Nicht wertende und ernstgemeinte Frage an die bedingungslose Du-Fraktion: Könnt ihr euch an euren letzten Kontakt in der Öffentlichkeit mit der Polizei erinnern und habt ihr die Polizisten sofort ungefragt geduzt?
Ich glaube die meisten Mitglieder der Sie-Fraktion hier im Thread stimmen mir zu, dass das Siezen und Duzen eben situationsabhängig ist. Bei mir genauso: Hier im Forum duze ich. Ist so üblich und ich finde angebracht. Kunden (insbesondere beim Erstkontakt) sieze ich grundsätzlich. Immer*. Es gibt ein paar Kunden bei uns, dort gilt im Unternehmen prinzipiell auch eine Duz-Kultur. Aber auch Mitarbeiter dieser Firmen siezen mitunter beim Erstkontakt (mit uns, also einer Fremdfirma.)
Ich persönlich empfände es eher als unangebracht, einen mir völlig fremden Kunden direkt zu Duzen. Und das ein wenig Distanz ist manchmal beim Kundenkontakt ebenfalls angebracht. Andersrum genauso. Nur weil mir Firma XY ihre neuesten Produkte andrehen will, sind wir noch lange nicht Best-Buddies. Und auch wenn manche Fintechs das mitunter anders sehen, empfinde ich bspw. ein Geduze bei Finanzprodukten irgendwie immer einen Tick unseriöser.
Bei uns firmenintern sind übrigens eigentlich alle per Du, inkl. Geschäftsleitung (ein zuletzt geposteter Statista-Link zeigte ja, dass das beider Mehrzahl der Befragten [63%] nicht so ist.). Lediglich ein relativ frisch dazugekommener Kollege indischer Herkunft, der grade noch seinen Deutschkurs macht, meint, dass er sich beim Deklinieren mit dem Sie schlicht einfacher tut. (War ja hier im Thread auch schon angesprochen.)
Abseits vom Arbeitsleben ist das dann bei mir - wie gesagt - situationsabhängig. In der Kneipe werden alle, auch Fremde und altersunabhängig, geduzt. Auf Festivals ebenso. Auf der Straße meist eher gesiezt. ("Tschuldigung, das ist Ihnen grad runtergefallen. Möchten Sie's gleich zurück oder wollen Sie's morgen auf ebay suchen?")
Was am Siezen nun besonders schlecht sein soll, versteh ich irgendwo nicht. Ja, es bringt zusätzliche Komplexität in die Sprache und ist "nicht notwendig." Aber ich habe es in der Muttersprache so gelernt und es stört mich nicht. Und ich fühl mich grundsätzlich wohler, wenn ich in meiner Muttersprache (die da nämlich Schwäbisch ist) reden kann. Und das schließt dann eben die Gewöhnung an gewachsene sprachliche Strukturen mit ein.
*Edit: Hab das grade noch mal gelesen und gesehen, dass ich mich mit der Klammerung vertan hab. Bei Erstkontakt sieze ich Kunden immer. Danach gibt es dann durchaus Kunden, die ich duze.