SirFEX schrieb:
@HansMeier3
Mein Kommentar zur miserable Planung geht keinesfalls gegen die ausführenden Organe!... Ihr seid Befehleempfänger und macht wie euch geheißen wird...
Eine Frage an den Mann des Fachs... Warum fühlen sich solche Baustellen zeitlich immer so unendlich lange an?... Nicht wenige betroffene Anwohner haben oft das Gefühl, dass es gerade im Straßen-/Tiefbau relativ langsam voran geht.
Ist das wirklich nur ein Gefühl oder wodurch werden Baustellen solcher Art anderweitig ausgebremst?
Ich, ebenfalls Bauleitung im Tiefbau, würde sagen, dass das Gefühlssache ist. Bauen, auch im Tiefbau, ist nun mal komplex. Sicherlich kann man argumentieren, dass man ja nicht zum ersten mal eine Straße baut oder saniert, allerdings sind die Gegebenheiten immer sehr verschieden. Dramatisch wird es immer erst wenn zu Beginn der Ausführung festgestellt wird, dass die Bodenverhältnisse ganz andere sind als in der Planung angenommen. Dann müssen wieder Analysen durchgeführt und Entsorgungswege geplant werden.
Des Weiteren handelt es sich oft um Linienbaustellen. Es macht also wenig Sinn überall gleichzeitig zu arbeiten, weil man sich irgendwann blockieren würde. Auf einer Baustelle sind die Grenzproduktiviäteten schnell erreicht. Für den Laien ist dies nicht erkennbar.
Meine Aussagen sind nicht ohne weiteres übertragbar und es gibt mit Sicherheit auch Firmen, die dann so eine Baustelle in die Länge ziehen. Wenn man die Bauzeit auch nicht pönalisiert, ist natürlich auch kein besonders großer Druck da, um die Maßnahmen zeitnah fertigzustellen. Das führt natürlich zum Frust der Anlieger.
Was den Breitbandausbau angeht, so sehe ich die Forderungen nach einem schnellen Ausbau sehr kritisch. Man hat mit dem Breitbandausbau nicht rechtzeitig begonnen und versucht nun von jetzt auf gleich Sachen aus dem Boden zu stampfen die vollkommen unrealistisch sind. Erfahrene Tiefbau Firmen arbeiten kaum im BB-Ausbau, warum? Durch die geringen Anforderungen an Maschinen, Geräte und Zertifikate sind die Einstiegsbarrieren in den Markt sehr gering. Dadurch sind kleine Firmen aufgrund ihrer geringen Geschäftskosten oft im Wettbewerbsvorteil. Das Resultat sind unattraktive Preise für etablierte Firmen. Die Deutsche Glasfaser z.B. setzt auf Nachunternehmer aus Osteuropa. Die Arbeiten gehen vermeintlich zügig voran, sind aber äußerst diletantisch ausgeführt. Eine Dokumentation der Leitungen erfolgt meistens ebenfalls nicht. Wenn in ein oder zwei Jahren die ersten Gewährleistungsansprüche auftreten, sind besagte Firmen nicht mehr zu greifen und/oder längst insolvent. Wer kommt denn dann für die Schäden in Fahrbahnen und Fußwegen auf? Meistens die ohne hin schon klammen Kommunen. Um den Bogen zu der Frage von HansMeier zu schlagen, dass ist es dann auch, was den Tiefbau vermeintlich lang und teuer werden lässt. Die mangelhafte Dokumentation führt dazu, dass das verlegte Breitbandkabel in der Planungsphase nicht berücksichtigt wird, weil nieman davon weiß. Sobald die Maßnahme beginnt, stellen sich die Beteiligten die Frage, woher denn nun dieses Breitbandkabel kommt. Und schon haben wir das Problem. Wer trägt den Mehraufwand, wer legt das Kabel ggf. um? Schon ist die erste Verzögerung da.
Ich bin ja auch dafür, dass man den Breitbandausbau vorantreibt, aber nicht auf Kosten der bestehenden Infrastruktur, gerade weil sich dort viele Firmen tummeln, die das schnelle Geld wittern und die keinerlei Qualitätsanspruch haben.
In meinen Augen gehört so ein Flächendeckender Breitbandausbau in die Hand des Staates, bzw. der Bundesnetzagentur. Leider ist man bei so einer Behörde heutzutage viel zu träge und unflexibel sowas auf die Beine zustellen. Unter den heutigen Gegebenheiten Politik, Wirtschaft etc., bin ich der Meinung wäre es gar nicht möglich gewesen ein Telefonnetz aufzubauen wie wir es heute haben. Auch wenn das nicht mehr zeitgemäß ist, ist es zumindest flächendeckend vorhanden.