Das Problem ist vielmehr, dass das US-Wahlsystem seit den 1790ern nur marginal verändert wurde, weil die Verfassung wie ein heiliger Text angesehen wird. Wenn man unbedingt Mehrheitswahlrecht haben will, gibt es viele Werkzeuge, die halt erst später entwickelt wurden, um diese Probleme abzufedern. Frankreich nutzt einen zweiten Wahlgang, sodass nicht schon im ersten Wahlgang alle Stimmenden versuchen weiszusagen, welche nun die zwei Kandidaten sind, auf die man sich als Wähler beschränken muss. Es gibt aber auch Systeme, bei denen man auf dem Wahlzettel für mehrere Kandidaten gestaffelt in Prioritäten stimmt
und mehr.
Und was man bei allen Gedanken an den "fehlenden Fraktionszwang" nicht vergessen darf, ist, dass der Fraktionszwang mit "Whips" schon seit Jahrhunderten im United Kingdom
praktiziert wird, wo genau das gleiche reine Mehrheitswahlrecht läuft, wie in den USA. Und auch in Deutschland ist jeder Abgeordnete nur seinem eigenen Gewissen verpflichtet. Heide Simonis wurde nach Koalitionsverhandlugnen von ihrer Koalition 2005
nicht zur Ministerpräsidentin gewählt, weil einzelne Abgeordnete etwas dagegen hatten.