k0ntr schrieb:
wohin geht das geld, an siemens. super. was bringt das, ausser den leuten die bei siemens arbeiten, genau nichts.
Es gibt in dem Fall allerdings ein paar mehr Ebenen, die man hier beachten muss. Natürlich fließt ein Teil des Geldes zu Siemens und sichert erst mal den "Gewinn" bei Siemens und dort dann auch die Gehälter.
Gleichzeitig fließt ein Teil dieser Gelder über Umwege auch wieder zurück in den Staatshaushalt, weil sowohl Siemens als auch die Mitarbeiter der Firma Steuern zahlen. (1. Ebene).
Dazu kommt, dass man sich so teils langfristige Kooperationen zwischen Firmen in Indien und in Deutschland sichert. Wenn Siemens dort die U-Bahn baut und Teile des Schienennetzes, kann es gut möglich sein, dass Indien Siemens nicht nur im Rahmen dieser Projekte beauftragt, sondern auch darüber hinaus, was erneut Geld nach Deutschland spült. Damit kommt erneut Geld auf der einen Seite bei den Firmen an und ebenso wieder als Steuern im deutschen Haushalt. (2. Ebene)
Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass man sich mit Entwicklungshilfe Einfluss in Ländern sichern kann. Private Firmen dort werden vielleicht Kooperationen mit deutschen Firmen anstreben, was dann auch in Aufträgen resultieren kann. Wenn dort eine Firma mit Siemens zusammenarbeitet, dann werden sie es auch bei weiteren Projekten vielleicht auch tun, ohne dass dafür Entwicklungshilfe fließen muss. Erneut Geld für die Mitarbeiter, Firma und am Ende dem Staat. (3. Ebene)
Ebenso kann man sich mit solcher Entwicklungshilfe auch "Rohstoffe" sichern. Etwas was China aktuell gerne macht, in dem sie Infrastruktur für Ländern in Afrika bauen, sich dafür Häfen und Transportrouten sichern. China hilft ebenso dabei, Ressourcen zu erschließen und sichern sich dafür ein Teil der "Einnahmen" oder gar der "Ressourcen". Deutschland macht das über Entwicklungshilfe auch. Hier werden dann Firmen dort gefördert, womit man wieder zur 1. Ebene kommt, gleichzeitig sichert man sich damit die Ressourcen (4. Ebene), die man benötigt und das Teilweise auch zu günstigeren Konditionen, als wenn man es frei auf dem Weltmarkt handelt.
Als 5. Ebene kommt hinzu, dass man so DIN/ISO-Standards "exportiert" in solche Länder, womit eine gewisse Abhängigkeit geschaffen wird. Wenn Maschinen aus Deutschland dorthin exportiert werden, dann benötigen die Inder auch Werkzeuge. Wenn deutsche Steuergeräte in Zügen, Stromnetzen und Co genutzt werden, dann benötigt man Ersatz aus Deutschland. Wenn Netze, Infrastruktur und Co erweitert wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man deutsche Firmen beauftragt oder die Kooperation sucht.
England, Frankreich und Spanien sind zu Weltreichen geworden, weil sie im 15., 16., 17., 18. und 19. Jahrhundert teils mit Waffengewalt sich Kolonien gesichert haben und dort günstig Rohstoffe abgreifen konnten, gleichzeitig dort Endprodukte teuer einführen konnten. Deutschland hat im ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert dieses Spiel mitgemacht und konnte dadurch zu einer der stärksten Nationen Europas aufsteigen, weil man billig Rohstoffe bekommen hat, die dann hier verarbeitet wurden.
Deutschland ist eine Exportnation und unsere wirtschaftliche Stärke beruht darauf, dass wir quasi die Werkzeugkammer für die Welt sind. Mit Entwicklungshilfe sichert sich Deutschland selbst den eigenen Wohlstand. Wir haben immer noch einen massiven Export-Überschuss:
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/globalisierung/52842/deutschland-aussenhandel/
Dazu kommt, dass quasi fast alle großen deutschen Firmen ihr Geld im Ausland umsetzen, während der Binnenmarkt relativ gesehen, weniger Bedeutung hat.
Und die EU ist für uns sogar mit der wichtigste Markt:
https://de.statista.com/statistik/d...exporte-und-importe-2010-nach-laendergruppen/ (Ein EU-Austritt könnte der deutschen Wirtschaft das Genick brechen)
bluna schrieb:
2. Wenn es schon Steuergeld sein muss, was zu hinterfragen wäre, warum dann nicht Siemens beauftragen und damit in Deutschland Schienen sanieren oder U-Bahnen zu produzieren?
Weil du dir damit keinen Einfluss sicherst und deutsche Firmen für Indien oder andere Länder uninteressant werden könnten.
bluna schrieb:
3. Siemens bekommt also deutsches Steuergeld, über Umwege, und muss dafür Rohstoffe und Arbeitskraft einsetzen. Das Produkt selbst kommt dem Steuerzahler dagegen nicht zugute.
Hauptsache Arbeit?
Nur, wenn du jede weitere Ebene ausblendest und denkst, dass die ganze Welt scharf darauf ist, deutsche Waren zu kaufen und ihre Rohstoffe gerne nach Deutschland liefern.
Früher hat man sich Rohstoffe und Einfluss durch Waffengewalt gesichert, was Truppen in den Kolonien benötigte. Heute geht das anders.
Alesis schrieb:
Aber da ist sicherlich auch eine Regierung schuld daran, die 10 Milliarden Entwicklungshilfe an Indien zahlen.
Das Problem ist leider, dass viele die Wechselwirkungen in der Wirtschaft zum Teil absolut nicht verstehen, das merkt man auch oft an der AfD, wenn sie den Euro verteufen, oder die EU, sowie die Entwicklungshilfe.
Hier werden oft nur die nackten Zahlen gesehen, dass am Ende diese Zahlen allerdings Rohstoffe, Arbeitsplätze und andere Sachen sichern, wird nicht gesehen. Genauso, dass man mit solchen Investitionen "Fluchtursachen" bekämpfen kann.