tox1c90 schrieb:
Eine gute HRTF ist jedem "echten" 7.1-Setup weit überlegen,
Ein HRTF-Algorithmus für Kopfhörer berechnet diese Eintreff-Verzögerungen für deine zwei Ohren basierend auf den Positionen und Abständen der geräuschmachenden Objekte im Raum, und passt den Ton für die zwei Ohrmuscheln so an, dass das was an deinen Ohren ankommt möglichst genau der realistischen Wahrnehmung entspricht, die du in der echten Welt hättest.
Hier vergisst Du aber ein paar Sachen:
a) eine "gute HRTF" über Kopfhörer setzen gute Kopfhörer voraus. Ein DT88Pro stellt für mich die unterste Einstiegshürde dar, ich empfehle aber eher einen DT1990Pro (ja, ich bin Beyer Fan
)
b) HRTF (wie der Name "kopfbezogene Übertragungsfunktion" schon sagt) kompensiert die individuelle Physis (plus dem Frequenzgang des Wunchschkopfhörers).
Damit das nicht nur gut, sondern überhaupt brauchbar funktioniert, ist das akustische Vermessen des eigenen Kopfes und Ohren mit und ohne Kopfhörer in kalibrierter Umgebung (benstenfalls sogar mehreren um verschiedenen Abhöräume darstellen zu können) mithilfe von Aussen- Mittel- und Innenohrabnahme inkl. obigem (oder sogar obigeN?) Kopfhörern unabdingbar. Das alleine schlägt je nach anbieter mit 1000 - 2000,- zu Buche (Reisekostenzum Studio nicht eingeschlossen) und auch nur für ein bestimmtes System geeignet.
Es gibt einige Systeme die versuch(t)en das zumindest mit Presets oder mehr oder minder rudimentären Parametern anzunähern (z.B. Sennheiser "Lucas", HeaDSPeaker, Waves nx, Creatives X-Fi, etc ), Was schon überzeugender ist, allerdings berücksichtigt das leider nicht die
c) Dynamik. Unbewusst bewegen wir permanent unseren Kopf, um eben genau diese Laufzeit- und Frequenzgangsunterschiede zu triggern. Man bewege sich in einen belebten Ort (heute ja leider gar nicht so einfach), halte mit geschlossenen Augen den Kopf still und versuche zuverlässig einzelne Geräusche zu Orten. Wen man dann die Augen öffnet, gehen einem die Augen auf!
HRTF funktioniert de facto nur in Kombination mit Headtracking, und zwar einem latenzam, ohne Nachschwingen, welches nahtlos zwischen mehreren (!) HRTFs überblendet (also ebenfalls wieder lediglich eine Approximation der "echten" 3 dimensionalen Funktion).
Das einzige System, das momentan das alles zumindest auf technischer Basis bietet (und auch das technisch beste System darstellt) ist der Smyth Realiser, den ich noch als A8 probehören durfte. Trotzdem fiel auch hier die Illusion eben keinen KH auf dem Detz zu haben nach kürzester Zeit aus. Zuwenig überzeugend um die fälligen 7000,- für a) b) und c) zu rechtfertigen. Weder für mich udn wohl noch viel weniger für die anvisierte Zielgruppe. Und damit wären wir beim Punkt:
tox1c90 schrieb:
Im Gegensatz zu Lautsprechern, wo du auch mit geschlossenen Augen IMMER leicht raushören kannst, dass du gerade von Lautsprechern beschallt wirst und die Sachen nicht "in echt" hörst, hat HRTF theoretisch das Potenzial, einen Ton zu liefern, den du von einem echten Geräusch nicht mehr unterscheiden kannst.
Kann ich so für keines meiner Syteme (und ich habe mittlerweile ein ganzes Museum davon) eben genau nicht attestieren.
Ein (halbwegs) gutes Speakersetup zaubert mir hingegen derartig überzeugende Phantomschallquellen zumindest auf einer Ebene, dass man mit geschlossenen Augen den Center nahezu greifen kann.
Trotzdem oder gerade darum finde ich aber tatsächlich das Sennheiser GSX 1000, was ja wohl auf dem gleichen Algorithmus von Epos basiert keine schlechte Lösung. Allerdings kommt mir hier die verbaute Technik doch sehr minderwertig vor. Lieber also 100,- für das GSX 1000 drauflegen oder auf hoffentlich guten On-Board Sound mit 600Ohm KHV Treiber bauen, (den gibt es mittlerweile ja, sonst tut's aber auch ein Fiio etc.) und dafür dem guten Tom Ammermann was in die Spatial Sound Card Kasse gespendet (Die Grundfunktion ist ja frei).