Meetthecutthe schrieb:
Wie ich vorab bereits im Thread skizzierte ist das Problem der meisten damit doch ein ganz anderes.
Sie wollen einfach nicht sehen wie die lokal Gazette einen Bericht über den Maurer im Nachbarort verfasst der durch Kryptos binnen Monaten zum Millionär geworden ist.
Wir haben im Unternehmen selbst einen Kollegen der erst im Oktober ~7000€ in den ICO eines ALT-Coin investiert hat und jetzt -eben mal 3 Monate später- knapp eine halbe Mio € daraus in Echtgeld ziehen hat lassen womit er sein vorletztes Jahr gebautes Haus bezahlen konnte.
Ist doch schön für ihn. Nur sollte allen Beteiligten klar sein, dass diese halbe Million von genau denjenigen Leuten finanziert wird, die dann am Ende übrig sind wenn die Blase platzt. Und das ist genau das Grundprinzip nach dem ein ponzi-scheme funktioniert. Nur bei bitcoin funktioniert das ganz gut, weil es eben dezentral ist und es keiner steuert, nur die Teilnehmenden user. Es ist also ein ganz legales ponzi-scheme, da man ja keinen haftbar machen kann und jeder selbst investiert.
Aber jeder der investiert, baut darauf, dass nach ihm noch genügend andere Deppen investieren die ihm seinen Gewinn finanzieren - weil schließlich rechnet ja jeder Investor damit, irgendwann mit Gewinn auszusteigen. Es gibt ja keinen einzigen, der einfach gern x-coin so besitzt weil langfristig geil.
Das ist es doch was die Leute eigentlich wütend macht - nicht irgendwelche Zahlen um Energieverbräuche oder vermeintlich vernichtete Ressourcen. Wenn sie so etwas mitbekommen, denjenigen vielleicht sogar kennen und on Top noch Monate auf ihre GraKa warten ist der Wutbürger komplett.
Ironischerweise ist es bisher so gut wie überhaupt nicht der ganz schlichte Handwerker, der sich über die Sachlage aufregt sondern wie ein roter Faden von der Tendenz deutlich eher Poster höherer Bildungsschichten denen es eigentlich finanziell selbst recht gut geht.
Genau darin scheint aber das Problem zu liegen. Letztgenannte sind stolz auf das ihres Erachtens nach selbst erschwitzte und sehen hier auf empfindliche Weise den eigenen Platz in der monetären Hackordnung gefärdet.
Ob Wutbürger oder nicht, das halte ich für Polemik. Meine persönliche Meinung ist, dass diese Art Geschäft verboten gehört, aber meine persönliche Meinung ist auch, dass Firmenanteile ohne Haftung etc. alles verboten gehört. Niemand sollte anonymisiert sein Geld (in keiner Weise) oder seinen Besitz für sich arbeiten lassen können OHNE dafür irgend eine Form von Verantwortung mit persönlicher Haftung mit einzugehen.
Der Rest des Postings ist pure Spekulation. Ich halte es für ausgeschlossenen, dass Bitcoin gerade in den sozial schwächeren Schichten eine hohe Verbreitung haben soll. Dazu würde ich aber gern ein paar Statistiken sehen. Was ich auf die schnell Ergoogeln konnte legt das Gegenteil deiner Annahme nahe. Es sind eher gut verdienende Menschen 35+ die auch ordentlich Kohle mit x-Coin machen.
Lieber sieht man das größere Geld dann weiter bei den oberen 10.000 auflaufen als eine Wildsteueung im eigenen Sichtkreis.
Mit bitcoin wird aber keinerlei relevante Umverteilung von unten nach oben gemacht, das zu glauben ist hahnebüchen. Du nennt ein Beispiel eines Handwerkers der damit reich wird. Das ist so relevant wie die 5 Hanseln die monatlich im Lotto gewinnen. Die oberen 10.000 sind lang schon mit im Spiel, nur sind das wohl eher die mit den großen Mining Farmen - weniger Risiko - mehr Gewinn. Der Rest der Meute darf bisschen Lotto spielen und ein Teil davon am Ende als Dummer übrig bleiben.
Ich spiele da nicht mit, aber ich spiele auch kein Lotto (wobe ich das transparenter finde, da jeder X einzahlt und man pro Runde weiß, dass alle zusammenlegen damit am Ende Y reich wird).
Ich spreche mich davon auch nicht frei - bin ein sehr neidischer Mensch.
Jedoch versuche ich die Energie daraus immer dahin zu lenken mir das jeweilige System dahinter anzuschauen und selbst Kapital daraus zu schlagen. Hat bisher immer ganz gut funktioniert und tut es auch diesmal bei der Kryptothematik gerade wieder.
So bin ich zwar kein Miner geworden, jedoch Trader und schöpfe daraus bisher sehr zufriedenstellend.
Es gibt halt grundsätzlich libertarische und kommunitaristische Lebensanschauungen. Grob ausgedrückt ist beim einen Extrem jeder frei das zu tun was er will und keinem anderen Rechenschaft schuldig. Wer nix hat, der hat Pech (und den lässt man im Zweifel einfach verrecken, der ist dann nämlich selbst Schuld, hat schlechte Entscheidungen getroffen und verdient es nicht zu leben). Wer gut wirtschaftet, der hat viel und kann darauf Stolz sein, er hat sich seinen Besitz erarbeitet und schuldet keinem was. Stichwort Chancengerechtigkeit (wobei das im Detail sehr kompliziert wird).
Im anderen Extrem steht die Gemeinschaft im Vordergrund und das System fußt auf Verteilungsgerechtigkeit. Jeder sollte ungefähr gleich viel haben. Wer mehr hat, hat allein schon ob der Tatsache, dass er genug hat (i.e. mehr als er braucht) die Verpflichtung mit anderen zu teilen für das Gemeinwohl der Gesellschaft.
Alle Staaten liegen irgendwo dazwischen. Die USA zum Beispiel sehr viel näher bei der 1. Position als die meisten Europäischen Länder, die näher an der 2. Position liegen. Typischerweise bevorzugen auch alle diejenigen, die viel haben die 1. Position, wohingegen Menschen die wenig haben, die 2. Position als plausibler empfinden.
Die 2. Position ist meistens auch nach großen Kriegen für die Menschen attraktiv. Da erfährt dann ein %tuell großer Teil der Bevölkerung, dass Chancengleichheit sehr schwierig ist, wenn äußere Einflüsse da sind, die man kaum bis gar nicht kontrollieren kann (i.e. gerade dein Haus und Besitz wird weggeschossen und du bist danach ein Krüppel der nichts arbeiten kann - nur die wenigstens vertreten dann noch die Position, dass man selbst Schuld ist - hätte man halt wegziehen müssen rechtzeitig usw. und keinerlei Solidarität von der Gesellschaft zu erwarten hat).
Am Ende gibt es kaum Menschen die sich darüber wirklich fundierte Gedanken machen und noch viel weniger, die auch bereit sind Konsequenzen für ihr Handeln abzuleiten (und dann meist die falschen, oder nur sehr isolierte um das Gewissen zu beruhigen). Der Trend in der modernen Welt liegt auch eindeutig auf Individualisierung und jeder schaut in erster Linie auf sich selbst.
Grundsätzlich dreht man sich natürlich auch seine Anschauungen immer so, dass man mit seinem Gewissen im Reinen ist.
Ob es moralisch verwerflich ist, bei einem Investitionssystem Geld herauszuziehen in dem festen Wissen, dass man sich seinen Gewinn von den zukünftigen Verlierern bezahlen lässt, das ist für mich persönlich eine einfach zu beantwortende Frage. Aber das kann nur jeder für sich beantworten. Fakt ist, es wird so gemacht und es ist auch gesetzlich in Ordnung. Fakt ist auch, dass der typsiche westliche Konsument das abgesehen davon ja auch bei der großen Mehrheit der Konsumgüter macht und sich seinen Lebensstandard über ein Lohn- und Wohlstandsgefälle in andere Länder aufrechterhält.
Ich bin kein neidischer Mensch, aber andererseits auch nicht gewillt freiwillig von meinem durchschschnittlichen Wohlstand herunterzusteigen um für irgendein kommunitaristisches Ideal einzutreten. Ich finde jedoch, dass die Ungleichheit schon allein durch den Arbeitsmarkt genügend groß ist und nicht noch durch Finanz- Immobilien- usw. Spekulation vergrößert werden sollte. Aber so hat halt jeder seine Ansichten.
So auch Nvidia, die ja hier zumindest nach dem Lippenbekenntnis sehr sozial sind und wollen, dass die Gamer-Grafikkarten gerecht verteilt werden damit alle die Chance haben für erschwingliches Geld zu zocken. Da soll kein Reicher Käufer die GPUs alle für sich monetarisieren. Mehr als ein Lippenbekenntnis ist es aber natürlich nicht