Die Anwaltskanzlei Bursor & Fisher sucht in den USA mittlerweile Käufer der GeForce GTX 970, die gewillt sind, ihre persönliche Meinung zur Leistungsfähigkeit der Grafikkarte zu teilen. Im Kern sammelt die Kanzlei Hinweise auf negative Auswirkungen der Limitierungen auf die Leistungsfähigkeit im Alltag. Bursor & Fisher hat sich auf Sammelklagen spezialisiert und in der Vergangenheit erfolgreiche Verfahren unter anderem gegen den SIM-Lock im Netz von AT&T angestrebt.
Das wird interessant. Auch wenn die Verhältnisse insoweit natürlich nicht auf Deutschland zu übertragen sind, weil es bei uns keine solche Sammelklagen im engeren Sinne gibt, muss man kein Hellseher sein um zu wissen, dass NVIDIA in den USA ganz gewaltig eine auf den S*** bekommen wird. Und das geschieht Nvidia auch vollkommen Recht!
Eins noch:
Immer wieder lese ich von Nvidia-Fanboys, kein Käufer würde auf die Anzahl der ROPs und die Größe des L2-Caches achten oder auf die genaue Größe des Speicherinterfaces und Ähnliches. Alle würden doch nur auf die Tests der Grafikkarte schauen. Diese Aussagen finde ich persönlich interessant, zeugen sie doch von einem gewaltigen Ausmaß an Selbstherrlichkeit, Selbstüberschätzung und Überheblichkeit.
Ich persönlich z.B. achte immer auf ein großes Speicherinterface, deswegen haben meine Grafikkarten nie unter 256bit gehabt, seit dem Jahr 1999 nicht mehr! Ich tendiere sogar eher zu 384 oder 512bit. Und ich bin jemand, der eine Grafikkarte nie nur für jetzt kauft, sondern immer an die Zukunft denkt. Und von daher geht nichts über große Caches und eine gute Rohrechenpower. Einen kastrierten Chip wie die GTX970 mit 224bit, 3,5GB schnellem RAM, 1,7MB L2-Cache und 1664 Shadern (schon diese Zahl widert mich an) würde ich persönlich niemals (!) kaufen. Ich bin ein Käufer, der auf runde Zahlen und genügend Reserven steht und seine Kaufentscheidung danach ausrichtet. Sicherlich bin ich dann vielleicht nicht der Standardkäufer, aber ich bin auch einer.
Und die Frage, ob eine gerade gekaufte Grafikkarte 4,0 GB oder nur 3,5 GB Speicher ausreichend schnell nutzen kann ist für mich alles andere als unwesentlich. Ich nutze bereits seit dem Jahr 2013 eine Auflösung von 2560*1080, seit mehreren Monaten nutze ich auch Downsampling. Bereits jetzt kratzte ich regelmäßig stabil an der 2,5-3 GB-Grenze hinsichtlich des Speicherbedarfs. Und in den nächsten zwei Jahren kommen mindestens 2 Spiele heraus, welche ich unter Nutzung dieser settings spielen (können) möchte. Auch wenn ich täglich nur 7 min im Schnitt spiele. Diese kurze Zeit möchte ich genießen.
Wie würde ich mich ärgern, wenn ich mir Anfang 2015 eine Grafikkarte mit 4 GB Arbeitsspeicher kaufe und bereits Ende 2015 keinen uneingeschränkten Spielegenuss mehr hätte, weil der Hersteller mich in meiner Kaufentscheidung leider durch Täuschung beeinflusst hätte?!
Während ich dann mit einer billigeren und in den meisten settings auch schnelleren AMD 290X, von welcher es im übrigen auch viele leise und gut gekühlte Varianten gibt, auf der sicheren Seite gewesen wäre, könnte ich mich mit einer GTX970 grün und blau ärgern.
Wo steht denn geschrieben, dass ein Nutzer Anfang 2015, der die erheblichen Beschränkungen des Chips in den wenigen Wochen der Nutzung noch nicht selbst gemerkt hat, dies auch in der regulären Nutzungsdauer in den nächsten 2-3 Jahren nicht tun wird? Das Leben geht weiter, Spiele entwickeln sich weiter, deren Bedarf an Ressourcen steigt ständig. Heute die Abweichungen der tatsächlichen von den angegebenen Spezifikationen als lächerlich oder unwesentlich darzustellen ist nicht nachvollziehbar für mich. Und ich werde auch nicht nahtlos von einem Speicherbedarf von 3,5 GB auf Spiele umsteigen, die einen Speicherbedarf von 6 GB haben, wo dann auch eine nicht kastrierte und den ursprünglich angegebenen Spezifikationen entsprechende GTX970 "versagen" würde.
Spiele entwickeln sich Schritt für Schritt weiter, die Entwickler achten immer auf die bei potenziellen Käufern vorhandene Hardware. Und ich denke die Grenze von 4 GB wird von den Spieleherstellern eine lange Zeit einzuhalten versucht werden, weil es nichts nützt, Spiele zu produzieren, die man nicht verkaufen kann.
Jeder kann meinetwegen gerne sagen, "ich halte die Abweichungen für lächerlich, mich persönlich stört es überhaupt nicht und ich halte alle für Idioten, die eine andere Meinung vertreten". Sehr viel glaubwürdiger klingt es natürlich, wenn man auch noch zum Kreis der GTX970-Käufer (tatsächlich) gehört.
Aber hier als offenkundige Nicht-GTX970-Käufer über tatsächliche und enttäuschte GX970-Käufer als Idioten und Hysteriker herzuziehen, denen abzusprechen dass es sie jetzt stört oder auch nur in Zukunft stören könnte, so wie es hier einige gibt die sich auch noch regelmäßig melden, das finde ich persönlich schon sehr gewagt. Aber: jeder setzt sich seine Maßstäbe selber.