HighTech-Freak schrieb:
[*]Die Seite vom Netz zu nehmen => uU nicht möglich da im Ausland
[*]Die Verantwortlichen dazu zu bewegen => eventuell ebenfalls nicht möglich da nicht greifbar
Das Thema "Löschen statt Sperren" hatten wir doch schon mal bei Thema "Zugangserschwerungsgesetz".
Die Realität sieht so aus, dass man auch Websites im Ausland vom Netz nehmen kann und auch sich im Ausland aufhaltende Täter zur Verantwortung ziehen.
Es ist nur die Frage, wie sehr man es denn wirklich will. Ein kleines bisschen Anstrengung/Organisation/Kooperation ist dafür schon nötig. Aber das Beispiel des Phishing zeigt, das sogar private Unternehmen (in dem Fall Banken) ohne direkte Mithilfe von Strafverfolgungsbehörden sehr schnell Websites überall auf der Welt an der Quelle vom Netz nehmen lassen können. Wenn ich mich richtig erinnere, dauert das durchschnittlich 8 Stunden oder sowas in der Richtung, um eine entdeckte Phishingwebsite zu schließen.
Beim Zugangserschwerungsgesetz ergab eine Untersuchung der Effektivität bzw. Möglichkeit des Löschens an der Quelle auch, dass es praktisch immer innerhalb von kürzester Zeit möglich war. Aus dem Grund musste sich Zensursular letztendlich auch von ihrem geliebten Gesetz wieder verabschieden.
Ich bin deshalb überzeugt, dass auch im Fall von (schweren bzw. kommerziellen) Urheberrechtsverletzungen sowas möglich wäre. Es ist nur nicht so bequem für die Rechteinhaber, wie einfach mal eben einen Zugangsprovider zu einer DNS-Manipulation zu nötigen.
Ich bin allerdings der Meinung, dass man Grundrechtsverletzungen nicht einfach nur aus Bequemlichkeit begehen darf. Entweder sind einem die eigenen Verwertungsrechte so viel wert, dass man sich die Mühe macht die eigentlichen Täter zu verfolgen und die betreffende Website an der Quelle zu löschen, oder man lässt es halt ganz bleiben.
Der Kollateralschaden, den Zensur anrichten kann, ist viel zu groß. Da steht letztendlich unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung auf dem Spiel. Da müssen kommerzielle Interessen doch wohl im Zweifelsfall hinter zurückstehen. Zumal im Fall von Urheberrechtsverletzungen der entstehende Schaden nur sehr theoretischer Natur ist. Mir fehlt immer noch ein handfester Beweis, dass ohne Urheberrechtserletzungen mehr Geld in die Taschen von Urhebern und Rechteverwertern fließen würde. (Und die Erklärung, woher genau dieses Geld eigentlich kommen soll.)
Zensur ist hier also nur die bequemere Alternative zur effektiver, rechtsstaatlicher Strafverfolgung, mit der Absicht präventiv möglicherweise entstehenden finanziellen Schaden zu verhindern. Besonders effektiv ist das aber nicht, denn die Täter müssen einfach nur mit ihrer Website umziehen.
Dass sich in unserer Gesellschaft die Abwägung zwischen (potentiellem) Profit und Menschenrechten schon so verzerrt hat, dass man sowas überhaupt in Erwägung zieht, finde ich erschreckend.