Koto schrieb:
1.Ich schätze deine Meinung.
Aber ich sehe das etwas anders. Also ich zahle beim Kaffee drauf, kauf aber das billigste Fleisch wäre mir zu verlogen.
2. Außerdem halte ich [...] Für eine sehr romantische Weltsicht.
3. Gerade Fairtrade steht auch in der Kritik
Verbraucherschützer halten Fair Trade für Etikettenschwindel
http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-10/fair-trade-etikettenschwindel
http://www.weltundhandel.de/hintergrund/details/article/kritik-am-fairen-handel.html
Daher machen es auch viele einfach nicht. Also nicht wegen kein Gewissen sondern eben weil man nicht abgezockt werden will.
Oder Aktuell die Berichte das Bio eben oft kein Bio ist. Bei Eier doch wieder Hühner Etagenweise gestapelt werde usw.
Beruhigt das eigene Gewissen mehr aber auch nicht.
1. Wenn Du 2.(Jeden zweiten Tag über solche Themen nachdenken) tun würdest, würdest du vermutlich relativ schnell weder Kaffe noch Fleisch essen. Also ist der Preis dieser Produkte für dich dann völlig irrelevant.
2. Was soll daran eine romantische Weltsicht sein? So unkonkret, wie die Aussage einer Veränderung ist, kann das alles bedeuten.
3. Genau andersrum wird ein Schuh raus, solche Berichte, über Fehler im Fairtrade-System beruhigen das Gewissen von I-Don't-Care- und Billig-Billig-Konsumenten.
Damit wir uns nicht missverstehen, kritische Beobachtung und Berichterstattung ist wichtig, damit Missstände verbessert werden.
Aber um mal aus deinen Berichten zu zitieren:
Bei vielen Produkten sprechen die Verbraucherschützer demnach sogar von einem Etikettenschwindel. Sie werfen den Herstellern vor, Rechentricks anzuwenden, um ihre Produkte besser dastehen zu lassen. Ein Eiskaffeehersteller schraubte dem Bericht zufolge seinen Anteil an fair gehandelter Ware von sechs auf 60 Prozent hoch, indem er bei den Zutaten das Wasser und den Wasseranteil der Milch herausrechnete.
Ja, woher soll der Hersteller dieses Eiskaffes denn "faires" Wasser kriegen? Soll er das Wasser aus Afrika importieren, damit er den produzierenden Angestellten einen tollen Lohn zahlen kann? Das ist doch völlig widersinnige Kritik. Ich kann ja verstehen, dass man sich über die Diskrepanz zwischen 6% und 60% stört. Aber es wäre einfach auch völlig absurd, einen Anteil von 6% anzugeben, wenn man bei den Produkten, die man Fair bekommen kann so gut wie alles gemacht hat, um diese Fair zu herzustellen. Der Zeitartikel liefert Substantiell wenig Haltbares. Natürlich wären weniger Siegel gut. Das bedeutet aber keines falls, das nur eines dieser Siegel schlechter ist als ein non-Fair-Produkt/geschweige denn der Median der Non-Fair-Produkte.
Und dann der zweite Artikel:
In einem ARTE-Interview sagt Donatien Lemaitre: „Mein Film zeigt, dass Fairtrade bereits Großes umsetzen konnte. Allein die Transparenz, dass man die Kette vom Produkt bis zum Produzenten nachvollziehen kann, ist eine große Errungenschaft von Fairtrade. Auch wenn nicht alles perfekt ist in der Kette, haben wir dank dieses Labels erste Informationen darüber, wie unser Tee, unsere Bananen, unser Kaffee am anderen Ende der Welt produziert werden. Über die Produktionsweise der anderen Produkte wissen wir gar nichts. Also ist Fairtrade meiner Meinung nach in jedem Fall vorzuziehen. Mein Film soll die Verbraucher informieren und sensibilisieren, mit dem Ziel, dass sich Fairtrade - auch unter dem Druck der Öffentlichkeit - weiterentwickelt und verbessert.“
Gleichzeitig kritisiert er in seinem Film den Fairen Handel und zweifelt dessen Nutzen an. „Problematisch daran ist, dass die Handelsriesen bei den fair gehandelten Produkten besonders große Gewinnmargen einstreichen. Der Verbraucher zahlt einen höheren Preis. Aber von dem Geld, das Bedürftige unterstützen soll, bleibt der größte Teil beim Händler. Und das ist legal, weil Fairtrade den Händlern keinen Verhaltenskodex vorschreibt.“ (Zitat aus Interview).
Die Kritik des Filmmachers trifft gar nicht die Fairtrade-Produkte, sondern die konventionellen Vertriebswege, die den Fairen-Kunden stärker ausnehmen. Ohne den Film gesehen zu haben, kann ich mich natürlich wenig dazu äussern, wie argumentiert wird und ob die Schlussfolgerungen richtig sind.
Eines ist aber denke ich klar, Fair-Trade-Produkte werden vermutlich niemals mit den geringen Margen von Eigenmarken-Produkten usw. konkurrieren können. Solange das "normale" Regal 5 mal aufgefüllt werden muss, wenn das Fair-Trade-Regal nur einmal abverkauft wird, muss der Händler einen höheren Mietaufwand berechnen.
Wenn der Einzelhändler das Fair-Trade-Produkt verkaufsfördernd positioniert, und das wird er vermutlich tun, muss er auch dafür sozusagen einen höheren Mietaufwand berechnen.
Und zu guter Letzt sind einige non-Fair-Produkte auch darauf ausgelegt, das Geschäft als besonders günstig darzustellen. Die bei diesen Produkten veranlagte Marge entspricht nicht einmal dem, was das Geschäft zum Überleben bräuchte.
Käufer von Fair-Trade-Produkten sind erwartungsgemäß weniger Preiskritisch. Es wäre völlig Absurd aus Sicht des Händlers hier mit Kampfpreisen zu arbeiten.
Obendrein muss man natürlich auch feststellen, dass dieser Markt sehr stark wächst, und das bringt eigentlich immer auch Probleme und Kompromisse mit sich. Ich kann den bisherigen Fair-Trade-Produzenten nicht sagen, sie sollen auf einmal 30% mehr produzieren. Neue Produzenten müssen sich immer auch an die Bedingungen anpassen, das kann klappen, muss es aber nicht immer auf Anhieb.
@Fairphone
Ich finde den Ansatz durchaus richtig, aber ich kann nur zu nachvollziehen, dass es Probleme wie die hier genannten gibt. Es ist auf dem Technologiemarkt nicht einfach mit den Riesen mitzuhalten. Entweder wird das Handy so teuer, dass es nur ein sehr sehr kleines Nischenprodukt sein kann, oder es ist bezahlbarer, muss aber mit noch deutlicheren Einbussen rechnen.
Und wir reden hier einfach auch von einem kleinen Abnehmer. Wenn Samsung/Apple einen Chip in sein System hineinnimmt, könnten sie dem Hersteller quasi vorschreiben, wie lange dieser Treibersupport zu liefern hat. Das kann ein FP natürlich nicht leisten, der Chiphersteller lacht die ja nur aus.