Wen wundert es, daß die Telekom jetzt selber Tiefbau betreiben möchte? Mich sicher nicht.
Das mit dem Stellenabbau mag ja unschön sein, aber diese Firma muß halt auch ihren Teil der Dienstleistung erfüllen und möchte nicht abgehängt werden.
Meine Erfahrungen dazu sagen nämlich alles.
Letztes Jahr hieß es endlich, in meiner Gegend beginnt der Glasfaser-Ausbau. Klasse, immerhin, besser spät als nie, auch wenn Länder wie Finnland oder Polen schon lange über das Internet in Deutschland lachen. Und Ausbau kostenlos mit neuem Vertrag. Also solch einen Vertrag abgeschlossen, der sogar 20 € teurer ist, aber auch schneller sein soll.
Denn aktuell surfe ich mit DSL-LTE-Hybrid. Diese komische Lösung, die einen Router mit SIM erfordert. Es ist an sich ok und hat eigentlich bislang gut funktioniert, allerdings kommt es wegen des LTE-Parts oft zu nervigen Abbrüchen.
Die Geschwindigkeit ist nicht das Problem, sondern das. Doof, wenn man einen Livestream schaut oder selber livestreamt. Anders geht es leider kaum, alles andere würde nur Telekom-Leitungen nutzen und die sind auf 7 Down/2 Up beschränkt, was im Zeitalter von HD- und 4K-Streaming nur eine arge Geduldsprobe wäre, und bei mehreren Leuten im Haushalt sowieso ungünstig, wenn der eine Netflix schaut, kann der andere nicht Youtube schauen und umgekehrt.
Die Alternative in meiner Gegend wäre so ein komischer Kraut-und-Rüben-Anbieter gewesen, von dem ich aber sicher keine Dienstleistungen beziehen wollte. Da stand schon mal vor ein paar Jahren so ein Honk vor der Tür aka Vertreter, hat so einen auf Kumpel gemacht und dummes Zeug geredet. Da ich jetzt nicht so sehr darauf stehe, von Fremden geduzt zu werden und man mit Scheinfreundlichkeit bei mir genau das Gegenteil erreicht, machte ich ihm klar, daß er besser ein Loch in der Landschaft hinterlassen möge, nicht zuletzt, weil ich die Apothekerpreise von denen schon damals kannte. Da war er doch schon recht perplex, offenbar so perplex, daß er trotz meiner nicht überhörbaren Antwort "nein danke" sein Visitenkärtchen im Briefkasten entsorgte, falls ich es mir nochmal überlegen sollte, was ich sicher nicht getan habe, da die Firma bei Facebook einen Bewertungsschnitt von 2,4 Sternen hatte und man sich jede Selbstverständlichkeit da für teures Geld vergolden lassen mußte(anständiger Upload hätte 5 € Premium-Preis im Monat gekostet - am Ende wären es auch nur läppische 10Mbit gewesen). Die Preise sind mittlerweile immer noch jenseits von gut und böse, knapp 50 € für eine 50/10-Leitung. Da hab ich bereits 2016 bei der Truppe aus Montabaur an einem anderen Wohnort weniger bezahlt.
Nun denn, im Juni erschienen dann die Bautrupps. Schon etwas komische Leute, uralter Mercedes-Truck, der wahrscheinlich bald ein H-Kennzeichen bekommen könnte(mit dem sie beinahe mein Tor in der Einfahrt niedergewalzt hätten), nicht der deutschen Sprache mächtig, aber buddeln konnten sie, das muß ich denen immerhin lassen. Nur leider offenbar recht falsch. Die Baustellenabsicherung war auch abenteuerlich, Bagger auf freier Straße herumgefahren und keine Absperrbänder. Ärger mit dem Ordnungsamt hatten die auch, weil teilweise Müllautos blockiert und Gehwege zugeparkt wurden, na ja, sagt auch schon alles. Irgendwann hatte man also tatsächlich einen Haufen orangener Kabel im Straßenboden versenkt und scheinbar hätte es danach losgehen können.
Nun, dann meldete sich die Firma, die die Leitung von den orangenen Kabeln aufs Grundstück legen sollte. Besichtigung und die waren schon euphorisch, daß sie gleich buddeln können. Tja, leider Pustekuchen.
Die Dödel von der Grobbaufirma(so nenne ich die jetzt mal) hatten nämlich gar nicht nach Plan gebuddelt. Ironischerweise hatten sie Pläne, aber nicht danach gebuddelt, weil niemand die beaufsichtigt hat. Da kann man ja schon froh sein, daß nichts anderes beschädigt wurde. Jedenfalls dort, wo unser Grundstück den Anschluß bekommen soll, liegen Wasser und Strom drunter, sogar eine Tafel der Wasserwerke, aber das interessierte die Grobis natürlich wenig, die betrachteten die eher als Malgrund und haben ihren komischen Pfeil für die anderen raufgeschmiert.
Wenn die andere Firma nun buddeln sollte, müßte man hier fast alles aufreißen(und eventuell Eigentum der Gemeinde beschädigen wie eine Rigole) und Pläne haben die leider auch nicht, ein Stück weiter wäre noch die Gasleitung...ich will weder eine Gasexplosion noch auf Wasser, Strom und Gas verzichten, logischerweise, dafür ist mir das neue Netz dann erstmal doch nicht wichtig genug. So richtig gut koordiniert war die zweite Firma leider auch nicht. Die waren täglich gerade drei Stunden erreichbar und bei Besuch zwei gabs natürlich wieder das Mißverständnis, daß man eben noch nicht buddeln konnte, da nicht so recht klar war, ob da erstmal der Bauleiter kommt oder nicht.
Na ja, man gab dann zu, daß die Grobfirma eh den Auftrag verloren hätte wegen der ganzen Schludereien, aber wer den ganzen Schlamassel nun fixen soll, wissen die auch nicht. Die selber mache ich gar nicht so sehr verantwortlich, die haben uns später sogar noch freundlicherweise Kontaktdaten einer anderen Firma zur Verfügung gestellt, die die Bauleitung macht. Der Bauleiter wollte angeblich die ganze Zeit schon zurückrufen. Jetzt wurde dieser endlich erreicht und nur wieder vertröstet worden.
Wann das endgültig was wird? Es steht anscheinend in den Sternen.
Von der Telekom selber wurde natürlich nie einer erreicht oder fühlte sich zuständig, wozu auch. Die geben alles nur an Fremdfirmen ab, die untereinander nicht koordiniert sind. Wie sagt man immer so - die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut.
Also nochmal fürs Protokoll: Vertragsabschluß im letzten Jahr im September, Bauarbeiten jetzt im Juni, jetzt haben wir Oktober und bislang - nichts. Außer daß hier und da im Ort paar orangene Kabel hinter Absperrbaken stehen, aber das schon seit Wochen. Mir wäre bislang auch nicht bekannt, daß einer schon neues Netz hat.
Da kann man ja nur hoffen, daß die Telekomiker aus den Fehlern gelernt haben und die eigene Tiefbauabteilung es auch bringt. Na ja, mal schauen, ob das dieses Jahr noch was wird mit dem neuen Anschluß.
Es ist ja auch Geld, was der Telekom flöten geht, denn jeder Monat ohne den neuen Vertrag sind halt 20 € weniger für die. Insofern kein Wunder, daß man sparen muß. Netto sitzen dann viele Kunden halt immer noch mit Aushilfslösungen wie dem LTE-Hybrid herum oder mit Steinzeit-Geschwindigkeiten.