Energiewende in Deutschland - Geschwindigkeit - Kosten?

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Binalog schrieb:
Der Nutzen von besseren Daten im Falle einer Pandemie ist unbestritten.

Bessere Daten hätte man schon seit langer Zeit haben können, sie waren aber politisch nicht erwünscht

Binalog schrieb:
Der Nutzen der Energiewende in der jetzigen Form ist völlig unklar. Wird es technisch funktionieren? Wird es bezahlbar bleiben? Woher kommt der grüne Wasserstoff? Wird das 1,5°-Ziel erreicht? ...?

Die 1,5° werden überschritten werden, das ergibt sich aus den Erklärungen der CO2 Hauptemittenten zu den Klimazielen und den einschlägigen Prognosemodellen. Die Frage nach dem Wasserstofflieferanten ist bis heute unbeantwortet, obwohl die grüne Wasserstoffwirtschaft seit Jahren erklärte Strategie der Regierung ist. Folglich wird es auf Jahrzehnte beim Gas bleiben. Auch die Frage nach dem Nutzen ist leicht beantwortet: Es tritt tatsächlich mit hoher Wahrscheinichkeit ein Schaden ein,, man muss ja nicht glauben dass ab heute noch irgendwer in energieintensive Industrien in Deutschland investiert, während die Versorgungssicherheit Tag für Tag öffentlich in Frage gestellt wird während niemand den Elefanten im Raum erwähnt.
 
cool and silent schrieb:
Bessere Daten hätte man schon seit langer Zeit haben können, sie waren aber politisch nicht erwünscht
da komme ich jetzt nicht mit, was meinst Du bitte genau?
cool and silent schrieb:
während die Versorgungssicherheit Tag für Tag öffentlich in Frage gestellt wird während niemand den Elefanten im Raum erwähnt.
auch hier ist es mir unklar, wer ist es?
 
Die Anzahl der Redispatchmaßnahmen nimmt seit Jahren beständig zu...

1657398438600.png


link

Stand heute (09.07.22) sind es bereits 8.159, im gesamten letzen Jahr waren es 8.634, d. h. es wird auf über 15.000 in diesem Jahr hinauslaufen.

Immer häufiger muss kurzfristig ans Ruder gegriffen werden. Die Fahrt wird immer unruhiger.

Nach meinem Verständnis ist das kein Zeichen von gleichbleibender Stabilität.
 
@Binalog

Mir zeigt das eher, dass unser Regional- bzw. Verbundnetz, trotz vieler kleiner dezentraler Einspeiser, sehr stabil ist. Also eher ein Argument FÜR die Stabilität. Zumal das (Re-)Dispatchment in der Regel Computergesteuert erfolgt. Es gibt somit keine Limitierung in der Häufigkeit der Eingriffe. Dem Computer ist die Anzahl ziemlich egal - solange es entsprechende Abnehmer gibt.

In Bezug auf EE:

Die Einspeisemenge durch Solarenergie ist ziemlich gut vorhersehbar, was übrigens einer der großen Pluspunkt für PV ist. Wetterberichte können wir, man glaubt es kaum, im Jahre 2022 schon ganz gut deuten.

Ein Redispatch erfolgt vor allem dann, wenn die Einspeisung durch Windenergie überproportional anstiegt. Das ist per se aber erst einmal nichts schlechtes. Der Überschuss wird schlichte exportiert oder sonst wohin geleitet (z.B. "power to gas").

Siehe Grafik:

1657407159662.png

Quelle

Definition Redispatch:

Redispatch ist im Bereich des Stromhandels ein Eingriff zur Anpassung der Leistungseinspeisung von Kraftwerken auf Anforderung des Übertragungsnetzbetreibers mit dem Ziel, auftretende regionale Überlastungen einzelner Betriebsmittel im Übertragungsnetz zu vermeiden oder zu beseitigen. Diese Maßnahme kann sowohl innerhalb einer Regelzone als auch darüber hinausgehend im Verbundnetz angewendet werden. -Wiki
 
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Unbestritten ist, dass das derzeit angedachte System viel komplexer wird als heute. Viele Probleme, die sich daraus ergeben sind zwar identifiziert, aber weit entfernt von einer praxistauglichen Lösung. Generell gilt auch hier, ein reibungsloser Schönwetterbetrieb ist nur die halbe Miete.

Zu den Themen gestörter Betrieb und Systemdienstleistungen gibt es eine Untersuchung für die dena...

link

Wer Lust hat kann sich ab Seite 160 die Kernaussagen durchlesen. Mit etwas Grundwissen hinsichtlich der Themen fällt schnell auf wie oft im Konjunktiv und mit welchen sehr optimistischen Annahmen argumentiert wird.

Meine mehrjährige Berufserfahrung sagt mir etwas anderes, ich bin Realist. Dass Systeme mit steigender Komplexität per se stabiler werden bzw. bleiben wäre mir neu. Insbesondere wenn viele aktiv handelnde Personen Systembestandteil sind und bleiben werden. Jeder fünfte Schulabgänger ist funktionaler Analphabet. Nicht jede Aufgabe im Netzbetrieb kann von Computern erledigt werden, das wird auch in Zukunft so bleiben.

Jeder muss natürlich selbst wissen wie er mit Informationen/Fakten umgeht und ob er bzgl. der Folgen seines Handelns auch an andere denkt.

Hier im thread wurde z. B. geschrieben "Einfach machen, dann wird man sehen ob es funktioniert oder nicht". Andere kleben sich auf die Fahrbahn und behindern im Einsatz befindliche Rettungswagen.

Für mich ist das kein Anzeichen von Verantwortungsbewusstsein und das macht mir Sorgen. M. E. werden offensichtliche Probleme blindwütig ignoriert und beiseitegeschoben. Ein technisch-betriebswirtschaftlicher Totalschaden wird billigend in Kauf genommen.

Die derzeitige Energiewende gleicht m. M. n. einem Sprung aus einem Flugzeug mit dem Plan sich seinen Fallschirm im Flug zu nähen. Einfach irre.
 
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German Angst as its best. Da werden Studien von Experten angezweifelt, weil man Realist ist und die im Konjunktiv schreiben. Dabei wird in den Kernaussagen dieser gar nicht verwendet.
 
Naja, bei der Wahl, entweder Klima retten und Energie umbauen oder eben nicht, dann bin ich für den Umbau und das Klima, auch wenn es bedeutet, evtl Versorgungssicherheit zu verlieren. Lieber das, als die Lebensgrundlage zu verlieren. Lieber etwas kalt, dunkel und mit weniger Industrie überleben als tot.
 
Sehe ich in der finalen Konsequenz anders:
Bevor ich meinen Lebensstandard auf 1133 senken muss oder von mir aus auch auf den Stand afghanischer Bergdörfer, haue ich lieber nochmal richtig einen raus und verabschiede mich dann aus dem Leben.


Aber es gibt ja noch ganz viele Wege dazwischen.
 
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fishraven schrieb:
(...)Da werden Studien von Experten angezweifelt, weil man Realist ist und die im Konjunktiv schreiben.(...)
Man bekommt hierzulande in der Praxis nicht mal einen landesweiten Sirenentest hin geschweige denn einen zuverlässigen Bahnverkehr. Aber massentaugliche rocket science ist kein Problem. Schon klar.
Samurai76 schrieb:
Naja, bei der Wahl, entweder Klima retten und Energie umbauen oder eben nicht, dann bin ich für den Umbau und das Klima, auch wenn es bedeutet, evtl Versorgungssicherheit zu verlieren.(...)
Das glaub ich, wenn es soweit ist. Ist Dir schon mal aufgefallen, dass die ganzen Klimacamps während der Heizperiode Winterpause einlegen?
 
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BridaX schrieb:
Ein Redispatch erfolgt vor allem dann, wenn die Einspeisung durch Windenergie überproportional anstiegt. Das ist per se aber erst einmal nichts schlechtes. Der Überschuss wird schlichte exportiert oder sonst wohin geleitet (z.B. "power to gas")

Das gerade nicht. Die Definition von Redispatch lieferst Du im gleichen Post weiter unten: "Anpassung der Leistungseinspeisung". Also gerade kein Export. Power2Gas ist ohnehin Sci-Fi. Es gibt keine großindustriellen Anlagen hierfür.
 
cool and silent schrieb:
Also gerade kein Export.
Wie kommst Du denn bitte zu dem Schluss, dass eine durchgeführte Leistungsanpassung etwas damit zu tun hat, dass kein Export statt findet? Ich sehe da absolut keinen Zusammenhang, nur, dass unser aktuell installiertes System mit den mehr Schwankungen der EE zurechtkommt und das das geregelt werden kann.
 
Man fährt dadurch halt die Grundlastkraftwerke kaputt. Gerade Kohle, aber teilweise auch Gas, sind nicht auf ständiges An- und Abfahren ausgelegt worden, was jedoch durch Redispatch erforderlich ist.

Ich kann (darf/werde) jetzt hier keine genauen Zahlen nennen, aber wir reden teilweise von deutlich unter 50% der ursprünglichen Lebensdauer wichtiger (und teurer) Baugruppen wie z. B. Turbinen.
 
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Es geht um die Begriffsdefinition Redispatch, @Samurai76

@Idon

Kannst Du die technischen Hintergründe wenigstens andeuten? Geht es um thermische Zyklenfestigkeit?
 
cool and silent schrieb:
Kannst Du die technischen Hintergründe wenigstens andeuten? Geht es um thermische Zyklenfestigkeit?
Ich denke es läuft wie bei einem Auto auf ständige Klatstarts und Kurzstrecken hinaus.
 
cool and silent schrieb:
Kannst Du die technischen Hintergründe wenigstens andeuten?
Bei Temperaturänderung verändert sich die Ausdehnung der Bauteile. Diese Verschiebungen sind ungleichmäßig daher kommt es zu spezifischen Höchstbelastungen die die Wahrscheinlichkeit eines Materialversagens erhöht.

Bei Gasturbinen gibt es dieses Problem fast nicht da man keine Kilometerlangen Rohre hat sondern die thermische Belastungen nur in der Turbine und dem Abgasstrang auftreten.

Die Dauerfestigkeit der benötigten Starter mal ganz vernachlässigt.
 
cool and silent schrieb:
Es geht um die Begriffsdefinition Redispatch

Stichwort "grenzüberschreitende Handelsgeschäfte". Für mich als Laie: Export.

"Dies passiert z. B. beim spannungsbasierten Redispatch [...] In diesem Fall werden die Überschuss- oder Fehlmengen im Redispatchbilanzkreis durch Handelsgeschäfte ausgeglichen."
-Quelle

Aber ich glaube wir werden aktuell zu spitzfindig.

Mehr Einspeiser = Mehr Redispatches. Seit 2021 und Redispatch 2.0 wurden auch Kleinanlagen von 100kW im Redispatch-Prozess aufgenommen. Natürlich steigt dadurch die Anzahl der Eingriffe. Eine Kausalität zwischen mehr Redispatches und einem instabilen Stromnetz sehe ich aber nicht.
 
@cool and silent

Die Auslegung basiert auf einem Dauerlastbetrieb, also Abfahren idealerweise alle 12 Monate zur kleinen Revision und alle 24 Monate zur großen Revision.

Da ich kein Ingenieur bin, kann ich leider keine Details nennen. Aber durch das ständige An- und Abfahren hat sich an diversen Stellen Kondenswasser gebildet, welches Schaufeln und andere Bauteile angegriffen hat. Dazu die von anderen hier bereits genannten ständigen Temperaturänderungen, die zu Brüchen und Rissen geführt haben. Außerdem Zusetzungen der Reinigungsanlagen durch wenig konstante Temperaturen.


Was sicher auch Vielen nicht bekannt ist:
Im Rahmen von An- und Abfahrten gelten viele Umweltgrenzwerte nicht, da E-Filter etc. eine gewisse Mindesttemperatur benötigen (Anfahrt) und außerdem abkühlen müssen (Abfahrt).


Teilweise lässt sich die Auslegung von Dauerlast auf Teilleist mit ständigem An- und Abfahren natürlich technisch kompensieren. Aber bei Bestandsanlagen eben nur bis zu einem gewissen Grad - und das sind alle Kohlekraftwerke und alle größeren Gaskraftwerke (sofern von den neuen GuD schon welche fertig sind - bin da nicht mehr auf Stand).
 
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BridaX schrieb:
(...)Mehr Einspeiser = Mehr Redispatches. Seit 2021 und Redispatch 2.0 wurden auch Kleinanlagen von 100kW im Redispatch-Prozess aufgenommen. Natürlich steigt dadurch die Anzahl der Eingriffe. Eine Kausalität zwischen mehr Redispatches und einem instabilen Stromnetz sehe ich aber nicht.
Und wie viele Maßnahmen nach Redispatch 2.0 waren das im Jahr 2022 bisher?

Ich frage, weil das System immer noch nicht funktioniert...

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link

Vom Dauerdrama des Smart Meter Rollout ganz zu schweigen...

link

Viele Jäger sind des Hasen Tod. Mit steigender Komplexität nehmen die Probleme zu, sinkt die Systemstabilität sowie die Effizienz durch wegfallende Skaleneffekte. Steuerungs- und Kommunikationstechnik (auf höchstem IT-Sicherheitsstandard) für Millionen von Kleinanlagen und alles muss reibungslos zusammenspielen (auch bei Störungen und nach Softwareupdates). Läuft!
Ergänzung ()

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link

So viel zum Thema knallharte Sanktionen.

Zudem widersprüchlich. Die Bundesregierung vertritt die Position, dass die Gründe für die derzeitig verminderten Lieferungen nur vorgeschoben sind. Wenn dem so wäre, weshalb sollten die Lieferungen mit der Turbine wieder hochgehen? Wenn es politische Gründe sind, dann fehlt vielleicht demnächst z. B. eine Zertifizierung. Die Bundesregierung zeigt sich nun erfreut und hofft, dass das Gas im Winter weiterfließt. In Wirklichkeit werden wir von Putin mit heruntergelassenen Hosen durch die Manege geführt. Er wird für das Gas einen hohen Preis verlangen und zwar nicht nur in Form von Geld.
 
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BridaX schrieb:
Stichwort "grenzüberschreitende Handelsgeschäfte". Für mich als Laie: Export.

"Dies passiert z. B. beim spannungsbasierten Redispatch [...] In diesem Fall werden die Überschuss- oder Fehlmengen im Redispatchbilanzkreis durch Handelsgeschäfte ausgeglichen."
-Quelle

Von grenzüberschreitenden Handelsgeschäften ist in Deiner Quelle jedoch nicht die Rede.
 
hat sich erledigt. Bezug fehlt
 
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