@HappyMutant
Die Welt online schrieb etwas zu der Waffe (#118):
Beim Auseinandergehen der Demonstranten sei es zu einer ernsten Situation gekommen, als ein Beamter seine Dienstwaffe gezogen habe, berichtete die Polizei weiter. Der Beamte sei massiv von einer Gruppe bedroht und mit Steinen sowie Farbbeuteln attackiert worden. Er habe sich deshalb nur mit dem Ziehen seine Pistole Respekt verschaffen können.
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keshkau schrieb:
Die G8-Gegner haben es heute geschafft, unserem Innenminister Schäuble in die Hände zu spielen. Offensichtlich ließ die starke Polizeipräsenz bei der Demo in Hamburg keinen Krawall zu, weshalb die Kundgebung vorzeitig für beendet erklärt wurde. Anschließend wurden auf der Reeperbahn Autos beschädigt und Müllcontainer umgekippt. Es flogen Knallkörper, Rauchbomben, Leuchtraketen und Farbeier. Vor der Roten Flora, im Schanzenviertel, errichteten die Autonomen Barrikaden und zündeten sie an. Davon hat Herr Schäuble doch im Vorfeld gewarnt.
Das war meine Aussage in # 103, die ich hier noch einmal vollständig zitiere, damit wir auf einen Blick sehen können, worum es geht. Primär ging es mir um die Feststellung, dass der Bundesinnenminister im Vorfeld vor Gewalt bei Demonstrationen gewarnt hatte und dass genau diese Gewalt am Pfingstmontag in Hamburg sichtbar wurde.
Ich habe in # 143 belegt, dass die Veranstalter der Demonstration dem linksradikalen / militanten / autonomen Milieu rund um die Rote Flora entstammen. Weiterhin steht fest, dass mit ca. 1.000 „Demonstranten“ ungewöhnlich viele Teilnehmer dem so genannten schwarzen Block angehörten. Es ist davon auszugehen, dass ein Teil (möglicherweise sogar ein Großteil) der demonstrierenden Autonomen entweder einen direkten oder zumindest einen indirekten Kontakt zum Kulturzentrum Rote Flora unterhält, weil der Ort als Treffpunkt der Hamburger Autonomen-Szene gilt. Hier geben sich – bildlich gesprochen – die Veranstalter und die Autonomen/Militanten die Klinke in die Hand.
Nehmen wir einmal an, ich wäre nun Sprecher der Roten Flora, so wie Andreas Blechschmidt, oder ein stadtbekannter Alt-Autonomer, wie Fritz Storim. Und nehmen wir weiter an, ich wollte eine solche Demo wie die am Pfingstmontag in Hamburg veranstalten. Wie würde ich vorgehen? Ich würde mich zunächst einmal an mein persönliches Umfeld wenden und vor allem an meine politischen Gesinnungsgenossen, also an die Autonomen, die entweder selbst in der Roten Flora verkehren oder die mit ihr kommunizieren (
www.rote-flora.de/).
Man braucht kein Prophet zu sein, um zu erahnen, wie sich die Autonomen eine solche Demo vorstellen. Sie scheren sich von Beginn an nicht um die Rahmenbedingungen, etwa um das Vermummungsverbot. Und sie verstoßen weiter gegen das Versammlungsgesetz, etwa durch das Mitführen bestimmter Gegenstände (Leuchtraketen usw.). Das alles tun sie, weil es ihnen gar nicht um die eigentliche Demonstration als politische Kundgebung geht. Und die Veranstalter wissen das nur zu gut, schließlich verkehren sie oft genug mit den Leuten oder fühlen sich ihnen sogar verbunden.
Die Hamburger Morgenpost protokollierte:
16 Uhr: Ein Redner beendet die Demo, sagt: "Das ist eine Farce. Wir wollen nicht als Wanderkessel durch menschenleere Gebiete laufen."
16.10 Uhr: Drohend heißt es aus dem Lautsprecherwagen der Demonstranten: "Das war nicht das Ende."
Quelle:
http://www.mopo.de/2007/20070529/hamburg/politik/linke_brechen_ihre_demo_ab.html
Nun gibt es verschiedene Begründungen für das Abbrechen der Demonstration zu diesem Zeitpunkt und an diesem Ort. Der NDR liefert eine sehr plausible Erklärung: „Die Veranstalter beendeten die Demonstration am Rödingsmarkt, weil dieser dem Rathaus als Tagungsort am nächsten lag. Die Demonstranten durften sich dem Hamburger Rathaus allerdings nur bis auf 500 Meter nähern.“
Meine Argumentation bezüglich der Gewalt sieht so aus: Die Veranstalter entstammen mehr oder weniger dem gleichen Milieu wie der schwarze Block, der dann auch zahlenmäßig beeindruckend präsent war. Die übrigen Demonstranten, die sich ebenfalls angesprochen fühlten und sich absolut friedlich verhalten haben, lasse ich jetzt einmal außen vor. Sie haben einfach nur ihre Demo durchgezogen und standen nicht im Fokus der Polizei. Der harte Kern, der sich von Anfang an vermummte, hatte zu keinem Zeitpunkt eine vernünftige Demo im Sinn. Das erklärt auch, warum es schon zu Beginn zu einzelnen Übergriffen auf Polizisten und zu den zwei bis drei Verhaftungen kam.
Da die Polizei erfolgreich durchgegriffen hatte, blieb der unmittelbare Protest danach erst einmal aus. Die Fotos von der Demo belegen zudem, dass die Polizei in unmittelbarer Nachbarschaft des schwarzen Blocks sehr stark präsent war. An der grundsätzlichen Bereitschaft zur Gewaltanwendung ändert das aber nichts. Dies stütze ich wiederum auf das Mitführen von Farbbeuteln, Knallkörpern und dergleichen. Solche Dinge führt kein friedlicher Demonstrant mit sich.
Um 16 Uhr wurde dann klar, dass man nicht zum Rathaus vordringen konnte, sondern dass der Zug erwartungsgemäß eine andere Route nehmen müsste. Für die Autonomen war die Gelegenheit am Rödingsmarkt denkbar günstig, weil hier der Abstand zum Rathaus am geringsten war. Und dass dies keine Spekulation ist, sieht man an der Weigerung vieler Autonomer, den Platz nach dem offiziellen Ende der Kundgebung zu verlassen.
Das wiederum passt wunderbar zu dem Satz in der Hamburger Morgenpost („Das ist nicht das Ende.“). Offiziell beendet man die Demo, aber ebenso offiziell – nämlich über einen Lautsprecherwagen der Organisatoren – verkündet man die Fortsetzung der Demonstration. Aber unter welchen Vorzeichen? Es ist klar, dass sie Demonstration nach ihrem offiziellen Ende aufzulösen ist bzw. aufgelöst wird. Danach sind die Mitglieder des schwarzen Blocks nicht länger „eingekesselt“, sondern können sich in kleinen Gruppen frei bewegen, ohne durch unmittelbare Polizeipräsenz gestört zu werden. Diese Chance wurde auf der Reeperbahn auch sogleich ergriffen.
Wie gesagt, der friedliche Teil der Demonstranten spielt bei dieser Betrachtung keine Rolle. Es geht mir hier nur um den schwarzen Block, dem ich eine persönliche bzw. politische Nähe zu den Veranstaltern nachsage und dem ich jede Friedfertigkeit in Bezug auf die Demo abspreche. Für mich spricht vieles dafür, dass die Veranstalter und die Autonomen im Demonstrationszug Hand in Hand gearbeitet haben. Manche mögen das als Spekulation abtun, aber die Indizien wiegen schwer.