Piktogramm schrieb:
Liebe Redaktion,
wenn man über Trolle schreibt und selbst in der Überschrift etwas von "Krieg" schreibt, also einer extremen Form der Radikalisierung ist das doch reichlich absurd. Denn Radikalisierung gegen Radikale, die in diesem Fall als Trolle bezeichnet wird hat noch nie geholfen. Das etablierte Medien die ihr an der Stelle im Text zitiert entsprechend selber solche Formulierungen wählen zeigt doch schon, dass das Problem nicht auf das Internet begrenzt ist. Das ihr dies gleich in die Überschrift übernehmen müsst... Autsch!
An sich machen viele Medien auch nichts anderes als Trollen, emotionsgeladener, reißerischer Inhalt (mit Hang zum Bullshit) um Aufmerksamkeit zu generieren. Insofern wird da ein erfolgloser "Krieg gegen Trolle" von Stellen beklagt, die selbst trollige Vorbilder sind :/
Eine interessante Anmerkung. Vielleicht wäre Kampf als Begriff neutraler gewesen, andererseits lässt das Ausgreifen der Trollkultur den Begriff doch nicht gänzlich falsch erscheinen - gerade, wenn man sich dessen Definition in
einem Schwarmlexikon anschaut. An der Überschrift würde ich mich vielleicht aber nicht unbedingt aufhängen, denn die soll natürlich Aufmerksamkeit nach sich ziehen und Interesse für ein Thema wecken. Zwischen aufreißerisch und provokant gibt es aber noch einen kleinen Unterschied.
Oberscht schrieb:
Unreflektiert Zeugs zitieren scheint hier bei CB Gang und Gäbe zu sein.
Der FAZ-Artikel ist selbst extrem polemisch geschrieben und natürlich werden Gegendarstellungen nicht erwähnt:
Links 3 und 4
Die angeblichen Morddrohungen gegen die gute Anita werden auch einfach mal als Fakt angenommen. Schonmal bemerkt, dass ihre Screenshots 12(!) Sekunden nach dem letzten Post kommen, und das, obwohl sie nichtmal eingeloggt ist? Ziemlich schnell, die Gute, oder? Dass sie eine Minute später direkt wieder um Geld bettelt, kommt auch keinem schief vor.
Nicht, dass es nicht Vollidioten gibt, die so ein Zeugs tatsächlich schreiben. Jack Thompson hat damals auch Morddrohungen gekriegt, aber da gab es keinen Hashtag-Aufschrei.
Wunderbare Berichterstattung. Gratulation.
Ja, schonmal bemerkt. Und diskutiert, in einem anderen Thread, die ganze Diskussion gibt es in den verlinkten Meldungen.
Nur besonders glaubwürdig fand ich das nicht. Also schon reflektiert. Die "gute Anita" und ihre Aussagen sind aber ohnehin nicht das eigentliche Thema.
TNM schrieb:
Als ob es gegen sowas nicht schon lange Lösungen gäbe (mit Trollen beschäftigt sich das Internet seit ich es selbst kenne, mind. 15 Jahre), nennt sich "ignore-Funktion" in Foren die technisch was taugen.
Soziale Kontrolle ist die beste Kontrolle, was in einem Raum mit 10 Leuten funktioniert, der der nur stört oder offensichtliche Dummheiten raushaut wird schnell ignoriert, wird auch im Internet, richtig umgesetzt, funktionieren. Da braucht man dann auch keine 100 Moderatoren um Trolle zu bannen, lasst User das selbst machen.
Das "Aufheulen" von Youtubern deren Inhalt selbst kaum besser ist als nen Troll (er zielt extra auf ein sehr junges Publikum) die sich dann über "nicht sinnvolle Kommentare" beschweren (wie man in den Wald ruft)
bis hin zu Medien die ihre Meinungsdeutungshoheit in Gefahr sehen wenn man sie sofort und brutal in ihren eigenen Foren darauf aufmerksam macht (und WIE OFT hat das Interne schon aufgedeckt wie falsch und manipulativ die Medien geworden sind, oder vielleicht schon immer waren, nur eben unentdeckt...)
[...]
Vielleicht ist tatsächlich Teil des Problems, dass der demokratische Diskurs Menschen zugänglich wird, die wenig Erfahrung mit Gesprächskultur haben. Ein weiteres Problem ist möglicherweise, dass schnell und gerne generalisiert wird - was fix in dogmatischen Positionen untermauert von Einzelfallbeispielen endet.
Zumindest Politikmeldungen großer Medien konnte man zwar noch lesen, die Kommentare aber waren von Trollen zerrissen. Da verwischen dann schnell Meinungen allein auf Basis einer dogmatischen Weltanschauung, gerne als Einzeiler, und berechtigte Kritik mit fundierter Begründung. Oder nimm den Spiegel, jede Meldung zu Lehrern wird von einem Rudel Stammtischempörter zerrissen, deren Meinung jeden Bezug zur Realität verloren hat. Und schon wird dem Medium vorgeworfen, Propaganda für faule Beamte zu machen, weil die am Stammtisch nun einmal einen "9 to 12"-Job haben müssen und die Kritik an der "einseitigen" Berichterstattung zu ignorieren.
"Falsche und manipulative Medien", wir und die anderen, da sind wir dann beim ältesten Topos überhaupt. Gerade weil es sich um Kampfbegriffe handelt, die immer Absicht unterstellen, torpediert man damit fix jegliche Art von Unterhaltung. Die Postmoderne scheint, wenn man sie nicht denn nicht immer in die Beliebigkeitsecke stellen möchte, insofern dann doch eine bessere Rahmung für Gespräche zu bieten als die neuerdings wieder beliebte Moderne. My 2 cents.
Vermutlich dauert es auch einfach, bis sich die Gesellschaft auf die neue Diskussionsplattform und -gruppe im Netz eingestellt hat, streng genommen handelt es sich um eine potentiell gravierende Neuerung: Ein egalisierender Diskussionsraum, quasi das virtuelle Abbild der griechischen Polis. Denn so gut funktioniert die soziale Kontrolle nun aktuell nicht. Was sind noch offenkundige Unwahrheiten, wie einfach lassen sie sich feststellen? Falsche und manipulative Medien, ich würde das derart generalisiert durchaus genau das nennen - ohne die Diskussion hier führen zu wollen. Landet schnell bei Grundsatzdebatten.
Morrich schrieb:
Das mit dem "gelassen ignorieren" sollten die Medien vielleicht auch mal beherzigen. Würde man solche Themen nicht dauernd groß als Aufmacher benutzen und wochenlang die Sau durchs Dorf treiben, würde es nämlich so gut wie niemanden interessieren.
[...]
Ein Problem verschwindet nicht, wenn man es totschweigt - gemessen an der Logik, dürfte es nicht einmal existieren -, sondern indem man es thematisiert. Tut man das nicht, endet das in Trolldiktatur.
hrafnagaldr schrieb:
[...]
Gerade Journalisten dürften m.E. aber gern ein etwas dickeres Fell beweisen. Gerade im Falle von Kommentaren oder eben auch schlechter Recherche muss man halt etwas einstecken können. Und auf berechtigte Kritik sollte man einfach generell eingehen (können).
Jein. Es gibt, zumindest für mich als Weichei (
), einen Unterschied zwischen berechtigter Kritik auf sachlicher Ebene und den damit oft einhergehenden Unterstellungen/Anfeindungen. Irgendwo steckt immer Herzblut in der Arbeit, da neigt man gelegentlich dazu, etwas empfindlicher zu reagieren bzw. manche Kommentare ungeachtet ihrer inhaltlichen Korrektheit eben zu ignorieren, die gewisse Konventionen unterlaufen. Man gilt schnell als eine Art Aushilfsluzifer, anonym fallen Hemmschwellen. Das sind Dinge, die Face-to-Face kaum jemand so bringen würde und wenn, dann eben verschwinden und nicht schriftlich öffentlich verewigt bleiben. Dann lässt sich auch leicht darüber lachen. Das wäre die andere Seite des Tisches.
Handysurfer schrieb:
[...]
Eine Zensur, welche ausgerechnet auch in diesem Thema stattfindet, ist ebenfalls der falsche Weg und erzielt keine Ergebnisse. Oder nach welchen Kriterien werden Beiträge nicht freigeschalten? Wenn der Moderator mit der Meinung einer Person nicht zufrieden ist, genauso wie die Überreaktionen auf Trolle?
Zensur ist dann doch noch etwas anderes. Unabhängig davon: Vermutlich hat sich die Moderation zwischengeschaltet, um ein befürchtetes Ausufern des Themas, sozusagen als ultima ratio, zu verhindern, ähnlich wie das z.B. bei Meldungen zu Apple gelegentlich der Fall ist. Die "Kriterien" kannst du in den Forenregeln nachlesen, genau diese werden angewandt. Falls jemand sehen möchte, was nicht "freigeschaltet" wird: Die Beiträge landen transparent im
öffentlich einsehbaren Aquarium, wo sie die Diskussion nicht zerschreddern. Bislang klappt das gut.
UltraWurst schrieb:
[...]
Von daher, ganz ehrlich und nicht mal böse gemeint:
Aber kehrt doch mal vor eurer eigenen Tür.
Lasst die Gegenseite doch auch mal in Form von Artikeln zu Wort kommen.
Stellt euch den Argumenten.
Beteiligt euch an einer Diskussion.
Nur so kann man Trolling bekämpfen.
Die Gegenseite zu Wort kommen lassen? Gerne. Du bist doch mit Thema super vertraut, leg doch genau diese Position (vielleicht sogar wissenschaftlich) im passenden Unterforum dar - vielleicht passt das als Leserartikel/Gastbeitrag, wir greifen soetwas bei passendem Niveau gerne auf! Wir haben in der Redaktion selbst ansonsten keine Fleischhauer/Augstein-Kombo am Start.
UltraWurst schrieb:
Auch der verlinkte Artikel auf Pixelwarte ist entweder schlecht recherchiert oder bewusst manipulativ.
Wer anprangert, daß es ein Spiel gibt, in dem man Anita Sarkeesian zusammen schlagen kann, dabei jedoch verschweigt, daß Anita Sarkeesian auf Twitter ein Spiel promotet hat, in dem man Randy Pitchford zusammen schlagen kann, disqualifiziert seine Aussagen dadurch selbst.
Mit einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung hat so etwas nichts zu tun.
Dann kann man diese Aussage des Artikels mit Gegenbeleg kritisieren. Das hat sehr viel mit wissenschaftlicher Auseinandersetzung zu tun. Wissenschaftlichkeit wird nicht am Ergebnis festgemacht, sondern an der Herangehensweise.