DerOlf schrieb:
Bevor ich selbst versuche, das zu erklären, verlinke ich einfach ein Video von Mailab.
Keylan schrieb:
Das ist ja auch die ewige Krux mit Kooperation vs Egoismus.
NedFlanders schrieb:
Bei der Klimapolitik sehe ich das Problem, dass diese von oben verordent und quasi wie eine Religion durchgezogen wird ohne Abwägung auf andere Dinge und Probleme. Dagegen sträuben sich zu Recht die Menschen. Eine entsprechende Bewegung kann nicht von oben verordnet werden
Zu dem Thema halte ich folgendes Video für interessant, zumindest bis Minute 19:17:
Egoismus - Nur anerzogenes Verhalten ? Richard David Precht bei Planet Wissen
Da taucht auch das Ultimatum-Spiel auf, das angelehnt ist an das Beispiel aus Mai This Video von
@DerOlf. Interessant finde ich das, was Precht von
09:47 bis 10:47 sagt, das trifft super gut auf uns hier in diesem Thread zu.
Von
25:53 - 26:55 sagt Precht das in meinen Augen wichtigste, zusammengefasst: Unser moralisches Verhalten hängt nicht so sehr ab von unseren Überzeugungen und Werten, sondern von den Umständen und vom Umfeld.
Dazu gibt’s was Interessantes aus dem letzten Buch von Harald Welzer (Nachruf auf mich selbst):
Es gab vor einigen Jahren eine Studie zum Verhalten von Menschen, die während der NS-Zeit Verfolgten geholfen und sie gerettet haben, und eines der erstaunlichsten Ergebnisse dabei war, dass viele derjenigen, die zu Helfern und Rettern wurden, gar nicht als altruistische Persönlichkeiten geboren waren, sondern eher durch
Zufall in eine Situation kamen, wo sie helfen sollten oder mussten - weil sie eine Gartenlaube besaßen, die als Versteck genutzt werden konnte, oder Arzt waren und ein verstecktes krankes Kind behandeln konnten. Ganz oft war es so, dass solche Personen regelrechte Helferkarrieren entwickelten - also manchmal erst widerwillig auf eine Bitte um Hilfe eingegangen sind ("Aber nur dieses eine Mal!"), sich aber nach ein paar Monaten als regelrechte Profis des Helfens mit mehreren Verfolgten im Versteck und einem ihnen selbst zuvor unbekannten Organisationstalent wiederfanden.
Was heißt das? Zweierlei: Erstens, dass ein Schritt, den man macht, immer eine Richtung vorgibt. Der immer gleiche Schritt erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man auch die folgenden Schritte in derselben Richtung absolviert; der eine ungewöhnliche Schritt erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die nächsten Schritte der Abbiegerichtung folgen. Zweitens: Ein ungewöhnlicher Schritt, von einem selbst ausgeführt, lässt einen das eigene Selbst anders erleben, man entdeckt, was man auch kann, wie man sich und seine Ängste überwindet, wie einem Menschen in dieser Situation begegnen.
Und hier knüpfe ich an das an, was Richard David Precht bei
18:47 sagt. Er spricht dort von einem „Züchtungsprogramm zum Egoismus“ von dem wir tagtäglich umgeben sind und meint damit die Werbung. Wenn
@NedFlanders sagt:
„
Bei der Klimapolitik sehe ich das Problem, dass diese von oben verordent und quasi wie eine Religion durchgezogen wird ohne Abwägung auf andere Dinge und Probleme.“
dann denke ich mir: Wir haben doch bereits eine Religion, die uns durchzieht, nämlich Marketing und Werbung.
Der oben schon mal erwähnte Michael Andrick bezeichnet Marketing so:
Das Marketing produziert okkulte Nicht-Eigenschaften des Produkts, die dem potentiellen Käufer in betrügerischer Absicht als tatsächliche Qualitäten vorgeführt werden. Und Werbung so:
Werbung ist ihrem Wesen nach sachlich grundlose Unterscheidung. Deshalb hört Werbung von selbst auf, wenn ein Produkt oder eine Dienstleistung konkurrenzlos ist. Es gibt keine Werbung des Wasserwerks. Man braucht keine Werbung, wenn niemand betrogen werden muss.
Natürlich werden wir faktisch nicht gezwungen, Werbung anzuschauen oder anzuhören. Theoretisch kann man sich Werbung entziehen. Aber praktisch ist es kaum möglich. Und hier wird eben Egoismus im großen Stil gefördert, und das fängt bei Kindern an, sobald sie mit Fernsehen, Radio, Zeitung oder Internet in Berührung kommen.
Eine vergleichbare Förderung des Gemeinwohls sehe ich nicht in unserer Gesellschaft.
Revan1710 schrieb:
Nehmen wir einmal an, dass in ein paar Jahren alle LKW und Schiffe mit grünem Wasserstroff betrieben werden, dann ist das für mich bspw. ein Szenario, bei dem wirtschaftlicher Wachstum mit Klimaverträglichkeit vereinbar ist - selbst wenn es dann mehr Lastwagen/Schiffe gibt und dadurch mehr Ressourcen verbraucht werden, ist der Mehrverbrauch an Wasser doch erstmal unbedenklich.
Grundsätzlich ja. Aber die Herstellung von Wasserstoff ist enorm energieintensiv. Woher soll diese Energie stammen?