News Gesprächskultur im Netz: Der Krieg gegen Trolle

Xalgun schrieb:
Aber bei entgegengesetzten Ansichten/Meinungen sollte man sich die andere Seite zumindest anhören, auch wenn man nicht zu den selben Schlüssen kommen muss.

Grundsätzlich ja, aber ich meine eher die Situation wenn man sich schon mit demjenigen auseinander gesetzt hat und es auch in 2-3 Diskussionen nie dazu kam, dass man die Ansichten des anderen verstehen konnte. Auch gibt es einige, die einfach nur ein einziges Totschlagargument immer wieder wiederholen, obwohl man bereits einige Gegenbeispiele nannte, um dieses zu entkräften. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist mir dann einfach meine Zeit zu schade.
 
Ich finde Trolle ebenfalls ziemlich bescheuert, aber dafür sollte es schlicht in jedem Forum oder sonstigem Kommunikationsmittel eine ignore-Funktion geben (die ich übrigens bei CB etwas vermisse)

Wait, what?
waitwhat.PNG

BTT:
Das Problem sind mMn weniger die Trolle, als die Leute die darauf anspringen. Mordandrohungen habe ich z.B. in der Anfangszeit von yt 2008 - 2009 mehrmals gesehen, z.T. inklusive Andeutung oder genauer Nennung von Vor- und Nachnamen, Stadt oder Adresse der "Zielperson".
Grund solcher Aktionen war meist Abbruch eines Let'sPlays oder ähnlich kriegsentscheidendes.

[Für den Troll]Es geht ja schlichtweg darum, in der Masse an anderen Leuten, nicht unterzugehen, auf jeden Fall beachtet zu werden, und wenn die andere Seite reagiert - Sei es ein Video / Twitterpost / whatever, in dem die Person erklärt, wo Unwohl sie sich fühlt(oder auch wie lächerlich Sie das findet), der "Gegenhass" anderer Kommentarschreiber oder gar eine Strafanzeige oder der Rückzug der Person aus der Öffentlichkeit -
gibt das dem Troll den Antrieb, weiterzumachen.
 
Lol, die meisten hier sind politikgeblendete Trolle, die ihren verlogenen deutschen Politikern blind vertrauen und alles befürworten. Für euch ist doch jeder, der an dieser Politik Zweifel hat und seine Kritik darüber abgibt, automatisch ein Troll. Dabei seid ihr die schlimmeren Trolle :p
 
Die Medien konzentrieren sich auf negative Nachrichten, weil es die meisten Menschen mehr interessiert. Positive Nachrichten ließt dagegen nur ein kleiner Bruchteil. Alle lesen einen Artikel über einen Vergewaltiger und Mörder eher, als über Kinder die an einem Fest teilgenommen und gebastelte Geschenke verteilt haben.

In Foren interessieren sich die Meisten auch eher um die Nachteile von Produkten, damit diese mit anderen Produkten verglichen werden können, damit man am Schluss das Produkt mit den wenigsten Mängeln kauft. Da viele Mängel subjektiv sind, kommt es zu Diskussionen, welche einige als Trollbeiträge ansehen.

Das schlimmste in Foren sind nicht die Trolle, sondern die Leute die sehr extrem auf Trolle oder Menschen mit anderen Meinungen reagieren, welche die oft ebenfalls als Trolle abstempeln.
Warum das Symptom und nicht die Quelle bekämpfen, welche die eigene Persönlichkeit bzw. Überreaktion ist?

Eine Zensur, welche ausgerechnet auch in diesem Thema stattfindet, ist ebenfalls der falsche Weg und erzielt keine Ergebnisse. Oder nach welchen Kriterien werden Beiträge nicht freigeschalten? Wenn der Moderator mit der Meinung einer Person nicht zufrieden ist, genauso wie die Überreaktionen auf Trolle?
 
Im Grunde muss man sich doch nur an den allgegenwärtigen Rat bezüglich des Umganges mit Trollen halten: "Don't feed it".

Ich empfinde etwas emotionsgeladene Unsachlichkeit in manchen Unterhaltungen sogar belebend, weil sie dazu veranlasst von den regulären Denk-(trampel)-pfaden abzusehen und mal neben die Spur zu schauen, einfach weil man auf andere Gedanken gebracht wird. Nennen wir sie konstruktive und auflockernde Trolle.

Die andere Kategorie halte ich jedoch für Bodensatz der Kommunikationskultur: Ich spiele selten Games, aber wenn dann gerne mal im Feierabend eine Runde GRID. Kaum kommt man in das Spiel (und lässt zur Unterhaltung die Voice der anderen Fahrer an) wird man bis aufs übelste beleidigt (was ich alles über meine Mutter erfahren hab - betriebsame Frau - meine Güte). Kommentare in Diskussionsforen (golem.de) zu Apple vs. Android / Windows vs. Linux / MAC vs. PC / AMD vs. nVidia / AMD vs. Intel / VW vs. Opel / PC vs. Konsole erhalten aber immer nach sehr kurzer Zeit ein trolliges Einheitsrauschen, welches jedes Interesse an den dazwischen gesäten Meinungen übertüncht, weil man die Kommentare nicht findet.

Dieses Trollen ist aber nicht nur Netzkultur. Ich bin 28, mein Bruder ist 25 und der Neffe meiner Freundin ist 14: Wenn ich mir den Verfall der Kommunikationskompetenzen ansehe, fürchte ich um Folgegenerationen. Die Kinder lernen nicht mehr in kontrollierten (und bedingt gefilterten) Umgebungen den respektvollen Umgang, sondern sie werden direkt mit Profitrollen usw. konfrontiert. Die Inferenz ist IMHO eindeutig. Ich sehe das Internet als maßgebliches Übel für den sozialen Verfall: Was früher zu meidende Stadtteile waren sind heute bestimmte Foren und Plattformen. Neid, Missgunst und Argwohn sind einfach allgegenwärtig geworden.

Ich für meinen Teil sehe das Internet mittlerweile wie ein überbevölkerter Strand auf Mallotze zur Hauptsaison: Wenn es sein muss okay, sonst auch gerne ohne. :p Wichtig finde ich nur, dass man sich niemals auf einer persönlichen Ebene von diesen generischen Äußerungen treffen lässt. :)
 
Valerus schrieb:
Gerade die FAZ und die Zeit zeichneten sich in der Vergangenheit dadurch aus, rigoros Kommentare zu löschen, die nicht ihrer Meinungslinie entsprachen. Auch dann, wenn die Kommentare in keiner Weise gegen die jeweils geltenden Kommentarregeln verstießen, sachlich waren und ausschließlich nachweislich richtige Informationen enthielten.

Vollkommen richtig. Dort wirt bewusst nicht freigeschaltet, was den veröffentlichten Artikel irgendwie kritisch daherkommen lässt.

Währen ich auf CB, oft im Kommentarteil zu einem Test, Kritik, Anregungen oder Fragen lese, welche häufig durchaus berechtigt sind und sich hier der Autor des Artikels dann in den Kommentaren selber nochmal meldet und auf sowas antwortet, wird bei FAZ oder Zeit etwas derartiges gar nicht erst online gestellt.

Auf der anderen Seite sind sich diese Magazine dann aber auch nicht zu fein dazu, mit irgendwelchen Sinnlos-Meldungen Klickbaiting zu betreiben, wie sonst ist es zu erklären, dass neben ISIS, dem Ukraine-Konflikt, der Lage in Isreal etc. pp. auch ein Artikel über einen "Youtuberin" erscheint, welche Schminktipps gibt? - Das ist natürlich äußerst seriös. - Erschiene sowas bei BUNTE, verwunderte es kaum, aber einer Zeitung, die sich in "der Ecke des seriösen Journalismus" sehen will, doch schon recht wunderlich oder?

Das i-Tüpfelchen an der ganzen Sache ist dann, sich auf Seiten der FAZ über merkwürdige Kommentare, ob veröffentlicht oder nicht, irgendwer liest sie dort ja auch, mit Hilfe eines Artikels über Trolle zu echauffieren. Kleiner Hinweis: Eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema, KANN auf seiten der Lesen im Kommentar bereich NICHT stattfinden. Ein Kommentareintrag bei der FAZ ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Eine Antwort, wie diese hier, kann dort also gar nicht auftauchen. Polemik und Provokation hingegen und da gebe ich dem dort Interviewten Troll vollkommen recht, lassen sich auch in einer Zeile unterbringen. - Welche Art von Kommentatoren, lädt man also mit einer derartigen Beschränkung eher ein? - Denjenigen der wirklich etwas beitragen möchte oder denjenigen der mal kurz etwas gehässiges in die Welt hinausschreien will?

Wenn also ein Forum mit ich weiß nicht wie vielen Beiträgen und Thread auf Seiten wie CB möglich ist, dann bekommen FAZ und Zeit sowas nicht hin? - Ich vemute viel eher, die wollen sowas erst gar nicht haben. Denn ein Artikel von unbegrenzter Länge könnte ja und das vollkommen berechtigt den Leitartikel eines "alterwürdigen" Blattes, wie FAZ oder Zeit deklassieren, düpieren, verreissen oder auch einfach nur ins rechte Licht rücken.

Nein da wird dann z.T. lieber selbst, mit dem Anstrich von Seriosität, in der Welt herumgestrollt, dem Leser nicht die Möglichkeit geboten sich durchaus adäquat dazu zu äußern und sich dann über Trolle beschwert.... Meine Hochachtung.
 
Trolle wollen Aufmerksamkeit und ihr belohnt das mit... AUFMERKSAMKEIT. Herzlichen Glückwunsch.

Und "PewDiePie" als Beispiel anzuführen ist ja Ironie pur. Die Aufmachung seiner Videos lässt unmittelbar darauf schließen, dass er mit seinen Videos auf 13-jährige "Gamerz" abzielt, dann wundert er sich aber, dass eben jene grenzdebile Kommentare abgeben, die anmuten, als würden sie von einem/r 13-jährigen stammen :rolleyes: (hab mich vertippt und passend zum Thema erst trolleyes, statt rolleyes als Smiley eingegeben ;))
 
Schönes Thema!
Mich wundert es, dass dieses Thema nicht schon öfter in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt worden ist.

Trolle sind die Seuche des Internets. Allerdings gibt es auch hierbei, wie bei allem, Ursache und Wirkung.
Man sollte die Ursachen bekämpfen und sich nicht über die Auswirkungen beklagen.

Ein guter Anfang wäre es schon, wenn sich die Medien mittels ihrer Internetpräsenzen weniger berufen fühlen würden, ständig durch reißerische und zum Teil ketzerische Artikel eben diese Menschen, die sich im Netz aufgrund der Anonymität austoben möchten, aus ihren Löchern locken würden.

Hier bei CB ist es doch ähnlich wie bei z.B. spiegel online etc.
Bei vielen News-Artikeln weiß man bereits nach dem Lesen der Headline, zu was dies wieder führen wird.
Ein elendes Gebashe, Frustablassen, Gehetze und Gejammere.
Die wenigen hilfreichen Kommentare muss man sich dann mühevoll heraussuchen aus dem unzähligen Getrolle.
Das schreckt die "normalen" und vernüftigen Leser ab. Ich lese diese besagten Artikel erst gar nicht mehr.

Was die Zensur der Kommentare betrifft, ist es für mich ein zweischneidiges Schwert.
Zum einen finde ich diese Vorgehensweise unmöglich, andererseits kann ich die Verantwortlichen verstehen.
Gerade auf großen Plattformen ist diese Art Kontrolle wohl die einzige Möglichkeit, um bei brisanten Themen wenigstens halbwegs für eine annähernd akzeptable Diskussionskultur sorgen zu können.
Da scheiden sich die Geister.

Ansonsten: Trolle sollte man einfach ignorieren, um ihnen dadurch die Lust am Trollen zu nehmen.
Denn oft ist es doch so, dass die Gegenkommentare ein noch größeres Getrolle auslösen.
Ich kann mich da oft auch nicht zurücknehmen. Es ist aber unabdingbar.
 
Ich verstehe die ganze Diskussion in keinster Weise.
Das, was die Kommunikation im Internet von der realen unterscheidet, ist die Anonymität.
Diese Anonymität spiegelt sich positiv wieder - es gibt keine Bevorzugung oder Benachteiligung einzelner User - und auch negativ - wie hier geschildert.

Warum sollen wir diese Essenz des Internets aufgeben, weil sich ein paar Pussys angegriffen fühlen.
"tits or gtfo". Das ist eines der normalsten Sprichwörter im Internet, und jeder intelligente Mensch sollte in der lage sein, es als Ironie zu verstehen.

Mit dieser ganzen Diskussion wird aus der Mücke ein Elefant gemacht.

Als Redakteur hat man eine spezielle Rolle, da man Details zu sich selbst preisgeben muss, damit die Kompetenz des Redakteurs festgestellt werden kann.
 
Absolut gerechtfertigter Beitrag.
Nur seltsamerweise merken die benannten Parteien diese Entwicklung doch recht spät, wie ich finde. Trolle gibt es schon lange, auch in entsprechend hoher Zahl. Ich glaube allerdings nicht, dass man etwas dagegen tun kann. Man erlebt es immer wieder: Man schreibt etwas, was lediglich die eigene Meinung wiederspiegelt. Dabei verwendet man weder den "falschen" Ton noch greift man jemanden an und trotzdem kommt ein Dritter daher, der den Analytiker raushängen lässt oder mit Unterstellungen um sich wirft. In 9 von 10 Fällen ist diese Reaktion negativer Natur und zielt lediglich auf Provokation ab.

Ich kann mir aber wirklich nicht vorstellen, dass dies immer absichtlich passiert - die Anonymität im Netz trägt jedoch ihren Teil dazu bei. Genauso kann sich vermutlich niemand davon freisprechen, dass er nicht selbst ab und an mal "rumtrollt". Ich merke es ja selbst, dass ich das Ventil in Abständen auch mal aufdrehe - und zwar immer dann, wenn ich an Dingen anecke, die mich stören. In meinem Fall passiert das bspw., wenn jemand 200 Wörter ohne Punkt & Komma und Groß- & Kleinschreibung auf die Seite wirft.

Wie auch immer, die echten Trolle, die nur Stunk verbreiten wollen, kann man sowieso nicht "abstellen". Jeder sollte hier, je nach Gedultsfaden, zum Ignore-Button greifen. Eine andere Möglichkeit hat man leider nicht. Außerdem muss man lernen, dass man solche Angriffe niemals an sich heranlassen sollte - tatsächlich persönlich / ernst gemeint sind diese in den wenigsten Fällen (Stichwort Provokation).
 
Askat86 schrieb:
... aber dafür sollte es schlicht in jedem Forum oder sonstigem Kommunikationsmittel eine ignore-Funktion geben (die ich übrigens bei CB etwas vermisse) ...
Ich bin prinzipiell gegen Ignore-Funktionen, die mehr als PNs betreffen, weil niemand ausschließen kann, dass ein Mensch, den man in zwei drei Diskussionen absolut verachtet hat, in anderen Diskussionen sehr sachdienliche, diskussionsfreudige, sinnvolle Beiträge verfasst. Ich bin zehn Jahre im ComputerBase-Forum und habe sowohl Grütze als auch Hervorragendes geschrieben und gelesen, von mir und von anderen Personen. Ich würde niemandem das Recht absprechen, sich zu bessern. Eine Ignore-Funktion für PNs, wie sie auf CB ja existiert, kann nützlich sein - man sollte aber die Ignore-Liste stets nur als temporäres Mittel einsetzen.

Askat86 schrieb:
... Im Netz zu diskutieren ist wichtig, aber auch wesentlich schwerer als es von Angesicht zu Angesicht zu tun. ...
Der These würde ich widersprechen, weil ich schon mehrere Menschen im Real-Life erlebt habe, die sich von Angesicht zu Angesicht exakt genauso verhalten haben. Die brauchen das als Selbstbestätigung - sie fühlen sich als etwas besseres, wenn sich innerlich gelassen bleiben können, während sie jemanden zur Weißglut treiben - wenn man vor denen richtig ausrastet sieht man auch, wie denen das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht weicht. Mit der Motivation ihrer Selbstbestätigung gehen die nicht nur in Internetthreads, sondern treiben auch Verkaufspersonal in Fachgeschäften, Bibliotheksangestellte usw. usf. in Verzweiflung nur, damit sie sich innerlich darüber amüsieren können, dass der "Kommunikation"spartner "zu schwach" für sie ist. Naja, seelische Gewalt wird in unserer gesellschaft zu wenig thematisiert - die Trolle fühlen sich ja im Recht, weil sie niemandem körperliche Gewalt antun - aber wenn man einem von denen mal den kleinen Finger quetscht verklagen die einen wegen Körperverletzung.

dcc22 schrieb:
Diskussionen lassen sich nirgends führen. Wer dies mal live in einem Raum mit 20+ Leuten versucht hat, der geht nur Kopf schüttelnd heraus. ...
Dito und wie du schon gesagt hast - wir haben die Hierarchie hier ja, nicht nur mit manuellem Freischalten, sondern auch mit sehr erfahrenen Moderatoren. Deswegen ist das "Trollproblem" in Technik-Communities wie CB auch nicht so schlimm, wie bei SZ, FAZ oder Heise.

Valerus schrieb:
... Sie haben ein Problem mit wirklich kritischen Meinungen. ...
Doch, da wurde schon auch sehr viel getrollt, die haben nur sehr viel weniger erfahrene Moderatoren, als z.B. wir hier. Wenn Informationen gelöscht worden sein sollten, die "ausnahmslos richtig" gewesen seien, dann wären die Quellen zu diesen Infomationen auch interessant - denn oftmals sind diese dann doch weitaus weniger richtig, als sie behaupten zu sein. Ich hab als Jugendlicher rechtsextreme Propagandaflyer en mass gesehen und wurde persönlich, aber nicht erfolgreich als Parteimitglied geworben. Ich weiß, wie Propaganda funktikniert und meist sind die Medien, die es besser wissen, als SZ und FAZ dumpfe Propganda. Wenn schon Alternativmedium, dann Heise/Telepolis, weil sich da die Artikelautoren auch teilweise gegenseitig kritisieren - anders als bei diversen Blogs, die behaupten den Tellerrand der "offiziellen" Medien (warum sind die Blogs eigentlich weniger "offiziell"?) damit zu zerschlagen behaupten, dass sie eine noch eingeengtere Sichtweise haben.

fatty_doodoo schrieb:
... die immer aggressiver agieren und wohl niemals so mit anderen umgehen würden, wenn sie ihren Klarnamen nutzen müssten.
Wie oben gesagt: Doch, Trolle verhalten sich im Real-Life manchmal genauso. Und siehe auch den FAZ-Artikel aus dem letzten News-Absatz: Der zeigt nicht nur seinen "Klarnamen", sondern ist mit Foto in der FAZ zu sehen, wie er auf seiner Couch sitzt.
fatty_doodoo schrieb:
... Und nicht zuletzt hat auch die Ukraine-Krise gezeigt, wie schnell das Medium Internet dazu missbraucht werden kann, tausende Menschen aufzustacheln und zu manipulieren.
Das funktionierte vor der Erfindung des WWW aber schon genauso wunderprächtig. Es hat eine lange Tradition, dass beispielsweise die Amerikanische Öffentlichkeit nach Krieg schreit, wenn irgendwo in der Welt irgendwas passiert, und die gleiche amerikanische Öffentlichkeit plötzlich nach Frieden schreit wenn dann der erste Soldat stirbt. Oder schau dir nur mal die Geschichte des Pro-Choice-Pro-Life-Krieges in den USA an - die bewerfen sich seit Jahrzehnten mit Steinen und haben früher auch kein Internet gebraucht, um Morddrohungen gegen Abtreibungsärzte zu verschicken und diese teilweise auch in die Tat umzusetzen. In den 60er Jahren wollte sich vor dem Büro von McNamara ein Quäker als Protest gegen den Vietnamkrieg zusammen mit seinem Kind selbst in die Luft sprengen - ganz ohne Internet.
fatty_doodoo schrieb:
... mittlerweile nutzen auch Extremisten vermehrt die Anonymität des Internets aus, um ihren Hass unters Volk zu bringen.
Ja, aber vor dem Internet gab es jede Menge Fluggblätter, die JN hat Rechtsrock-CDs auf Schulhöfen kostenlos verschenkt usw. usf. - die Anonymität verändert an den Erfolgsaussichten solcher Sachen wenig. Ich ging auf ein gehobenes Gymnasium, das sich die Aufklärung quasi auf die Fahnen geschrieben hatte und auch dort waren 20% dem Nationalfaschismus zugeneigte Sozialdarwinisten und 75% waren zwar offen "irgendwie links", hatten aber kaum verstanden, warum eigentlich - nur gefühlte 5% waren bereit wirklich aufgeschlossen alles (also auch die "Ich weiß es besser"-Löusungsvorschläge der Möchtegernaufklärerpropagandisten) zu hinterfragen und ihren Geist aufzuklären.

Unterm Strich denke ich, dass wir mit unserer Forumskultur hier eine enorme Chance haben, die Gesellschaft zu verbessern. Denn die Trolle waren früher genauso voreingenommen, wie heute - aber heute bekommen sie gelegentlich Gegenwind und nur wenige Trolle schaffen es, ihre Borniertheit ewig aufrecht zu erhalten.

w33werner schrieb:
... trotzdem hatten angeblich hunderte diesen Kommentar empfohlen..
Ich glaube die wichtigste CB-Reform, die CB in seiner gesamten Existenz jemals vollzogen hat, war die Abschaffung des Karma-Buttons. Diese "Empfehlungen" werden halt meistens danach angeklickt, ob man mit der Haltung übereinstimmt und nicht danach, ob diese Haltung Konsequent, logisch hergeleitet wird, oder einfach nur als nachgeplappertes Vorurteil gepostet wird. Sieht man auch bei dem in der FAZ vorgestellten troll - für ihn zählt als Beleg, dass er so viel Zustimmung erntet, obwohl das ja eben gerade kein Gültigkeitskriterium sein kann - es wird aber von den jeweiligen Forenautoritäten unterstützt, so zu denken, wenn man solche Karma-Buttons anbietet, weil das Forum als Instanz damit Offiziell der Quantität der Zustimmung Wert beimisst.


w33werner schrieb:
... Ich persönlich glaube das eine vernünftige Diskussion sehr schwierig über ein Forum möglich ist, denn wenn ein Gegenargument vorgebracht wird, logt die Gegenseite sich oft einfach aus und geht nicht näher darauf ein ...
Im Real-Life loggen sich Diskussionspartner mitunter genauso aus - weil man im Real-Life auch sehr selten Zeit für ausreichende Reflexion hat. Mit meinem partner kann ich uch im Real-Life mündlich ordentlich diskutieren, weil mein Partner das aushält, wenn ich eine Weile überlege. Mit meinen über 11.000 CB-Kommentaren als Erfahrung würde ich, ohne das allerdings zuverlässig untersucht zu haben, grob schätzen, dass Forendiskussionen häufig gerade dann schief laufen, wenn die Teilnehmer anfangen die Diskussion in Real-Life-Zeit führen zu wollen - obwohl man sich hier durchaus auch mal Tage Zeit lassen kann, um eine Antwort zu formulieren (die dann besser wird!). Es ist manchmal gar nicht so einfach, dem zu entgehen, weil auch andere Leute antworten und man das dann auch alles erstmal lesen muss (sollte!), um nicht eine Antwort zu geben, die in der Zwischenzeit jemand anderes schon sehr ähnlich gegeben hat und während man dem vorgreiffen will, überhastet man sich und unterschlägt in der Hast fahrlässig, ohne Böswilligkeit, wichtige Aspekte und versteht Sachen falsch. Das ist aber ein anderes Thema als die richtigen Trolle, die auch Trolle sein wollen.

Alles in allem finde ich, diese News ist mal ein Anlass für mich "alten Hasen", ComputerBase für die unterm Strich doch sehr gute Moderation zu danken. Wir waren uns nicht immer einig und auch ich war in den zehn Jahren schon öfter ein Zankapfel, aber rücklblickend würde ich sagen, ich wurde verwarnt, wenn es nötig war mich zu verwarnen und auch private Diskussionen zu diesen Verwarnungen haben mich weiter gebracht. Ich bin nach zehn Jahren ComputerBase ein erheblich besserer Diskutierender, als ich es vorher war, und das zeigt für mich ganz persönlich, dass, trotz der ganzen Unkenrufe gegen das Trolling im WWW, die Internetforen doch eine sehr gute Sache sind.

Und die "Anonymität" ist schon eine wichtige Sache. Wir haben hier Threads in "Politik und Gesellschaft", in denen beitragend zu den Diskussionen auch persönliche Erfahrungsberichte veröffentlicht wurden, die mit Realnamen niemals veröffentlicht worden wären. Internetgegner sagen dann zwar gern, dass dadurch jeder alles behaupten könne, aber die Alternative, dass eben wie im Real-Life jeder alles verheimlicht, ist ja auch nicht besser. Um mal ein Beispiel zu nennen: Das Global Drug Survey ist der erste Versuch in dieser Welt überhaupt an Daten zu "gesunden" oder unauffälligen Drogenkonsumenten zu kommen, auch wenn die (bisher) keine Möglichkeit für eine repräsentative Statistik haben, weil der Personenkreis, der sich davon angesprochen fühlt halt auch wieder speziell ist. Freie Diskussion für freies Denken braucht einen Hauch Anonymität und bei schlimmen Rechtsbrühen ist diese Anonymität im Internet ja schnell aufhebbar - siehe Verfahren wegen Volksverhetzung.
 
Ravenwest schrieb:
Warum sollen wir diese Essenz des Internets aufgeben, weil sich ein paar Pussys angegriffen fühlen.

Das Internet ist aber kein rechtsfreier Raum und auch Beleidigungen sind im Internet strafbar - wie im realen Leben auch.
 
Die Vermischung der Betroffenen einer schlechten Netzkultur ist ebenso ein Problem was so für mich nicht akzeptabel ist.

Da haben wir einen 24j. Zocker der jetzt langsam beginnt erwachsen zu werden und vll. mehr an eine Familie denkt anstatt an das Geniessen der Freizeiten vorm PC. Klar , wenn er erwachsen wird dann findet er Tausendende sabbernder Kids nurnoch nervig , das er sich jetzt von seiner Seite aus über die Netzkultur beschwert ist schon eigenartig , er war sicher nicht anders wenn man sein Nickname auf Google Bilder eingibt. Ich sehe da einen sehr aufgeweckten lebhaften und wilden Burschen .

Als nächstes stellt sich herraus das der nächste Betroffene (weiblich) eigentlich nur ein Provokateuer war.

Jetzt melden sich die Gazetten als Betroffene auch zu Wort und schlagen in die gleiche Kerbe , aber gerade Sie tragen auch eine gehörige Mitschuld am Problem wenn der Unmut über die Berichterstattungen meinetwegen auch die schlechte Netzkultur anzieht. Und weil Sie alle Kritikresistent sind schieben sie´s auf die Trolle und haben einen perfekten Rechtfertigungsgrund .
 
Soviel selbst erdachtes, in guter Grammatik verpacktes umfangreiches Schrift- und Gedankengut in einer derart komprimierten Form habe ich noch nie in einem Forenthread gelesen.
Ziel muss es sein, dass so etwas auch ohne "Manuelle Freischaltung" möglich ist.
Es hat auf jeden Fall gut getan bis hierher zu lesen. Angenehm, informativ und mit tollen Argumentationsstrukturen - und es ist in einem Kommentarbereich einer Internetseite entstanden.

Hut ab - und mit :daumen: hätte ich es sicherlich auch ausdrücken können - aber Shortness ist die Ursache allen Übels im Netz - spätestens seit Twitter (wobei wir vorher alle per SMS üben durften).
 
Piktogramm schrieb:
An sich machen viele Medien auch nichts anderes als Trollen, emotionsgeladener, reißerischer Inhalt (mit Hang zum Bullshit) um Aufmerksamkeit zu generieren. Insofern wird da ein erfolgloser "Krieg gegen Trolle" von Stellen beklagt, die selbst trollige Vorbilder sind :/

Danke :D

Das ist wohl das Kernproblem. Trolle gibt es überall und sie machen vermutlich schon die Mehrheit aus. Einfach mal einen Livestream aus dem Bundestag ansehen. Im Schnitt dürfte das keine 10 Minuten dauern, bis es untragbar wird. Konstruktive, zivilisierte Diskussionsführung gibt es auf diesem Planeten eher nicht. Die Kriese in der Ukraine ist das perfekte Beispiel. Jeglicher Kommentar/Bericht dazu ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Trollpost. Leider. Manipulation wo man hinsieht. Dass sich die Trolle jetzt selbst bekriegen wollen entlockt mir schon ein Grinsen. Der einzige Weg m Trolle einzudämmen wäre vermutlich ein umfassender Verständnistest zum entsprechenden Thema vor der Meinungsäußerung. Aber dann wärs ziemlich still auf der Erde
 
fatty_doodoo schrieb:
Das Internet ist aber kein rechtsfreier Raum und auch Beleidigungen sind im Internet strafbar - wie im realen Leben auch.

Klar, aber ich würde auch im realen Leben niemals eine Beleidigung gegen mich anzeigen. Das wäre mir den Aufwand gar nicht wert. Mein Ego kann das gerade noch verkraften. Wenn ich beleidigt werde weiß ich ohnehin, dass die Diskussion wohl zu meinen Gunsten vorbei ist :D
 
Die Regierungstrolle (Russland) sind witzig - auf meta.tagesschau konnte ich neulich einen beobachten, der recht weit am Anfang mit üblen Grammatikfehlern, einfachstem von Englisch durchsetztem Deutsch und kruden Thesen sein Band abspielte. Als dann auf diesen Post reagiert wurde und Gegenfragen kam, antwortete der "selbe" User etwas später in perfektem, Duden-tauglichen Deutsch. Natürlich :rolleyes:
 
Ich frage mich wer sich heutzutage überhaupt noch von Trolls angesprochen fühlt. Davon gibt es so viele und nicht erst seit kurzem. Nein seit vielleicht einem Jahrzehnt machen die das Internet ein Stückchen sinnloser. Jetzt wird eine gesellschaftliche Debatte darauß? Also ich kann die ganzen Kommentare sehr gut filtern. Beste Methode gegen Trolls: Ignorieren. War immer so bleibt immer so. Mehr muss man zu dem Thema nun wirklich nicht sagen.... :rolleyes:
 
Zurück
Oben