100 Watt niedriger.
Der 3D drucker ist je nach Nutzung mehr oder weniger mit verantwortlich.
Weitere Verbraucher sind unsere 1000wh Akkus pro Pedelec Lastenrad, die wir für unsere Mobilität benutzen.
Unser Homeserver verbraucht mit dem NAS zusammen knapp 75 Watt, das NAS fährt im Regelfall aber runter wenn nicht genutzt und dann sind wir im Schnitt bei 45-50 Watt.
Schritt 2: Lösungen finden und umsetzen
Mein Computer
Mein Computer hat aktuell eien Ryzen 5950x und ene 2080 Ti eingebaut. Mit dem großen Monitor und der Peripherie komme ich insgesamt auf diese Wattwerte (wie ja gesagt, Messgerät ist direkt an Steckdose in der Wand).
Vor dem Bewusst machen lief der Rechner den ganzen Tag (7-10 Stunden Arbeitszeit via Remote im Leerlauf, dann noch Zocken am Abend, also insgesamt ~16 Stunden Betriebszeit am Tag).
Mittlerweile habe ich mir ein Laptop geholt, mit dem ich jegliche Officearbeit erledige. Dies zieht alleine beim Laden 40 Watt, im Ecobetrieb mit Erhaltungsstrom 16 Watt mit einem Ryzen 5700U.
So komme ich in der Officezeit, wenn ich meine Peripherie an meinem Arbeitsplatz nutze auf 60 Watt, statt 260. Manche Spiele kann ich damit auch noch spielen und kann da weiterhin den Stromverbrauch gering halten, wo mein PC dann schon auf die 350-400 Watt springt.
Die Zeit hat sich daher nun wie folgt aufgeteilt:
10-12 Stunden Laptop mit maximal 60 Watt
1-3 Stunden Spielen am Abend mit meinem PC.
Da ich durch meinen Arbeitswechsel auch die Rechenleistung nicht mehr benötigt, steht zu Ryzen 7000, insofern eine passende CPU nicht zu viel verbraucht (Mehrverbrauch wurde ja leider schon angekündigt), ein Upgrade mit einer kleineren CPU an. An anderen Stellen kann ich hier leider kaum noch sparen und konnte die CPU auch als Hauptverbraucher identifizieren. Das Netzteil wird hier vllt auch noch eine Rolle spielen, wo ich mit einer kleineren CPU dann wohl auch noch ein kleineres Netzteil nehmen kann (Aktuell 750W Corsair).
3D Drucker
1 Jahr benutzte ich meinen 3D Drucker nun fast durchgehend. Ich habe viel ausprobiert und auch Aufträge gedruckt. Das höchste Einsparpotenzial habe ich hier durch Kombination von Aufträgen gesehen. So spare ich strom und die Person, die was gedruckt haben will und die Stromkosten, Filament und Co. zahlt, muss gleichzeitig weniger zahlen.
Die Nutzung ist hier auch hauptsächlich auf den Tag gewechselt, später dazu mehr.
Solar auf dem Balkon
Früh haben wir uns schon für mobile Solarpanels und eine Powerstation entschieden, da wir unterwegs gerne möglichst Autark unterwegs sind. Hier ein paar Eindrücke dazu:
Mit meinem Rad kann ich so mit meiner Tochter auch lange Reisen ohne jeglichen Bedarf an Strom aus der Steckdose bewältigen. Insgesamt konnte ich mit der 500Wh (496Wh nutzbar) 2 Wochen ohne jegliches Nachladen von fremden Strom fahren. Das war ein ganzer Urlaub und wir hatten Glück mit der Sonne.
Laden kann ich unterwegs beim fahren mittlerweile 80W mit 2x 50w Panels (Oben im Bild zu sehen am Verdeck, 120w geht maximal in die Powerstation). Wenn wir an einem Ort länger verweilen oder eine längere Pause machen habe ich noch ein weiteres 80w Panel faltbar.
Mittlerweile sind wir einen Schritt weitergegangen und nutzen die Panels auf dem Balkon für unseren Strom mit einem Wechselrichter direkt am Netz, natürlich alles angemeldet. Aktuell können wir tagsüber insgesamt 350w solar versorgen. Geplant sind noch weitere 300 Watt, damit wir an die erlaubte Grenze kommen (aktuell 600w).
Parallel mit der Inselanlage die Akkus von den Rädern zu laden, was im Alltag perfekt funktioniert, da wir in der Woche nur selten beide der Akkus komplett verbrauchen und ab 50% Akkustand den Akku tauschen und nachladen, haben wir unseren Stromverbrauch direkt vom Netz stark verringert. Auch mein Home Office kann ich so unterwegs in Parks und so erledigen, indem ich die Inselanlage einfach mitnehme und mich dann gemütlich an einen Tisch im Park setze und von dort arbeite. Die Panels der Inselanlage reichen auch bei Bewölkung für mein Laptop und 1 kleinen Monitor aus (45-50 Watt).
Schritt 3: Weitere Möglichkeiten erörtern und umsetzen
Warmwasser
Warmwasser ist noch ein Faktor, der wichtig ist und Fernwärme benötigt. Wir haben zum Beispiel aufgehört das Wasser bei Händewaschen und so einfach laufen zu lassen, sondern direkt den Stöpsel rein zu stecken und das warme Wasser zu nutzen. Das verringert den Verbrauch von Gas und Kohle aus der Fernwärme. Der Geschirrspüler macht es ja auch nicht anders. Wir haben zudem angefangen unsere Frühstücksbretter aus Holz nur noch für Krümel zu verwenden. Sobald aber sowas wie Honig im Spiel ist, wo das brett dreckig wird und es ggf. manuell abgewaschen werden muss, nehmen wir einen Teller der in den Geschirrspüler kann. So vermeiden wir manuelle Wassernutzung für 1-2 Teile.
Das sind zwar alles Kleinigkeiten, aber wenn diese jeden Tag anstehen, sammeln sich die Energiemengen.
Nichts unnötig an lassen
Generell dadurch, dass wir ja sowieso die Zwischenstecker an den Dingen haben, habe ich über unser Node-Red Dashboard (Smart Home) Schalter hinzugefügt wo wir die Zwischenstecker noch abschalten können. Das spart weiter strom, wenn auch wenig. Wenn wir nicht in der Wohnung sind erkennt unser System das automatisch und schaltet die sowieso ab. Ausgenommen ist hier der Kühlschrank, Server und das NAS, sowie die Netzwerkgeräte, die notwendig sind.
Belüftung von warmen zu kühlen Räumen
Wie ganz oben schon erwähnt haben wir Räume wo wir Geräte haben die mehr Abwärme erzeugen und Räume, die generell immer etwas kälter sind.
Je nach Jahreszeit ist das natürlich anders.
Ich beschreibe hier nur einmal den Winter.
Im Winter nutzen wir immer möglichst die Wärme der Küche vom Kochen, um das in der Wohnung zu verteilen. Dort wird es mit Backofen gerne mal recht gemütlich warm und dann nutzen wir Ventilatoren um die warme Luft in die Wohnung zu zirkulieren. Das klappte bislang auch sehr gut.
Auch haben wir unsere Geräre, die immer an sind wie Server und NAS, die ja auch eine gewisse Abwärme bei Auslastung haben, in Wohnräume gepackt. So steht der Server nicht in einer Kammer, sondern versteckt im Wohnzimmer. Und keine Angst, es ist kein 19" Rack, sondern ein leider Tower mit Wasserkühlung und sehr leisen lüftern, die teils auch aus gehen.
Orientiert haben wir uns an dem französischen Unternehmen, die das genauso anbieten ab Minute 21:
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/energiewende-heizen-computer-abwaerme-100.html
Wenn ihr noch Tipps habt, schreibt gerne was dazu.
Nachtrag1: Weil ich direkt 9 Mal angeschrieben wurde
Ich nutze Tasmota geflashte Stromstecker, die man über einen Pi flashen kann. Wenn man Glück hat findet man auch schon geflashte Geräte und kann die dann in der Weboberfläche direkt einmal mit der Tasmota Firmware updaten.
https://www.tasmota.info/hardware/
Man benötigt diese Zwischenstecker, ein klassisches Strommessgerät für Steckdosen und einen Verbraucher um die Stecker einmal sauber zu kalibrieren.
Anleitung gibt es in der Flashanleitung bei Tasmota:
https://www.tasmota.info/#ota-flash
Im Anschluss lassen diese sich über MQTT auslesen.
Meine letzten Geräte sind die Nous A1 wie im Link. Die sind recht platzsparend.
Wichtig in den Loggingeinstellungen der Stecker ist noch die Periode, damit man recht genaue Daten erhält. 10 Sekunden sind Minimum, 300 waren Standard.