Ich stelle einfach einmal –
ganz unverbindlich – folgende These auf …
Eins vorweg …
nVidia hat definitiv
kein Interesse daran, eine
Midrange-Karte mit der Leistung einer 'High-End' aus der letzten Generation für praktisch den halben Preis zu verschleudern. Also mal eben die selbe Leistung zur Hälfte des Preises, und das mehr als ausreichend!
Man ist versucht, hier nämlich ein winziges wie folgenschweres Detail zu vergessen:
Team Grün wollte ja eigentlich diese Generation die Karten-Palette preislich
wieder einmal eine ganze Stufe nach oben hin verschieben – dem hat AMD mit
Polaris ganz offensichtlich höchst wirkungsvoll einen Riegel vorgeschoben und ihnen einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht,
zum Glück! Davon profitieren in erster Linie nämlich wir als Kunden.
„Kannst Du dir Qualität leisten? Ja oder nein?“
Ich denke, es war
ursprünglich seitens nVidia angedacht, die GTX 1060 nur als Alibi-Karte und somit lediglich als Platzhalter im unteren Segment zu platzieren, womit sie aufgrund des Preises als Kickstarter dienen sollte, um die Kunden bei dem zur GTX 1070 tendierenden Preis aber erheblich weniger Leistung zum Kauf der 1070 zu bewegen um somit den größeren Profit einzustreichen – zumindest,
bis man ahnte, was die RX 480 zu leisten fähig ist!
Um das erklärte Ziel zu erreichen, bedarf es keiner großen Logik.
- Die Founder‘s Edition geht nicht nur schon wieder preislich weiter in anvisierte Gefilde und distanziert sich gewollt deutlich oberhalb der RX 480
- Die „Special Limited“ der FE hätte die Stückzahlen ganz klar auf einem niedrigen Level halten sollen, um den Anschein wahren, es ist ein Hard-Launch im Mainstream
- Die Custom-Modelle wie Zotacs Amp kosten jetzt knapp 320 Euro, Gigabyte ruft für seine G1 Gaming 329 Euro auf, wohingegen Asus' ROG Strix OC und MSIs Gaming X 6G für 349 beziehungsweise 359 Euro die preisliche Obergrenze darstellen.
Womit letztere beiden damit ziemlich genau so viel kosten, wie die entsprechenden GTX 970 zum Verkaufsstart
Ich bin der bescheidenden Meinung, es war seinerzeit geplant,
a) die GTX 1060 langsam aber sicher im Preisgefüge nach oben zu drücken und
b) den Partnern kurze Zeit später zu erlauben, die UVP zu überschreiten.
Womit man dann – unter der Voraussetzung der eher 369,– für die Custom und 399,– für die Founder‘s Edition – wieder
c) etliche Fliegen mit einer Klappe geschlagen und ein paar schöne Meilensteine auf einen Streich genommen hätte.
Nämlich eine geldwert komplette Verschiebung des Mainstream in's untere High-End und einen satten Profit für nVidia als auch die Partner, die dies wohlwollend freilich unterstützt hätten, zudem dürften viele Käufer bei der geringen preislichen Differenz zur GTX 1070 und obendrein mehr VRAM immer öfter zur letzteren gegriffen haben.
Man hätte sich somit komplett in‘s untere High-End verschoben, das Midrange nur lapidar in deutlich kleinerem Maße bedient und AMD das Billigheimer-Segment überlassen – ohnehin schwingt ja schon seit Jahren mit:
„Wenn man nVidia haben will; Minimum +300€ oder lass es bleiben und geh zu AMD!“
Die
Founder's Edition wäre kurze Zeit später ersatzlos ausgelaufen, da ja „Special Limited“, die Stückzahl peu à peu heruntergefahren und den paar Unwilligen hätte man entsprechend trotzdem für Custom-Karten annähernd den Preis einer Referenz-GTX 1070 abgeknöpft.
Weniger Gewinn oder eben alternativ weniger Gewinn
Warum? Man darf hier eines nicht vergessen: Die Grünen haben hier zweifelsohne gegenüber AMD die höheren Stückkosten und damit eine deutlich geringere Marge. Zwar kommt sie mit weniger VRAM, die Chipfertigung ist allerdings nicht nur aufrund der schieren Größe des Chips und TSMC‘s ungeniert höheren Gewinnmargen eine ganze Ecke teurer.
Anbei ein nettes oft & gern übersehenes Detail:
Durch den Verbau von nVidia's typisch-geiziger VRAM-Ausstattung spart man nicht nur etwas Kosten, sondern schraubt auch geschickt die vermeintlich so weit überlegende Effektivität nach oben. Eine GTX 1060 mit 8 GByte GDDR5 dürfte beileibe nicht mit 120W
TDP MGCP auskommen und den Abstand zu der so viel gescholtenen 150W TDP der 480 eine Ecke schrumpfen lassen … Womit die unumstritten stattgefundene Effizienz-Aufholjagd seitens AMD auf Maxwell-Niveau für den einen oder anderen Kunden pikant offensichtlich geworden wäre.
Also hätte nVidia, vollkommen ungeachtet der beabsichtigten Preispolitik, überhaupt gar kein Interesse gehabt, die GTX 1060 in großen Stückzahlen in den Markt zu bringen – die Verdienstspanne ist zu klein und sie hätte zweifelsfrei bei großer Menge nicht nur den Gewinn kannibalisiert sondern auch noch der GTX 1070 aus den eigenen Reihen zu starke Konkurrenz gemacht.
Für
weniger verbietet sich schlicht allein durch die Kosten und man will ja schließlich Geld machen – man hätte versucht, die Verkäufe so schnell es geht zu deckeln.
… und bis Vega kommt, hätte man sicherlich ein paar nette Lösungen gefunden.
Polaris oder: Wir können nicht anders!
Etwas tricky wird das Ganze nun, nachdem raus ist, was Polaris wirklich zu leisten vermag!
nVidia wird sich gerade zwei möglichen Optionen gegenüberstehen sehen …
- Eine besteht darin, den Marktanteil zu halten respektive zu vergrößern und auszubauen, indem man die GTX 1060 in großen, wenn auch deutlich kleineren Stückzahlen als AMD in den Markt entläßt – gleichzeitig allerdings zähneknirschend hinnehmen zu müssen, sich im Falle der GTX 1060 von den gewohnt geradezu dreisten Gewinnspannen zu verabschieden.
Ich habe das zugrunde liegende Szenario schon anderenorts versucht zu erklären.
- Möglichkeit No. II ist, AMD das Feld des kapitalen Midrange überlassen und allein im High-End/Enthusiast die großen Profite einzufahren – kapital in zweierlei Hinsicht:
- Im Sinne vom Volumen
- In absoluten Zahlen des Umsatzes
Dafür müßte man sich des nun unliebsame Kindes namens GTX 1060 irgendwie elegant entledigen können …
Die Bredouille, in der nVidia nun steckt, scheint zu sein, daß man
a) auf der einen Seite aufgrund der extrem bescheidenden Yields eine doch gute Zahl an nicht brauchbaren Chips hat, die sich
nicht für eine GTX 1070 oder zur GTX 1080 eignen, wohl aber per Laser-cut zur 1060 gemacht werden können. Allerdings kann man
b) diese aufgrund der so schon schlechten Bins schlechterdings als GTX 1060 unter das ohnehin wartende Volk bringen – es dürfte den Gewinn derart schmälern, daß im Falle der GTX 1060 beim derzeitigen Marktpreis der Karte der komplette Stunt fast zum
Nullsummen-Spiel mutieren könnte – je nachdem wie schnell man der Yield-Probleme Herr werden kann.
Entweder man verbietet sich aufgrund der vernichtenden Gewinnspanne den Abverkauf der nicht wenigen teildefekten GP104 als GTX 1060, läßt das Geld (in Form der defekten GP104) im wahrsten Sinne des Wortes schlicht liegen und sieht derweil tatenlos zu, wie die wartenden Kunden wegen der Ungeduld letztlich enttäuscht zu Polaris greifen oder gar die älteren Fury & Konsorten als Schnäppchen abgreifen.
Oder man legt in aller Schnelle eine
GTX 1060 Ti auf, um die geradewegs benötigten hohen Gewinnspannen aufgrund der Fertigung unter Verlusten doch noch zu Geld zu machen – allerdings gefährdet man damit
wiederum die Gewinne des GP104 in Form der GTX 1070 & GTX 1080. Irgendwie haben sie zahllose de-facto 1060, die sie zu Geld machen
müssen. nVidia braucht schlicht diese hohen Gewinnspannen bei dem Chip und TSMC!
Vulkan oder DirectX 12
Und zu allem Übel gesellt sich dann auch noch Vulkan.
Ausgerechnet Vulkan! Für welches man in der Retrospektive
fatalerweise sogar prominent die Werbetrommel gerührt hat! Da deklassieren Jahre alte Karten das High-End und selbst Polaris legt noch einmal eine gewaltige Schippe drauf!
Ich weiß nicht, aber nVidia dürfte gerade im Hinblick auf Vulkan & DirectX 12 im Moment heftige Kopfschmerzen bekommen.
Nicht nur, daß die eigene Architektur bloß bestenfalls Hüpferchen macht – in Relation zur Konkurrenz. AMD kann erstmals endlich ihre CGN ganz nebenbei im besten Lichte erstrahlen lassen.
Asynchronous Shaders/Compute dürfte das kleinere Problem werden, hat man doch schon bei Maxwell größtenteils alles unter Kontrolle gehabt.
Viel gefährlicher dürfte hier Vulkan an sich sein:
Eine API, die nicht nur praktisch auf einen Schlag den kompletten Markt umkrempelt und sofort jedes Gerät vom Desktop mit Jahre altem Windows 7 bis zum neuesten Windows 10, das schiere Gros der Smartphones, selbst Linux als Plattform und damit de facto jeden Anwender zum potentiellen Endkunden macht. Jede Spieleschmiede hätte augenblicklich eine weitaus größere Klientel – ohne die Mehrarbeit zusätzlicher APIs und dedizierter Renderpfade wie für DirectX 9, 10, 11, 12 oder OpenGL.
Was ist, wenn die Entwickler sich auf Vulkan als kleinsten gemeinsamen Nenner einigen? Was ist mit den mittlerweile um 60 Millionen Konsolen mit ausschließlich AMD-Hardware, die aus Sicht von AMD sogar noch CGN unterstützt?
Wen soll hier nVidia unterstützen, DirectX 12 oder Vulkan – mit
welchem Ergebnis?
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PS: Nur zum Verständnis: Das ist
keine niedergeschriebene Schadenfreude! Ich gehöre keinem Lager an, weder AMD noch nVidia. Sind nur ein paar Gedanken von mir für die Zukunft –
laut gedacht. Wie schätzt ihr die aktuelle und vor allen Dingen zukünftige Entwicklung gerad im Hinblick auf Vulkan und DirectX 12 ein?