Holt schrieb:
Das halte ich für extrem optimistisch, denn eigentlich waren AMD bei der Vorstellung von RYZEN 10 bis 15% Leistungssteigerung pro Generation in Aussicht gestellt, nicht 10 bis 15% mehr IPC, wobei aber IPC leider oft fälschlich mit der Singlethreadperformance gleichgesetzt wird.
Ist es nicht. 10-15%
IPC wären optimistisch bis kaum erreichbar, ja. Gemittelte Leistungssteigerung keinesfalls – was AMD ja mit dem Ryzen Refresh à la Ryzen 2xxx auch wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.
Holt schrieb:
Derzeit dürfte AMD mit RYZEN bei der IPC so 5 bis 7% hinter Intel liegen, diese aufzuholen wird schon nicht leicht, gleich noch 10 bis 15 mehr zu finden, wird schon extrem ambitioniert.
Nein, tut mir leid, tun sie nicht. Sie lagen mit Ryzen etwa 6% hinter der IPC von Kabylake (hat sich seitdem bei Intel übrigens nicht verändert, eher das Gegenteil …). Der Ryzen-Refresh hat diese Distanz noch einmal um sage und schreibe glaube ich 2,6% (oder 2,4%?) verringert – mit
exakt null Änderungen am Core-Design oder der Fabric. Der Refresh von Ryzen hat lediglich Optimierungen auf µCode-Ebene erhalten.
Oder um es mit anderen Worten zu sagen, Ryzen 2xxx's Leistungssteigerungen resultierten praktisch
allein und ausschließlich auf
Softwareänderungen auf der Ebene des Mikro-Code, womit AMD so schon jene allumfassende Leistungssteigerungen 'bloß' durch schnelleren Ram, geringere Latenzen und schärfere Timings erreicht hat. Die
wirklichen Hardware-Optimierungen am Core-Design und auf Chip-Ebene
kommen erst noch.
Holt schrieb:
Ich würde eher so 5% mehr IPC und bestenfalls vielleicht 10% mehr Takt vermuten, die 7nm Prozesse sind ja für allem für GPUs und ARM CPUs für Smartphones entwickelt worden, also Chips die einen anderen Betriebspunkt und bei weitem nicht so hohe Taktraten haben.
Der damalige 14nm LPP-Prozess von Global Foundries, welcher für die erste Generation von Ryzen, Threadripper & Epyc verwendet wurde, war sogar eigentlich Prozess explizit für
mo·bi·le und
Ultra-portable SoCs wie Apple's
A10, Qualcomm‘s
Snapdragon oder MediaTek‘s
Helio – eben auf extremste Effizienz aber niedrige Taktraten getrimmt. Das war nie ein Prozess für Desktop-Prozessoren – er war de facto dafür eigentlich gänzlich ungeeignet oder zumindest deutlich weniger gut geeignet, da man damit po·ten·tiell das Hochtakt-Potential von Desktop-CPUs vernichtet hat oder wenigstens nicht ausschöpfen konnte.
… und daß AMD mit Ryzen damals auf einem mobilen Prozess
trotzdem noch immer extrem effizient die 3,6-4 GHz fahren konnte, läßt ziemlich tief auf die Effizienz und grandiose Architektur von Ryzen blicken. Selbst der Threadripper in erster Generation schaffte schon in der Spitze 4,2 GHz und damit gar
1,2 GHz mehr, als die Node eigentlich hätte erreichen '
dürfen' – 14nm LPP war selbst auf dem Papier für nur
theoretisch maximale +3 GHz spezifiziert …
Holt schrieb:
Vielleicht auch deshalb wird AMD ja auch zuerst EPYC mit den 7nm Dies ausstatten, dort sind sowieso keine so hohen Taktraten nötig, ich würde also keine Wunder bei Takt und IPC vermuten, was aber dann auch bedeutet, dann AMD wieder versuchen wird mit mehr Kernen zu punkten, wenn sie schon die Singlethreadperformance nicht erreichen und durch die kleinen Fertigung brauchen die Kerne ja auch nicht so viel Platz auf dem Die. Kommende Optimierungen des 7nm Prozesses werden dann auch wieder mehr Takt erlauben, die erste Version ist ja meist nicht so taktfreudig, die man bei den 14nm Prozessen von Intel (die fingen mal bei Broadwell mit nicht einmal 4GHz an) und auch bei GF (auch wenn der überarbeitete Prozess dort 12nm genannt wird).
Die Kerne dürfte wie bei den aktuellen Coffee Lake noch denen von Skylake entsprechen, erst mit Ice Lake wird es da Änderungen wie an den Cachegrößen und auch dies wird Intel sicher auch deswegen machen, weil man dann beim 10nm+ Prozess kaum die Taktraten wie bei 14nm++ erreichen wird und daher mehr IPC braucht um die Singlethreadperformance zu halten. Mehr IPC kann der 9900K also allenfalls durch mehr L3 Cache oder ggf. andere Optimierungen wie vielleicht einen schnelleren Takt des Ringbus erzielen.
Also wenn Deine Annahmen mit 10 bis 15% mehr IPC und dazu noch 4,8 bis 5,2GHz maxiimalem Turbotakt stimmen, wären diese Preis zu niedrig angesetzt, denn dann würden die Zen2 die Intel auf ganzer Linie schlagen und wenn AMD schneller ist, haben sie auch in der Vergangenheit mehr Geld verlangt. Die müssen ja auch mal anfangen richtig Geld zu verdienen und dies geht nur bei entsprechenden Markt und Stückzahlen. Außerdem wäre es für AMD ja auch schwer bei der nächsten Generation dann wieder eine so große Steigerung zu erzielen, dass sie dann wieder genug Kunden für diese finden. […]
Irgendwie wird man oft das Gefühl nicht los, als wenn diejenigen, die AMD's Ambitionen bei den projektierten Leistungssteigerungen
grundsätzlich als zu utopisch abzutun gewillt sind, sämtliche Mehrleistung aus Prozess-Verbesserung immer wieder vorsätzlich unterschlagen.
Unvermeidlichkeiten
Wenn AMD offensichtlich schon allein durch
Software-Änderungen auf µCode-Ebene bereits jene evident vorhandenen Performancesteigerungen (zwischen dem Ur-
Ryzen 1xxx und dem Refresh mit
Ryzen 2xxx) erreicht hat,
ohne das Core- und Un-Core-Design überhaupt anzutasten, auf dem de facto selben Prozess, dann ist die Wahrscheinlichkeit doch schon immens hoch, daß sie recht signifikante Mehrperformance erreichen, wenn sie erst recht das
Design und damit die Masken selbst optimieren
und diese zeitgleich auf einem Prozess bringen, welcher ohnehin von sich aus schon (selbst bei komplett
unangetastetem Design) erhebliche Leistungssteigerung bietet. Oder etwa nicht?
Selbst wenn AMD das Design an sich vollständig unangetastet auf 7nm bringen würden (was sie ja nicht tun werden), würden sie schon aufgrund dessen bereits
unausweichlich eine Effizienzsteigerung erhalten, welcher geringeren Verbrauch und wahrscheinlich (schon physikalisch und prinzipbedingt) sogar höhere Taktraten zuläßt …
Wenn man sich die Vergangenheit betrachet, war AMD immer bereits im Vorfeld in der Lage, die schlußfolglichen Resultate von Prozessen eigentlich doch recht präzise zu bestimmen – und da war selbst Bulldozer keine Ausnahme und brachte die versprochenen Taktraten (wenngleich diese aufgrund des Modul-Ansatzes nahezu wirkungslos verpufft sind …).
Nicht erst seit Gestern
Da hat AMD einfach einen Tick mehr Expertise gegenüber Intel (Ja, das
ist hier mein voller Ernst!), welche in der Vergangenheit ganz offensichtlich
zukünftige Unzulänglichkeiten
entweder geflissentlich ignorierten und nicht vorhersehen
wollten (und damit unehrlicherweise die Anleger und Analysten in entsprechenden Meetings schlicht belügten), oder aber (aufgrund von Überheblichkeit und Selbstüberschätzung)
nicht vorhersehen schlicht nicht
konnten. In letzterem Fall steht die berechtigte Unterstellung von Inkompetenz und/oder die Mutmaßung fehlender bis schlicht nicht vorhandener Weitsicht im Raum.
Man darf daran erinnern, daß Intel bei den letzteren
drei Nodes (22 nm, 14nm & 10nm) bereits zum Teil
erhebliche Probleme hatte – welche sie im Vorfeld nicht absehen
konnten oder
wollten (wobei beide Fälle nicht das Beste Licht auf sie wirft …).
Man kann mit der Zeit auch einfach
betriebsblind werden und vor sowas sind selbst die größten Ikonen nicht gefeit. Die Vergangenheit hat gar gezeigt, daß solche (aufgrund von Überheblichkeit und Selbstüberschätzung) sogar bevorzugt zu solch einem Verhalten neigen. Etwa wie Nokia, Motorola, Nintendo, Sony, Apple, Blackberry … Die Beispiele sind unendlich. Eigentlich kann man so ziemlich jeden ehemaligen Tech-Gigant des 20. Jahrhunderts als Beispiel nehmen.
Mit Blindheit geschlagen
Gestern noch absoluter Marktführer und am nächsten Morgen kapital am abstürzen, weil man sich entweder als
too big to fail (und damit in Sicherheit) wähnte, oder man hat sich aufgrund von ausufernder Selbstverliebtheit und übersteigertem Selbstbewusstsein als nicht
unwichtig genug erachtet, als daß man hätte kapitalen Trends befolgen müssen. Und schwupps, bist Du ohne es zu merken im nächsten Moment in der Bedeutungslosigkeit versunken und guckst erstaunt umher, während die Konkursverwalter dein ach so unfehlbares Imperium von gestern heute zur Mittagszeit an die Pleitegeier verfüttern – in Zeiten, wo man sich auf einmal nicht einmal mehr an deinen Namen erinnern kann …
In diesem Sinne
Smartcom