1. Argument "Die großen Contentanbieter verursachen den meisten Traffic und sollten deswegen an den Netzkosten beteiligt werden". Das ist schlichtweg falsch. Der Traffic wird vom Anwender verursacht, weil dieser die Datenübertragung anfragt, oder sendet mir Netflix einfach so ein riesen Video zu, ohne dass ich es zuvor angefragt habe...?
Es ist auch falsch zu sagen die Contentanbieter sind fein raus wenn sie sich nicht an den Netzkosten beteiligen, diese müssen selbst ja erstmal Infrastruktur, welche in der Lage ist Millionen von Nutzeranfragen zu bearbeiten für ihre eigenen Dienste bereitstellen.
Was wäre es denn für ein Argument zu sagen werte Provider beteiligt euch mal an den Kosten die Netflix für seine Server hat, weil Leute Internetverträge abschließen um dort bereitgestellte Videos zu schauen...?
2. Argument "NN aufheben ist ein Schritt im Sinne der Marktwirtschaft". Völlig falsch, gegenteiliges ist der Fall. Auch in einer Martwirtschaft gibt es etwas, was sich Infrastruktur nennt - und die öffentlichen Datennetze sind selbstverständlich als Infrastruktur anzusehen, darüber brauchen wir hier doch nicht ernsthaft zu diskutieren...?
In einer Marktwirtschaft ist es NICHT so, dass Infrastruktur vollkommen frei der Privatwirtschaft überlassen wird sondern in staatlicher Hand ist oder zumindestens strengen staatlichen Auflagen unterliegt. Wieso? Weil eine geregelte Infrastruktur als Grundlage überhaupt erst die Entfaltung eines freien Marktes ermöglicht. Nehmen wir hierzu die Onlinewirtschaft, der Grund wieso sich diese in den letzten 20 Jahren so stark entwickeln konnte ist die Tatsache, dass es als Grundlage das neutrale Netz gab!
Entfällt nun die NN, so können sich Provider auch mit Contentanbietern zusammen tun und ein Kartell bilden. Eine freie Entfaltung des Marktes wäre dann nicht mehr Möglich, da Neuanbieter etwa durch Drosselung benachteiligt werden. Soll heißen die Provider haben sich aus der Schicht der Contentanbeiter rauszuhalten (Methode hierzu ist die Netzneutralität) da dies die freie Entfaltung des Onlinemarktes stört - sie sind nicht Teil dessen sondern befinden Schicht darunter (Infrasturkturebene).
3. Worum geht es wirklich?
Zum einen stört die NN massiv die Geschäftsmodellfindung ohne somit Gewinnerwirtschaftung der Provider. Man sieht es ja auch in Deutschland wie die Telekom mit ihrem Streamon Angebot die NN unterminiert. Nur ist es eben so, dass die Provider, da sie sich auf Infrastrukturebene befinden, einer besonderen Verantwortung und somit Restriktion in dem was sie anbieten können unterliegen.
Es aber sicherlich auch darum Möglichkeiten zur staatlichen Einflussnahme zu schaffen. Ein Internet im Sinne der NN stellt für die Machteliten einen jedes Landes ein Problem dar, schließlich kann jeder (also auch solche bei denen man es gerne nicht hätte) nach belieben Inhalte zur Verfügung stellen, welche auch jeder abrufen kann ohne das es hierbei eine Bevorzugung der wünschenswerten Inhalte gibt. Ich würd mich nicht wundern wenn wir bald so etwas wie ein "Gesetz zur Bandbreitendrosselung von Fake-News Seiten" sehen werden.