tomgit schrieb:
Nein. Es gibt auch eine andere Richtung, nämlich nicht unnötige Technologien pushen und mal effizienter Arbeiten. Dabei meine ich nicht nur Hardware-Hersteller, sondern auch Softwarehersteller.
Oder warum muss seit Jahren die grafische Qualität in vielen Szenarien stagnieren, während der Leistungsbedarf steigt? Ist es wirklich notwendig, heute bei Spielen eine Mindestanforderung zu haben, womit früher selbst "ineffizient" optimierte Spiele ohne Probleme liefen, und dabei nicht nur besser ausschauten, sondern auch besser liefen?
Muss es wirklich Raytracing sein, wenn man Jahre davor bereits mindestens so gut ausschauende Reflektionen mit weniger Leistungsbedarf produzieren konnte?
Naja, die Frage ist ja immer: Wer enrtscheidet, was nötig ist und was unnötig...?
Nötig ist meine 3080 sicher nicht - aber wenn es danach geht, ist vieles nicht
nötig, was ich im Haus habe. Selbst den Tiefkühler bräuchte es nicht unbedingt, wenn wir anders haushalten würden.
Raytracing nutze ich selbst noch nicht, hab kein Spiel, das das unterstützt - aber was damit in ein paar Jahren möglich sein könnte, ist schon cool.
Ist es nötig: Nein. Macht es Spaß: Ja.
Hat irgendjemand auf diesem Planeten abseits der Wirtschaft einen konkreten Nutzen davon: Kann ich nicht beurteilen.
tomgit schrieb:
Ist das jetzt eine Grundsatzdiskussion, wie man sie vor einem, bald zwei Jahren hatte? Uneingeschränkter Konsum ist ein Grundrecht?
Irgendwo ja schon, oder? Es hängt alles miteinander zusammen, und jetzt "nur" auf die 300-600 Watt Grafikkarte zu schimpfen, greift für mich definitiv zu kurz.
tomgit schrieb:
Keiner braucht Raytracing, keiner braucht unbedingt 4k Gaming - de facto zeigt ja besonders Nvidia, dass man 4k auch gut vortäuschen kann. Und VR ist oft genug ein Flop gewesen, dass man auch darauf hat verzichten können. Bis vor wenigen Jahren war auch keins davon wirklich ein Thema, also wo ist es ein Verzicht, wenn es für die allermeisten noch nicht einmal ein Status Quo ist?
Raytracing nutze ich wie gesagt bis jetzt noch nicht, 4K-Gaming auch nicht, und mein TV kann auch nur 60 Hz. Aber in der Tat zocke ich derzeit fast nur noch ne Handvoll Spiele in VR - und zwar grafisch aufwändigere Simulatoren, nicht grad Beat Saber
Das ist schon cool.
Ist es nötig: Nein. Macht es Spaß: Ja.
Hat irgendjemand auf diesem Planeten einen konkreten Nutzen davon: Ja, u.a. die Medizintechnik.
tomgit schrieb:
Für den Strombedarf einer
MSI RTX 3090 Gaming, welcher sich wohl bei 390W einpendelt, kann man 20 Akkus eines
Galaxy S21 Ultra (19,4Wh) aufladen oder aber
9 Mac Minis betreiben. Und ich hasse selbst den Vergleich mit Apple zu bringen, aber das ist wohl leider die einzige Firma, die es noch hinzubekommen scheint, halbwegs effiziente Hardware zu produzieren.
Ja, aber bei nichts, was du aufgeführt hast, ist die direkte Implikation so groß wie bei den Grafikkarten. Der Benzinbedarf bei Fahrzeugen pro PS sinkt - wenn auch nur leicht - seit Jahren, auch Flüge werden tendenziell effizienter. Zeitgleich haben wir aber Grafikkarten, welche größtenteils den Leistungsgewinn praktisch 1:1 durch höheren Energiebedarf erkaufen. Und wenn man sich anschaut, wo die GPUs jetzt schon hängen, ist es doch gar nicht so unwahrscheinlich, dass wir dieses Jahrzehnt noch zu dem Bedarf kommen, wo ein solcher Anschluss nicht mehr ausreicht. Zumal jetzt schon die
GPUs Spikes von jenseits der 500W erreichen. Und nicht eine dieser GPUs wird in Mining-Rigs landen, sondern ganze Batterien.
Wenn wir die ganze Zeit nur schreien "Ja, aber die anderen!" und nicht endlich mal vor der eigenen Türe kehren, kommen wir letztlich auch nicht weiter.
Da bin ich rein theoretisch absolut Deiner Meinung.
Aber auch da ist das System als ganzes "Schuld" dran, der Kapitalismus (und nein: Ich bin kein Kommunist
) und damit auch wir als Konsumenten:
Heute gilt ausschließlich "schneller, höher, weiter". Es gibt kein vernünftiges Maß mehr, keine Zurückhaltung. Wenn "ich" die Funktionalität und die Leistung heute haben kann, warum sollte "ich" dann auf eine vielleicht bessere Effizienz morgen warten...? Klar ist das zum Kotzen, und ich nehme mich da tatsächlich auch an vielen Stellen mittlerweile arg zurück. Ich brauche zum Beispiel in 99,9% der Fälle keine NextDay-Lieferung von Amazon-Prime - wenn die Sendung 2-4 Tage braucht, ist das eben so. Kleinere Einkäufe erledige nach Möglichkeit immer zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Ich fahre meinen Civic seit acht Jahren durchgehend im Eco-Modus; ich glaub, ich hab den vielleicht bei zwei oder drei Gelegenheiten mal deaktiviert, wo ich dann echt mal Antritt brauchte. Ansonsten braucht er dann eben zehn oder zwanzig Sekunden länger, bis er auf 120 oder 140 ist - ich muß das Gaspedal nicht bis zum Bodenblech durchdrücken (das mach ich dann in Project Cars in VR
).
Lauter solche Kleinigkeiten eben. Ist also nicht so, als würde zumindest ich nicht auch vor meiner Haustür kehren. Aber - um in dem Bild zu bleiben - wenn unsere Straße den "Preis der saubersten Straße" gewinnen will, nutzt es nichts, wenn ich vor meiner Tür auch noch die letzten drei Moosklumpen und Laubblätter wegfege, solange andere in der Nachbarschaft absolut keinen Handschlag rühren. Der Gesamtlevel und die Gesamteffizienz - die ersten 80% - müssen erstmal gewuchtet werden, bevor ich mir um die letzten 20 und insb. die letzten 20 bei Otto-Normalverbraucher Gedanken mache.
Und bitte richtig verstehen:
Ich bin sehr für Umweltschutz, CO2-Reduzierung und Energieeffizienz.
Aber auch und gerade global gesehen wird keiner von uns in Deutschland diesen Planeten retten, wenn er sich zu 100% verleugnet / ändert, während in anderen Teilen der Welt Energie verschleudert wird.
Soll nicht heißen: Nichts tun. Um Himmels Willen nicht.
=> Ich tue, was ich kann, bis zu einem gewissen Punkt, s. oben - aber dann haben Politik und Wirtschaft bitte ihrerseits erst einmal dafür zu sorgen, daß auch andere Bereiche nachziehen - und zwar global - nicht nur in NRW, Bayern oder Deutschland.