G8 Gipfel Heiligendamm 2007

Das eigentliche Problem in Afrika ist ja deren instabile Politik bzw. die Regierungen. Dadurch floriert die Korruption, andauernd wird geputscht, der Waffenhandel blüht und die einst halbwegs koexistenten Völker gehen sich nun andauernd an die Kehle. Und auf diesem Fundament findet momentan die Entwicklungshilfe statt.

Die Sache mit den Kindern ist ja nur zum Teil Ideologie, oder Schönheitsbild, vielmehr sind viele Kinder Mittel zum Zweck. Denn a) sterben sie oft und früh und man kann keine 10 Jahre Pause beim Essen machen, weil erst dann ein Kind gut arbeiten kann. Und b) dienen sie der eigenen Altersversorgung, damit man auch mit 40 Jahren wenn einen die Schufterei und Kriege mürbe und arbeitsunfähig gemacht haben, noch irgendwas zu Essen auf dem Tisch stehen hat.
Dazu kommt noch das Problem mit der Bildung, die insbesondere dort verstärkt auffällt, wo die Schere vom Arm zu Reich aufgeht, auch wenn das Niveau der Armut sich bessert. Denn wo es keine Jobs für unausgebildete Menschen gibt, bleibt ihnen aus ihrer Sicht ja nur die Kriminalität gegen die zunehmend reicheren Leute direkt um die Ecke...
 
Die Glaubwürdigkeit vieler G8 Gegner ist leider extrem gering, da zum Teil darüber Bericht erstattet wurde wie sie zu Massen in die McDonalds und BurgerKings strömen, die ja schon zum Symbol für Kapitalismus und Globalisierung gewurden sind.
Daher werden diese Gestalten für mich teilweise immer absurder. Da kann man nur noch den Kopf schütteln.
 
RicmanX schrieb:
Dazu kommt noch das Problem mit der Bildung, die insbesondere dort verstärkt auffällt, wo die Schere vom Arm zu Reich aufgeht, auch wenn das Niveau der Armut sich bessert. Denn wo es keine Jobs für unausgebildete Menschen gibt, bleibt ihnen aus ihrer Sicht ja nur die Kriminalität gegen die zunehmend reicheren Leute direkt um die Ecke...

da war neulich ein bericht über aids in afrika. habt ihr gewußt das laut einer afrikanischen "gesundheistsministerin" konblauch und tee aids heilen? also wenn sowas schon in der spitze der regierung an unwissen vorhanden ist, wie ist es dann erst in dörfern usw. die tante ist bestimmt nicht arm als ministerin für gesundheit aber mit der bildung...
 
Hi
Der Daedalus schrieb:
Auch hier liegst du etwas fern der Realität. Es gibt genug Fälle in denen "einfache Leute" ein Patent anmeldeten und dadurch zum Millionär wurden.
zu den Patenten hab ich hier auch noch ein Aktuelles Beispiel. Was kostet es gegen einen "Großen Patentträger" vorgehen zu müssen, der mit genmanipulierten Raps unter fadenscheinigen Argumentationen mal eben Konkurrenten gerichtlich aus dem Wettbewerb zu schießen versucht.
http://www.schrotundkorn.de/2006/200607b01.html
Gegner 90 % Marktanteil = Quasimonopol
3 Instanzen, Recht nicht erhalten und zusätzlich seine Gerichtskosten 400.000 $ selbst tragen zu dürfen.

Mir stellt sich in dem Zusammenhang auch die Frage, wie wir die Welt erst verpesten können, der CO2 Ausstoß der G8 bei vermutlich 50% liegt und den anderen Nationen dann mitteilen sie hätten auch was gegen den CO2 Ausstoß zu machen und patentrechtlich geschützten Möglichkeiten teuer bei uns zu kaufen haben. LOL Wir verschmutzen die Umwelt ohne Ende und andere Staaten müssen dann für die Verbesserung der Situation bei uns noch für die patentrechtlich geschützten Möglichkeiten löhnen.
Erst eine verheiratete Frau vergewaltigen und dann den erzwungenen Beischlaf (weil Praktiken patentrechtlich geschützt waren) auch noch vom Ehemann bezahlt haben wollen.

Der Daedalus schrieb:
Und gerade daher halte ich es für gefährlich, den afrikanischen Kontinent mit Medikamenten gegen alles zu überschwemmen.
Das klingt jetzt extrem unmenschlich, dass ist mir durchaus bewusst. Aber im Moment sind diese vielen Krankheiten und der Hunger mancherorts die einzige regulierende Konstante.
Und ehrlich gesagt möchte ich keine Welt erleben auf der 10 Milliarden Menschen leben. Da bringt alles CO2 gespare nichts... dann wird uns diese Überbevölkerung das Genick brechen. Anscheinend hat diese Problematik aber kaum jemand auf dem Zettel.
Na, wie wäre es dann mit einer staatlich geregelten maximalen Lebenserwartung in Abhängigkeit des vollzogenen CO2 Ausstoßes im Verhältnis zum weltweiten Durchschnitt pro Person.
(Das entspricht nicht meiner Meinung, wohl aber deiner. beim Versuch aus deiner Argumentation eine plausible Formel zu bauen)
Das klingt jetzt extrem unmenschlich, aber Aufgrund deiner Argumente wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben, wenn du die Bevölkerungszahl und CO2 Ausstoß in einen Topf tust. Du hättest auch eine regulierende Konstante für den CO2 Ausstoß sowie für die Weltbevölkerung. Zusätzlich wäre der CO2 Ausstoß noch verursachergerecht gebunden und es müßte sich keine Gedanken drüber machen ob solche Äußerungen die dem Gedankengut entspringen „Afrikaner einfach sterben lassen“ nicht eher aus rassistischen Lagern stammen könnten.

Wenn man nichts gegen die Sterberate/Hunger unternehmen möchte, könnte es da nicht eher sein man möchte auf Kosten anderer seinen eigenen Lebensstandard weiterhin abgesichert sehen oder diesen möglichst keiner Gefahr aussetzen?

Cu
 
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@longi

Na überleg doch mal ganz ohne Ideologie und Rassismuskeule.
Das wir ein Klimaproblem haben ist unumstritten, hat aber mit der Bevölkerungsproblematik in Afrika erstmal nur zweitrangig etwas zu tun.

Ca. 900 Mio. Menschen leben zur Zeit auf dem afrikanischen Kontinent und das Bevölkerungswachtum ist das Höchste weltweit.

China hat es z.B. erkannt und verfolgt die Ein-Kind-Politik obwohl es der chinesischen Kultur eigentlich zuwieder läuft und Kinder ein Zeichen für Wohlstand darstellen.

Auch wenn diese "Natürliche Regulierung" in Afrika unseren ethischen und moralischen Vorstellungen widerspricht findet sie doch aber auch unabhängig vom bösen Kapitalisten statt.

Ein verhungertes Kind wird in unserer abendländischen Kultur weitaus schlimmer wahrgenommen als in Afrika. Auch wenn wir es nicht verstehen, ist eine hohe Sterblichkeit von Kindern dort normal. Die Ursachen nur bei den G8 zu suchen ist naiv und unterstellt, dass solche Problem relativ einfach zu lösen wären. Soziokulturelle Besonderheiten werden oft vernachlässigt.

Daedalus hatte schon Recht wenn er meinte, dass eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderung mit einer Geistigen einhergehen muss.

Auch wenn es sich hart anhört, eine geringere Kindersterblichkeit durch Medikamente oder Nahrungslieferungen würde Afrika einen Bärendienst erweisen.
Das Wasser ist jetzt schon knapp.

Die beliebte Hilfe zur Selbsthilfe ist ein Stichwort. Als Beispiel: Es bringt wenig wenn nur Rohstoffe exportiert werden. Die Rohstoffe müssen in Afrika auch verabeitet werden um mehr von der Wertschöpfung zu profitieren. Dies setzt natürlich Bildung vorraus.

"Ärzte ohne Grenzen" sind toll aber "Lehrer ohne Grenzen" würden das Problem eher bekämpfen.

Und ja, mir ist mein Lebensstandard wichtiger als die Leute in Afrika oder sonstwo.

MFG
 
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Ich find es sehr löblich von der deutschen Regierung jetzt die Afrika-Hilfsgelder so sehr aufzustocken, aber sie müssen sich mehr ins Zeug legen, dass dieses Geld auch effizient genutzt wird, denn sonst könnte man das Geld gleich in die Tilgung unserer Schulden oder zur Bekämpfung der Armut im eigenen Land verwenden.

Bezüglich Klima kann ich nur sagen, dass ich das für reine Hysterie halte. Es gab auf der Erde immer Kälte und Wärmeperioden und wir befinden uns halt in einer Warmperiode. Ich halte Klimaschutz für Post-Prioritär. Sollte uns Klimaschutz allerdings tatsächlich wirtschaftlich Vorteile bringen, was ich persönlich nicht glaube, wäre ich auf jedenfall für eine stärkere Klimapolitik.

Verstärkten Patentschutz halte ich für unbedingt notwendig um Deutschlands wirtschaftliche Stärke zu erhalten. Den deutschen Unternehmen wird durch Markenpiraterie und Ideenklau viel zu sehr geschadet. Ich bekomm einfach nur ne Mordswut wenn ich seh, was an den tschechischen Grenzen abgeht und wie China unsere PKW, Spielzeuge, etc.. schamlos kopiert und für Minimalpreise verscherbelt.
 
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Der Klimaschutz ist durch unsere Regierung extrem instrumentalisiert worden, um mal schnell neue finanzielle Horizonte zu erschließen.
Man höre nur die Werbebotschaften der großen Energieanbieter, mit dem Tenor, in erneuerbare Energien zu investieren.
Ratet mal, wer das alles bezahlen soll?:evillol:
 
Ich möchte noch was kritisches zu den Krawallen in Rostock sagen. Natürlich ist es leicht alles auf die Polizei zu schieben und ihr ein falsches Verhalten vorzuwerfen, aber wenn Demonstranten Schubkarren mit Steinen anschleppen, dann ist dies sicher nicht der Polizei anzulasten. Diese Gewalt ist geplant und es ist wirklich lächerlich, wenn ich Linke Sprecher höre, die alles auf die Polizie schieben.

Der Koordinator des Rostocker Anti-G8-Bündnisses, Monty Schädel, kritisierte nach den schweren Krawallen ebenfalls die Polizei.

Quelle: http://www1.ndr.de/nachrichten/g8/demorostockreax2.html

Sorry aber das kann ich wirklich nicht ernst nehmen. Die Polizei kann sich gegenüber mir noch so dumm verhalten, ich würde im Leben keine Pflastersteine auf Menschen werfen. Ich kann nicht verstehen, wie man das Handeln in irgendeiner Art verstehen oder verteidigen kann.

Es gebe keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung dafür, dass eine Gruppe Autonomer ein Polizeiauto angegriffen habe.

Quelle: http://www1.ndr.de/nachrichten/g8/demorostockreax2.html

Natürlich, es war nur ein Polizei Auto. Also so kritisch ich dem G8 Gipfel gegenüber stehe, so lächerlich sind aber auch diese Aussagen. Sorry.
 
Das „Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum“ der WTO (= TRIPS -Abkommen) regelt international die rechtlichen Mindestanforderungen vor allem in den Bereichen Urheberrecht, Markenrecht, Patentrecht und Lizenzrecht. Die Umsetzung der darin enthaltenen Bestimmungen in nationales Recht (Ratifizierung) ist Voraussetzung für die Mitgliedschaft in der WTO.

Zwei wichtige Streit- und Kritikpunkte rund um das TRIPS-Abkommen sind die Software-Patente (siehe z. B. das 1-Klick-Patent von Amazon) und die Bedeutung von Patenten bei der „Aushöhlung des öffentlichen Gesundheitswesens“ in Afrika. Der zuletzt genannte Punkt zielt insbesondere auf den Mangel an Medikamenten zur AIDS-Bekämpfung ab. Seit November 2001 liegt eine erläuternde Stellungnahme zum TRIPS-Abkommen vor. Demnach sollen Staaten aufgrund dieses Abkommens nicht daran gehindert werden, „Krisen im öffentlichen Gesundheitswesen zu bewältigen“. Man darf natürlich vermuten, dass die Pharma-Konzerne ein Interesse daran haben, die Bedeutung dieser Erklärung für die Praxis nach Möglichkeit abzuschwächen.

Nun geht es bei den Gesundheitsthemen in Afrika nicht nur um AIDS. Und hier melden sich wiederum andere Kritiker. Sie verweisen darauf, dass die Mehrzahl der Medikamente mittlerweile nicht mehr unter den Patentschutz fällt und dennoch nicht überall in Afrika in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Die Gründe dafür werden gleich mitgeliefert- Zum einen die oft fehlende Infrastruktur, die es verhindert, einen Großteil der Bedürftigen zu erreichen. Zweitens die grassierende Korruption. Es besteht die berechtigte Sorge, dass vergünstigt überlassene Medikamente nicht bei den Patienten in den Entwicklungsländern ankommen, sondern in andere Länder exportiert werden, wo sie dann die Absatzmärkte zerstören. Darüber hinaus sticht immer das Argument, dass sich private Forschung und Entwicklung rentieren muss. Die Argumentation, dass genügend Gewinne gemacht werden, greift zu kurz. Denn es gibt zum einen keine Gewähr für erfolgreiche Forschungsergebnisse (siehe Krebsforschung, AIDS-Forschung), hier müssen also Investitionsrisiken einkalkuliert werden. Zum anderen – und das ist ein ordnungspolitischer Gedanke – kann man den Unternehmen schlecht vorschreiben, wie viel Gewinn „legitim“ ist und ab wann er zu hoch ausfällt. Wenn man an dieser Stelle intervenieren will, muss man ebenso eingreifen, falls ein Weltkonzern mal einige Mrd. Euro Verlust pro Jahr einfährt, was auch schon vorgekommen ist. Aber das wäre wiederum Subventionspolitik.

Ich glaube, dass sich die Industrienationen in Zukunft noch viel mehr für Afrika einfallen lassen müssen. Es ist auf der einen Seite zwar richtig und wichtig, einzelne Brandherde zu bekämpfen, aber diese Aktivitäten tragen kaum zu einer Gesamtlösung für Afrika bei. Wer kritisiert schon gerne Hilfsaktionen, wenn in Äthiopien eine Hungersnot herrscht? Wer widersetzt sich dem Kampf gegen die Al Kaida im zerrütteten Somalia? Wer begrüßt nicht das Eingreifen beim Völkermord der Hutu an den Tutsi in Ruanda? – Aber niemanden interessierte, dass Herr Mobutu als Präsident von Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) zwischen 1965 und 1984 ein Privatvermögen von ca. 4 Md. US-Dollar anhäufte, ein Betrag, der in etwa den gesamten damaligen Staatsschulden des Landes entsprach. Und als Idi Amin zwischen 1971 und 1979 in Uganda sein diktatorisches Unwesen trieb, war auch niemand zur Stelle. Aber so können die Europäer in Afrika keine Politik machen.

Staaten wie Frankreich scheinen überdies kein großes Interesse an einer Entwicklung des schwarzen Kontinents zu haben. Vielmehr wird dort die Kolonialpolitik der Vergangenheit mit moderneren Mitteln fortgesetzt. Als Beispiel dafür werden häufig die Zahlungen des ehemaligen staatlichen Mineralölkonzerns ELF an afrikanische Politiker genannt, die schon in den 1960er-Jahren ein Thema in der Presse waren. Die Gelder wurden für Wahlkämpfe und auch für Waffenkäufe zur Verfügung gestellt. Diesen Altlasten müsste man sich stellen.

Aber wollen die Industrieländer das überhaupt? Man denke nur an das Wettbewerbsrecht. In Deutschland haben wir das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), das z. B. für das Kartellrecht wichtig ist. So sind Inlandskartelle, etwa für Preisabsprachen, im Regelfall verboten. Das gilt aber nicht für reine Exportkartelle. Zwar exportiert Deutschland bevorzugt in die EU, aber auch Entwicklungsländer zahlen womöglich mehr für Erzeugnisse als notwendig wäre.

Heftig gestritten wird über den Agrarsektor. So solle die EU ihre Märkte für die Produkte aus den Entwicklungsländern öffnen. Dabei muss man wissen: „Insgesamt kontrollieren die jeweils drei bis sechs größten Handelshäuser zwischen 85 und 90 Prozent des weltweit gehandelten Weizens und Maises und immerhin noch 70 Prozent des Reishandels.“ Solche Konzerne sind z.B. Cargills oder Louis Dreyfus. Die weltweiten Überschüsse entstehen nicht in den Entwicklungsländern, sondern vor allem in der EU, in den USA und in Kanada. Kaum ein Entwicklungsland erzielt heute einen Exportüberschuss beim Getreide, die meisten Länder sind heute und in absehbarer Zeit auf Importe angewiesen. Das ist für die Bewertung wichtig.

Wenn die Entwicklungsländer über hohe EU-Schutzzölle klagen, sollte man deren Entstehung nicht vergessen. In Europa lag die landwirtschaftliche Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg am Boden. Die Regierungen garantierten den Landwirten Mindestpreise und schützten sie mit Importzöllen. Erst ab Mitte der 50er-Jahre waren die EU-Staaten wieder in der Lage, sich selbst mit Lebensmitteln zu versorgen, was auch politisch gewollt war.

Den Entwicklungsländern, die im Schnitt ein Drittel ihrer Wertschöpfung aus der Landwirtschaft beziehen (EU: 5 Prozent), hilft diese Politik wenig. Das Problem wird dadurch verschärft, dass die industriell arbeitende Landwirtschaft in Europa nur noch 1,7 Prozent der Bevölkerung einen Job bietet, während in den Entwicklungsländern mehr als zwei Drittel der Menschen in diesem Bereich Arbeit finden.

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P.S. Zur Abgrenzungsprobematik zwischen Demonstranten und Krawallmachern empfehle ich den Spiegel-Artikel "BIEDERMÄNNER UND BRANDSTIFTER: Wie politische Naivität den Gewalttätern hilft".

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,486343,00.html
 
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@keshkau

wenn man deinen Beitrag oberflächlich liest, muß man dir fast zu deiner äußerlich sehr sachlich vorgetragen Analyse gratulieren. Du verstehst es wieder einmal meisterlich, bei unbedarften Lesern beinahe Sympathien für die global agierende Pharmaindustrie zu erwecken.

Aber selbst bei deiner so harmlos daherkommenden Feststellung
keshkau schrieb:
[...] Darüber hinaus sticht immer das Argument, dass sich private Forschung und Entwicklung rentieren muss.[...]
ist Widerspruch dringend erforderlich, weil du die zu kritisierenden Auswüchse des "Freien" Marktes einfach unterschlägst.
So will ich nur an einem Beispiel deutlich machen, daß sich die Pharmaindustrie schon seit geraumer Zeit sogar die Natur patentieren läßt, um aus einer sodann regulatorisch erzeugten Monopolsituation ordentlich und zu Lasten der Erkrankten abzukassieren:

Säuglinge, die lebensbedrohlich an schweren Atembeschwerden leiden, werden mit Stickoxid behandelt. Also einem Gas, das in der Natur vorkommt. Diese Behandlung ist sehr erfolgreich, so daß die Säuglinge nach vier bis fünf Tagen außer Lebensgefahr sind.
Eine solche Behandlung kostete bis 2004 durchschnittlich 100 Euro.

Seit 2004 hat sich der Pharmakonzern Inotherapeitics ein Exklusivpatent auf dieses Heilverfahren eintragen lassen und vermarktet dieses Gas einschließlich spezieller Applikationsvorrichtungen unter der Bezeichnung Inomax. Dieses ist plötzlich also ein Medikament, dessen Anwendung durch ein europäisches Patent geschützt ist mit der Folge, daß kein Kinderarzt mehr das Recht hat, das natürliche Gas außerhalb ein solchen Heilverfahrens anzuwenden. Die Behandlung eines Säuglings kostet jetzt durchschnittlich 20.000 Euro...

Man mag es kaum glauben. Wer mir nicht glaubt, bitte folgende Links lesen:
http://www.admin.ch/cp/d/4136cd97_1@fwsrvg.html
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/52/41011/

Dies nur als ein kleines Beispiel für deine durchaus geschickte Verschleierung der Realitäten.
Auf die vielen möglichen Ansatzpunkte in deiner Darstellung kann ich leider nicht eingehen, sonst explodiert mir hier meine Tastatur.
 
@MacII
Es geht mir nicht darum, ein Lobeslied auf die Pharmaindustrie zu singen. Dafür sehe ich keinen Anlass. Ich gebe nur zu bedenken, dass man genau überlegen muss, wo die Krtik ansetzen muss, um effektiv zu sein. Dafür habe ich auf das Kartellrecht verwiesen. Als Pakistan im Jahr 2000 eine weltweite Ausschreibung machte (ich weiß gar nicht mehr so genau wofür das war), legten insgesamt drei Firmen ihre Angebote vor. Die angebotenen Mengen ergaben in der Summe (rein zufällig) genau die ausgeschriebene Gesamtproduktionsmenge. Aber Pakistan war mit seinen bescheidenen Mitteln nicht in der Lage, eine Absprache unter den Anbietern nachzuweisen. Und so kann es im Prinzip jedem ergehen.

Ich sehe grundsätzlich auch kein Problem darin, dass Pharma-Unternehmen versuchen, ihre Patente durchzubringen. Denn das ist ihr gutes Recht. Die viel wichtigere Frage ist, was die Behörden als Patent anerkennen, wie penibel die Prüfungen im Patentverfahren sind und was man per Gesetz patentieren lassen kann. Es ist eine politische Aufgabe, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu definieren, innerhalb derer sich die Unternehmen bewegen dürfen. Und hier sehe ich eine Chance für den G8-Gipfel, wenn es gelingt, die Verabschiedung allgemein verbindlicher Richtlinien anzustoßen (sofern das überhaupt auf der Tagesordnung steht).

Wenn unsere Gesetzgebung bestimmte Absurditäten zulässt, dann kann man die Unternehmen nicht allein dafür verantwortlichen machen, dass sie die gegebenen Möglichkeiten nutzen. Denn das machst Du auch, wenn Du Deine Steuererklärung abgibst.

MacII schrieb:
Auf die vielen möglichen Ansatzpunkte in deiner Darstellung kann ich leider nicht eingehen …
Aber vielleicht wäre genau das an der einen oder anderen Stelle angebracht. Man kann doch lieber zwei Seiten lang über einen besonderen Aspekt reden, den man genauer betrachtet, statt von einem Thema zum anderen zu springen. Es hilft ja nichts, wenn z. B. jemand von der Organisation „Erlassjahr“ einen Schuldenerlass fordert. Denn so etwas geht schnell über die Lippen. Viel spannender ist doch der Blick auf die lokalen und globalen Folgen, etwa in Form einer Signalwirkung für andere Schuldner und die zukünftige Bereitschaft, überhaupt noch Kredite an Entwicklungsländer zu vergeben.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ MacII:

Irgendwie hin Linde da auch mit drin in der Geschichte. Hab da schon vor fast 2 Jahren einen Bericht zu gesehen.
Die Konsequenz für mich ist, dass ich immer mürrisch drein schaue wenn jemand anfängt den Linde Konzern in irgendeiner Form zu loben. Diese Geschichte ist für mich Grund genug sie als Verbrecher zu bezeichnen.

Aber

Dies ist einer dieser Einzelfälle die immer in solchen Diskussionen gebracht werden. Doch ich weigere mich Einzelfälle als Beleg dafür anzuerkennen, dass das ganze System versagt hat.
Hier müssen internationale Kontrollen (Kartellämter) geschaffen werden, die nach einheitlichen Standarts solches Verhalten (das Monopol wurde übrigens "zusammengekauft") zu unterbinden.

Als Argument gegen das Patentrecht an sich akzeptiere ich solche Einzelfälle nicht.

@longi:

Auch zu der Genraps Geschichte: Ein Einzelfall. Für mich kein Argument gegen das Patentrecht an sich. Das es in speziellen Bereichen (Pflanzen, etc.) mit den Patenten eine schwere und vielleicht auch unnötige Sache ist, bestreite ich nicht.
Mit dem Patentsystem als gesamtes hat dies aber wieder wenig zu tun.

(Das entspricht nicht meiner Meinung, wohl aber deiner. beim Versuch aus deiner Argumentation eine plausible Formel zu bauen)

Ich habe nirgendwo versucht, die direkte Korrelation zwischen Bevölkerungswachstum und CO2 Ausstoß in irgendeiner Form zu beurteilen oder zu bewerten.
Ich sagte lediglich, dass wir uns das "CO2 Gespare" dann auch schenken können weil durch das schnelle Bevölkerungswachstum viele der "schlimmen Auswirkungen" der prognostizierten Klimaerwärmung, dann auch ohne diese Eintreten werden.

Schon heute sinken in vielen Regionen in Afrika die Grundwasserpegel extrem stark. Dies ist kaum Resultat einer globalen Erwärmung sondern schlicht und ergreifend Resultat der wachsenden Bevölkerungszahlen. Menschen brauchen Vieh, sie bestellen Felder, sie trinken selber Wasser. Mehr Menschen brauchen mehr Vieh, bestellen mehr Felder und trinken mehr Wasser. So sinkt der Grundwasserspiegel.

Es klingt auf den ersten Blick extrem unmenschlich, aber es bringt doch nichts Wasser und Essen nach Afrika zu karren um zu verhindern, dass dort Menschen verhungern wenn die geographischen Bedingungen dort eine so hohe Bevölkerungsdichte einfach nicht zulassen.

Es muss viel mehr ein Umdenken statt finden bei den Menschen dort. Man muss Anreize schaffen wenige Kinder in die Welt zu setzen (Renten, Sicherungssysteme, ...).
Und wenn sich dann die Bevölkerungsdichte an die geographischen Bedingungen anpasst, dann werden sich viele Probleme von selbst erledigen.

Doch heute passiert folgendes:

Aids und Hunger sind große Themen in Afrika. Also schaffen wir durch Hilfsmaßnahmen Mehl, Kondome und Aids Medikamente hin.
Folge:
- weniger Menschen verhungern
- weniger bekommen Aids
Klingt erstmal sehr gut.
Doch dann:
- Wasserpegel sinken weiter => Dürren => Menschen verhungern und verdursten

Jetzt können wir auch noch Wasser rüber schaffen...

(ja es ist vereinfacht dargestellt)

Wenn wir nicht wollen, dass Afrika auch in 300 Jahren noch von anderen Ländern abhängig ist, dann muss erst ein Umdenken bei der dortigen Bevölkerung statt finden.
 
Ich glaube, dass die Afrikaner reich an Kultur und wunderschöner Landschaft sind und wir Sie vll. nicht mal unbedingt zum Konsum und unserer Art von Abhängikeit erziehen sollten. Müssen denn alle Menschen gleichgeschaltet werden ? Ich bin mir echt nicht mehr sicher ob mein und unser Lebensstyl wirklich der Richtige ist... Aber wenn man sich wirklich in die Themen und Diskussionen hineindenkt merkt man das es keine einzig wahre Lösung geben kann.
 
Wir wissen (zum Glück) gar nicht so richtig, was in Afrika alles vor sich geht. Selbst unsere großen Fernsehanstalten haben doch nur einen einzigen Afrika-Korrespondenten, der auch nicht überall sein kann. Da kommt es schon mal vor, dass irgendwo 10 Mio. Menschen über die Klinge springen, sei es durch Kriege oder durch Naturkatastrophen, ohne dass es jemand in Deutschland mitbekommt. Vor Jahrzehnten hätte das auch kaum jemanden ernsthaft interessiert. Aber in der globalisierten Welt versucht man hinter jeden Sack Reis zu schauen – und der sich dabei bietende Anblick ist häufig kein schöner.

Jetzt fühlen wir uns verantwortlich, was kein Fehler ist, und versuchen mit unseren Maßstäben in entlegenen Regionen der Welt zu helfen, deren Funktionsweise wir überhaupt nicht verstehen. Man schaue sich nur die Landkarte von Nordafrika an. Die Ländergrenzen wurden dort teilweise mit dem Lineal gezogen. Das können wir uns hier gar nicht vorstellen, etwa dass die Alliierten nach dem Krieg gesagt hätten: „Wir ziehen einen sauberen Strich von Stralsund über Berlin nach Dresden. Und alles, was östlich davon liegt, gehört ab jetzt zu Polen.“ Aber so ist es das Afrika z. T. gelaufen. Einem Nomaden, der sich in der Sahara regelmäßig zwischen dem Niger und dem Tschad bewegt, dürfte das wiederum egal sein, weil er davon nichts mitbekommt. Für ihn und für viele andere Afrikaner zählt womöglich nur die Zugehörigkeit zu einem Stamm oder einem Clan oder einer wie auch immer gearteten ethnischen Gruppe. Allein das spiegelt dann die Lebenswirklichkeit wider. Deshalb kommt es so häufig vor, dass (gewählte oder eingesetzte) Regierungen im eigenen Land oft nur wenig zu melden haben. Aber sie sind in unseren Augen die einzigen legitimen Ansprechpartner.

Man kommt aus unserer Sicht nicht weiter, weil man sein Gegenüber nicht wirklich versteht. Beispiel Korruption: Wenn ein Lkw-Fahrer in Nairobi von einer Polizeistreife wegen Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit angehalten wird, dann liegt es an ihm selbst, ob er seine Strafe akzeptiert oder ob er versucht, die Polizisten zu bestechen. Und bei einem Bestechungsversuch liegt es wiederum an den Polizisten, ob sie diesen Versuch zur Anzeige bringen oder sich darauf einlassen. Von außen kann man leicht den Finger in die Wunde legen und die Korruption im Land kritisieren. Doch über die Hintergründe wissen wir wenig. Vielleicht hat sich das schon zu Zeiten der Kolonialisierung eingebürgert. Vielleicht ist es eine Frage der Mentalität in dem Land. Vielleicht funktioniert die Justiz nicht. Das kann ich nicht beurteilen.

Trotzdem ist es absolut notwendig, stets hinter die Kulissen zu schauen und herauszufinden, aus welchen Gründen manche Dinge so sind wie sie sind. Schließlich sollte es das Ziel sein, die Ursachen von Fehlentwicklungen zu beseitigen und nicht nur die Symptome zu bekämpfen. Aus diesem Grund braucht man auch nicht über Hilfslieferungen für Somalia diskutieren, so lange in der Hauptstadt Mogadishu jeder Jugendliche mit einer AJ 47 über der Schulter durch die Straßen rennt. Denn dann hat das Land viel grundsätzlichere Probleme als z. B. Medikamentenmangel.

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Was mich an vielen G8-Gegnern stört, ist deren Einwand, die acht Regierungschefs seien keine legitimierten Vertreter. Als Tony Blair den Vorschlag machte, die Gruppe auf z. B. 13 Staaten zu erweitern und vor allem China an den Tisch zu holen, wurde das mit dem Hinweis auf die Handlungsfähigkeit des Gremiums abgelehnt. Und die Chinesen waren darüber nicht einmal betrübt. Denen kommt es durchaus gelegen, wenn sich die G8 Selbstbeschränkungen auferlegen. Nun haben die Deutschen z. B. ihre Angela Merkel gewählt. Welche Interessen außer den deutschen sollte sie denn auf dem G8-Gipfel vertreten? Ich meine, das ist doch ihr Job. Eine Kritik, die darauf abzielt, dass die G8-Teilnehmer die Interessen ihrer Staaten vertreten, ist für mich realitätsfern.

Wenn nun aber die höchst divergierenden Interessen, die es schon innerhalb der G8 gibt, so schwierig zu überwinden sind, warum verweisen dann die G8-Kritiker stets auf die UN. Glaubt man etwa, dort wäre es einfacher, zu Ergebnissen zu kommen. Ich denke man kann schon froh darüber sein, wenn sich diese acht Staaten auf etwas Verbindliches einigen können. In der Rheinischen Post verwies ein Kommentator am Wochenende auf eine kanadische Studie, wonach knapp 50 Prozent der G8-Beschlüsse der letzten 15 Jahre umgesetzt wurden. Das ist wenig, könnte man meinen. Aber angesichts der Probleme, die gelöst werden mussten, war das eine ganze Menge. So geht die Einführung der Euro-Währung auf eine G8-Initiative zurück. Ebenso der UN-Einsatz im ehemaligen Jugoslawien, so sich die Menschen im Bürgerkrieg gegenseitig an die Kehle sprangen.

Es geht nicht allein darum, möglichst viele Teilnehmer an einer Entscheidung zu beteiligen, sondern zunächst einmal um die Herbeiführung eines tragfähigen Kompromisses, der dann anderen zur Umsetzung vorgeschlagen werden kann. Es hilft ja nichts, wenn Albanien und Luxemburg etwas beschließen, was anschließend von Deutschland, Frankreich und den USA kategorisch abgelehnt wird. Unter Berücksichtigung der weltpolitischen Machtverhältnisse ist die Vorgehensweise daher eine andere: Man schaut zunächst, was die Großen bereit sind mitzutragen (und mit zu bezahlen). Denn was dort nicht mehrheitsfähig ist, hat ohnehin keine Chance auf Realisierung, auch nicht in der UN.
 
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e-ding schrieb:
Die beliebte Hilfe zur Selbsthilfe ist ein Stichwort. Als Beispiel: Es bringt wenig wenn nur Rohstoffe exportiert werden.
Die Rohstoffe müssen in Afrika auch verabeitet werden um mehr von der Wertschöpfung zu profitieren. Dies setzt natürlich Bildung vorraus.
Hilfe zur Selbsthilfe ist ja gut. Doch ist dein Beispiel in meinen Augen schlicht weg nicht umsetzbar.
Da müssten grassierende Änderungen her.
Die afrikanischen Staaten exportieren nicht viel ihrer Bodenschätze. Die Lagerstätten gehören ihnen nicht mal mehr.
Was dir nicht gehört, kannst du nicht exportieren...
An einer weiteren Verarbeitung sind die Eigner der Bodenschätze nicht interessiert und werden es, so glaube ich, auch nicht zu lassen, das es ihnen weggenommen wird.
So bald ein afrikanischer Staat auf die Idee kommen sollte, sich der Lagerstätten zu bemächtigen (Verstaatlichung), stehen schon fremde Truppen im Land und setzen mal schnell eine andere Regierung ein.
Das muss nicht direkt passieren, das geht viel besser auf dem indirekten Wege.

Von den Bodenschätzen her, müssten einige Staaten in Afrika mit die reichsten Staaten der Welt sein. Bsp: Kongo.
Sind sie aber nicht.

Fragen wir doch mal die Minen- und Ölkonzerne, ob sie ihre Rohstoffe vor Ort verarbeiten möchten ?


keshkau schrieb:
Das „Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum“ der WTO (= TRIPS -Abkommen) regelt international die rechtlichen Mindestanforderungen vor allem in den Bereichen Urheberrecht, Markenrecht, Patentrecht und Lizenzrecht.
Die Umsetzung der darin enthaltenen Bestimmungen in nationales Recht (Ratifizierung) ist Voraussetzung für die Mitgliedschaft in der WTO.
Ratifizierung schön und gut.
Doch hapert es gewaltig mit der Umsetzung in einigen Ländern.

Ich glaube, dass sich die Industrienationen in Zukunft noch viel mehr für Afrika einfallen lassen müssen.
Es ist auf der einen Seite zwar richtig und wichtig, einzelne Brandherde zu bekämpfen, aber diese Aktivitäten tragen kaum zu einer Gesamtlösung für Afrika bei.
Das wird eine Riesenaufgabe sein, die selbst die G8-Staaten nicht alleine lösen können.

Wer begrüßt nicht das Eingreifen beim Völkermord der Hutu an den Tutsi in Ruanda?
Typisches Vollversagen der UNO.

Aber niemanden interessierte, dass Herr Mobutu als Präsident von Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) zwischen 1965 und 1984 ein Privatvermögen von ca. 4 Md. US-Dollar anhäufte,
ein Betrag, der in etwa den gesamten damaligen Staatsschulden des Landes entsprach.
Und als Idi Amin zwischen 1971 und 1979 in Uganda sein diktatorisches Unwesen trieb, war auch niemand zur Stelle.
Aber so können die Europäer in Afrika keine Politik machen.
Die Stichworte "Kalter Krieg" und "Stellvertreterkrieg" sagen dir was ?

Staaten wie Frankreich scheinen überdies kein großes Interesse an einer Entwicklung des schwarzen Kontinents zu haben.
Vielmehr wird dort die Kolonialpolitik der Vergangenheit mit moderneren Mitteln fortgesetzt.
Solange da kein Umdenken einsetzt, wird sich nicht viel ändern...


keshkau schrieb:
...und versuchen mit unseren Maßstäben in entlegenen Regionen der Welt zu helfen, deren Funktionsweise wir überhaupt nicht verstehen.
Man schaue sich nur die Landkarte von Nordafrika an. Die Ländergrenzen wurden dort teilweise mit dem Lineal gezogen.
Das können wir uns hier gar nicht vorstellen, etwa dass die Alliierten nach dem Krieg gesagt hätten:
„Wir ziehen einen sauberen Strich von Stralsund über Berlin nach Dresden. Und alles, was östlich davon liegt, gehört ab jetzt zu Polen.“
Diese Striche sind in Berlin gezogen worden. Passiert ist das 1884/85 auf der Kongokonferenz, auch Berliner Konferenz genannt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Daedalus schrieb:
[...] Dies ist einer dieser Einzelfälle die immer in solchen Diskussionen gebracht werden. Doch ich weigere mich Einzelfälle als Beleg dafür anzuerkennen, dass das ganze System versagt hat.[...]

Daedalus, ich habe natürlich diesen Fall gebracht, weil er Emotionen erzeugt und - wie ich denke - geeignet ist, feste Denkweisen ein wenig ins Schwanken zu bringen.;)

Da du jedoch von Einzelfällen nicht auf das System schließen lassen willst, laß es mich anders versuchen, dir die systemimmanenten Auswirkungen des "Freien" Pharma-Marktes darzustellen.

Meine These: Die multinationalen Pharmakonzerne nehmen erst dann die Entwicklung eines Medikaments in Angriff, wenn Abnehmer mit hoher Kaufkraft auf das Produkt warten; ganz nach den Gesetzen des Freien Marktes.

Die WHO verwendet für die aus diesem Grund vernachlässigten Krankheiten den Begriff neglected diseases. Diese töten oder schädigen jedes Jahr Millionen von Menschen.
Zu diesen Krankheiten gehören:
- Die Malaria ; der Vorsitzende von Antenna in Genf, Denis von der Weid, hat einmal gesagt: "Es ist ein großes Unglück, daß die Malaria nicht in New York wütet.
- Das Dengue-Fieber überholt inzwischen fast schon die Malaria; es befällt vor allem in den südlichen Breitengraden jährlich etwas 50 Mio. Menschen und ist äußerst ansteckend. Die Krankheit ist oft tödlich, besonders bei unterernährten Kindern und Frauen. Forschungen zur Bekämpfung gibt es - natürlich - nur in Ansätzen.
- Die Schlafkrankheit befällt unter tropischen Bedingungen hauptsächlich schlecht ernährte Menschen, die auf Grund ihrer Armut auch keine ausreichenden sanitären Einrichtungen benutzen können. Ein gegen diese Krankheit wirksames Mittel wurde noch nicht entwickelt.

Im Gegensatz dazu werden wir mit immer neuen und höher entwickelten Medikamenten für ein und dieselben Indikationen überschwemmt; häufig in unterschiedlichen Farben und Verpackungen. Die inzwischen rentabelsten gehören zu den life style drugs (gegen das Altern, gegen das Nachlassen der Libido, gegen Falten usw.).

Nach einer Statistik der WHO haben die zuständigen nationalen Behörden auf der Welt zwischen 1975 und 2000 die Zulassung von 1.393 neuen Medikamenten erlaubt. Davon entfielen auf die Bekämpfung der neglected diseases 16.

Die WHO kommt daher in ihrem Bericht von 2004 zu dem folgenden Ergebnis:
"Auf pharmazeutischen Gebiet ist die regulierende Kraft des Marktes nicht in der Lage, die Bedürfnisse zu befriedigen. Normative Maßnahmen wären unerläßlich".

Daedalus, hier versagt das System.
 
Zuletzt bearbeitet: (Schreibfehler berichtigt)
Die Online-Ausgabe der „Graswurzelrevolution“ (www.graswurzel.net) schreibt in ihrer Aktionszeitung einen Beitrag zum Thema „Die Gewalt der Globalisierung: Selbstinszenierung und Wirklichkeit“. Darin heißt es:

Die G 8-Treffen sind Selbstdarstellungen einer Antwort "von oben" auf Krisen des internationalen ökonomischen Systems, das immer auch von Konkurrenz geprägt und kein homogener Block ist.

Aber man kommt schnell zum Kernproblem der Protestbewegung und bemängelt:

Dabei sind die Krisen der kapitalistischen Ideologie und ihre abnehmende Glaubwürdigkeit deutlich genug. Es mangelt allerdings an libertär-sozialistischen Gegenutopien einer Weltgesellschaft ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg, die der strukturellen wie direkten Gewalt des expandierenden Kapitalismus eine massenhaft überzeugende Grenze zieht.

Zu den Beschlüssen der G8 wird richtig ergänzt:

Die Umsetzung ihrer Erklärungen in nationale Politik – und die Ebene des Nationalstaats ist nach wie vor von entscheidender Bedeutung - erfolgt keineswegs automatisch oder selbstverständlich, sondern vermittelt über Weltbank, IWF, WTO, lokale Staatenbündnisse und ökonomische Zusammenschlüsse: EU, NAFTA, ASEAN.

Und genau hier liegt der Hund begraben. Man kann schwerlich von einer „illegitimen Weltregierung der G8“ sprechen, weil diese Männer und Frauen allein gar nichts zu melden haben. Entscheidend ist immer und ganz allein die jeweilige Umsetzung in nationale Gesetze, für die wiederum die gewählten Parlamente in den G8-Staaten zuständig sind. Hier agieren folglich legitimierte Volksvertreter.

Alle diese Organisationen (gemeint sind die im letzten Zitat genannten) ermangeln demokratischer Legitimation, nicht zuletzt deshalb sind die Beschlüsse der G8 zunächst einmal Absichtserklärungen, die natürlich durch Staatsapparate und Medienmacht durchgesetzt werden sollen, aber immer auch auf vielfältige Gegenbewegungen treffen können.

Eben! Es sind Absichtserklärungen, mehr wäre auch gar nicht möglich. Denn wenn anders denkende Lobbyisten erfolgreich arbeiten und nationale Parlamente ihre Zustimmung verweigern, können auch die acht Regierungschefs wenig ausrichten.

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@MacII
Deine Ausführungen zum Pharma-Markt sind völlig korrekt. Nun stellt sich die Frage, welchen Ansatz man wählt. Man kann - nach geltendem Recht - keinem Wissenschaftler vorschreiben, woran er zu forschen hat. (Neben den von Dir genannten und guten Beispielen fällt mir übrigens noch der scheinbar ganz unspektakuläre Fuchsbandwurm ein. Die Inkubationszeit beträgt 10-15 Jahre und es gibt nur einige wenige Fälle jährlich in Deutschland. Du wirst niemanden finden, der auf diesem Gebiet forschen möchte, weil sich der Aufwand nicht "lohnen" würde.)

Eine Möglichkeit für die von Dir angesprochenen Krankheiten wäre eine staatliche Pharma-Forschung, die parallel zur privaten läuft. Hier hätte ich im Hinterkopf immer das Problem unserer angespannten Haushaltslage. Um die wirklich guten Leute anzuheuern, müsste man nämlich tief in die Taschen greifen. Und ich glaube nicht, dass man bei den Gehältern mit der Privatwirtschaft mithalten könnte. Und wenn die einmal erforschten Medikamente später in die Entwicklungsländer gebracht werden sollen, wer trägt dann die Kosten? Oder sollen die Pharma-Konzerne eine Sonderabgabe zahlen, damit der Staat seine Forschung finanzieren kann?

Und am Schluss steht wieder das ganz grundsätzliche Problem, dass man sich von Europa aus in Afrika einmischt. Wenn z. B. die hygienischen Bedingungen schlecht sind und sich Typhus ausbreitet, dann leistet die EU medizinische Hilfe. Warum sollte eine Regierung vor Ort dann noch Interesse daran haben, die Zustände grundlegend zu verbessern? Und bei AIDS? Wozu sollte man den Aufwand für Bildung und Aufklärung betreiben? Wenn die Menschen erkranken, bekommen sie ja sowieso die Medikamente aus dem Norden!

Man glaubt gar nicht, wie viel Lethargie z. T. dort unten herrscht. Ganze Bevölkerungsschichten sind - einfach gesagt - nicht in der Lage, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Damit müssen wir erst einmal klarkommen. Und das Schlimmste ist: Unternimmt man etwas, bleibt es bei dieser Lethargie - unternimmt man nichts, dann ist es leider nicht anders.
 
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Schaut Euch mal die Hartz 4 berichte an im Fernsehen als hätten wir nicht genug Probleme bei uns. Warum sollte man über andere Länder nachdenken ? Denken die auch über uns nach oder tun was für uns ? Und der Ami macht doch eh was er will. Klima Schutz lol das juckt den ami doch nicht. Die interessieren sich ja nur dafür immer mehr länder zu besetzen.
 
Vllt. möchte er nur ausdrücken, das jemand, der sich selbst nicht helfen kann, dies bei anderen dann auch nicht schaffen wird.


Das Hartz4 im Vergleich zum Hungertod von Tausenden Nichts ist, steht wohl ausser Frage.
 
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