Der Daedalus schrieb:
Ich frage mich gerade nur, ab wann aus der versuchten schweren Körperverletzung ein versuchter Totschlag oder gar Mord wird.
Die strafrechtlich relevanten Mordmerkmale sind:
A) besonders verwerfliche Beweggründe wie Mordlust, Tötung zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, Habgier und sonstige niedrige Beweggründe, etwa Hass Rache, Wut oder Neid
B) Tötung auf besonders verwerfliche Art und Weise, also Grausamkeit, Gemeingefährlichkeit (Bombe) oder Heimtücke (Ausnutzung der Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers bzw. fehlende Möglichkeit zur Gegenwehr bei einem Frontalangriff)
C) Besonders verwerflicher Zweck der Tötung, etwa zur Ermöglichung oder Verdeckung einer Straftat
Sobald eines dieser Merkmale vorliegt, handelt es sich um Mord. Alles andere fällt unter Totschlag. Selbst eine vorsätzliche Tötung ist nicht automatisch ein Mord!
Die Unterscheidung zwischen versuchtem und vollendetem Mord ist für das Strafmaß nicht von Belang. Beispiel 1: Du schleichst Dich von hinten an jemanden heran und schießt ihm in den Kopf. Straftatbestand: Mord (wegen Heimtücke). Urteil: lebenslängliche Freiheitsstrafe. Beispiel 2: Ausgangslage wie oben, aber die Waffe klemmt beim Abzug: Straftatbestand: versuchter Mord. Urteil: lebenslängliche Freiheitsstrafe, weil der zufällige technische Defekt der Waffe sich nicht auf das Strafmaß auswirkt (volle Tötungsabsicht plus Vorliegen der Heimtücke). Eine Anstiftung zum Mord wird so geahndet, als hätte der Anstifter selbst Hand angelegt. Beispiel 3 (ganz gemein): Ich überreiche Dir die Schusswaffe mit der Bemerkung, sie sei geladen und Du glaubst mir das. Du schleichst Dich wiederum von hinten an das Opfer heran und drückst ab. Es löst sich kein Schuss, weil die Waffe in Wahrheit nicht geladen ist. Trotzdem könnte Dich der Staatsanwalt wegen versuchten Mordes anklagen und eine lebenslange Haftstrafe fordern, weil hier nicht nur die Tötungsabsicht (Tatplan), sondern auch das Mordmerkmal der Heimtücke vorhanden war.
Fortsetzung - falls erwünscht - im Thread über den "schwarzen Block".
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Zurück zum eigentlichen Thema:
Beim Thema Klimapolitik wird berichtet, der "Kernpunkt sei für die Kanzlerin, dass letztlich die Bemühungen auf allen Ebenen in einen
UN-Prozess mündeten". Wenn ich das so lese, wundere ich mich über die Kritik der G8-Gegner, dass in Heiligendamm ein elitärer Zirkel in Eigenregie die Geschicke der Welt bestimmen möchte. Das trifft aus deutscher Sicht beim Thema Klimapolitik wohl nicht zu.
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Edit: Angela Merkel verkündete heute einen "Durchbruch" beim heiß umstrittenen Klimathema. Die anderen Gipfelthemen sind - bis auf die obligatorischen Details - wohl weit weniger strittig um mehrheitlich schon im Vorfeld einer Annäherung zugeführt worden. Bemerkenswert war in diesem Zusammenhang die Beantwortung der Journalistenfrage, ob der Gipfel zumindest beim Thema Klimaschutz nicht besser erweitert worden wäre. Das hat Angela Merkel klar verneint. Man hätte sich nicht auf Inhalte einigen können, meint sie, sondern hätte die Verantwortung zwischen den Industrie- und Schwellenländern hin- und hergeschoben (lange Verschmutzungshistorie in den Industrieländern versus stärkste Emmissionszunahme in den Schwellenländern).